Handwerk im Winter vom 13. Dezember 2003 - page 4

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„Ich kann mir keine schönere
Arbeit vorstellen“, schwärmt die
„staatlich geprüfte Bildein-
rahmerin“ von ihrer Arbeit. Seit
September 2001 ist die 40-Jährige
selbstständig und in der Hand-
werksrolle der HwK Koblenz für
das Vergolderhandwerk, Spezialisie-
rung Rahmung, mit einer Sonder-
genehmigung eingetragen.
Nach dem Besuch eines Existenz-
gründungsseminars und intensiven
Beratungsgesprächen mit der Be-
triebsberatung der HwK war sie be-
reit, zukünftig ihre eigene Chefin zu
sein. Begünstigend kam hinzu, dass
sie die traditionsreiche Einrahmungs-
werkstatt der Koblenzer Firma
Sonnier, die in direkter Nachfolge der
KunsthandlungVollmüller stand, über-
nehmen konnte. „Herr Sonnier hat
mich gefragt, ob ichWerkstatt und
Laden weiterführen wolle,
da er selbst kei-
nen Nachfol-
ger hatte.“
Steckbrief: „Im Rahmen“ Marita Gatz
Beratung, Verkauf und Anfertigung von Unikat-Bilderrahmen
|
wechselnde
Ausstellungen im eigenen Geschäft
|
gegründet 2001
|
Tel.: 0261 - 3 68 68
Ihre Berufsbezeichnung klingt unge-
wöhnlich. Kannman diesen Beruf ler-
nen? „Eigentlich habe ich eine Tisch-
lerlehre imLandesmuseumEhrenbreit-
stein absolviert. Als Gesellin konnte
ich allerdings nicht arbeiten, da sich
Nachwuchs angemeldet hatte. Später
habe ich eine Halbtagsstelle in einer
Einrahmungswerkstatt bekommen.
Leisten auf Maß schneiden und diese
verleimen war meine Hauptaufgabe.
An einem Buchbinderkolleg in Süd-
deutschland habe ich danach eine ein-
jährige Fortbildung zur staatlich ge-
prüften Bildeinrahmerin erfolgreich
abgeschlossen“, erzählt sie über ihren
beruflichenWerdegang.
Gebetsteppich und Seidentuch
Die Objekte, die die Kunden rahmen
lassen wollen, sind so vielfältig wie
die Möglichkeiten der Rahmung. Ge-
genwärtig warten ein Gebetsteppich
und ein besonders schönes, wertvol-
les Seidentuch darauf, sicher und vor
der Umwelt geschützt gerahmt zu
werden. Kostbare
Gr a ph i k e n
wer-
den gerahmt, Gemälde
oder Stickereien. „Ich kon-
serviere Dinge, die für die
Nachwelt erhalten bleiben sollen. Das
bedarf großes Fingerspitzengefühl
und handwerkliches Geschick“, er-
klärt Marita Gatz. So muss der Ge-
betsteppich erst vorsichtig aufgenäht
und die Fransen einzeln befestigt wer-
den. Nichts darf sich mehr verschie-
ben, dann kommt erst die Glasschei-
be darauf.
Jeder Rahmen ein Unikat
Viele Kunden kommen auch mit
Familienfotos, die sie passend zu dem
Raum, in dem sie hängen sollen, rah-
men lassen. AmAnfang steht immer
das Beratungsgespräch.Welche Leis-
te passt ambesten? Soll es ein schlich-
ter oder aufwändiger Rahmenwerden?
Für einen Atelierrahmen werden zu-
erst Rohholz-Profilleisten zusammen-
gesetzt, ausgeschliffen, mit Kalk- und
Strukturgründen behandelt und mit
Metallreflexen und Farbtönungen ver-
sehen. Jeder Rahmen ist ein Unikat.
Ausstellungen
Marita Gatz’s Liebe
fürs Kreative spürt
der Kunde bereits
beim Betreten ihres
Geschäfts. Hier orga-
nisiert sie ständig
wechselndeAusstel-
lungen mit Bildern,
Skulpturen und Mö-
beln von Künstlern
und Kunsthandwer-
kern aus der Region.
Marita Gatz bietet Einrahmungen in Perfektion
Im
richtigen
Rahmen
Findet für jedes
Bild den richti-
gen Rahmen:
Marita Gatz fer-
tigt in ihrer Werkstatt Unikate,
die im wahrsten Sinne des Wor-
tes „aus dem Rahmen“ fallen.
Andrea Rauland holt goldene Sterne vom Himmel
Die
Goldmarie
aus
Ehrenbreitstein
Andrea
Rauland
lässt histo-
rische Ver-
goldungs-
arbeiten in
neuem
Glanz er-
strahlen.
Andrea Rauland aus Koblenz-
Ehrenbreitstein ist mit Kunst groß
geworden. Ihre Mutter ist freischaf-
fende Künstlerin, ihr Vater leiden-
schaftlicher Kunstsammler. Für
Andrea Rauland stand früh fest:
Ich möchte in einer von Kunstge-
genständen geprägten Atmosphäre
kreativ arbeiten. Sie macht ihren
Traum wahr und lernt Vergolderin.
Seit drei Jahren betreibt die 36-
Jährige eineWerkstatt für Blattver-
goldungen.
Den Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht
sie in Restaurierungen imRahmen der
Denkmalpflege. Es gelang ihr gleich
zuAnfang ihrer Selbstständigkeit, ei-
nen großen Auftrag an Land zu zie-
hen. Bei der Restaurierung der Ko-
blenzer Liebfrauenkirche tragen alle
anfallendenVergoldungsarbeiten ihre
Handschrift. „Es fasziniert mich,
Kunstwerke wieder in originalgetreu-
em Glanz erstrahlen zu lassen“, er-
zählt sie. Kenntnisse in Kunst- und
Baugeschichte sowie Stilkunde sind
in ihrem Handwerk neben der Ver-
goldungstechnik ebenso wichtig wie
die fachgerechte Anwendung von
Lösungs- und Verdünnungsmitteln
und viel Fingerspitzengefühl. Immer-
hin gilt es, die zu restaurierenden Ob-
jekte mit zehntausendstel Millimeter
dünnemBlattgold zu überziehen. „Die
feinen Blättchen gehen sehr schnell
kaputt, einmal niesen genügt da
schon“, lacht die „Goldmarie“ aus
Ehrenbreitstein.
Sterne für den Garten
Wer einen Bilderrahmen oder Spiegel
vergoldet haben möchte, ist bei An-
drea Rauland ebenfalls an der richti-
gen Adresse. Wer
noch auf der Suche
nach einem unge-
wöhnlichen Weih-
nachtsgeschenk ist,
wird bei ihr oder in
der Galerie Handwerk,
Rizzastraße, fündig. Kieselsteine in
unterschiedlichen Größen erhalten
durch eineVergoldung ein edles Out-
fit. „Das Gold ist wetterfest, deshalb
sehen die Steine auch im Garten wie
funkelnde Sterne aus”, erklärt sie. Mit
ihrer Werkstatt liegt sie goldrichtig.
Das betrifft auch die Wahl des Ko-
blenzer Stadtteils. Der ungetrübte freie
Blick auf die Festung inspiriert sie.
Hier ist sie ihre eigene Herrin. Ihr
Beruf hat Seltenheitswert. Aufträge
von privat und öffentlicher Hand hat
sie deshalb genug. IhreArbeit spricht
sich rum. Museen und Schlösser ge-
hören neben ihrerWerkstatt zu ihrem
Arbeitsumfeld. Handwerk hat wört-
lich noch immer goldenen Boden.
Christian Kretschmer, 18 Jahre,
Fleischerlehrling aus Worms
Meine
Familie
lebt in
Dresden.
Da ich am
Heilig
Abend
noch
arbeiten
muss, gibt
es kein Familienfest. Ich werde
sicher etwas einsam sein. Zum
Glück gibt es das Telefon. Da ich
jetzt alleine wohne, brauche ich
noch vieles für die Wohnung. Ich
freue mich deshalb über ein
Geldgeschenk.
nftspläne und Weihnachtswünsche +++ Zukunftsp
Phillip Sauder, 17 Jahre, Fleischer-
lehrling aus Wintersheim
Materielle Wünsche habe ich
keine. Ich hoffe, dass mit mei-
nem Beruf alles gut klappt. Das
ist ein Wunsch, den ich mir nur
selbst erfüllen kann. Weihnach-
ten verbringe ich zusammen mit
meiner Familie. Der Weih-
nachtsbaum gehört dazu, viele
Kerzen,
Weihnachts-
lieder und
auch der
Kirchgang.
Es gibt
traditionell
Fisch und
Pute.
Steckbrief: Vergoldungen Andrea Rauland
hochwertigeVergoldungen von Spiegel und Bilderrahmen
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Restaurierungen im
Rahmen der Denkmalpflege
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Tel.: 0261/ 40 90 56 1
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