Handwerk Special Nr. 82 vom 15. August 2001 - page 29

Im Gespräch: Wie geht’s nach der Schule weiter?
15. August 2001
Nr. 82
Die Pollenfeldschule in Ko-
blenz ist mittlerweile eine vier-
zügige IntegrierteGesamtschu-
le (IGS) mit etwa 550 Schü-
lern. Neben dem gegliederten
Schulsystem mit Hauptschule,
Realschule undGymnasiumist
die IGS eine Schule für alle
Kinder, in der die gemeinsame
Erfahrung unterschiedlicher
Menschen erlebt und gepflegt
wird.
Der Jahrgang 2001 der Schul-
abgänger gehörte zu dem letz-
ten Jahrgang, der an der Pollen-
feldschule ausschließlich den
Hauptschul- bzw. den Sekun-
dar-I-Abschluss durch ein frei-
williges 10. Schuljahr erwer-
ben konnte. HANDWERK
SPECIAL sprach mit dem IGS-
Schulleiter, Direktor Rudolf
Schäfer:
Wie unterscheiden sich die
Schulabgänger 2001 an
der Schnittstelle „Schule-
Beruf“ von den Jahrgän-
gen vor und nach ihnen?
Mit den Schuljahrgängen ist es
wie mit dem Wein, jeder Jahr-
gang hat neben den allgemein
erkennbaren Eigenschaften sei-
ne spezifischen Jahrgangs-
qualitäten. Deshalb kann man
das Berufwahlverhalten des
Jahrganges 2001 nicht ohne
weiteres verallgemeinern.
Trotzdem stellen wir insgesamt
gemeinsam mit den Berufsbil-
denden Schulen fest, dass in-
nerhalb der letzten fünf Jahre
die Entscheidung für eine be-
ruflicheAusbildung immerwei-
ter aufgeschoben wird und statt
HANDWERK SPECIAL befragte weitere Hauptschulen zumVerhal-
ten von Schulabgängern an der Schnittstelle Schule-Beruf:
Die Koblenzer Goethe Hauptschule, Brenderweg, meldet, dass von 90
Schulabgängern lediglich neun eine Lehrstelle haben. Die Übrigen
besuchen Berufsbildende Schulen, entschieden sich für Berufsgrund-
schuljahr und Berufsvorbereitungsjahr.
Nach Meinung von Lothar Geil, Schulleiter der Hauptschule auf der
Koblenzer Karthause, entscheiden sich 50 Prozent der Schulabgänger
für den Besuch der Berufsfachschule. 30 Prozent beginnen eine
Lehre, andere entscheiden sich für ein Berufsgrundschuljahr. „Unsere
Schulabgänger sind in der Regel 15 Jahre alt. Sie sind also sehr jung
und wählen nicht zuletzt den für sie scheinbar einfacheren Weg und
melden sich an berufsbildenden Schulen an. Viele Eltern unterstützen
den Wunsch ihrer Kinder, weil sie sich dadurch größere Chancen am
Ausbildungsmarkt erhoffen.“
Wilfried Struben, Schulleiter der Hauptschule Niederbiber, nennt
folgende Zahlen: Von 123 Schulabgängern, Stufe 9 des Hauptschul-
zweiges, entschieden sich 34 für ein freiwilliges 10. Schuljahr, 30
besuchen eine Berufsfachschule, 35 Entlassschüler beginnen eine
Lehre und 24 absolvieren ein Berufsgrundschuljahr bzw. Berufsvor-
bereitungsjahr.
„Wer Schule ernst nimmt,
kann was, weiß was, ist wer!“
Schulleiter an
Hauptschulen der Region
Wie verhalten sich Ihre Schulabgänger?
Nachgefragt
Mehr Lust auf Schule oder Angst vor der Berufswelt? Das Verhalten von Schulabgängern verändert sich
dessen eine längere schulische
Ausbildung größtenteils an den
berufsbildenden Schulen ge-
sucht wird.
Welchen Weg werden die
Schulabgänger 2001 jetzt
einschlagen?
Zwischen 50 und 65 Prozent
der Schulabgänger haben sich
um eine Lehrstelle beworben.
Nur etwa die Hälfte war dabei
erfolgreich. Gründe für den Er-
folg lagen vor allem in guten
Zeugnissen, in persönlichen In-
itiativen zu einer rechtzeitigen
klaren Berufsentscheidung, in
der Unterstützung aus dem El-
ternhaus, in konsequenter Nut-
zung aller berufsvorbereitenden
Maßnahmen von Schule, Ar-
beitsverwaltung und Kammern
und nicht zuletzt in einer per-
sönlichen Auseinandersetzung
und dem Willen zum Einstieg
in das Berufsleben.
In welcher Form bereiten
Sie die Schulabgänger an
der IGS auf ihre nach dem
Abschluss anstehende Be-
rufsentscheidung vor?
Es gehört zum Profil der IGS
Koblenz-Pollenfeld, die Ju-
gendlichen für die Berufs-
entscheidung und das Berufsle-
ben zu qualifizieren. Dabei wird
die Schule durch ein Netzwerk
regionaler Einrichtungen unter-
stützt: HwK, IHK, Berufsbera-
tung, Universität, Berufsbilden-
deSchule undnicht zuletzt durch
Ausbildungsbetriebe der Wirt-
schaft in der Region Koblenz.
Die Schule führt neben vielen
anderen auch folgende berufs-
vorbereitende Maßnahmen
durch: Innerhalb der Wahl-
pflichtfächer bietet unsere IGS
die berufs- und praxisorien-
tierten Fachrichtungen „Tech-
nische Grundbildung“ und „So-
zialpädagogische Bildung“ an,
sie veranstaltet zusammen mit
dem Schul-Berufsberater einen
Elternabend mit dem Thema
„Berufswahl“, bietet in den
Klassen 8 und 9 je ein zwei-
wöchiges Betriebs- und Berufs-
praktikum an und führt ein Be-
werbungs-Training durch. Je-
den 1. Montag im Monat ist der
Berufsberater imHaus und steht
Eltern und Schülern zur Verfü-
gung.
Welche Rolle spielen die
Eltern bei der Berufs-
entscheidung?
Obwohl sich Jugendliche imAl-
ter von 15 bis 16 Jahre sehr
stark an Gleichaltrigen orien-
tieren, dürfen sich die Eltern bei
einer derwichtigstenLebensent-
scheidungen junger Menschen
nicht zurückziehen oder von den
Jugendlichen abdrängen lassen.
Ihnen kommt nicht die Rolle
der „Bevormundung“ zu, son-
dern die Rolle der Mitwirkung,
der „Moderation“ zur persönli-
chen Eigeninitiative und zur
Auseinandersetzung des Ju-
gendlichen mit der Berufswahl.
Ohne das Interesse, das Fragen,
das Diskutieren und das Anbie-
ten von Hilfen durch die Er-
wachsenen kommt der für die
Berufsentscheidung notwendi-
ge persönliche Prozess kaumzu-
stande.
Waswürden Sie den Schul-
abgängern 2001 mit auf
den Weg geben?
Ichmöchte den Schulabgängern
für den Einstieg in das Berufs-
leben Mut machen: Beruf ist
etwas Spannendes, ist eine gro-
ße Chance, macht unabhängig
und selbstständig, fordert einen
heraus, vermittelt aber auch
Freude an der eigenen Leistung.
Neben einem guten Schulab-
schluss zählt vor allem die eige-
ne Persönlichkeit mit ihren Be-
gabungen und das, was in der
langen Schulzeit daraus ge-
macht wurde. Wer Schule ernst
genommen hat, kann was, weiß
was, ist wer! Damit ist die
Grundlage für eine Top-Berufs-
ausbildung gegeben, und einer
guten Zukunft steht nichts mehr
im Wege.
Schuldirektor
Rudolf Schäfer
von der IGS
Pollenfeld in Koblenz
Heißer Monat für die HwK-Ausbildungsberater:
Fast 1300 Gespräche rund um das Thema Lehre
Das war ein heißer Monat für
die HwK-Ausbildungsberater:
Fast 1300 Gespräche rund um
das Thema Ausbildung führten
sie, die Hälfte vor Ort in den
Handwerksbetriebenoder inden
HwK-Berufsbildungszentren,
die andere Hälfte telefonisch.
Renner war die Lehrstellen-
börse. Wer noch keinen Ausbil-
dungsplatz gefundenhatte, kann
hier weiterhin aktuelle Adres-
sen für dieses Lehrjahr bekom-
(0261/398-469).
Handwerksbetriebe, die seit lan-
gem ausbilden oder die erst-
mals ausbilden möchten, junge
Leute, die eine Handwerkslehre
anstreben und Lehrlinge wäh-
rend der Ausbildung: Das Team
der HwK-Ausbildungsberater
informiert über dieChancenund
Perspektiven, die dasHandwerk
eröffnet, über Organisation und
Ablauf der Lehre, über Rechte
und Pflichten aus dem Ausbil-
dungsvertrag. Die Fragen sind
vielseitig und oft auch persön-
lich.
Informationen
zu allen Fragen rund um die
Lehre im Handwerk bei der
HwK-Ausbildungsberatung,
Tel.: 0261/398-323,
Fax: -989, Email:
Internet:
1...,19,20,21,22,23,24,25,26,27,28 30,31,32
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