Handwerk Special Nr. 90 vom 13. November 2002 - page 15

Bestatter stehen den Angehörigen in schweren Stunden bei
13. November 2002
Nr. 90
Helfer in schweren Stunden
Dieter Müller aus Koblenz steht Trauernden zur Seite
Bestatter als Beruf
Ausbildung vermittelt Sachkenntnis
Beim Tod eines Menschen
bleibt die Familie trauernd
und fassungslos zurück.
„Hier ist es wichtig, Mitge-
fühl auszudrücken, aber den-
noch eine gewisse Distanz zu
wahren“, sagt Dieter Müller
aus Koblenz. Er ist fach-
geprüfter Bestatter und steht
den Angehörigen in diesen
schweren Stunden zur Seite.
DieLeistungendesBestattungs-
gewerbes sind vielfältig und be-
ginnen mit der Bestattungsvor-
sorge. „Wir bieten Vorsorge-
verträge an. Bei einem persönli-
chenBeratungsgesprächwerden
alle Möglichkeiten der Bestat-
tung erörtert“, so Dieter Müller.
Feuer- oder Erdbestattung, wel-
cher Friedhof, die Art des Gra-
bes werden besprochen. Der
Ablauf der Trauerfeier, Blumen-
arrangements, Musik, Pfarrer
oder Trauerredner, all dies wird
im Voraus festgelegt.
Das Gespräch suchen
ImSterbefall findet als erstes ein
Beratungsgespräch statt. Sarg,
Urne und auch Sterbewäsche
werden ausgesucht. „Dieses
Gespräch findet in der Regel in
unseren Büroräumen statt. Es
besteht aber auch die Möglich-
keit, das Gespräch in der ge-
wohntenheimischenUmgebung
durchzuführen. Das ist für eini-
ge Angehörige gewiss leichter“,
sagt Dieter Müller. Die Details
des Begräbnisses werden abge-
sprochen. Nun ist der Bestatter
alsOrganisator gefragt. Termin-
absprachenmit der Familie, dem
Priester und der Friedhofs-
verwaltung, das Ausfüllen der
entsprechenden Formulare, das
alles übernimmt er. „Wir kön-
nen unserem Kunden weitge-
hend alle Formalitäten abneh-
men“, führt Dieter Müller die
Leistungen des Bestatters aus.
Hilfe zurTrauerbewältigung
In den seltensten Fällen sterben
dieMenschenzuHause,imKreis
ihrer Familie. Die Kultur des
Abschieds, wie sie früher üblich
war, wurde verdrängt. Heute
besinnt man sich wieder auf die-
se Tradition, bestätigt Dieter
Müller. „Wir haben 2001 einen
Raum geschaffen, der zur Ver-
abschiedung im Familien- und
Freundeskreis dient. In dieser
Atmosphäre lässt sich der Ab-
schied etwas leichter ertragen
als in mancher kalten Halle.“
Mit der Beerdigung ist die Ar-
beit des Bestatters noch nicht
beendet. „Auch nach der Beiset-
zung stehen wir den Angehöri-
gen für alle Fragen zur Verfü-
gung, die sich durch den Sterbe-
fall ergeben.“
Vom Umgang mit dem Tod
Der Umgang mit dem Tod und
der Trauer ist eine individuelle
Sache. Man macht sich norma-
lerweise keine Gedanken über
Tod und Sterben. Wird man je-
doch krank oder gebrechlich,
ändert sich auch die Beschäfti-
gung mit diesem Thema. Was
passiert mit mir? Was kommt
danach? – Diese Fragen stellt
man sich, auch wenn man nicht
immer eine passende Antwort
darauffindet.„MitdemTodgehe
ich vielleicht wesentlich gelas-
sener als andere Menschen um,
da ich ja täglich mit dem Thema
konfrontiert werden. Damit hat
der Tod für mich seinen Schre-
cken verloren“, sagt DieterMül-
ler.
90 Jahre Firmengeschichte
Die Firma August Müller wurde
1912 als Schreinerei von Schrei-
nermeister August Müller sen.
gegründet. Bestattungenwerden
seit 1932 durchgeführt. Nach
dem Krieg wurde die Firma in
das Haus An der Liebfrauenkir-
che 21 verlegt, wo sich noch
heute die Schreinerei befindet.
Seit 1978 führt Schreinermeister
Dieter Müller den Betrieb in der
3. Generation fort. 1990 wurde
das Bestattungsinstitut nach
Koblenz-Neuendorf ausgeglie-
dert. Im nächsten Jahr steht in
demtraditionsreichenUnterneh-
men wieder ein Generations-
wechsel an: MelanieMüller und
Sascha Münz werden den Fami-
lienbetrieb dann in der vierten
Generation weiterführen. Die
Firma August Müller beschäf-
tigt zur Zeit vier Mitarbeiter und
bei Bedarf verschiedene Helfer.
Generationswechsel:
Dieter Müller und seine
Frau Erika werden
nächstes Jahr den Betrieb
an Melanie Müller und
Sascha Münz übergeben.
Abschied
von einem
geliebten
Menschen:
Ein schwe-
rer Schlag
für die
Angehöri-
gen
Die Auseinandersetzung mit
dem Tod ist schwer. Man
spricht nicht gerne darüber,
wird man sich doch dabei
seiner eigenen Sterblichkeit
bewusst. Der Bestatter hat
den Tod täglich vor Augen.
Doch was gehört eigentlich
zum Beruf des Bestatters?
Der Beruf des Bestatters ge-
hört zu den „handwerks-
ähnlichen Berufen“, die in der
Anlage B der Handwerks-
ordnungfestgelegtsind.ImGe-
gensatz zu den Berufen des
Vollhandwerks besteht in den
handwerksähnlichen Berufen
keine Verpflichtung, entspre-
chende Sachkenntnis für den
ausgeübten Beruf nachzuwei-
sen, beispielsweise durch den
Meisterbrief. Theoretisch
könnte jeder, der sich für einen
handwerksähnlichen Beruf in-
teressiert, sich damit selbstän-
dig machen. Für den Beruf des
Bestatters sind allerdings eine
große Zahl an gesetzlichen
Vorgaben zu beachten. Doch
nicht jeder, der als Bestatter
tätig ist, verfügt auch über die
notwendige Sachkenntnis.
Um diese Sachkenntnis nach-
weisen zu können, soll ab 1.
August 2003 zum ersten Mal
eineAusbildungzur„Fachkraft
fürBestattungswesen“möglich
sein.EntsprechendeGespräche
zur Einführung des Ausbil-
dungsberufes fanden bereits
beim Bundesministerium für
Wirtschaft in Bonn statt. Die
Ausbildungsdauer beträgt drei
Jahre. Es handelt sich dabei
um einen gemeinsamen Aus-
bildungsberuffürBestatter und
Friedhofsverwalter. Die bisher
bestehenden Ausbildungs-
gänge „Fachgeprüfter Bestat-
ter“ und „Funeralmaster“ wer-
den fortgeführt, inhaltlich aber
auf die Vor-Ausbildung als
Bestattungsfachkraft abge-
stellt. „Das Wissen, das ein
Bestatter heute haben muss,
ist äußerst umfangreich“, so
Rudolf Hils vom Koblenzer
Bestattungsunternehmen
Bloemers. Er kennt die Sorgen
und Nöte seiner Branche: Seit
1945 ist als Bestatter tätig und
konnte vor kurzem seinen 80.
Geburtstag feiern. Er gehörte
15 Jahre dem Präsidium des
Bundesverbandes Deutscher
Bestatter an und ist seit 20 Jah-
ren im „Werkausschuss Fried-
hof- und Bestattungswesen“
der Stadt Koblenz. Als Vorsit-
zender des Ausschusses für
Berufsstandspolitik, Berufs-
ordnung und Berufsbildung
hatteRudolf Hilswährend sei-
ner Tätigkeit im Bundesver-
band maßgeblichen Anteil an
der Schaffung des freiwilligen
Prüfungswesens. Aus der von
ihm mitentwickelten Grund-
ideedes freiwilligenPrüfungs-
wesens ist die heute bestehen-
de Fortbildungsprüfung nach
§ 42 der Handwerksordnung
zum „Fachgeprüften Bestat-
ter“ entstanden. Darüber hin-
aus ist er ehrenamtlich für die
Handwerkskammer Koblenz
aktiv: Er gehört der Vollver-
sammlung und dem Rech-
nungsprüfungsausschuss der
HwK Koblenz an.
Berufsbild im Wandel
Das Berufsbild des Bestatters
hatsichgewandeltundistheute
in erster Linie ein Dienstlei-
stungsberuf. Die Beratung der
Angehörigen imSterbefall und
der fachliche Beistand steht
im Mittelpunkt der Tätigkeit.
Durch unterschiedliche recht-
liche Vorgaben ist der Beruf
streng reglementiert: Das
Friedhofsgesetzderjeweiligen
Kommune, das Bestattungs-
recht des Landes und die ent-
sprechendenVorschriftenzum
Umgang mit dem Verstorbe-
nen müssen beachtet werden.
Dazu kommen in einer multi-
kulturellen Gesellschaft auch
die unterschiedlichen Be-
stattungsriten der verschiede-
nen Religionen. Mit der DIN
77300 wurde für den Bestatter
eine bindende Norm erstellt.
„Diese vielen Vorgaben ma-
chen eine sorgfältige Ausbil-
dung notwendig“, erläutert
Hils.
Rudolf Hils
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22
Powered by FlippingBook