Handwerk im Herbst vom 7. Oktober 2006 - page 11

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In Rekordzeit bescheren hiesige Handwerksbetriebe der TuS Koblenz ein Zweitliga taugliches Stadion
Von der 1.200 Lux hellen Flutlicht-
anlage bis zur überdachten Tribüne
für mehr als 2.000 Gäste: Einen
insgesamt 29 Punkte umfassenden
Auflagenkatalog hatte Zweitliga-
Aufsteiger TuS Koblenz abzuarbei-
ten, damit der Verein seine Bundes-
liga-Heimspiele imStadionOber-
werth austragen darf. Eine echte
Herausforderung für die ausfüh-
renden Handwerksbetriebe, zumal
sämtliche Arbeiten innerhalb kür-
zester Zeit zu erledigen waren.
Doch die beteiligten Firmen gaben
Vollgas und bewiesen einmal mehr:
Das Handwerk im nördlichen
Rheinland-Pfalz ist längst Bundes-
liga reif.
12.000 Fans waren es gegen Lever-
kusen, 8.500 kamen gegen Fürth und
Burghausen und wenn Anfang No-
vember der große 1. FCKöln in Kob-
lenz gastiert, wird das ehrwürdige
Stadion Oberwerth vermutlich zum
ersten Mal seit vielen Jahren wieder
ausverkauft sein. „Ich kannmich noch
gut an die Zeiten erinnern, als hier
samstags kaum mehr als 300 Zu-
schauer waren“, erzählt Elektriker-
meister Dieter Dillmann, der TuS Ko-
blenz schon in jenen mageren Jahren
die Treue hielt, als der Verein in die
Verbandsliga abgetaucht war und die
Gegner nicht SC Freiburg oder TSV
1860München, sondern SGEllingen-
Bonfeld oderVfL Oberbieber hießen.
Dillmann: „Wann immer ich ein frei-
es Wochenende hatte, stand ich bei
Heimspielen auf meinemStammplatz
drüben auf der Gegengeraden.“
Morgens als Elektriker,
abends als Fan im Einsatz
Gut 30 Jahre ging das so. Bis bei
TuS Koblenz ein neuer Trainer na-
mens Milan Sasic anheuerte und die
umformierte Mannschaft innerhalb
von drei Jahren aus der Viertklassig-
keit in die Zweite Bundesliga führte.
Wo zuvor ein paar hundert Zuschau-
er standen, drängten sich jetzt meh-
rere tausend. Hatte die Deutsche
Fußballliga (DFL) zuvor keine nen-
nenswertenAnforderungen an die Be-
schaffenheit der Besucherränge ge-
stellt, so musste jetzt eine überdachte
Sitzplatztribüne mit einem Fassungs-
vermögen von mehr als 2.500 Zu-
schauern her. Doch damit nicht ge-
nug: Nicht weniger als 29 verschie-
dene Bereiche umfasste dieAuflagen-
liste, in denen der Fußballverein und
insbesondere die Stadt Koblenz als
Eigentümerin des Stadions schleu-
nigst „aufzurüsten“ hatten. Eine der
Anforderungen: Unter anderem
musste der Verein für eine leistungs-
starke Beschallungsanlage sorgen.
Koblenz, Stadion Oberwerth, am
Morgen vor dem schweren Aus-
wärtsspiel der TuS in Kaiserslautern.
In einem Hochcontainer gleich vor
der Haupttribüne überprüft Elektri-
kermeister Dieter Dillmann von der
Koblenzer Firma Elektro-Thomas die
neu installierte Beschallungsanlage.
„Falls ein Katastrophenfall eintritt,
nutzt die Polizei diese Technik auch
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Baugesellschaft Sonntag mbh & Co., Trinkbornstraße 21, 56281 Dörth,
Tel.: 06747/ 93090, Internet:
Bauunternehmen Mogendorf & Schmitz GmbH & Co. KG,
Am Hohen Stein 4, 56218 Mülheim-Kärlich, Tel.: 0261/ 927430,
Internet:
Blitzschutz- und Erdungsanlagen Manfred Covi,
Wiesenweg 4a, 56337 Arzbach, Tel.: 02603/ 933555
Dachdeckerei Fachbach GmbH,
Unterdorfstraße 9a, 56077 Koblenz, Tel.: 0261/ 73736
Elektro Gerolstein GmbH & Co. KG,
In den sieben Morgen, 56077 Koblenz, Tel.: 0261/ 62487
Elektro-Hansen GmbH & Co. KG, Casinostraße 35a, 56068 Koblenz,
Tel.: 0261/ 32697, Internet:
Elektro Heil GmbH, Koblenzer Straße 110, 56073 Koblenz, Tel.: 0261/ 42424
Elektro Künster GmbH, Kesselheimer Weg 2a,
56070 Koblenz, Tel.: 0261/ 73106
Elektro Pretz GmbH & Co. KG, August-Thyssen-Straße 21, 56070 Koblenz,
Tel.: 0261/ 801061, Internet:
Elektro-Thomas GmbH, Lubentiusstraße 22, 56072 Koblenz,
Tel.: 0261/ 947333, Internet:
Heizung Sanitär Reinhold Dietrich,
Freiherr-Vom-Stein-Straße 59, 56220 Sankt Sebastian, Tel.: 0261/ 804540
Tischlermeister Rolf Hendgen,
Teichstraße 12, 56072 Koblenz, Tel.: 0261/ 409610
Spezialgerüstbau Löhr GmbH, Gewerbegebiet Eiserne Hand 3,
56332Wolken, Tel.: 02607/ 9639910, Internet:
Stahlgerüstbau Löhr GmbH, Alte Römer Straße 2, 56164 Boppard,
Tel.: 06742/ 2048, Internet:
Zaunbau Stoffel GmbH, Am Eichelgarten (Industriegebiet),
56283 Halsenbach, Tel.: 06747/ 60012, Internet:
Wenn sie wollten, dann... Doch In-
stallateur- und Heizungsbauermeister
Jörg Dietrich und seine Mitarbeiter
verschwenden keinen Gedanken da-
ran, die Mannschaftsaufstellung von
TuS Koblenz für das nächste Aus-
wärtsspiel dem gegnerischen Trainer
oder sonst wem zu verraten. Die Na-
men aller TuS-Akteure, vomTorwart
bis zu denAuswechselspielern, kön-
nen sie auf einer grünen Schultafel in
der Mitte der Umkleidekabine lesen.
„Einige Spieler haben sich danach er-
kundigt, was wir hier machen“, er-
zählt Jörg Dietrich, der einen positi-
ven Eindruck von der Mannschaft hat.
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Installateure aus St. Sebastian mit engem Kontakt zur Mannschaft
Katastrophenmeldungen im Zu-
sammenhang mit Blitzschlag sind
leider keine Seltenheit. „Ein ge-
ringes Restrisiko bleibt immer,
wenn man im Freien ist“, betont
der Arzbacher Elektrikermeister
Manfred Covi. „Mit 95-prozenti-
ger Wahrscheinlichkeit können
wir die Gefahr eines Unglücks
aber ausschließen.“ Alle Stahl-
elemente imBereich der Zuschau-
erränge haben Manfred und sein
SohnMatthias Covi geerdet.Auch
Einschläge in die Flutlichtmasten
werden dank Covischer Technik
in den Boden abgeleitet und somit
nicht zur Gefahr für im Stadion
befindliche Zuschauer. Doch nicht
nur Maßnahmen gegen direkte
Blitzeinschläge haben die Exper-
ten aus dem Rhein-Lahn-Kreis
getroffen. Für Schutz vor den le-
bensbedrohlichenAuswirkungen
der sogenannten „Schritt- und Be-
rührungsspannung zu sorgen, ge-
hörte ebenfalls zu ihremAuftrag,
den sie so zügig erfüllten wie die
anderen Handwerksbetriebe ihren.
„An der Arbeit im Stadion Ober-
werth hat mir besonders gut ge-
fallen“, sagtAlois Barth, Bauleiter
bei Elektro-Thomas, „dass der
Umgang unter den Handwerkern
der verschiedenen Gewerke völ-
lig reibungslos war. Und das trotz
all der Hektik.“Auch Oberbürger-
meister Dr. Eberhard Schulte-
Wissermann ist sehr angetan von
der Leistung der beteiligten Be-
triebe: „Die Handwerker haben
uns nicht im Stich gelassen. Be-
reits kurz nach derAusschreibung
der Umbauarbeiten standen sie be-
reit und nahmen die notwendigen
Arbeiten vor. Dadurch ist es ge-
lungen, das Stadion rechtzeitig zu
Ligabeginn spieltauglich zu ma-
chen. Den beteiligten Handwer-
kern gebührt für ihre schnelle und
guteArbeit ein dickes Lob.“ Dank-
barkeit auch bei denVerantwortli-
chen von TuS Koblenz: Dem neu-
en Zweitligisten hat die Leistung
der beteiligten Handwerksbetrie-
be sogar so sehr imponiert, dass
er alle am Umbau beteiligten
Handwerker unlängst zu einem
Empfang einlud und ihnen herz-
lich „Dankeschön“ sagte.
Die Installation der Technik für mindestens 25 hochmoderne Medienarbeits-
plätze musste er Experten wie Mahmut Agas von Elektro Gerolstein aus Ko-
blenz oder dessen Kollegen von der Firma Elektro Hansen überlassen. Doch
wenn es darum geht, für die Fans von TuS Koblenz vor Heimspielen neue
Stadionhefte zu drucken, dann könnte diese Arbeit im Prinzip auch der 28-
jährige TuS-Mittelfeldspieler Evangelos Nessos übernehmen. Denn: Vor sei-
ner Karriere als Profi-Fußballer hatte er eine Ausbildung zum Offset-Drucker
begonnen - und nach dreijähriger Lehrzeit erfolgreich abgeschlossen.
„Evangelos Nessos hat die Lehre so durchgezogen und vollendet, als wollte er
dieseArbeit tatsächlich zu seinem Beruf machen“, betont sein ehemaligerAus-
bilder, Drucktechniker Hartmut Kroll von der Firma „Heideler Druck“ in So-
lingen. Freistoßspezialist Nessos selbst hat ebenfalls gute Erinnerungen an
seine Lehrjahre im Handwerk. „Ich war damals zwar selten vor acht Uhr
abends zu Hause“, erzählt er, „aber die Arbeit hat mir trotzdem sehr viel Spaß
gemacht.“ Was sein Engagement in der Lehre so besonders macht: Hatte
Evangelos Nessos endlich Feierabend, so fuhr er gleich weiter zum Training
nach Köln, wo er beim 1. FC in der A-Jugend kickte.
„Ich denke eher nicht, dass ich nach meiner Karriere noch einmal als Drucker
arbeiten werde“, sagt der 28-Jährige. „Immerhin bin ich jetzt schon fast zehn
Jahre aus dem Beruf. Da verlernt man einiges.“ Von der Arbeit der vielen
anderen Handwerker auf dem Oberwerth ist Nessos begeistert: „Es ist toll,
wenn man sieht, wie hier täglich etwas wächst“, sagt der gelernte Offset-
Drucker.
Mit dem Handwerk ganz nach oben:
Im Fall von Elektrolehrling David
Jansen ist dieses Motto durchaus
wörtlich zu nehmen. Der 18-jährige
Bendorfer gehört zu jenen vier Mit-
arbeitern der Koblenzer Firma Elek-
tro Pretz, die in luftiger Höhe neue
Strahler für die vier Flutlichtmasten
montieren. Angst hat er dabei keine,
gleichwohl dieArbeit in einem engen
Korb 25 Meter über dem Spielfeld
nur etwas für schwindelfreie Natu-
ren ist.
Ausrichtung der Strahler
präzise berechnet
„Wir haben an insgesamt 500 mar-
kanten Punkten im Stadion Messun-
gen vorgenommen. So haben wir
herausbekommen, wie viel Licht not-
wendig ist, um jedenWinkel des Sta-
dions bestmöglich auszuleuchten“, er-
klärt Elektrikermeister Jürgen Sän-
ger, neben Rainer Lamberti Ge-
schäftsführer bei Elektro Pretz.
Am Fuß jedes einzelnen Flutlicht-
mastes befinden sich kleine graue
Container, in denen die Technik für
die Beleuchtungsanlage unterge-
bracht ist. Sänger: „Jeder Strahler
wird von dort aus mittels einer eige-
nen Stromleitung versorgt.“
Sauberer Klang dank modernster Technik: Rund 10.000 Watt leistet die
in einem Hochcontainer vor der Haupttribüne untergebrachte Beschal-
lungsanlage, die Elektrikermeister Dieter Dillmann und seine Kollegen
von Elektro-Thomas aus Koblenz installiert haben.
„Da ist keiner irgendwie abgehoben.
Auch der Trainer ist in Ordnung“, sagt
er. Geselle Oliver Gerolstein und
Lehrling Bernd Dietrich stimmen ihm
zu. Den Raum für die Dopingkontrol-
len sowie den „Schiedsrichter-Con-
tainer“ haben sie mit Wasseran-
schlüssen versorgt, in einigen Räu-
men neue Duschen, Toiletten und
Waschbecken installiert, schließlich
auch eineWasserleitung mitten durch
die Spielerkabinen gelegt, sodass Be-
gegnungen mit Nessos und Co. nicht
ausbleiben konnten. „Wir mussten
durch die Kabine. Anders wäre der
Schiri-Container ohneWasser geblie-
ben“, erklären die drei Handwerker.
Durch die Umkleidekabine zum Schiri-Container verlaufen die Wasserlei-
tungen, die Installateur-Geselle Oliver Gerolstein (links) und Lehrling Bernd
Dietrich in den vergangenen Wochen installierten. Begegnungen mit TuS-
Koblenz-Spielern vor und nach dem Training blieben dabei nicht aus.
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144 Strahler erhellen das Stadion - Montage in luftiger Höhe
Schwindelfrei mussten nicht nur die Monteure der Saarländischen Elek-
trobau GmbH sein, sondern auch die von Elektro Pretz aus Koblenz.
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Jeweils 40 Strahler haben die Pretz-
Beschäftigten zusammenmit denMit-
arbeitern der Saarländischen Elek-
trobau GmbH aus St. Wendel an den
beidenMasten nahe der Haupttribüne
installiert, zwei Mal 32 Strahler kom-
men auf der gegenüberliegenden Seite
zum Einsatz. Die „Strahlkraft“ der
kompletten Flutlichtanlage, erstmals
erfolgreich getestet beim Heimspiel
von TuS Koblenz gegen Kickers Of-
fenbach am 29. September, beträgt
1.200 Lux. ZumVergleich: Eine ge-
wöhnliche Straßenlaterne bringt es
auf drei bis vier Lux.
Genug Licht für die 1. Liga
„Von der Beleuchtung her wäre das
Stadion nun sogar Erstliga tauglich“,
erklären Sänger und Lamberti. Dass
die DFL überhaupt eine leistungsfä-
higere Beleuchtungstechnik zurAuf-
lage gemacht hat, ist vor allem dem
Fernsehen geschuldet. Das Medium
braucht mindestens 800 Lux, um
Abendspiele auf dem Oberwerth
nicht unterbelichtet zu übertragen.
Die ungeheure Leuchtkraft der neu-
enAnlage wird allerdings nicht in je-
der Situation völlig ausgeschöpft.
BeimMannschaftstraining oder beim
Ein- oderAuslass der Zuschauer etwa
tun es auch deutlich weniger Lux.
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zur Evakuierung des Stadions“, er-
klärt der 48-Jährige. Vor allem ist die
10.000 Watt starke Anlage aber für
die Fans und Stadionsprecher Dirk
Zimmer da. Schließlich muss dieser
auch dann noch zu hören sein, wenn
10.000 Zuschauer ein Tor von Anel
Dzaka oder Evangelos Nessos beju-
beln. Die Zeiten rauschender Laut-
sprecherdurchsagen gehören auf dem
Oberwerth jedenfalls derVergangen-
heit an. Selbst im entferntesten Win-
kel des Stadions kommt dank digita-
ler Verstärkertechnik, die die Mitar-
beiter von Elektro-Thomas installiert
haben, jeder Ton klar und wohlklin-
gend beim Zuhörer an. „Für mich ist
das ein ganz besonderer Auftrag hier
im Koblenzer Stadion“, strahlt der
langjährige TuS-Fan. Nach Feier-
abend wird sich Dieter Dillmann ins
Auto setzen, um der Mannschaft auf
dem Lauterer Betzenberg die Dau-
men zu drücken.
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