Handwerk im Winter vom 13. Dezember 2003 - page 3

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Idee und Verant-
wortung:
Karl-Jürgen
Wilbert
Redaktion: Jörg Diester, Beate
Holewa, Markus Gaida
Layout: Jörg Diester, Andrea
Düpper; Markus Gaida
Herausgeber: HwK Koblenz in
Verbindung mit dem Mittel-
rhein-Verlag Koblenz
Fotos: HwK Koblenz, Focus
Foto, Foto Baumann, G.
Juraschek, Wolfgang Junglas
Anzeigen: Hans Kary
(verantwortl.), Rudolf Speich,
Informa, RZ-Anzeigenservice
(Tel.: 0261/892-457), 56070
Koblenz
Techn. Herstellung: Druckhaus
Koblenz
Impressum
Nicht materielleWeihnachts-
wünsche dominieren, sondern
eher der Wunsch, mit der Fami-
lie zu feiern. Sie haben feste
Ziele, möchten die Gesellenprü-
fung bestehen, die Vorausset-
zung, ihr Leben selbst zu gestal-
ten. Sie haben konkrete Vorstel-
lungen von ihrer Zukunft. Sie
haben auch Träume und Sehn-
süchte - Handwerkslehrlinge,
die in den Berufsbildungs-
zentren der HwK Koblenz über-
betriebliche Lehrgänge besu-
chen. Sie sind erstaunlich offen,
es macht Spaß, mit ihnen zu
reden. Ihre Aussagen sind span-
nend, stimmen nachdenklich.
Jörg Wil-
fahrt, 20 Jah-
re, Fleischer-
lehrling aus
Monsheim
Ich möchte
erst die Gesel-
lenprüfung
bestehen und
später die
Meisterschule
besuchen. Weihnachten ist ein
großes Familienfest. Ich wün-
sche mir, dass der starke Zusam-
menhalt in unserer Familie so
bleibt. Das gibt mir Kraft. Ich
weiß, dass das nicht überall so ist.
Weihnachten
gehört der
Familie
Lehrlinge sprechen über Zukunftspläne und Weihnachtswünsche
Zukunftspläne und Weihnachtswünsche +++ Zukunftspläne und Weihnachtswünsche +++ Zukunftspläne und Weihnachtswünsche ++
Mike
Rose, 18
Jahre,
Zimmerer-
lehrling
aus
Rennerod
Mein
Beruf hat
in der
Familie
Tradition.
Schon Vater und Opa waren
Zimmerleute. Ich habe keine
Angst um meine berufliche
Zukunft. Weihnachten ist für
mich die schönste Zeit des Jah-
res. Mit Weihnachten verbinde
ich Gemütlichkeit, Geborgenheit
in der Familie, Kerzen, Weih-
nachtsbaum und Festtagsbraten.
Ich mache jedem Familienmit-
glied ein kleines Geschenk.
Dabei kommt es darauf an,
richtig Freude zu bereiten. Ich
wünsche mir eine neue Zim-
mermannskluft. Ich hoffe, dass
es Weihnachten
schneit, das der Winter so kalt
wird, wie der Sommer warm
war.
Bastian
Lorenz, 18
Jahre, Flie-
sen-, Platten-
und Mosaik-
legerlehrling
aus Ge-
münden
Mein Vater
ist Landwirt.
Ich helfe ihm immer in meiner
Freizeit. Als Hobby ist die
Landwirtschaft o.k., aber beruf-
lich wollte ich etwas anderes
lernen. Ich habe mich selbst um
meine Lehrstelle gekümmert
und bin stolz, dass ich bisher
alles gut gemeistert habe. Weih-
nachten gehört meiner Familie.
Meine Freundin wird am Heilig
Abend auch bei ihren Eltern
sein. Silvester sieht das anders
aus, dann feiern wir zusammen
mit unseren Freunden.
Welche Gedanken, Zukunfts-
pläne und Weihnachtswünsche
andere junge Handwerkslehr-
linge haben und was sie be-
wegt, lesen Sie auf den folgen-
den Seiten.
Glas-Gene
in der
11. Generation
Existenzgründung anno 1624 und was daraus wurde
Man schreibt das Jahr 1624. Christoffel Schwarz richtet sich in seiner gerade
eben gegründeten Werkstatt zur Glasbearbeitung im kleinen Ort Holzappel im
heutigen Rhein-Lahn-Kreis ein. Es sind unruhige Zeiten und in denWirren des
30-jährigen Krieges ist mehr als eine Scheibe zu Bruch gegangen.
„Ich werde
Meister
, weil ich für
mich die
beste Qualifikation
will“
Sonja Spano: Raumausstattermeisterin in spe und Titelmodell
Für die junge Frau aus Kastellaun ist
der Meisterbrief die beste Qualifika-
tion. „Es gibt viele Kunden, die mich
nach meiner Ausbildung fragen. Ich
weiß, dass der Meisterbrief das Tüp-
felchen auf dem I ist. Es ist einfach
für viele Menschen ein Unterschied,
ob ein Rat vom Gesellen oder vom
Meister kommt“, erzählt die 23-jäh-
rige Italienerin, die in Koblenz ge-
boren ist.
Gestalten mit Stil
Über ein Praktikum entdeckte sie ihre
Liebe zum Raumausstatterhandwerk.
„Hier kann ich kreative Ideen mit
handwerklicher Geschicklichkeit ver-
binden. Mit Farben und Formen Räu-
me zu stylen, ist eine Herausforde-
rung“, begründet sie ihren Berufs-
wunsch. Nach der Lehre fand die jun-
ge Raumausstatterin in der Kas-
tellauner Firma „berg im bahnhof“
ein eigenverantwortliches Betäti-
gungsfeld. „Wir haben schon lange
geplant, unser Dienstleistungsange-
bot um Gardinen, Bodenbeläge und
Accessoires zu erweitern“, erzählt
Gabi Berg, die zusammen mit ihrem
Mann, Maler- und Lackierermeister
Michael Berg, die Firma leitet. „Als
wir 1990 das ehemalige Bahnhofs-
gebäude von Kastellaun gekauft und
renoviert haben, bot sich die Eröff-
nung eines Ladengeschäfts an.“ 11
Sonja Spano weiß, was sie will: Der Meisterbrief ist für sie das Zeichen ihrer
Qualifikation.
Dass Carolin Schwarz mit ihrem Beitrag zur Unternehmensgeschichte er-
folgreich ist, beweisen auch die Preise, die sie in den vergangenen Jahren
entgegennehmen konnte, so den Förderpreis des Kunsthandwerks in Rhein-
land-Pfalz 2001. „Damals ging Minister Bauckhage von Preisträger zu
Preisträger und unterhielt sich mit jedem. Aus dem Gespräch entwickelte
sich die Idee, künftigen hochrangigen Gästen des Ministeriums eine hand-
gestaltete Glasschale als „Gläserne Visitenkarte“ zu überreichen, auf der sich
die Symbole des Landes Rheinland-Pfalz sowie die aus Wirtschaft, Verkehr,
Landwirtschaft und Weinbau wiederfinden.“ Aus der Idee wurde Realität.
Heute bekommen hochrangige Gäste aus der Hand des Ministers die auf
eine Auflage von 25 Exemplaren limitierte Arbeit von Carolin Schwarz.
Carolin
Schwarz,
Minister
Hans-
Arthur
Baukhage
und die
„Gläserne
Visiten-
karte“.
„Gläserne Visitenkarte“
Was aus der Schwarz´schen Unter-
nehmung wurde? Ein Handwerksbe-
trieb mit mehr als 25 Mitarbeitern,
der sich auf die Bearbeitung von der
„nackten“ Glasscheibe bis zur indi-
viduellen Fertigung von Türen und
Fenstern spezialisiert hat. Und auf
noch einen Ableger wäre der Urah-
ne sicher sehr stolz gewesen: In der
11. Generation macht sich mit
Carolin Schwarz eine Frau als Glas-
gestalterin selbstständig. „Ich habe
den Beruf der Glaserin von der Pike
auf gelernt, habe mir am Rande
der Alpen wie auch im fla-
chen Norddeutschland den
Wind um die
Nase wehen las-
sen und in an-
deren
Un-
ternehmen
Erfahrungen
gesammelt.“ Und natür-
lich imeigenen Familien-
unternehmen mit seiner
379-jährigen Geschichte
„alles einmal mit ge-
macht, was so ein Unter-
nehmen zu bieten hat“.
Gläserne Mondlandschaft
Schließlich besucht sie die
Meisterschule „als einzige Frau in ei-
ner Klasse mit 17 Männern“ und
gründet 1999 direkt neben dem el-
terlichen Unternehmen ihren ei-
genen Betrieb. Was sie von
Vater Raimund und Bru-
der Thilo, seiner-
zeit
Deutschlands bester Nach-
wuchshandwerker, unterschei-
det, mit demGründer Christoffel al-
lerdings verbindet, ist die Bearbei-
tung von Glas „mit seinen natürlichen
Formen die entstehen, wenn es auf
800 Grad erhitzt wird, wenn sich ver-
schiedene Farbbereiche herausbilden
und jedes Objekt zu einem hand-
werklichen Unikat wird. Nichts ist
am Ende glatt und schnurgerade –
Glas in seinem Usprung, so fühlt es
sich an.“
Die 29-jährige gestaltet Glas, schafft
aus den glatten Oberflächen eine
„Mondlandschaft“, die in Geometrie
und Farbe das ausdrückt, was Carolin
Schwarz ihrer Arbeit einhaucht. Ob
Glasschalen, Waschbecken aus Glas,
Haustüren oderWandschmuck, bunt,
zwei- oder einfarbig, ob schlichte
Eleganz oder schreiendes Design –
die Handwerksmeisterin
schafft aus Material-
bearbeitung und Ge-
staltung eine
schlüs-
sige Ein-
heit, bei der
jedes Objekt wie
ein Fingerabdruck
seine Eigenarten hat.
„Das ist das Besondere an
meiner Arbeit, für mich wie
auch meine Kunden. Es wird nie
langweilig und jeder kann sagen:
Das ist mein Glas!“ Dazu zählt für
Carolin Schwarz auch der Weg raus
aus derWerkstatt hin zu den Kunden.
„Ich schaue mir vorher an, wo meine
Gläser eingesetzt werden und kann
beraten und informieren. Nach der
Herstellung bin ich dann wieder vor
Ort, um zu installieren. Ich erlebe
also meine Arbeit von der Idee bis
zum Endprodukt.“ Dabei spielt na-
türlich auch Lob ihrer Kunden eine
wichtige und motivierende Rolle.
„Als junger Mensch nicht nur hand-
werklich gut zu sein, sondern auch
gestalterisch einen sicheren Instinkt
zu haben, ist Herausforderung und
Erfüllung zugleich, gerade dann,
wenn der Werdegang des eigenen
Unternehmens davon abhängt. Dabei
dreht sich mancher Gedanke auch um
dieArbeit derVorfahren, die ich ganz
nebenbei fortsetze.“ Ein Grund mehr
für Christoffel, stolz auf dasWerk sei-
ner Nachfahrin anno 2003 zu sein...
Die farbenfrohenAr-
beiten von Carolin
Schwarz tragen ihre
ganz persönliche
Handschrift.
Klare Formen und leuch-
tende Farben, ob bei
Accessoires, Glasfens-
tern in Bleiverglasung
oder auch bei Haustüren,
bestimmen dieArbei-
ten der jungen Glas-
gestalterin aus Holz-
appel. Beispiele ihrer
Arbeit findet man auch
in der Winterausstellung
der Galerie Handwerk.
Die für sie neue Rolle als Fotomodell für „Handwerk imWinter“ hat Raumaus-
stattermeisterin in spe, Sonja Spano, sichtbar Freude gemacht. „Ich bewege
mich gern in einem schönen Ambiente, die Galerie Handwerk war der passende
Rahmen für das Foto“, schätzt sie ein. „Jeder, der die Winterausstellung noch
nicht besucht hat, sollte die Gelegenheit nutzen. Noch bis zum 11. Januar sind
die Türen geöffnet“, fügt sie hinzu.
Mitarbeiter, darunter zwei Lehrlinge,
bilden das Team. „Wir begrüßen es
sehr, dass Sonja die Meisterprüfung
in ihremHandwerk macht und möch-
ten, dass sie anschließend bei uns
bleibt“, lobt Gabi Berg ihre Ange-
stellte. „Ich möchte dann auch mei-
ne während der Meisterprüfung er-
worbenen betriebswirtschaftlichen
Kenntnisse stärker in die Firma ein-
fließen lassen“, freut sich Sonja über
das Lob.
Zeitgemäße
Gestaltung
im
Tischlerhandwerk
Workshop mit Professor Axel Kufus am 7. Januar
Am 7. Januar startet das Bau-
zentrum der Handwerkskammer
Koblenz mit einem besonderen
Highlight für das Tischlerhand-
werk: Mit Axel Kufus, Professor
an der Bauhaus Universität Wei-
mar, Fachrichtung Produktdesign
an der Fakultät Gestaltung, ge-
wann die HwK einen kompeten-
ten Referenten für denWorkshop
„Zeitgemäße Gestaltung im
Tischlerhandwerk, ein Marke-
tingkonzept, Kleinserien“.
Kufus legte 1979 den Gesellen-
und 1983 den Meisterbrief im
Tischlerhandwerk ab. Seit 1993
lehrt er an der renommierten Wei-
marer Universität. Die Zielrichtung
seines Schaffens umschreibt er so:
„Gestaltung, die ich meine, kann
nicht der Arbeit oder einem Ding
hinzugefügt werden. Sie wäre De-
koration. Sie muss das Werk be-
stimmen, im Inneren angelegt sein,
wie es so schön heißt. Als Seele,
alsWagnis, als Traum, als Trieb, als
Verantwortung. Sie wirft Fragen
auf und stellt in Frage, gibtAntwor-
ten, frühe, schnelle, auch falsche,
altbekannte, neue. Sie spekuliert,
übertreibt, nimmt zurück, wagt, will
Unmögliches, noch Unvorstellba-
res.“ - Einen Überblick über sein
Schaffen findet sich im Internet un-
ter
Die Teilnehmerzahl für den 4-stün-
digenWorkshop am 7. Januar 2004
um 17 Uhr im HwK-Bauzentrum,
August-Horch-Str. 6, 56070 Ko-
blenz, ist begrenzt. Aus diesem
Grund bittet die HwK um frühzei-
tige Anmeldung.
Weitere Informationen zum
Workshop im HwK-Bauzentrum,
Tel.: 0261/ 398-601, Fax: -991, E-
Mail:
Internet:
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...16
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