Handwerk Special Nr. 90 vom 13. November 2002 - page 8

Keine nassen Füße für Fans
Koch-Bedachungen arbeitet in vielen unterschiedlichen Bereichen
Dachdecker legen Tunnel trocken / Serie: Frauen unserer Meister
13. November 2002
Nr. 90
Was haben das Dach eines
Einfamilienhauses, Tunnel
der ICE-Strecke im Wester-
wald und das Müngersdorfer
Stadion gemeinsam? Auf den
ersten Blick nicht viel – und
doch verbindet sie etwas: Die
Firma Koch-Bedachungen aus
Wirges sorgt bei ihnen für den
richtigen Schutz vor Wind und
Wetter.
Als Hauseigentümer kennt man
dieses Problem vielleicht: Die
Regenrinne läuft über, auf dem
SpeicherfindetmanfeuchteStel-
len und der nächste Winter
kommt bestimmt. Was nun? Bei
den Meisterbetrieben des Dach-
decker-Handwerks ist der Haus-
eigentümer dann in den besten
Händen, unterstreicht Diplom-
Ingenieur Rainer Nixtatis von
Koch-Bedachungen in Wirges.
Denn nur hier erhält der Kunde
die Gewährleistung und die Si-
cherheit, dass die Arbeiten fach-
gerecht ausgeführt werden. Seit
nunmehr 124 Jahren ist das tra-
ditionelleDachdeckerhandwerk
eines der Standbeine des Famili-
enbetriebes.
ICE fährt trocken
Doch nicht nur das Dach des
Wohnhauses, sondern auch grö-
ßere Industrieprojekte sind bei
Koch-Bedachungen in den
richtigen Händen. Hier stellt
das Unternehmen seine viel-
fältigen Fähigkeiten unter
Beweis. So verpassten die
Mitarbeiter drei Eisenbahn-
tunnels der Hochge-
schwindigkeitsstrecke
Köln-Frankfurt wasser-
dichteMaßanzüge. Diese
Baustellenwaren eine be-
sondere fachliche und logisti-
sche Herausforderung. Die Ein-
haltung der Sicherheitsstan-
dards, die entsprechenden Fach-
kenntnisse sowie die Material-
lieferungen „just-in-time“ ver-
langten den Mitarbeitern wäh-
rend der neun Monate dauern-
den Bauarbeiten vieles ab. Doch
bereuthatGeschäftsführerKlaus
Koch das Engagement nicht:
„Wir konnten einmal mehr un-
sereLeistungsfähigkeitunterBe-
weis stellen und uns für ähnliche
Projekte empfehlen.” Und die
nächste große Aufgabe wartet
bereits:Beim Umbau des Mün-
gersdorferStadionsinKölnsorgt
Koch-Bedachungen dafür, das
Spieler und Fans keine nassen
Füße bekommen. Abdichtungs-
arbeiten um das Spielfeld und
auf den neuen Tribünen werden
von dem Handwerksbetrieb aus
dem Westerwald ausgeführt.
Betrieb in der 4.
Generation
MitGeschäftsführerKlausKoch
ist bereits die vierte Generation
indemFamilienbetrieb tätig. Se-
niorchef Ernst Koch steht auch
heute noch dem Unternehmen
zur Seite. Und die nächsteGene-
ration ist ebenfalls gesichert:Mit
einer Ausbildung zum Dachde-
cker legt Mathias Koch den
Grundstein für sein späteres En-
gagement im Betrieb. Sein Bru-
der Thorsten studiert BWL. Aus
kleinsten Anfängen hat sich das
Unternehmen heute zum größ-
ten Dachdeckerunternehmen in
Rheinland-Pfalz entwickelt und
ist sowohl bundesweit als auch
im benachbarten Ausland tätig.
Koch-Bedachungen ist ein Teil
der Koch-Gruppe mit rund 200
Mitarbeitern inDeutschlandund
Ungarn. 10 Lehrlinge werden
derzeit im Unternehmen ausge-
bildet. Das Unternehmen strebt
dieses Jahr ein Umsatzvolumen
von 25 Millionen Euro an.
Weiter auf Erfolgskurs
Trotz schwieriger wirtschaftli-
cher Lage in der Baubranche
befindet sich das Unternehmen
auf Erfolgskurs. Kürzlich wur-
de mit dem Bau einer neuen La-
gerhalle in unmittelbarer Nach-
barschaft zum Firmensitz in
Wirges begonnen.Dadurch ent-
stehen 15 neue Arbeitsplätze.
Think big: Ob
ICE-Tunnel (Foto
oben) oder riesige
Industriehalle,
hier zeigt der
Handwerksbetrieb
seine Leistungs-
fähigkeit. Doch
auch das traditio-
nelle Dachdecker-
handwerk ist und
bleibt ein wichti-
ges Standbein.
Ursula Jachnik engagiert sich für Frauen
Wissen macht stark
Ursula Jachnik
engagiert sich
stark für Hand-
werksfrauen. So
setzt sie sich unter
anderem als
Landesvorsitzen-
de des Arbeits-
kreises Unter-
nehmerfrauen
ein.
Sie weiß, was sie will. Sie hat
immer Ziele, für die sie kämpft.
Sie gibt nie auf, ist energisch
und manchmal unbequem.
Ihre Devise: Nur Wissen
macht stark! Ursula Jachnik,
Kauffrau, Fachwirtin im
Handwerk, Landesvorsitzende
im Arbeitskreis Unternehmer-
frauen im Handwerk.
„Ich wollte immer lernen“, erin-
nert sich die heute 60-Jährige.
Leider fehlte ihrer Familie das
Geld, den 5 Kindern eine höhere
Schulbildung zu ermöglichen.
Nach der Hauptschule hat sie
Glück, bekommt eine Lehrstelle
als Drogistin und erwirbt kauf-
männische Kenntnisse. „Ich
musste unheimlich büffeln,
Grundwissen fehlte, Chemiewar
mir fremd, Latein... aber ich
wusste, nur Lernen bringt dich
weiter.“ Jungen Leuten erzählt
sie oft davon, legt ihnen nahe,
sich so viel wie möglich Grund-
wissen anzueignen. Die Tochter
befolgt denRat,macht nach dem
Abitur eine Kfz-Mechaniker-
lehre, arbeitet heute als Meiste-
rin.
Dem Wunsch folgt die Tat
Den Wunsch, sich selbstständig
zu machen, um eigene Ideen zu
verwirklichen, hatte sie schon
damals, erzählt Ursula Jachnik.
Den Malerbetrieb ihres Vaters
zu übernehmen war aufgrund
einerAllergienichtmöglich.„Ich
kann keine Tapeten anfassen.“
Als sie ihren Mann, einen Kfz-
Mechanikermeister, kennen
lernt, geht unter anderen auch
von ihr die Initiative zur Selb-
ständigkeitaus.„Wirpackenes.“
1965 ist es soweit. Zunächst ver-
sucht es das Ehepaar mit einer
Tankstelle, später mit einer Au-
towerkstatt. Auch Tiefs, so die
KündigungdesVertragsmitdem
Autohersteller1995,meisternsie
fangen neu an: „Das geht aber
nur gemeinsam.“ Heute sind die
Jachniks wieder voll im Ge-
schäft.
Engagiert im Ehrenamt
Im Handwerksbetrieb groß ge-
worden, kennt Ursula Jachnik
die Rolle der Frau an der Seite
einesHandwerksmeisters.„Frau-
en sind als Co- Pilotin im Be-
trieb unentbehrlich.“ Sie spürt,
dass Erfahrungsaustausch gera-
deunterdenmitarbeitendenEhe-
frauen im Handwerk, die das
Büro managen, wichtig ist. Sie
erzählt,dassdieHandwerkskam-
mer Koblenz die Problematik
erkannte und im März 1985 als
eine der ersten Kammern einen
Arbeitskreis der Unternehmer-
frauen im Handwerk gründete.
„Unter Organisation der Kam-
mer trafen sich in regelmäßigen
Abständen Frauen von Hand-
werksmeistern aus verschiede-
nen Branchen und Regionen,
tauschten dabei Gedanken aus
und informierten sich über
Bildungs- und Beratungsmög-
lichkeiten rundumsHandwerk.“
Der Arbeitskreis wird ein Lieb-
lingskind von Ursula Jachnik.
„Es ist ein tollesGefühl zu beob-
achten, wie viel Kraft der Ar-
beitskreis denFrauengibt.“1992
gründet sie den Landesverband
der Unternehmerfrauen, wird
dessen Vorsitzende. ImLandes-
frauenrat repräsentiert sie die
Handwerkerfrauen. „Das ist gut
so. Wir Handwerkerfrauen den-
ken praktischer, setzen schnel-
ler um“, urteilt sie über ihr Eh-
renamt.
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