Handwerk Special Nr. 102 vom 11. Dezember 2004 - page 6

Zum Tod von Wilhelm Krampen / Bundessiegerin / Lehrlingscoach
11. Dezember 2004
Nr. 102
Die große HwK-Ausbildungskampagne gemeinsam mit Kommu-
nen, Arbeitsämtern und Kirchen stieß seit Ende Mai auf eine
große Resonanz. An die 100 Jugendliche fanden dadurch eine
Lehrstelle. Um auch den noch verbliebenen ausbildungswilligen
jungen Leuten ohne Lehrstelle den Einstieg in eine berufliche
Zukunft zu ermöglichen, sprach die Handwerkskammer Koblenz
Mitte September Prominente aus Politik und Gesellschaft an, um
sie als Lehrlingscoach zu gewinnen. „Setzen Sie Ihren Einfluss
und Ihre Verbindungen ein, um einem Jugendlichen eine Chance
für eine Lehrstelle zu eröffnen“, baten HwK-Präsident Karl-
Heinz Scherhag und Hauptgeschäftsführer Dr. h.c. Karl-Jürgen
Wilbert um Unterstützung.
Zu den 60 Prominenten, die sich als Lehrlingscoach bereit
fanden, gehört neben dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminis-
ter und stellvertretenden Ministerpräsidenten Hans-Artur
Bauckhage unter anderem auch der rheinland-pfälzische Finanz-
minister Gernot Mittler (im Bild rechts). Im Elektrounternehmen
„KT Elektrotechnik“ in Polch traf sich der Pate mit dem
Lehrstellenanwärter Lukas Werner (links). Elektroinstallateur-
meister Branko Ketis bildet Lukas zum Elektroniker, Fachrich-
tung Energie- und Gebäudetechnik, aus. „Nutze deine Chance.
Wer engagiert und fleißig ist, hat Kurzschlüsse in puncto
beruflicher Entwicklung in diesem Beruf nicht zu befürchten“,
ermutigte der Minister Lukas.
Politiker als Lehrlingscoach
Minister Mittler setzt sich für Jugendliche ein
Ein unbeirrbarer Handwerker
Wilhelm
Krampen
(links) 1990 im
Gespräch mit
dem damaligen
Ministerpräsi-
dent Carl-
Ludwig Wag-
ner (2.v.l.).
Zum Tod von Wilhelm Krampen
Zeitläufe berühren sich, die Er-
innerung verschwindet imgrau-
en Nebel des Vergessens. We-
sentliches bleibt jedoch, rettet
sich in die Erinnerung. An ei-
nem dieser kalten Dezemberta-
ge habe ich die Todesanzeige
vonWilhelmKrampen gelesen.
Er ist 99-jährig in einem Senio-
renheim gestorben. Es war still
um ihn geworden. Wilhelm
Krampen war in der Aufbau-
phase nach dem 2. Weltkrieg
einer der führenden und brillan-
ten Köpfe des an charaktervol-
len und kernigen Ehrenamts-
trägern reichen Koblenzer
Handwerks.
Am 14. April 1905 geboren,
seineMeisterprüfung imKlemp-
ner- und Installateurhandwerk
am 27. September1928 vor der
Handwerkskammer Koblenz
abgelegt, von 1950 – 1979Ober-
meister der heutigen Installa-
teur- und Heizungsbauer-In-
nung Mittelrhein/Mosel, Vor-
sitzender des Meisterprüfungs-
ausschuss Klempner- und In-
stallateurhandwerk vom 1.Ok-
tober 1957 bis Ende September
1966 sowie vom 1. Januar 1973
bis 31. Dezember 1979 Über-
reichung der Ehrennadel des
Handwerks, 1977 Verleihung
des Bundesverdienstkreuzes.
Bereits 1947 wurde er stellver-
tretenderVorsitzender desMeis-
terprüfungsausschusses.
Der 1930 gegründete Betrieb
„Wilhelm Krampen und Sohn“
wird mit 15 Mitarbeitern vom
Enkel geführt als Wilhelm
Krampen & Sohn GmbH & Co.
KG.
Er war diskussionsfreudig und
um Argumente nie verlegen,
wenn es darum ging sein Hand-
werk und die Handwerker, die
Meisterprüfung oder die Lehr-
lingsausbildung zu verteidigen
oder auch nur ins rechte Licht
zu rücken. Für ihn war Hand-
werk beneidenswert, unbeirrbar
dieWurzel allerwirtschaftlichen
Prosperität einer Gesellschaft,
Handwerk war für ihn ein Wert
an sich. Und wenn jemand zu
lange brauchte, umdiese an sich
und für ihn einfachen Sachver-
halte zu verstehen, konnte seine
Stimme auch etwas lauter wer-
den. Es war nicht so gemeint.
Mir gefiel dieser kraftvolle klei-
ne Mann mit seinen funkelnden
Augen, dem Sinn für Humor,
der gerne und gut sprechen
konnte, der die Wechselhaftig-
keit des Glücks und des Lebens
kannte.
Die Kammer drückte beide Au-
gen zu und schaute nicht auf
Alter und Jahreszahl bei Äm-
tern, die ihn noch lange ausfüll-
ten wie Sachverständiger oder
Vorsitzender im Meisterprü-
fungsausschuss.
Die Gerichte fragten nach ihm,
weil er komplexe technische
Sachverhalte in einfachen und
anschaulichenWorten erläutern
konnte. Generationen vonMeis-
teranwärtern fürchteten und
liebten ihn, weil er klare Mar-
kierungspunkte setzte und for-
mulierte.
Was ein Meister seines Faches
können und wissen musste war
nicht verrückbar. Ein Meister
musste vor allem Vorbild sein.
Er kam oft zu mir in die Kam-
mer, auch als es um ihn ruhiger
geworden war. Ich mochte ihn
und war immer für ihn da. Un-
sere letzte Begegnung war im
Löhr-Center in Koblenz vor ein
paar Jahren. Er wusste, dass ich
auf einem Wohltätigkeitsbasar
vonRotarymithalf. Er hatte eine
Plastiktüte dabei, um den Kauf
von zwei Flaschen Wein besser
zu kaschieren. Er verschwand
danach zum Mittagessen mit
Schwester Oberin und dann aus
meinem Gesichtsfeld.
Kennen gelernt hatte ich ihn im
Frühjahr 1971 auf einer Veran-
staltung seiner Kreishandwer-
kerschaft. War da bei der Kam-
mer nicht ein junger Mensch,
der die klassische Meisterprü-
fung in neuen Dimensionen se-
hen wollte? Wir haben heftig
diskutiert. Lang ist’s her. Dann,
Mitte der 80er: Unser Haus war
gebaut, ein früher Wasserscha-
den nervte Architekt, Bauherr,
Handwerker und den von der
Versicherung bestellten Sach-
verständigen.
Presslufthämmer, aufgeklopfte
Fliesen, Staub und Lärm. Ich
bestand darauf, Meister Kram-
pen hinzuzuziehen. Er kam,
klopftemit einemHämmerchen
gegen unbeschädigte Fliesen,
roch und zog die Luft ein. Er
witterte dieUrsache des Ärgers,
ließ zwei Fliesen aufklopfen,
lächelte seinem akademischen
Kollegen an und das winzige
Loch in der Leitung war gefun-
den, Bei uns zu Hause erzählte
er auch gerne bei einem Kaffee
davon, dass er nach dem Krieg
mit seinen Kindern Richtung
Frankreich gefahren war durch
alle besetzten Zonen hindurch.
Zu einem großen Europa,
Menschlichkeit und Verständ-
nis gab es für ihn keine Alterna-
tive, noch bevor Adenauer und
de Gasperi zusammenfanden.
Bewundernswert. Dies und sein
befreiendes Lachen werde ich
demVergessen entgegensetzen.
Karl-Jürgen Wilbert
Koblenz, Dezember 2004
Zweifache Spitzenleistung
Erfolg für Kürschnerin Janina
Kröter aus Polch: „Ich bin sehr
glücklich und hoffe, es in mei-
nemHandwerk noch sehr weit
zu bringen“, freut sich die 20-
jährigeKürschnergesellinüber
ihren Sieg beim Bundeswett-
bewerb „Die gute Form“. Au-
ßerdem erreichte sie im Leis-
tungswettbewerb der Hand-
werksjugend auf Bundesebe-
ne den zweiten Platz. In beiden
Wettbewerben überzeugten
ihre praktischen und theoreti-
schen Fertig- und Fähigkeiten
die Juroren.
„Schon als 14-Jährige habe ich
mirRöckegenäht. SelbstMode
zu machen, war immer mein
Traum.“ Über ein Praktikum
in einem Pelzatelier fand die
Janina Kröter beim Bundesentscheid erfolgreich
Realschülerin dann zum Kür-
schnerberuf. „Wer eine kreati-
ve Ader hat, kann die hier total
ausleben“, ist sie überzeugt und
nennt ihre nächsten Pläne: „Ich
möchte Meisterin werden.“
Kürschnerin Janina Kröter.
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