Handwerk im Herbst vom 12. November 2005 - page 2

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Die Kolumne:
Nach der Wahl
Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert
Wenn Sie mit mir in Verbindung treten möchten:
Diese Ausgabe unserer kleinen Journalbeilage zur
Rhein-Zeitung in Sachen Handwerk erscheint zu einer
besonderen, fast denkwürdigen Zeit. Die im September
befragten Wähler werden höchstwahrscheinlich in ihrer
Mehrzahl das bekommen, was sie haben wollten: eine
große Koalition. Und wenn am Erscheinungstag von
„Handwerk im Herbst“ 2005 nicht alle Vorzeichen
täuschen, werden die Bundeskanzlerin und ihre
Mannschaft bald umsetzen, welche Politik, welche
Einsparungen, welcher Erfolg in den trotz des rasanten
Personal-Karussells überraschend freundlichen Runden
der Politiker für die nächste Zeit verabredet wurden.
Schöne neue Welt? Schauen wir mal. Jedenfalls deuten
alle Konjunkturbarometer auf ein freundlicheres Klima,
als es der vor uns liegende Winter oder die zurücklie-
gende Wahl erwarten lässt. Das Handwerk in der
Region ist für mehr Aufträge und mehr Kaufeslust
gerüstet. Wir berichten heute gerne davon. Die Themen
sind außerdem: Wie entwickelt sich die Energie-
offensive des Mainzer Wirtschaftsministeriums mit
Barem auf die Hand für renovierungsfreudige Bürger?
Was bringt der Herbst an Kulinarischem auf den Tisch?
Beides hat miteinander zu tun. Welche Energie-
einsparungsvorschläge hat das erfindungsreiche
Handwerk selbst in petto? Das Thema Bauen und
Ausbauen verlässt uns nicht, trotz (wahrscheinlich)
gestrichener Eigenheimzulage. Dies belegen viele gute
Beispiele aus dem ganzen Norden des Landes.
Und da die gemeinsam mit den Fußballverbänden
erstmals gestartete Fußballaktion „Meisterschuss!“ mit
Finale im Oktober ein toller Erfolg war - die neuen
Termine stehen schon - und jeder Außenstehende und
die 1500 Spieler verstanden haben, dass es im Sport
wie im Handwerk ums Mitmachen und Gewinnen, um
Leistung, Lernen und Meisterschaft geht, berichten wir
auch noch von anderen Preisen, die Handwerksbetriebe
errungen haben: im IT-Bereich, beim Innovationspreis
der Volks- und Raiffeisenbanken und beim Klickpreis
2005. Das Thema Meisterprüfung in vielen unter-
schiedlichen Berufen ist immer brandaktuell wie auch
die Chancengarantie 2005, die für die Jugendlichen
wirklich eine Garantie der Kammern für eine Chance
auf einen Ausbildungsplatz ist.
Aber lesen Sie auch, welche Initiativen viele Betriebe
für einen guten Nachwuchs von sich aus starten, weil
sie ein Herz für junge Leute haben, aber auch wissen,
dass sie unsere Zukunft sind.
Verehrte Leserinnen und Leser, Sie wissen es schon, ich
habe ein Faible für Berichte über Betriebsjubiläen und
Handwerker, die gerade ihre Goldenen Meisterbriefe in
Händen halten. Sie haben die Geschichte unseres
Landes in ihren kleineren oder größeren Betrieben
hautnah und 1:1 umgesetzt. Etwas Spannenderes in
unserer Wirtschaftsgeschichte der letzten 50, 100 oder
mehr Jahre als die Entwicklung der Handwerksbetriebe
gibt es kaum.
Die diesjährige Vollversammlung der
Handwerkskammer Koblenz als höchstem
Gremium des Handwerks im nördlichen
Rheinland-Pfalz fand imVorfeld der sich abzeichnen-
den Regierungsbildung statt – ein Ereignis, das sich mit
seinen Folgen für das Handwerk auch in der Sitzung der
48 Mitglieder der Vollversammlung widerspiegelte.
In seiner Rede ging HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag
auf dasWechselspiel zwischen politischer Entscheidung und
Auswirkung auf die Wirtschaft ein. Im Interview erläutert
er dies wie auch Entscheidungen der Vollversammlung.
Herr Scherhag, in diesen Tagen spielt die Berliner Politik
eine wichtige Rolle, auch auf der Vollversammlung.
Welche Gedanken bewegen Sie beim Blick auf die
Regierungsbildung?
Scherhag: Die beiden
großenVolksparteien
sind durch die Wäh-
ler für ihreArbeit ab-
gestraft worden, aber
nur soweit, dass sie
doch in die Verant-
wortung genommen
werden, die dringen-
den Probleme zum
Wohle Deutschlands
zu lösen. Eine Schlüs-
selrolle kommt der Staatsverschuldung zu. Einschnitte sind
unvermeidlich. Wir werden weitere Opfer bringen müssen,
aber bitte alle und nicht nur der Mittelstand. Wenn wir es
gemeinsam angehen und jeder bereit ist, seinen Teil zu leis-
ten, werden wir den langfristigen Aufschwung schaffen.
„Nicht jammern,
sondern anpacken!“
Im Interview: HwK-Präsident Scherhag zu aktuellen handwerkspolitischen Themen
Sie fordern eine stärkere Einbindung des
Handwerks in politische Entscheidungspro-
zesse. Welche Vorschläge gibt es konkret?
Wir vermissen Klarheit und Berechenbarkeit, die sich mit
politischen Entscheidungen verbinden. Die Wirtschaft, das
Handwerk braucht Planungssicherheit. So bei der immer
wieder geforderten Reform der
Unternehmenssteuer, um ein Bei-
spiel zu nennen. Mit ihr verbindet
sich eine deutliche Entlastung des
Handwerks. Auch wenn die aktu-
elle Haushaltslage des Bundes
wenig Hoffnung zulässt - wir blei-
ben bei unserer Forderung nachVereinheitlichung des Steu-
ersystems für alle Unternehmen.
Stichwort Steuern. Wie beurteilen Sie eine Mehrwert-
steuererhöhung, die immer wahrscheinlicher wird?
Hier schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits sehe
ich die Notwendigkeit zum Schuldenabbau, andererseits
verteuern sich die Produkte und Leistungen des Handwerks.
Eine Steilvorlage für die Schwarzarbeit. Um dem entgegen
zuwirken, schlagen wir die steuerlicheAbsetzbarkeit hand-
werklicher Leistungen bis zu einem bestimmten Betrag vor.
Das kommt der Konjunktur zugute und der Steuerkasse.
Wie beurteilen Sie die Lage des Handwerks im
Kammerbezirk grundsätzlich?
Im Bundesvergleich stehen wir gut da. Das gilt für die
Wirtschaftskraft, die Beschäftigung wie auch Ausbildung.
Unsere Betriebe haben sich das hart erarbeitet, die Kam-
mer hat mit ihrem umfangreichen Beratungs- und Bildungs-
angebot ihren Teil geleistet. Bedenklich ist die Entwick-
lung in der Handwerksrolle, die ihren Ursprung in der No-
vellierung der Handwerksordnung zum 1.1.2004 hat. Wir
haben ein Mehr an Mitgliedsbetrieben, einWeniger an qua-
lifizierten Unternehmern und ein Mehr an Insolvenzen.
Das ist für uns keine Überraschung, wir haben sehr früh
darauf hingewiesen, durch die
Politik allerdings dieAntwort
bekommen, der Markt werde
es schon richten. Er richtet es
aber nicht!
Auf der Vollversammlung
wurde auch eine erweiterte
Kooperation der vier
rheinland-pfälzischen
Handwerkskammern
angekündigt. Wie sieht diese
aus?
Wir denken über Wege der Zusammenlegung einzelner Be-
reiche nach, so bei der Handwerks- wie auch Lehrlingsrol-
le. Es sind hoheitliche Aufgaben der Handwerkskammer,
die in Zeiten von Internet und elektronischen Datenströmen
keiner Regionalität in ihrer Erfassung unterworfen sind.
Mehr Effizienz und weniger Kosten lauten hier die Schlag-
worte. Für die Unternehmen werden sich daraus keinerlei
Nachteile ergeben. Dort, wo die Kammer vor Ort gebraucht
wird, werden wir unseren Betrieben in gewohnter Weise
alle Leistungen bieten. Ich sage es aber deutlich: Wir stel-
len damit nicht die Souveränität der einzelnen Handwerks-
kammern infrage.
Jugendliche, die sich für eine handwerkliche Ausbil-
dung interessieren, aber immer noch ohne Lehrstelle
sind, sollten den Kopf nicht in den Sand stecken. Das
Engagement der Ausbildungsberater der Handwerks-
kammer Koblenz um zusätzliche Lehrstellen und die
Bereitschaft ihrer Mitgliedsbetriebe, Ausbildungsplätze
zur Verfügung zu stellen, ist ungebrochen groß.
Jeder Jugendliche sollte sich zunächst bei den Berufsbe-
ratern der Agentur für Arbeit vor Ort Lehrstellen suchend
melden und je nach Interessenlage den Kontakt zu den
Ausbildungsberatern der Kammer herstellen. Die elfAus-
bildungsberater und Lehrstellenakquisiteure der HwK tref-
fen regelmäßig mit Hauptgeschäftsführer Dr. h.c. mult.
Karl-JürgenWilbert zusammen, um ihre Erfahrungen aus
den allein in diesem Jahr rund 18.000 Kontakten zu den
Handwerksbetrieben auszutauschen.
Noch
kein Ausbildungsplatz
-
was tun
?
Engagement für zusätzliche Lehrstellen im Handwerk geht weiter / HwK bietet umfangreiche Hilfestellung
Berufsausbildung rund um die Uhr
Mehr als 8000 Mal „rückten“ die Ausbildungsberater aus
und gaben ihr Know-how in den Unternehmen weiter. Sie
beantworten Fragen zur Eintragung des Berufsausbildungs-
vertrages, testen die Eignung der Bewerber für einen Be-
ruf. In Sachen Berufsausbildung stehen sie rund um die
Uhr zur Verfügung. Wer ausbildungswillig und -fähig ist
und sich für die Vielfalt der handwerklichen Berufswelt in-
teressiert, findet unter der Telefonnummer 0261/398-323
immer einen Ansprechpartner und ein offenes Ohr.
Bereits der große Erfolg der Ausbildungsinitiative „Chan-
cengarantie 2005“ machte deutlich: Das Handwerk in Rhein-
land-Pfalz wird seinem Anspruch als überdurchschnittli-
cherAusbilder gerecht. Alle eingeladenen und auch tatsäch-
lich erschienenen Lehrstellen Suchenden im Handwerk
bekamen ein Lehrstellenangebot oder die Möglichkeit ei-
ner angemessenen Einstiegsalternative aufgezeigt. Zudem
wurden einigen Bewerbern so genannte „Lehrstellen-Pa-
ten“ vermittelt.
Über 100 Lehrstellen bereits für 2006
Über 100 freie Lehrstellen für 2006 sind der Handwerks-
kammer Koblenz bereits jetzt gemeldet. Eine Übersicht
für 2006 und die noch freien Lehrstellen gibt es in der
HwK-Lehrstellenbörse. Sie wird täglich aktualisiert. In
der Pädagogischen Anlaufstelle der Handwerkskammer
laufen diese Informationen zusammen und können tele-
hat noch die Auswahl von A wie Augenoptiker bis Z wie
Zweiradmechaniker.
Infos zu allen Fragen rund um die Ausbildung im
Handwerk gibt die Ausbildungsberatung der HwK
Koblenz: Tel.: 0261/398-323, Fax: -989, E-Mail:
Daten und Fakten
um die HwK-Vollversammlung
Für das Jahr 2006 wurde durch die Vollversammlung
der Haushalt für die HwK Koblenz in Höhe von ca.
22,48 Mio. Euro verabschiedet. Er liegt damit leicht
über dem des Vorjahres. Im Bereich des Beitrags wurde
gemäß zurückliegender Vorstandsbeschlüsse auch für
2006 auf die regelmäßige Anpassung an die Teuerungs-
rate verzichtet. Aktuell sind bei der HwK Koblenz rund
18.300 Handwerksbetriebe eingetragen. Zum 31.10.
wurden fast 3.400 neue Lehrverträge abgeschlossen. In
der Addition mit weiteren Maßnahmen zum Einstieg in
die Ausbildung erwartet die HwK Koblenz zum
Jahresende eine ähnlich hohe Ausbildungsquote wie im
Vorjahr.
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