Handwerk im Herbst vom 12. November 2005 - page 7

Anzeigen
Für den
Ruhestand
zu
quirlig
Hönninger Bäckermeister reist mit seinem Handwerk im Gepäck durch die Welt
„Für den Ruhestand bin ich viel zu
quirlig”, sagt Bäcker- und Kondi-
tormeister Günther Thiermann aus
Bad Hönningen. Wenn der 61-
Jährige Ende des Jahres seinen
Betrieb an seinen Nachfolger über-
gibt, ist für ihn beruflich noch
lange nicht Schluss. Als Mitglied
der Stiftung der deutschenWirt-
schaft für internationale Zusam-
menarbeit möchte er deutsches
Know-how aus seinem Handwerk
im Ausland weitergeben.
Seit 1965 führt Thiermann die 1897
von seinem Großvater gegründete
Bäckerei. Sieben Mitarbeiter, davon
zwei Lehrlinge, stehen ihm zur Sei-
te. Naschkatzen mit handwerklich
gefertigten Produkten zu verwöhnen
und mit frischen knusprigen Back-
waren zu versorgen, ist sein An-
spruch, dem er sich seit 40 Jahren
stellt. „Wir machen alles selbst, vom
Teig für unsere 12 bis 15 Brot- und
Brötchensorten, verschiedene Cremes
und Marmeladen. Auch Backwaren
für Diabetiker zählen dazu. Tiefkühl-
ware gibt es bei uns nicht“, sagt er
stolz. Die Qualität aus Meisterhand
hat sich über die Region hinaus her-
umgesprochen. Nussmakronen und
Meisterbetrieb, Bäckerei/Konditorei
|
gegründet 1897
|
7 Mitarbeiter, 2 Lehrlin-
ge
|
Tel.: 02635/2450
Steckbrief: Günther Thiermann, Bad Hönningen
Mitte November fliege ich zur
Weihnachtsbäckerei nach Bangkok
und werde Christstollen und
Zimtsterne unter´s Volk bringen.“
Globetrotter Bäcker- und
Konditormeister Günther
Thiermann aus Bad Hönningen
Nusstaler sind zu
jeder Jahreszeit
ein Renner. Stol-
len sowie Spe-
kulatius nach al-
tem Familienre-
zept stehen zur
Weihnachtszeit
bei den Kunden
hoch im Kurs.
Mit Blick auf die-
se Tradition versi-
chert
Günther
Thiermann: „Auch wenn der Betrieb
nicht in Familienhand bleibt - Sohn
René ist Orthopädiemechaniker-
meister -, mein Nachfolger wird un-
sere Tradition fortführen.“
Backen in Thailand
Im November fliegt Günther Thier-
mann zur Weihnachtsbäckerei erst
einmal nach Bangkok. Dort wird er
die Gäste des Restaurants „Bei Otto“
mit Spezialitäten à la Thiermann ver-
wöhnen. Neben dem Christstollen
will er auch Zimtsterne und Marzi-
panprodukte in seine Kreationen ein-
sischen Golf, wo er in Doha ein in-
teressantes Aufgabenfeld fand. Ge-
rufen wurde der Meister aus Bad
Hönningen vomGeneralmanager des
Hotels „Sheraton“, den er während
eines privaten Aufenthalts kennen
lernte. „Ich sollte den 20 Bäckern und
Konditoren Einblick in die deutsche
Backkunst geben. Eine spannende,
dankbare Aufgabe“, erinnert er sich.
Es folgten Backstationen in den Emi-
raten, auf Bali und in Thailand.
„Wer rastet, rostet“, ist Thiermann
überzeugt und er lebt diese Überzeu-
gung. „Man muss sich rühren, um ein
erfülltes Leben zu führen, gleich, wie
alt man ist“, erklärt er.
beziehen. Erfahrungen im Umgang
mit Kollegen aus allerWelt hat Thier-
mann in der Vergangenheit ausrei-
chend gesammelt. So flog er bereits
1995 zum ScheichtumKatar am Per-
Meisterkurs
Bäcker
Für Bäcker und Konditoren startet
bei der HwK-Meisterakademie am
16. Januar 2006 der nächste Meis-
tervorbereitungskurs in Koblenz
(Teilzeit).
Infos und Anmeldung bei der
HwK, Tel.: 0261/ 398-415, E-
Mail:
Bäcker- und
Konditormeis-
ter Günther
Thiermann
aus Bad
Hönningen
backt nicht
nur in seiner
Heimatstadt -
auch in Thai-
land sind sei-
ne Spezialitä-
ten gefragt.
„Früher reichte es, ein guter
Handwerker zu sein, um am Markt
zu bestehen. Heute muss man auch
ein strategisch denkender Unter-
nehmer sein, um sich gegen die
Marketingprofis und Produkt-
designer großer Handelsketten zu
behaupten“, ist Fleischermeister
Wolfgang Lautenbach aus Bad
Kreuznach überzeugt.
1996 hat der 40-Jährige die Fleische-
rei von seinen Eltern Ingrid und Ernst
übernommen. Es gelang ihm in die-
ser Zeit, den Umsatz des Fleischerei-
fachgeschäfts zu versiebenfachen.
Harte Arbeit steckt hinter diesem Er-
folg. So besucht Wolfgang Lauten-
bach regelmäßig Managementsemi-
nare, sucht den Ideenaustausch mit
Fachkollegen und gibt ihn an seine
35 Mitarbeiter weiter. Motivation ist
ihmwichtig. „Nur Kollegen, die sich
jeden Tag auf ihren Job freuen, die
sich nicht auf erreichten Qualitäts-
standards ausruhen, sondern diese
engagiert weiter entwickeln, arbeiten
erfolgreich. Die Kunden spüren, dass
wir uns für sie ein Bein ausreißen,
um ihnen Qualität zum Reinbeißen
zu bieten“, ist er überzeugt.
Über den Tellerrand sehen
Lautenbach ist ein Unternehmer, der
nicht um jeden Preis auf Wachstum
setzt. Die Neueröffnung der Filiale
in der Bad Kreuznacher Fußgänger-
zone wurde gut vorbereitet. „Wenn
ich eine neue Filiale eröffne, muss
alles zu den Bedürfnissen der Kun-
den passen. Zeitpunkt, Lage und Per-
sonal müssen prfekt aufeinander ab-
gestimmt sein“, betont er.
Renner ist „Lautenbachs Bester“, ein
köstlicher Kochschinken, von dessen
Verkaufspreis 10 Prozent an die Hilfs-
organisation INTERPLAST-Germa-
ny gehen. „Eine Gesellschaft, die
unentgeltlich plastisch-chirurgische
Qualität
zum
Reinbeißen
Als Handwerksmeister nicht nur für seinen Beruf Feuer und Flamme: Wolfgang Lautenbach
Fleischereifachbetrieb mit Imbiss und Partyservice
|
gegründet 1959
|
35
Mitarbeiter, 2 Lehrlinge
|
Internet:
Steckbrief: W. Lautenbach, Bad Kreuznach
FleischermeisterWolf-
gang Lautenbach ist
nicht nur mit seinem
Unternehmen auf Er-
folgskurs. Zusätzlich
engagiert er sich auch
für ein Kinderhilfs-
projekt.
Operationen an fehlgebil-
deten Kindern in Entwick-
lungsländern durchführt“,
erklärt Lautenbach. Party-
servive und Catering sind
weitere Standbeine, „von
der Feier im privaten Kreis
bis zur großen Betriebsfeier
mit 5.000 Personen richten
wir jedes Fest, von der Pla-
nung bis zur Unterhaltung,
aus“, so Lautenbach.
Gab alles für andere
Erinnerungen an Ernst Lautenbach
Fleischermeister Ernst Lauten-
bach gründete 1959 die Flei-
scherei in Bad Kreuznach.
Sein Motto „Ich gebe alles für
andere“, lebte er bis zu seinem
plötzlichen Tod 1993 im Alter
von 58 Jahren. Bis dahin wirk-
te er ehrenamtlich in zahlrei-
chen Gremien. Er war Mit-
glied des Landtages, Mitglied
der HwK-Vollversammlung
und langjähriger Obermeister
der Innung Bad Kreuznach.
Als Vizepräsident des Deut-
schen Fleischerhandwerks und Mitglied im Aufsichtsrat der Fleischerei-
berufsgenossenschaft war sein fachmännischer Rat geschätzt. „Nicht alle
seine Ideen habe ich übernommen, aber sein Engagement und sein uner-
müdliches Schaffen, weit über das normale Maß hinaus, haben mich seit
frühster Jugend geprägt“, betont Sohn Wolfgang Lauternbach.
„In den 12 Jahren, in denen ich Kreishandwerksmeister war, habe ich Ernst
Lautenbach als sehr engagierten Menschen und Vollbluthandwerker kennen
gelernt. Er hat sich weit über den normalen Rahmen in zahlreichen Ehren-
ämtern eingebracht und war sehr beliebt. Sein früher Tod hat uns sehr er-
schüttert und eine Lücke hinterlassen.
Seine Ehefrau ist bis heute im Kreis der
Handwerkssenioren in Bad Kreuznach
aktiv“, so Karl Förster, Ehrenkreis-
handwerksmeister Bad Kreuznach.
Ernst Lautenbach (v.l.) mit Ministerpräsi-
dent Dr. Bernhard Vogel und dem verstor-
benen HwK-Präsident FriedrichW. Becker
auf der Handwerksmesse Koblenz 1987.
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16
Powered by FlippingBook