Handwerk im Herbst vom 12. November 2005 - page 5

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Meisterschaft
auf der Festung
Landesmuseum und HwK Koblenz bereiten Ausstellung über herausragende Handwerksleistungen vor
Bis zum Tag der Eröffnung am 6.
Juli 2006 vergehen noch einige
Monate, doch die Vorbereitungen
zur Ausstellung „Meisterschaft“
laufen bereits jetzt auf vollen
Touren. Der über 20-jährigen
Zusammenarbeit zwischen Lan-
desmuseum Koblenz und Hand-
werkskammer Koblenz wird mit
dieser Ausstellung über herausra-
gende handwerkliche Leistungen
aus dem nördlichen Rheinland-
Pfalz ein weiteres Highlight hin-
zugefügt.
In denAusstellungsräumen des Lan-
desmuseums auf der Festung Eh-
renbreitstein wird von Juli bis No-
vember „Handwerk von Hightech
bis Tradition präsentiert, von star-
kemAusbildungsengagement bis zu
weltweiter Internetvermarktung“,
geben HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag, Hauptgeschäftsführer Dr.
h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert so-
wie Museumsdirektor Thomas
Metz einen ersten Ausblick.
Mit ihrer Arbeit wird Brigitte
Schmutzler, Abteilungsleiterin im
Landesmuseum, in Zusammenar-
beit mit der HwK Koblenz die Ide-
en in handfeste Ausstellungspraxis
umsetzen. Einblicke in das, was dann
interessierten Besuchern präsentiert
werden kann, verschafft sich die er-
fahreneAustellungsmacherin aktuell
und live beim Handwerk. „Ich hole
mir die Informationen aus erster
Hand und besuche Unternehmen, die
mit ihren Produkten, ihren herausra-
genden Leistungen eine solche Aus-
stellung mit Leben erfüllen können.“
„Es ist eine Herausforderung!“
Keine einfache Sache, denn „das
Spektrum ist groß. Spitzenleistungen
sind nicht an eine Branche gebunden.
Oft verbindet es sich sehr stark mit
den Handwerksmeistern dahinter und
bekommt so eine persönliche Note.
Totzdem jedem Besucher auf einfa-
che, verständliche Weise diese Leis-
tung, den Menschen dahinter näher
zu bringen, wird eine Herausforde-
rung“, macht Brigitte Schmutzler
deutlich, freut sich aber auf die Auf-
gabe und nennt Wege der Umset-
zung, denn „spannend ist es eigent-
lich weniger imMuseum, sondern in
der Werkhalle, wo gearbeitet wird.
Deshalb müssen in der Ausstellung
neben den Produkten auch Abläufe
sichtbar sein – beispielsweise mit-
hilfe von Filmsequenzen und Com-
puteranimationen. Unverzichtbar
sind ‘Mitmach-Stationen’, wo Besu-
cher selbst Hand anlegen können,
und ‘lebende Werkstätten’, die den
Blick über die Schulter erlauben
und dazu animieren, Fragen zu stel-
len“.
Eine besondere Zielgruppe, die
durch die Ausstellung „Meister-
schaft“ angesprochen werden soll,
sind junge Menschen, die am Ende
ihrer Schulausbildung und in der
Berufsfindungssituation stehen. Sie
sollen gezielt beworben werden, um
ihr Interesse für neue Arbeitsfelder
und Ausbildungsmöglichkeiten zu
wecken. Ein umfangreiches, attrak-
tives Rahmenprogramm um die
Ausstellung rundet das Konzept ab.
Bei der Umsetzung arbeiten HwK
Koblenz und Landesmuseum Ko-
blenz eng zusammen. „Wir wollen
mit unseren Kontakten zum Hand-
werkern nicht nur einen Input zu
den Ausstellungsinhalten geben“,
macht die Kammerspitze deutlich,
„sondern werden auch während der
Meisterschaft mit zahlreichen Ak-
tionen,Veranstaltungen undVerbin-
dungen zu unseren Berufsbildungs-
zentren diese Ausstellung mit Le-
ben erfüllen und für alle Besucher
interessant machen.“
Mehr Informationen zur Ausstel-
lung bei der HwK Koblenz, Tel.:
0261/398-277, E-Mail:
oder im Landesmuseum, Tel.:
0261/66751502
Zur Person:
Brigitte Schmutzler
Die gelernte Literatur- und Kul-
turwissenschaftlerin arbeitet seit
1988 im Landesmuseum Ko-
blenz. Arbeitsschwerpunkte sind
Sonderausstellungen und Muse-
umspädagogik sowie die Einrich-
tung und Betreuung der 2003
eröffneten Dauerausstellung „Ge-
borgene Schätze. Archäologie an
Mittelrhein und Mosel“. Sie ist
Vorstandsmitglied im Museums-
verband Rheinland Pfalz. In Zu-
sammenarbeit mit der HwK Ko-
blenz zeichnet sie für die Ausstel-
lung „Meisterschaft“ verantwort-
lich, die vom 6.7. bis 19.11. 2006
auf der Festung Ehrenbreitstein
stattfindet.
Brigitte Schmutzler lässt sich in der Sattle-
rei von Christoph Rieser die lasergestützte
Fertigung eines Sattels erklären.
ImUnternehmen TE-KO-WE
werden Bauteile für höchste Be-
lastungen gefertigt.
Von der Idee über die Planung bis
zur Fertigstellung ist es manchmal
ein weiterWeg. Jetzt aber nimmt die
Rekonstruktion eines römischen
Pfeilgeschützes (Handwerk Special
berichtete) im HwK-Bauzentrum
konkrete Gestalt an.
DenAnstoß gab der Fund einer Pfeil-
spitze bei Ausgrabungen auf der Fes-
tung Ehrenbreitstein in Koblenz. Ein
Fund, der wahrscheinlich in Bezie-
hung zum Limeskastell im Stadtteil
Niederberg steht.
Anhand von digitalen Konstruktions-
plänen, die HwK-Technologieberater
und CAD-Experte Rudolf Müller er-
Reise
durch die
Vergangenheit
Handwerkslehrlinge schaffen Bauteile für Rekonstruktion eines römischen Pfeilgeschützes
stellt hat, gehen derzeit Tischler- und
Zimmererlehrlinge daran, die einzel-
nen Bauteile für die antikeWaffe her-
zustellen. Dafür schneiden sie mas-
sive Eichenbohlen zu und hobeln sie
im Rahmen eines Maschinenlehr-
ganges der Zimmerer. Die Tischler
drehen dieses Rohmaterial zu filigra-
nen Stäben und Achsen.
Handwerks-Geschichte
Auch wenn die Lehrlinge mit ihren
heutigen Bearbeitungstechniken und
modernen Maschinen ans Werk ge-
hen, erfahren sie in der Auseinander-
setzung mit der Bauweise derAntike
auch viel über deren alte Handwerks-
kunst und die Bearbeitungsmöglich-
keiten ihrer „beruflichenVorfahren“.
Ihren Platz soll die Rekonstruktion
einmal in derArchäologischen Samm-
lung des Landesmuseums auf der
Koblenzer Festung finden und für die
Besucher Geschichte im Wortsinn
begreifbar machen. Bereits seit fünf
Jahren steht dort der Nachbau einer
in Zusammenarbeit von HwK und
Landesmuseum erstellten Pfahl-
ramme, die die Römer beim Bau ih-
rer Rheinbrücke im Neuwieder Be-
cken einsetzten. Vor drei Jahren ent-
stand in den HwK-Werkstätten ein
Kran für das Römerbergwerk Meutin
bei Kretz.
Beim Nachbau des historischen Pfeilge-
schützes packen Lehrlinge verschiedener
Berufe an, hier die Tischler und Zimmerer.
Bevor die Handwerker loslegten, wurde das Pfeilgeschütz nach historischen
Funden am Computer mit Hilfe eines CAD-Programms bei der HwK Ko-
blenz wieder „zusammengesetzt“ und die Pläne zum Bau erstellt.
Schöne Klänge aus meisterhaften Instrumenten
Meisterprüfung der Metallblasinstrumentenmacher
Es ist zwar ein eher seltener Beruf, aber auch hier spielen Handwerker die
„erste Tuba“, ist der Meisterbrief der berufliche Olymp. Vor der HwK Ko-
blenz legte jetzt Martin Gottwick seine Meisterprüfung als Metallblasins-
trumentenmacher ab. Der begeisterte Hobbymusiker (Tuba) absolvierte sei-
ne Lehre zumMetallblasinstrumentenmacher imMainzer Musikhaus Alex-
ander, einem familiengeführten Traditionsunternehmen. Seit 1782 stellt es
Musikinstrumente von höchster Güte, zum größten Teil in Handarbeit, her.
Martin Gottwick hat seine Lehre 1998 begonnen und 2001 bendet, wurde
Landessieger und 1. Bundessieger im praktischen Leistungswettbewerb der
Handwerksjugend. Nur kurze Zeit später entschied er sich für den Weg zur
Meisterprüfung - ganz in der Philosophie des Hauses Alexander. Während
der Meisterprüfung fertigte Gottwick eine Tuba aus Blech und Rohr (ohne
Fertigteile) größtenteils nach alten Handwerkstechniken - und bestand die
Prüfung mit Bestnote.
„In Rheinland-Pfalz wird noch in diesem Schuljahr eine ‘Agentur für Quali-
tätssicherung, Evaluation und Selbstständigkeit von Schulen’ (aqs) ihre Arbeit
an zunächst 40 Schulen beginnen. Ziel der aqs ist es, den Schulen dabei zu hel-
fen, die Qualität des Unterrichts und der Schulergebnisse zu verbessern, den
eigenen Standort zu bestimmen und gemeinsam mit der Schulaufsicht neue
Zielvereinbarungen zu definieren“, so Professor Dr. Joachim Hofmann-Göttig,
Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend Rheinland-
Pfalz, im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Auftakt der 29. Lehrer-Info-
Tage bei der Handwerkskammer Koblenz.
„Qualitätssicherung lohnt sich“. Er
verwies auf die Zertifizierung der Be-
triebe, die „nurVorteile gebracht hat“.
Dieter Dornbusch vomLandeseltern-
beirat begrüßte die Einrichtung der
neuen Agentur. Er ist sicher, dass
„die aqs kein Ranking unter den Schu-
len durchführt, sondern lediglich zur
Qualitätsverbesserung beiträgt, die
im Endeffekt den Schülern zugute
kommt“.
Friedhelm Adorf, Kfz-Mechaniker-
meister und Kreishandwerksmeister
der KHS Rhein-Westerwald, beton-
te, dass er sich täglich der Beurtei-
lung durch seine Kunden stelle und
ihn die Leistung auf dem Prüfstand
motiviere. „Wer solideArbeit leistet,
geht seinen Weg“, ist sein Motto.
Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert,
Hauptgeschäftsführer der HwK, und
Wolfgang Redwanz, Abteilungsdi-
rektor bei der ADD, Außenstelle
Wege zur
Qualitätsverbesserung
unserer
Schulen
Lehrer-Info-Tage bei der HwK Koblenz laufen bis 16. November / umfangreiches Programm für Lehrer
„Die aqs führt zu keiner Auslese. Es
kommt nicht darauf an, Leuchtturm-
schulen zu schaffen, sondern es geht
darum, dass alle 1.800 Schulen in
Rheinland-Pfalz sogenannte ‘gute
Schulen’ sind, die ihre Schüler opti-
mal fördern“, betonte der Staatsse-
kretär.
Dr. Ludwig Eckinger, Bundesvorsit-
zender des Verbands Bildung und
Erziehung, betonte, dass „die aqs zu
keiner neuen Überprüfung“ führen
darf. „Sie macht nur Sinn, wenn die
Schulen davon profitieren und nicht
zusätzlicheArbeit auf sie zukommt.“
Prof. Dr. Bernd Ott, Universität Dort-
mund, betonte, dass sich in der be-
ruflichen Bildung eine Entwicklung
vom „rezeptiven zum innovativen,
vom lehrerzentrierten zum lernzen-
trierten Lernen“ vollzieht. „Dies er-
fordert eine veränderte Gestaltung
des Unterrichts. Es muss sich ein
neues Berufsbild von Lehrern ent-
wickeln und ein neues Rollenver-
ständnis von Lehrern und Schülern.“
Karl-Heinz Scherhag, Präsident der
HwK Koblenz, ermutigte die Lehrer
in der anschließenden Diskussion,
die aqs aufgeschlossen anzunehmen.
Nachgefragt bei Staatssekretär Prof. Hofmann-Göttig
Wie funktioniert die Qualitätssicherung der Schulen?
In Rheinland-Pfalz nimmt die
„Agentur für Qualitätssicherung,
Evaluation und Selbstständigeit
von Schulen“ (aqs) ihre Arbeit
auf, die sich auf die Sicherung der
Qualität von Unterricht und
Schulergebnissen konzentriert.
Herr Prof. Hofmann-Göttig,
wie funktioniert die aqs?
Prof. Hofmann-Göttig: Die aqs kün-
digt den Besuch des Evaluatinos-
teams der Schule vorher an. Minde-
stens eine Person aus dem Team hat
Kenntnisse der entsprechenden
Schulform. Es erfolgen zahlreiche
Gespräche mit der Schulleitung,
dem Kollegium, dem Personalrat,
den Eltern- und Schülervertretungen
und natürlich Unterrichtsbesuche.
Dabei geht es u.a. um klare Unter-
richtsstrukturierung, Methodenviel-
falt, inhaltliche Klarheit und intelli-
gentes Üben.
In welcher Form werden die
Ergebnisse der aqs transpa-
rent gemacht?
aqs teilt die Ergebnisse ihrer Schul-
besuche der jeweiligen Schule, der
Schulaufsicht und demMinisterium
mit. Der Bericht ist keine Weisung,
sondern Grundlage für gemeinsame
Analysen und die Festlegung ent-
sprechend erforderlicher Zielverein-
barungen zwischen Schulaufsicht
und Schule. Die Einhaltung neuer
Richtlinien wird dann allerdings ent-
sprechend kontrolliert. Der Schule
steht es frei, die Ergebnisse der ex-
ternen Evaluation zu veröffentlichen.
Es geht nicht darum, einer Schule
die rote Karte zu zeigen und die
Lehrer an den Pranger zu stellen,
sondern es muss sich im Be-
wusstsein aller am Lernprozess Be-
teiligter etwas ändern.
Wie erkennen Eltern, dass ihr
Kind in einer guten Schule
lernt?
Die gute Schule an sich gibt es nicht,
immer nur die geeignete für mein
Kind. Wir haben mit aqs eineAgen-
tur organisiert, die mit ihrer Arbeit
dazu beiträgt, dass alle Schulen in
Rheinland-Pfalz Schulen werden,
die jeden Schüler individuell för-
dern. Ich würde meine Kinder nicht
an so genannte Eliteschulen schi-
cken, sondern an Schulen mit päd-
agogischemKlima. Ich warne davor,
dass Eltern sich bei der Schulaus-
wahl für ihr Kind zu sehr am Ruf
der Schule orientieren. Der Ruf
muss nicht bleibend sein, das gilt im
Guten wie im Schlechten.
Schulaufsicht Koblenz, sind in ihrem
Fazit einig: Die Lehrer-Info-Tage
sind immer auch eine Plattform für
Erneuerungen. DieWirtschaft erwar-
tet leistungsfähige Schulabgänger.
Hier gilt es noch, Defizite aufzuar-
beiten. Die aqs dient nicht dazu,
Eliteschulen zu schaffen. Es geht
vielmehr um Schulen mit pädagogi-
schem Klima, die die jungen Leute
annehmen und individuell fördern.
Traditionsgemäß, diesmal vom 9. bis
16. November, finden die Lehrer-
Info-Tage bei der HwKKoblenz statt.
WichtigstesAnliegen der in ihrer Art
in Deutschland einzigartigen Veran-
staltung ist die Berufsorientierung in
Handwerk und Wirtschaft. Die Leh-
rer-Info-Tage sind ein Angebot für
Lehrer aller allgemeinbildenden Schu-
len im nördlichen Rheinland-Pfalz,
von der Sonderschule bis zum Gym-
nasium. Mitveranstalter sind dieADD
Aufsichts- und Dienstleistungsdirek-
tion, Außenstelle Schulaufsicht Ko-
blenz, und die fünfAgenturen fürAr-
beit im nördlichen Rheinland-Pfalz.
Informationen zu den Lehrer-Info-
Tagen gibt die HwK Koblenz, Tel.:
Prof. Dr.
Joachim
Göttig,
Staatssekre-
tär im Mi-
nisterium
für Bildung,
Frauen und
Jugend
Rheinland-
Pfalz.
Prof. Dr. Bernd Ott,
Universität Dortmund,
Dr. h.c. mult. Karl-
JürgenWilbert, HwK-
Hauptgeschäftsführer,
Karl-Heinz Scherhag,
HwK-Präsident,
Staatssekretär Prof.
Dr. Joachim Hof-
mann-Göttig und Dr.
Ludwig Eckinger,
Bundesvorsitzender
Verband Bildung und
Erziehung (v.l.).
Volles Haus
beimHandwerk:
Auch in ihrer
29. Auflage ha-
ben die Lehrer-
Info-Tage nichts
anAttraktivität
verloren. Im
Mittelpunkt
steht auch 2005
die Information
zur Berufs-
vielfalt des
Handwerks.
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