Handwerk Special Nr. 90 vom 13. November 2002 - page 6

Märkte im Wandel: Neuausrich- tung gelungen / HwK hilft
13. November 2002
Nr. 90
Von
Tempo
30 auf 300
Unternehmen im Umbruch: Vom Bagger zum Rennwagen
Hier fährt der Chef selbst: Maschinenbauermeister
Michael Irmgartz aus Neuwied hat sich auf Porsche-
Umbauten spezialisiert, die er als Rennfahrer anschlie-
ßend auch selber „Probe fährt“.
Das Einzige, was die fahren-
den Untersätze aus der Zeit, in
der das Unternehmen vom
Vater gegründet wurde und
heute gemeinsam haben, ist ihr
luftgekühlter Motor: Vom
Deutz-Traktor zum Porsche-
Rennwagen – so lässt sich in
einem Satz die Unternehmens-
geschichte der Familie Irm-
gartz in Neuwied beschreiben.
Inden60erJahrentuckertenBau-
fahrzeuge aller Art über den Hof
- vom LKW-Kran bis zur Pla-
nierraupe. Es sind die Gründer-
jahre, mitten in einer Zeit, als die
Bauwirtschaft auf vollen Touren
läuft. Entsprechend entwickelt
sich das Unternehmen mitten in
Neuwied-Irlich.Werkstätten für
Wartung und Reparatur werden
gebaut, das Betriebsgelände
wächst.
LastwagenoderKränesuchtman
heute vergeblich im Unterneh-
men, das Maschinenbauer-
meisterMichael Irmgartz seit ei-
nigen Jahren leitet. Und doch
geht es noch immer um motori-
sierte Bewegung: Fahrzeugen
der Marke Porsche schenkt man
heute alle Aufmerksamkeit, al-
les handwerkliche Wissen. Es
hat sich eine hoch spezialisierte
Hightech-Schmiede für schnel-
le Rennwagen entwickelt, in der
ein „normaler Wagen“ zu einem
Hochleistungsathletengetrimmt
wird. Motor, Getriebe, Innen-
einrichtung bis hin zur Ka-
rosserie - alles nehmen
sich Handwerks-
meisterIrmgartz
und seineMit-
arbeiter vor
und schaffen
mit ihrer Arbeit
einen perfekten
Sportwagen - ob für
die Straße oder die
Rennstrecke.
Hier fährt der Chef selbst...
Die Ergebnisse der Arbeit prüft
anschließend der Chef höchst-
persönlich. Irmgartz ist einer der
Schnellsten, geht es darum, ei-
nen Porsche zügig auf Renn-
strecken zu bewegen. Zu abso-
luter Höchstform fährt der 40-
Jährige auf derNordschleife auf,
„besonders wenn es regnet und
Nebel über demEifelkurs liegt.“
Seine Augen blitzen dabei fast
genauso hell wie die vielen Po-
kale, die überall im Unterneh-
men stehen - ob im Büro oder in
den zahlreichen Werkstätten.
Über 200 sind es, die er in den
vergangenen 20 Jahrenweltweit
auf allen bekannten Rennstre-
cken eingefahren hat. Nicht ir-
gendwomittendrinoderamEnde
des Feldes, sondern vorne, an
der Spitze.
Dass sich das Unternehmen in
seiner Entwicklung so stark än-
derte, wie es Michael Irmgartz
selbstmitgestaltet hat, ist für den
Familienvater von fünf Kindern
eine logische Konsequenz. „Je-
der Betrieb ist mit seiner Arbeit
Spiegel der Zeit. Macht sich in
einer Branche ein Konjunktur-
umbruch bemerkbar, muss man
als Unternehmer darauf reagie-
ren.“ Und auch wenn er heute
eine weltweite Kundschaft hat,
das, was er auf die Straße schickt
über die Region hinaus einen
erstklassigenRuf genießt,macht
IrmgartzkeinGeheimnis umsei-
nen sorgenvollen Blick auf den
Wirtschaftsstandort Deutsch-
land, der mit seiner momenta-
nen wirtschaftspolitischen Aus-
richtungnicht den Interessendes
Handwerks so nachkommt, wie
er sich das wünscht. „Es wird
sich zu viel um die Großen ge-
kümmert - so jüngst mit staatli-
cher Finanzspritze bei Mobil-
com.Dochdiemittelständischen
Unternehmen, die sind das Salz
in der Suppe.“
„Seine“ Porsche gegen andere
fahrbare, konjunkturgünstigere
Untersätze einzutauschen - das
kommt trotzdem nicht in Frage.
„Ich bin Rennfahrer mit Leib
und Seele, lebe für die Arbeit im
und rund ums Auto – und das
wird auch so bleiben.“
„Ichwürde die Ausbildung auch
anderen Mädchen und Jungen
mit technischem Interesse emp-
fehlen. Aber man muss schon
Lust haben, etwas Handwerkli-
ches zu machen“, sagt Carmen
Ferdinand. Sie möchte Kfz-Me-
„Lust zum Handwerk
muss man haben!“
chanikerin werden und wird im
Autohaus Efferz in Neuhäusel
ausgebildet. Während der über-
betrieblichen Lehrlingsunter-
weisung im Metall- und Tech-
nologiezentrumderHandwerks-
kammer Koblenz stellt sie ka-
rosserietechnische Teile nach
einer Zeichnungsvorlage her.
Der Lehrgang ist einer von ins-
gesamt sieben Lehrgängen, den
sie während ihrer Ausbildung
besucht. Derzeit lernen 1.776
jungeLeute imBezirkderHand-
werkskammerKoblenzdenKfz-
Mechanikerberuf. Carmen ge-
hört zu den 37 Mädchen unter
ihnen. Die 23-Jährige hat nach
dem Realschulabschluss bereits
eine Lehre als Bürokauffrau ab-
geschlossen und im Lager eines
Autohauses gear-
beitet. „Ichwollte
jetzt auch mein
handwerkliches
Interesse zumBe-
ruf machen“, be-
gründet sie ihren
zweiten Berufs-
weg.
Informationen
zur Ausbildung
bei der HwK
Koblenz, Tel.:
0261/398-332,
Fax: 0261/398-
989, E-Mail:
Ist nach der abgeschlossenen Lehre
zur Bürokauffrau in die handfeste
Praxis eingestiegen: Carmen Ferdi-
nand erlernt das Kfz-Handwerk.
Es gibt keine Verlierer!
Bester seines Faches beim Nachwuchs in Rheinland-Pfalz ist Zwei-
radmechaniker Bernd Isemann aus Rieschweiler bei Zweibrücken.
Er kommt aus dem Bezirk der HwK Kaiserslautern und setzte sich
beim Landesentscheid im HwK-Metall- und Technologiezentrum
in Koblenz durch. „Es gibt hier keinen Verlierer, weil jeder
nur an Erfahrungen gewinnen kann, auch wenn er nicht
Landessieger wird“, meint er. Mit ihm freuen sich der
ehrenamtliche Bundesinnungsmeister des Deutschen
Zweiradmechaniker-Handwerks, Wolfgang Hees
(rechts) und HwK-Ausbildungsmeister Marco
Stenzel. Unterstützt wurde der Leistungswettbewerb
für den Nachwuchs von zwei Unternehmen aus dem
nördlichen Rheinland-Pfalz: Der Motorradhandel
Praeder & Hatzmann aus Plaidt wie auch das Unter-
nehmen von Rolf Kreier aus Andernach stellten einen
Roller sowie ein Motorrad zur Verfügung.
Bester im Zweiradmechaniker-Handwerk
Hier
„schraubt“
Landessieger
Bernd Ise-
mann aus
Rieschweiler
beim Ent-
scheid in
Koblenz.
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