Handwerk im Herbst vom 7. Oktober 2006 - page 2

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Die Kolumne:
Fleischwurst-Herbst
Was schmeckt besser
als ein Stück frische
Fleischwurst vom Flei-
scher meines Vertrau-
ens um die Ecke, mit
einem noch leicht war-
men und knusprigen
Brötchen? Der Ge-
schmack von gutem,
vielleicht auch defti-
gem Essen ist unbe-
schreiblich. Es ist ein
Vergnügen und ein
kleiner Luxus, den ich
mir gerne leiste. Natür-
lich haben wir im
Herbst 2006 nicht ohne
Grund ein paar Flei-
schereien mit ihren ver-
führerischen Angeboten, die nur für Sie, verehrte
Leserinnen und Leser, bestimmt sind, aufgesucht.
Gegen Fleischskandale helfen nur Produkte, die
aus Erfahrung und Überzeugung gut sind. Und
damit kann auch manche totgesagte kleinere Flei-
scherei wieder hochkommen, dank der Qualität
ihrer Produkte (auch wenn es hier und da ein we-
nig teurer sein sollte, wenn dies überhaupt so ist),
dank der Freundlichkeit der Mitarbeiter im Ser-
vice und dank der vielen ins Zwielicht geratenen
Massen- und Billigprodukte.
Zu den Themen von „Handwerk im Herbst“ ge-
hört die Ehrung von Betrieben und Ehrenamts-
trägern durch die Handwerkskammer Koblenz.
Sie wird für uns alle die Möglichkeit sein, Danke
zu sagen. Danke für 15, 20, 25 oder über 40 Jahre
Ausbildung oder Unterstützung junger Leute, die
Männer und Frauen im Ehrenamt (z. B. als Lehr-
lingswart) oder in den Prüfungsausschüssen ge-
leistet haben.
Und da wir gerade wieder beim Besonderen sind,
berichten wir über Handwerks-Preisträger in
Deutschland und in den USA. Wir verweisen auf
Existenzgründer und Vater-Sohn-Geschichten, auf
Betriebsjubiläen und Leistungswettbewerbe für
junge Handwerker sowie über Aufkleber für Ge-
sellen und Meister. Wir berichten über Austausch-
programme für Lehrlinge und den Tag der
Chancengarantie am 26.10. Einem Tag für alle,
die bisher in Sachen Ausbildung noch leer ausge-
gangen sind und die Hoffnungen und Angebote
benötigen. Wir bieten sie.
Was bleibt noch? Da sind die Handwerksprofis
für die TuS Koblenz und den Umbau des Koblen-
zer Stadions.
Also, schauen und lesen Sie selbst.
Meister
‘06 &
Gesellen
‘06
Neue Aktion im Rahmen der „Morgen Meister!“-Kampagne des Handwerks – Aufkleber gibt’s bei der HwK
„Ich bin Meister! Für mich bedeu-
tet das sehr viel“, drückt Elektro-
technikermeister Matthias Covi sei-
nen Stolz aus. Für den 23-Jährigen
aus Arzbach ging es nicht nur um
eine fachlich oder betriebswirt-
schaftlich fundierte Ausbildung.
„Für mich bedeutet der Meister-
brief auch, den 1948 gegründeten
Familienbetrieb weiterzuführen.“
Unternehmerin in der nächsten Ge-
neration ist auch Tischlermeisterin
Christiane Noss. „Als mein Vater als
Meister und Betriebsinhaber vor gut
zwei Jahren unerwartet starb, hatte
das nicht nur eine persönliche Kom-
ponente, es ging auch um die Exis-
tenz unseres Betriebes ‘Fensterbau
Noss’. Meine Mutter ist seitdem Be-
triebsleiterin. Ich habe mich direkt
zumVollzeit-Meisterkurs angemeldet
und jetzt die Prüfung bestanden. Ich
bin sehr stolz auf meinen Meister-
brief und werde das Unternehmen
weiterführen“, erzählt die 25-Jähri-
ge aus Neuwied.
Der Meisterbrief im Handwerk steht
hoch im Kurs, die Junghandwerker,
die sich den monatelangen Anstren-
gungen stellen, sehen klare Perspek-
tiven für ihre berufliche und persön-
liche Zukunft. Die Grundlage dafür
haben sie mit ihrer Lehre gelegt. Die
abgeschlossene Berufsausbildung er-
füllt sie mit Stolz und Freude.
Evelin Haucke freut sich als jahr-
gangsbeste Gesellin im Feinwerk-
mechanikerhandwerk auf den Prak-
tischen Leistungswettbewerb. „Ge-
selle ‘06 - darauf bin ich stolz, nicht
zuletzt, weil ich die Prüfung nicht nur
irgendwie bestehen wollte, sondern
möglichst gut. Note 2 in der Praxis,
Note 1 in der Theorie sind dabei raus-
gekommen“, freut sich die 22-Jähri-
ge, die beim Wasser- und Schiff-
fahrtsamt gelernt hat.
Die 19-jährigeAugenoptikergesellin
Sandra Urmetzer bedankt sich bei
ihrem Lehrbetrieb. „Ich bin happy
und stolz auf den Gesellenbrief. Die
Prüfung war nicht einfach, aber dank
meinerVorbereitung und einer Super-
ausbildung war es schließlich kein
Problem, zu bestehen.“
„Ziel erreicht! Ich bin Geselle!“, zieht
Markus Heusing Bilanz, nachdem er
bei Elektro Pretz in Koblenz ausge-
lernt hat. „Mit 27 Jahren etwas spä-
ter, aber ordentlich. Eine Lehre muss-
te ich abbrechen, da das Unterneh-
men zumachte, dann folgte erst ein-
mal die Bundeswehrzeit. Nun habe
ich meinen Gesellenbrief in der Ta-
sche und bin richtig stolz darauf!“
Gleich zwei Aufkleber könnte sich
der 25-jährige Dachdecker- und
Klempnermeister Jürgen Krohn auf
sein Auto kleben. „Meine Meister-
briefe stehen nicht nur für fundiertes
Wissen - sie sind auch Einstieg als
Mitgesellschafter bei Reiner Dach in
Dörth. Hier habe ich als Lehrling
meine ersten Erfahrungen gesam-
melt, war hier Geselle und bin nun
Meister!“
Jürgen Krohn ist gleich zweifacher
„Meister ’06“ und zu Recht stolz auf
den erreichten Berufsabschluss. Der
Dachdecker- und Klempnermeister
erwirbt zudem Geschäftsanteile am
Unternehmen „Reiner Dach“.
Ihr
Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert
Schreiben Sie mir, wenn Sie Kontakt wünschen:
Hauptgeschäftsführer Dr. h.c. mult. Karl-Jür-
gen Wilbert: „Wurst vom Fleischermeister
schmeckt und ist gesund!“
Fleischkauf ist Vertrauenssache
Obermeister Wolfgang Lautenbach
Transparenz und Qualität sind für Wolfgang
Lautenbach Schlüsselbegriffe,
wenn es darum geht, wie das
Fleischerhandwerk auch in Zeiten
von Gammel- und Gefrierfleisch-
Skandalen beim Verbraucher punk-
ten kann. „Unsere Betriebe
schlachten entweder selber oder
sie beziehen ihre Ware ausnahms-
los von verlässlichen und
qualitätsbewussten Erzeugern zur
Weiterverarbeitung“, betont der
Obermeister der Fleischer-Innung
Bad Kreuznach und selbstständige
Fleischermeister in der Salinen-
stadt. „Daneben zeigen sie dem
Kunden jederzeit gerne auf, auf
welchem Weg die Wurst in die
Auslage kommt. Fleischkauf, und
das wird gerade wieder in diesen
Tagen deutlich, ist Vertrauenssa-
che.“
Auch Lautenbach konnte feststellen, dass der
Verbraucher offenbar ein gutes Gespür dafür hat,
in welchen Geschäften er sich sicher sein kann,
dass er dort nur hundertprozentig frische und
saubere Ware bekommt. In seinem Betrieb
drängten sich in den vergangenen Wochen noch
mehr Kunden als in skandalfreien Zeiten. „Kurz-
fristig wirken sich solche Dinge sicher belebend
aus“, unterstreicht der Obermeister. Wenn die
erste Hysterie um verdorbenes Rind- oder
Schweinefleisch erst mal verflogen sei, würden
viele Verbraucher aber wieder lieber zu den
Billigangeboten aus dem Discounter greifen.
„Wenn ein Supermarkt ein Kilo Fleischwurst für
2,50 Euro verkauft, dann ist das ein Preis, der
absolut nicht realistisch ist. Für diesen Preis
kann niemand ordentliche Ware produzieren und
gleichzeitig noch etwas Geld damit verdienen.“
Lautenbach hofft nun auf die Politik: „Viele
Fleischer würden es begrüßen, wenn es gesetz-
lich verboten wäre, Lebensmittel wie Fleisch
oder Käse unter dem Einstandspreis zu verkau-
fen.“ Dass der jüngste Fleischskandal auch zu-
gleich der letzte bleibt, glaubt er trotzdem nicht:
„Einige schwarze Schafe wird es vermutlich im-
mer geben“, befürchtet er.
Eigene
Schlachtung
„Passfotos“ sind noch keine abge-
bildet, aber ansonsten ähnelt so ein
„Rinderpass“ doch in vielem einem
bürgerlich-menschlichen Ausweis.
Tag und Ort der Geburt, Rasse, Ge-
schlecht, Ohrmarkennummer: Die
Herkunft jedes einzelnen Tieres,
das Fleischermeister Frank Scheid
aus Lahr imVorderhunsrück in sei-
nem Betrieb schlachtet oder weiter-
verkauft, liegt so offen vor ihm wie
die Seiten eines Buches.
„Wir beziehen unser Schlachtvieh
überwiegend von Bauern aus dem
Hunsrück und der Eifel“, erklärt der
Fleischermeister. Einige ausgewähl-
te Viehwirte aus dem Allgäu und
Niedersachsen zählen ebenfalls zu
seinen Lieferanten. Doch auch Kühe
und Bullen, die auf den Weiden des
23 Mitarbeiter starken Familienbe-
triebs aufgewachsen sind, verarbei-
ten Scheid und seine Fleischerkol-
legen nach der Schlachtung
selbst. Nicht umsonst be-
zeichnet der Meister, der
auch leidenschaftlich Vieh-
wirtschaft betreibt, sein Un-
ternehmen als „unseren klei-
nen Abenteuerpark“.
Dort sind die Scheidschen
Wiesen, auf denen nicht nur
Schlachtvieh, sondern auch
mehr als 20 Milchkühe gra-
sen. Da ist das große, in ei-
ner ehemaligen Schule un-
tergebrachte Schlachthaus,
in dem die Tiere ausgebeint
werden. In Kastellaun und in
Treis-Karden schließlich be-
finden sich die beiden
Scheid-Filialen, die damit
werben können, dass ihre
Fleischermeister Scheid aus Lahr betreibt auchViehzucht
Steckbrief: Metzgerei Scheid GmbH, Lahr
Gegr. 1974
|
23 Mitarbeiter, 6 Fleischer (2 M., 1 L.)
|
eigene Schlachtung,
Viehwirtschaft, Partyservice
|
Tel. 02672/ 7164
|
Frank und Petra Scheid mit ihrer „Lacher“. Sie gehört schon fast zur Familie ...
Fleisch- und Wurstwaren garantiert
aus eigener Schlachtung und oftmals
sogar aus eigener Aufzucht stam-
men. Mehr Transparenz, mehr Si-
cherheit in punkto Fleisch ist kaum
denkbar.
Von Wurst bis Partyservice
„In unseren Filialen wird die ange-
lieferteWare küchenfertig weiterver-
arbeitet“, sagt Hauswirtschafts-
meisterin Petra Scheid, die im Be-
trieb ihres Mannes den Bereich Par-
tyservice übernommen hat. „Unse-
re Kunden wünschen überwiegend
gute Hausmannskost. Dazu gehört
auch, dass jeder, der etwas bei uns
bestellt, eine ordentliche Portion
Fleisch auf den Teller bekommt“,
weiß sie um die Wünsche ihrer
Kundschaft. Dass für die Zuberei-
tung nur frische und hochwertige
Ware in Frage kommt, versteht sich
für sie von selbst. „Tiefgefrorenes
Fleisch gibt es bei uns grundsächlich
nicht“, betont sie. Mehr als ein Dut-
zend Fleischereien in der Region, die
die „Scheid GmbH“ mit Frisch-
fleisch beliefert, wissen so viel Qua-
litätsbewusstsein zu schätzen und
vertrauen den Leistungen der Hand-
werker - genau wie später jenen die
Kunden vertrauen.
Schweinisch
gut
FleischermeisterAndries serviert Schnitzel aus eigener Schlachtung
Frank und Dagmar Andries mit ihrer
Spezialität, demMoselschinken.
Für Rindersteaks gilt das-
selbe wie für Schweine-
schnitzel: Fleischermeister
Frank Andries aus Mese-
nich an der Mosel weiß ge-
nau, woher das in seinem
Hotel-Restaurant zubereite-
te Fleisch stammt.
„Unsere Schweine kriegen
wir immer montags von ei-
nem Bauern vom Müdener
Berg angeliefert, unser Rind-
fleisch beziehen wir aus-
schließlich von Viehwirten
im Landkreis Cochem-Zell“, betont
Andries, der den vom Großvater ge-
gründeten Betrieb vor 15 Jahren
übernahm. Mag es auch nicht jeder-
manns Sache sein: Wenn montags im
HauseAndries Schlachttag ist, schau-
en regelmäßig einige Mesenicher
Kinder dabei zu. „Unser fünfjähriger
Sohn Kevin findet es nicht so appe-
titlich, aber für Marvin, unseren Drei-
jährigen, ist das Ganze unheimlich
faszinierend“, erzählt Andries.
Bei jeder Schlachtung eine Selbst-
verständlichkeit: Jedes Schwein, das
getötet wird, bekommt vorher eine
Strombetäubung. Veterinäre und
staatlich geprüfte „Fleischbeschauer“
achten darauf, dass Andries und sei-
ne Kollegen während des Schlachtens
alle Gesundheits- und Tierschutzvor-
schriften befolgen.
Spezialität nach uraltem Rezept
Zu den Spezialitäten aus eigener
Schlachtung zählt im Hause Andries
neben dem herzhaften „Moselschin-
ken“ die Weinsülze, ein nach einem
uralten Rezept zubereitetes Fleisch-
gericht, das Frank Andries für seine
Gäste selber kocht. Wie gut diese und
andere Wurst- und Fleischspeziali-
täten von der Mosel sind, ist auch der
Redaktion der Fachzeitschrift „Der
Feinschmecker“ nicht entgangen.
2003 nahm das Gourmet-Magazin
den Mesenicher Fleischerbetrieb in
die Liste der „400 besten Metzgerei-
en Deutschlands“ auf. Nur einen
Punkt mehr und die Fleischerei
Andries hätte es sogar unter „Die
Besten 25“ gebracht. „In diesem Jahr
fehlte uns einfach die Zeit, um an
demWettbewerb teilzunehmen“, sagt
Frank Andries. „Aber im nächsten
Jahr wollen wir in Sachen ‘Fein-
schmecker’ wieder angreifen.“
Steckbrief: Metzgerei Andries, Mesenich
Gegr. 1921
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eigene Schlachtung, Partyservice
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5 Mitarbeiter (1 Meister,
1 Lehrling)
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Tel. 02673/ 4578
|
Gesellen
bei der HwK-Gesellenprüfung, Tel.: 0261/ 398-641, Fax: -645,
E-Mail:
Meister
bei der HwK-Meisterakademie, Tel.: 0261/ 398-415, Fax: -990,
E-Mail:
Infos und Bestellung der Aufkleber für ...
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