Frauen im Handwerk / Umschulungsmöglichkeiten / Meisterkurs
12. Juni 2003
Nr. 94
„Ich habe meine Arbeit
immer selbst gefunden“
Viktor Sperling schult bei der HwK Koblenz zum Metallbauer um
Während 1989/90 die Grenzen
zwischen Ost und
West fielen und
ein größeres Euro-
pa entstand, wuchsen
mancherorts innere
Grenzen hoch. Beispiels-
weise in Usbekistan, wo
die deutschstämmige
Bevölkerung zunehmend
unterdrückt wurde. Viktor
Sperling gehörte zu ihr.
Nach seiner Schulzeit durchlief
der heute 40-Jährige eine Bil-
derbuchkarriere und arbeitete
sich als Soldat zum stellvertre-
tenden Leiter der Militär-
hochschule hoch. Militär-
und Politikkunde
lehrtederFallschirmspringeroffi-
zier. Nach dem Zerfall der So-
wjetunion entschloss er sich,
nach Deutschland auszusiedeln
und kam in die Nahe-Region.
„Ich habe meine Arbeit immer
selbst gefunden“, sagt er stolz.
Bis zur Schließung des Depots
in Bollenbach arbeitete er vier
Jahre lang für die Amerikaner.
Dann folgte für je zwei Jahre der
Einsatz als „Springer“ in einer
Kunststofffabrik, später als An-
lagenführer in einem polyche-
mischen Betrieb - und die Ar-
beitslosigkeit.
Das Arbeitsamt Bad Kreuznach
ermöglichte ihm imHerbst 2002
die Umschulung zum Metall-
bauer im HwK-Berufsbildungs-
zentrumBad Kreuznach. Viktor
Sperling nutzt diese Chance und
drückt eifrig die Schul- und
Werkbank. Wenn er in knapp
zwei Jahren seinen
Abschluss in diesem
Handwerk geschafft
habenwird,ist er sich
sicher: „Als Metall-
bauer kannst du in
dieser Region et-
was finden.“
Bei der HwK Koblenz star-
tet im Berufsbildungszent-
rum Bad Kreuznach eine
Umschulungsmaßnahme für
Arbeitslose in den Fach-
richtungen Metall und Kon-
struktionstechnik. Die Maß-
nahme wird vom örtlichen
Arbeitsamt gefördert. Inner-
halb von dreieinhalb Jahren
werden die Teilnehmer auf
eine staatlich anerkannt
Abschlussprüfung zum Me-
tallbauer, Fachrichtung
Metallgestaltung und
Konstruktionsmechaniker,
Fachrichtung Schweißtech-
nik, vorbereitet.
Informationen bei der
HwK-Weiterbildung:
Tel.: 0261/ 398-113
Fax: 0261/ 398-990
E-Mail:
Internet:
Umschulung bei
der HwK
„Wer nichts tut, kann
auch nichts bewegen!“
Alles, was Doris Bollinger
anpackt, macht sie mit sehr
viel Engagement. So als Un-
ternehmerfrau, als Mutter, als
Kommunalpolitikerin und als
Vorsitzende des Koblenzer
Arbeitskreises für Unterneh-
merfrauen. Sie ist offen, kri-
tisch und selbstbewusst. Ihr
Leitspruch heißt: Wer nichts
tut, kann auch nichts bewegen.
MutterundUnternehmerfrau
1970 heiratet die gelernte Groß-
handelskauffrau den Schlosser-
meister Franz Bollinger. Ihr ers-
tes Kind ist unterwegs. Doris
Bollinger erzählt: „Als mein
Mann die 1830 in Waldesch ge-
gründete Schmiede 1971 invier-
terGenerationübernahmundauf
eine Bau- und Kunstschlosserei
umgestellt hat, wurde ich sozu-
sagen ins „kalteWasser“ gewor-
fen. Es war selbstverständlich
für unseren kleinen Handwerks-
betrieb, dass ich das Büro führen
musste. Einige Vorkenntnisse
besaß ich zwar, hatte aber keine
Ahnung vom Schreiben einer
Rechnung oder Erstellen eines
Angebotes. Das notwendige
Rüstzeug habe ich mir nach und
nach in vielen Kursen der Hand-
werkskammerKoblenz angeeig-
net.“ Sie erinnert sich an den
Anfang der Schlosserei, eine
kleine Werkstatt im Privathaus.
Ihr Schreibtisch stand damals
im Esszim-
mer und
für sie
als 19-
Jähri-
ge war
es
Doris Bollinger: Unternehmerfrau & Ehrenamt
schon „gewöhnungsbedürftig,
dass die Kunden zu jeder Zeit in
dieWohnungkamen“.DorisBol-
linger beißt sichdurch, zieht drei
Kinder groß, „zwischen Küche
und Büro“. Inzwischen hat sie
sich längst daran gewöhnt, dass
in einem Familienbetrieb „Ar-
beit und Privatleben ineinander
greifen.“ Sohn Markus wurde
sozusagen imHandwerksbetrieb
groß und eswar früh klar, dass er
inVaters Fußstapfen tretenwür-
de. Seit 1992 ist er Metallbauer-
meister.
Vorsitzende imArbeitskreis
Seit fünf Jahren ist Doris Bol-
linger Vorsitzende im Koblen-
zer Arbeitskreis für Unterneh-
merfrauen im Handwerk. Der
Arbeitskreiswächst ihr ansHerz.
Sie wählt aktuelle Themen von
allgemeinem Interesse aus, or-
ganisiertReferenten.„WirHand-
werkerfrauen sitzen doch alle im
gleichen Boot“, sagt sie und be-
tont, dass wichtigstes Anliegen
desArbeitskreisesWeiterbildung
und Erfahrungsaustausch sind.
Themenwie Steuerrecht,Mahn-
wesen, Forderungseinzug oder
Betriebsprüfung stehen im Jah-
resprogramm 2003. Auch ein
Spießbratenabend ist geplant.
Die Kommunalpolitikerin
AlsZweiteBeigeordnete derGe-
meinde Waldesch ist es ihr Ziel,
aktiv an der Verschönerung des
Ortesmitzuwirken. InvielenGe-
sprächen macht Doris Bollinger
FrauenMut, mehr gesellschafts-
politische Aufgaben zu über-
nehmen. „Frauen den-
ken praktischer, haben
oft eine andere Sicht-
weite.“IhrMannunterstützt
sie in ihrer ehrenamtlichen Tä-
tigkeit. „Wir führen eine ganz
besondere Ehe, haben gemein-
sam den Betrieb ausgebaut, tra-
gendie gleichenSorgenund sind
beide aneinander gewach-
sen“, schätzt Doris
Bollinger ein.
Feinwerkmechaniker
Info-Tel.: 0261/398-402
Start der nächsten Meistervor-
bereitungskurse bei der HwK:
3. 2. (Vollzeit), 30. 8. in Teil-
zeit (beide Koblenz).
Infos und Anmeldung:
Tel.: 0261/398-404
Fax: 0261/398-990
HwK-Meisterkurs
Doris Bollin-
ger: Mutter von
drei Kindern,
Mitarbeiterin
im Unterneh-
men und enga-
gierte Kommu-
nalpolitikerin.
Mit ihren regelmäßigen
Aktionstagen im City-Büro
bietet die HwK ihren
Mitgliedsbetrieben wie
auch interessierten Kunden
des Handwerks samstags
die Möglichkeit, neueste
Infos und Beratungsleistun-
gen zu nutzen.
Rund um das Thema
Ausbildung dreht sich bei
der HwK Koblenz alles
zum Aktionstag am 21. Juni
im HwK-City-Büro,
Friedrich-Ebert Ring 31.
Neben umfangreichen
Informationen rund um die
Ausbildung gibt es aktuelle
Infos zu freien Aus-
bildungsstellen im nördli-
chen Rheinland-Pfalz und
viele Tipps zum Start in den
Beruf. Dabei geht es um
das richtige Bewerben
genauso wie um ein
Praktikum vor der Lehre
oder Möglichkeiten für die
Karriere während und nach
der Lehre. Aber auch
Handwerksbetrieben bietet
die HwK-Ausbildungs-
beratung einen breiten
Informationsservice zu
allen Fragen rund um das
Thema Lehre.
Weitere Informationen gibt
die HwK Koblenz:
Tel.: 0261/ 398-180
Fax: -980
Aktionstag im
HwK-City-Büro
