Handwerk Special Nr. 91 vom 29. Januar 2003 - page 9

HwK aktuell: Nachrichten aus dem Handwerk
29. Januar 2003
Nr. 91
Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage, HwK-Hauptgeschäftsführer Karl-Jürgen
Wilbert, HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag, Ministerpräsident Kurt Beck, Justizminis-
ter Herbert Mertin, IHK-Präsident Heinz-Michael Schmitz, IHK-Hauptgeschäftsführer
Hans-Jürgen Podzun und Finanzminister Gernot Mittler (v.li.) beimNeujahrsempfang der
Wirtschaft im Koblenzer Schloss.
Neujahrsempfang im Schloss
Wirtschaftspartnerschaft wird fortgesetzt
Freundschaft ist gelebte Wirklichkeit
Deutsch-französischer Lehrlingsaustausch mit Nevers
Kultureller Dialog und wirt-
schaftliche Beziehungen be-
gleiten die Partnerschaft, die
die Handwerkskammern Ko-
blenz und Nevers leben.
DerjährlicheLehrlingsaustausch
spielt hierbei eine zentrale Rol-
le. „Man lernt Leben und Arbeit
beim europäischen Nachbarn
kennen, in der Ausbildung in
Betrieben, in Berufsbildungs-
zentren und imAlltag,“ so Tobi-
as Allmoslöchner, Zimmerer-
meister, Ausbilder bei derHand-
werkskammer Koblenz und
„Ehemaliger“. „Doch nicht nur
das gemeinsameArbeiten bringt
uns näher, sondern auch ein at-
traktivesRahmenprogramm, um
Land und Leute kennen zu ler-
nen.“Die Initialzündung für die-
se Austausche kam in den sieb-
ziger JahrenvonderHandwerks-
kammer Koblenz und bald be-
suchten die ersten französischen
burgundischen Lehrlinge ihre
Partnerstadt an Rhein und Mo-
sel. Der Gegenbesuch deutscher
Lehrlinge erfolgte ein Jahr spä-
ter.Seitdemwechseltenrund500
angehende Handwerker die
Grenzen und lernten Handwerk,
Menschen, Kultur und Land-
schaft des Partners kennen.
Sprachschwierigkeiten sind für
die Handwerksjugend kein Hin-
dernis. Häufig reichen die Kon-
takte weit über die Dauer des
Lehrlingsaustausches hinaus.
ChristianLeiser, Teilnehmer am
ersten Austausch zwischen Ko-
blenz undNevers, ist heuteKon-
ditormeister inPouilly-sur-Loire
und auch Aussteller auf der
Handwerksmesse. Einer der
größten Koblenz-Fans aus dem
Kreis der Nachwuchskräfte, der
junge Bäcker und Konditor
Jérôme Thomas aus Nevers
nahm während seiner Lehrzei-
ten zweimal am Austausch mit
Koblenz teil und besuchte den
Stand der Handwerkskammer
Koblenz NIVEXPO Messe in
Nevers im Jahr 2001 täglich:
„Derzeit gründe ich meinen ei-
genen Betrieb in Nevers, in dem
Koblenzer Lehrlinge gern will-
kommen sind.“ Für Claudia und
Volker Süßmeyer, Schmiedin
und Straßenbauer aus Bendorf
wurde der Lehrlingsaustausch
zumEhestifter: „AufderNevers-
fahrt ’93 haben wir uns kennen
gelernt, 1998 geheiratet und un-
ser Sohn Felix kam ein Jahr spä-
ter zur Welt.“
Zum gemeinsamen Neujahrs-
empfang der Wirtschaft 2003
hatten die Industrie- und Han-
delskammer (IHK) Koblenz
und die Handwerkskammer
(HwK) Koblenz ins Kurfürstli-
che Schloss zu Koblenz einge-
laden. Sie setzen damit die vor
mehr als einem Jahr verein-
barte neue Partnerschaft und
Zusammenarbeit in vielen Fra-
gen der Wirtschaft fort.
Die Präsidenten und Hauptge-
schäftsführer, Heinz-Michael
Schmitz und Hans-Jürgen Pod-
zun (IHK) sowie Karl-Heinz
Scherhag und Karl-Jürgen Wil-
bert (HwK), begrüßten die Gäs-
te aus Politik, Wirtschaft, Justiz,
Bildung, Bundeswehr, Medien
und Gesellschaft. Ganz beson-
ders begrüßten sie alsGastredner
den Ministerpräsidenten des
Landes Rheinland-Pfalz Kurt
Beck und die Staatsminister
Hans-Artur Bauckhage, Herbert
Mertin und Gernot Mittler.
„Leider dauert der kontinuierli-
che Abwärtstrend beim Wirt-
schaftswachstum Deutschlands
an. Auch die konjunkturellen
Aussichten für 2003 sind alles
andere als rosig“, so die einlei-
tenden Worte von IHK-Präsi-
dent Heinz-Michael Schmitz.
Die schwierige konjunkturelle
Lage werde verdeutlicht durch
den katastrophalen Arbeits-
markt, rückläufige Investitionen
und insbesondere durch die stei-
gende Zahl der Unternehmens-
insolvenzen. InRheinland-Pfalz
habe sich dieAnzahl insolventer
Unternehmen innerhalbvondrei
Jahren mehr als verdoppelt. In
diesemZusammenhangkritisier-
teSchmitz dieBundesregierung:
„Mit der Bundestagswahl und
den Veränderungen in der neu-
en Bundesregierung im letzten
Jahr erhoffte sichderMittelstand
mutige Reformen und bessere
Rahmenbedingungen. Statt des-
sen hat die neue Bundesregie-
rungmit vielenMaßnahmen den
Mittelstandnochmehr belastet.“
Andererseits gäbe es auch posi-
tive Zeichen. Schmitz nannte als
Beispiele die Zinsabschlags-
steuer statt der vorgesehenen
Vermögensteuer, die Verände-
rungen in Sachen Ladenschluss
und die Neuregelung der Mini-
Jobs.
Auch HwK-Präsident Karl-
Heinz Scherhag äußerte sichkri-
tisch zur Mittelstandspolitik der
Bundesregierung, insbesondere
zum Handwerksteil der gerade
von Arbeitsminister Wolfgang
Clement vorgeschlagenen Mit-
telstandsoffensive. „Es geht
nicht um Besitzstandswahrung
oder vermeintlich lukrative
Schutzzäune für das Handwerk,
wenn wir denMeister für ein am
Markt auftretendes Unterneh-
men verteidigen. Es geht um
unseren Nachwuchs“, sagte
Scherhag. Falle der Meister,
werde es weniger Ausbildungs-
betriebe geben, da jeder Hand-
werksbetrieb ausbilden dürfe.
Zum Thema Ausbildung nahm
auch IHK-Präsident Schmitz in
seiner Rede Bezug. Kritik übte
Schmitz an der Vollzeitberufs-
schule. „Die Ausbildung im Be-
trieb muss das A und O bleiben.
Deshalb wenden wir uns gegen
den Ausbau der Vollzeitberufs-
schule und setzen uns für die
Stärkung der Teilzeitberufs-
schule als Partner der Betriebe
ein“, sagte Schmitz.
Ehrennadel für Günter Pohl
Ehrenamtliches Engagement auszeichnen
Handwerk ist ohne ehren-
amtliches Engagement nicht
denkbar. Die Handwerks-
kammer Koblenz zeichnet je-
des Jahr verdiente Ehren-
amtsträger der Region für ihr
Engagement mit der Ehren-
nadel aus.
„Ehrenamtliche Tätigkeit ist
unbezahlbar. Sie ist notwen-
dig als Stütze unserer Gesell-
schaft. Ich danke allen, die sich
in den verschiedensten Aus-
schüssen, in den berufsständi-
schen Organisationen ehren-
amtlich engagieren. “, so Karl-
Heinz Scherhag, Präsident der
HandwerkskammerKoblenzin
seinerLaudatio. IndiesemJahr
erhielt Elektroinstallateur-
meisterGünter Pohl, Obermei-
ster der Elektro-Innung Ahr-
weiler, die Ehrennadel. Günter
Pohl legte 1967 die Meister-
prüfung ab und ist seit 1970
selbstständig. Seit 20 Jahren
ist er Obermeister der Elektro-
InnungAhrweiler undwar lan-
ge Vorstandsmitglied der
Kreishandwerkerschaft Ahr-
weiler.
Zweimal Jérôme Thomas: Damals mit einer Austauschgruppe vor demKoblenzer Schloss
(Mitte hinten) und heute in seiner eigenen Backstube in Nevers, die im Rahmen des
deutsch-französischen Lehrlingsaustausches auch Koblenzer Lehrlingen offen steht.
Donnerstag, 1.5.:
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