Handwerk Special Nr. 94 vom 12. Juni 2003 - page 21

Rückblick: Junge Existenzgründer auf der Handwerksmesse
12. Juni 2003
Nr. 94
Jürgen Lipinski
Tischlermeister
ausOchtendung
Sein Meister-
stück ist eine
Cocktailbar mit
Koffertüren und
Schubkästen
aus europäi-
schem Ahorn,
der Korpus be-
steht aus einer
Holzfaserplatte.
Für den 24-Jähri-
gen ist der Meis-
terbrief Sprung-
brett in die Selbst-
ständigkeit. „Der
Meisterbrief befähigt mich, einen eigenen Betrieb zu grün-
den.Kaufmännisches Know-how ist dabei unverzichtbar.“
Ich bin Meister und habe etwas erreicht!
Durchstarten nach der Messe
Existenzgründer über ihren Messeauftritt: Hat es sich gelohnt?
Sie sind junge Handwerksmeister, haben sich vor kurzem den Traum vom eigenen Unternehmen verwirk-
licht, haben sich am Markt erfolgreich etabliert - nicht nur mit hoch qualitativer Arbeit, sondern auch mit
neuen Wegen im Marketing. Die richtige Geschäftsidee richtig verkaufen, dazu zählte für diese Existenz-
gründer auch die Teilnahme an der MESSE AM RHEIN: Handwerksmesse Koblenz. Eine Chance, das
Unternehmen und die Menschen dahinter, deren Leistungen in der Öffentlichkeit zu präsentieren, die sie
nutzen konnten. Was hat ihnen die Messe gebracht? Sind sie zufrieden mit dem Echo beim Publikum?
Stimmen sie demMotto „Messen sindMärkte“ zu? Fragen, auf die eine Fotografin,
eine Gold- und
Silberschmiedin, ein Tischler und ein Fliesen-, Platten- und Mosaik-
leger eindeutige
Antworten geben.
Blick fürs Wesentliche
Peggy Lehmann aus
Neuwied-Niederbieberist
seit einem Jahr selbst-
ständig. Die 35-Jähri-
ge bringt die Berufe
„Mutter, Hausfrau
und Fotografin“
unter einen Hut,hat ihr Atelier
in den eigenen vier Wänden un-
tergebracht. „Als Existenz-
gründerin kann ich es finanziell
anders gar nicht gestalten, wäre
eine Ladenmiete zu teuer.“ So
ist sie „ein paar Minuten Haus-
frau“, kümmert sich um den 9-
jährigen Sohn und arbeitet im
Studio. Und nahm „nebenbei“
als Ausstellerin das erste Mal an
der Handwerksmesse Koblenz
teil, der sie eine Note „1 plus“
gibt. „Ich hätte nicht gedacht,
dass hier so viele Kontakte, gute
Gespräche und neue Kunden zu
treffen sind. Es war eine tolle
Erfahrung, dabei zu sein.“ Ne-
ben zahlreichen Gesprächen mit
Besuchern gab es Kontakte zu
anderen Unternehmen, „darun-
ter eine Werbeagentur, mit der
ich höchstwahrscheinlich künf-
tig zusammenarbeiten werde.“
Gold & Marketing
Auch für Gold- und Silber-
schmiedemeisterinJenniferSau-
er aus Stipshausen im Hunsrück
war dieMesseteilnahme einRie-
senerfolg. „Die Messe war ein
Termin, den ich irgendwie in
meinen Terminkalender unter-
bringen konnte, worüber ich im
Nachhinein sehr froh
bin.“ Die 28-Jährige,
die seit 2001 selbst-
ständig ist, konnte mit
ihren Kreationen die
Besucher überzeugen,
„hier konnte ich viele
neue Kunden gewin-
nen.“ Nach der Rück-
kehr gab´s genug zu
tun, „auf den letzten
Drücker habe ichdann
irgendwann Schmuck-
stücke für mich selbst
angefertigt.“ Termin-
arbeit, denn es waren
die Ehe-
ringe. Fünf Tage
nach dem Messe-
trubel läuteten die
Hochzeitsglocken.
Neue Wege
Über einen großen
Andrang an seinem
Messestand freute
sich auch Tischler-
meister Volker Hin-
teregger aus Mül-
heim-Kärlich. Mit
seinem achteckigen
Wasserbett landete
er bei denBesuchern einenVoll-
treffer, „konnte noch während
der Messe die ersten Stücke ver-
kaufen.“
Der 31-
J ä h r i g e
m a c h t e
sich vor
zwei Jah-
ren selbst-
s t ä n d i g .
E i n e n
Schlüssel
für seinen
Erfolg als
Unterneh-
mermacht
er, wie
auch die
a n d e r e n
Existenzgründer, imkontinuier-
lichenWachstum des Unterneh-
mens aus. „Der Betrieb muss in
einem gesunden Verhältnis
wachsen, dann hat
ein Jungunter-
nehmer selbst in
schwierigen Zeiten
eine gute Chance,
sich am Markt zu
behaupten. Und na-
türlich zählt nicht
nur das reine Hand-
werk zu denAufga-
ben eines Hand-
werksmeisters,auch
das Marketing ist
wichtig. Die Messe
war in diesem Zu-
sammenhang eine
Riesenchance, die
ich gerne genutzt
habe.“
Erste Aufträge
Auch für Jürgen Kalnicki aus
Mayen hat sich die Mühe und
der Messestress gelohnt: „Wir
haben die ganze Nacht durchge-
arbeitet, um am nächsten Mor-
gen den Besuchern zu zeigen,
was das Familienunternehmen
in Sachen Fliesen alles bietet.“
Der 42-Jährige ist seit einemJahr
Fliesen-, Platten- und Mosaik-
Peggy Lehmann aus Neuwied
Jürgen Kalnicki aus Mayen
Jennifer Sauer aus Stipshausen
Messetermin2005
Jetzt schon vormerken: Die
zehnte MESSE AM
RHEIN: Handwerksmesse
Koblenz findet vom 29.
April bis 5. Mai 2003 auf
dem Koblenzer Messege-
lände statt.
Imeuropäischen Jahr derMen-
schen mit Behinderung bietet
die Handwerkskammer Ko-
blenz in Kooperation mit dem
Heinrich-Haus Neuwied spe-
ziell für Hörgeschädigte einen
Meisterkurs an. Die Vorberei-
tung für die Teile III (Wirt-
schaft und Recht) sowie IV
(Berufs- und Arbeitspäda-
gogik)sindfüralleHandwerks-
berufe offen. Der Unterricht
findet in Vollzeit mit einem
G e b ä r d e n d o l m e t s c h e r
statt.Handwerker mit anderen
körperlichenEinschränkungen
können nach Rücksprache in
dem bundesweit ausgeschrie-
benenLehrgang integriertwer-
den. Speziell für Hörgeschä-
digte aus demRaumausstatter-
und Maler- und Lackierer-
handwerk werden die fachbe-
zogenen Teile I (Fachtheorie)
und Teil II (Fachpraxis) der
Meistervorbereitung mit Ge-
bärdendolmetscher durchge-
führt. Die Teile III und IV be-
ginnen am 8. September in der
Handwerkskammer Koblenz
undumfassen 480Unterrichts-
stunden bzw. 12Wochen. Tei-
le I und II werden ab Januar
2004 angeboten.
Mehr dazu bei der
HwK-Meisterakademie
Tel.: 0261/ 398-400
Fax: 0261/ 398-990
E-Mail:
Internet:
Meisterkurs für
Hörgeschädigte
legermeister. „Meine Kund-
schaft kommt zum Großteil aus
dem Raum Mayen.“ Mit der
Messe könnte sich das ändern,
„denn es hat vieleGesprächemit
Besuchern aus Rheinland-Pfalz
und sogar angrenzenden Bun-
desländern gegeben.“ Kalnicki
freut sich im Nachhinein nicht
nur über Gespräche, sondern
auch konkrete Aufträge.
Klarer Fall nicht nur für Kal-
nicki, dass die nächste Messe
vom 29. April bis 5. Mai 2005
im Terminkalender vorgemerkt
wird. „Wenn sich das Unterneh-
men weiterhin so erfolgreich
entwickelt und ich Zeit dafür
habe, werde ich wieder ausstel-
len...“
Volker Hinteregger
aus Mülheim-Kärlich
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