Handwerk Special Nr. 76 vom 16. August 2000 - page 4

Ausstellung im Kurfürstlichen Schloss zu Koblenz
25. August bis 1. Oktober
Montag bis Freitag: 9 bis 19 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 bis 19 Uhr
Am 25. August beginnt sie, die
Ausstellung im Koblenzer Kur-
fürstlichen Schloss, in der sich
alles um 100 Jahre Handwerk,
Handwerkskammer in unserer
Region dreht. Seit Wochen, ja
Monaten, wird sie vorbereitet,
hat durch ihre Arbeiten vor dem
Schloss bereits im Vorfeld das
Interesse der Koblenzer und ih-
rer Gäste auf sich gezogen. Be-
vor der erste Besucher in die
100-jährigeGeschichtederHwK
eintaucht, durch die „verwan-
delten“ Schlosssäle streift und
eine bunte, facettenreiche und
pfiffige Ausstellung kennenler-
nen wird, laden wir zu einem
Rundgang ein...
Das Plakat ist pfiffig. Deshalb
fällt es auf und wahrscheinlich
habe ich es mir deshalb auch
näher angeschaut. EineWäsche-
leine, darauf zwar nicht in or-
dentlicher Hausfrauenmanier,
sondern fröhlich und kunterbunt
aufgereihte Wäschestücke. Al-
lesversammelt,Büstenhalterund
Blaumann, Hemd undHose.Mit
Handwerk hat das auf den ersten
Blick nichts zu tun und wirbt
dochdafür. Es geht umeineAus-
stellung imKoblenzer Kurfürst-
lichenSchloss, gezeigt zum100.
Geburtstag der Handwerkskam-
mer Koblenz unter dem Motto
„Miteinander: Leben, Wohnen,
Arbeiten“.
Mal schauen, was sich dahinter
versteckt.
Das Schloss des letzten Trierer
KurfürstenClemensWenzeslaus
begrüßt mich schon von weitem
ungewohnt farbig, das kühle
Grau, in das sich der klassizisti-
sche Bau seit der jüngsten Re-
staurierung eher vornehm-zu-
rückhaltend hüllt, hat jetzt Kon-
kurrenz bekommen: bunte Fah-
nen, Transparente, die den Weg
weisen, ein „Windballett“, über-
dimensionale Luftschläuche in
strahlendem Gelb und Rot, die
sich aus einem blauen Auto
zwanzig Meter hoch in die Luft
ringeln. Große Tafeln aus Loch-
blech drehen sich auf fast 10
Meter hohenMasten, signalisie-
ren mit ihrer Beschriftung weit
sichtbar das Leitmotiv der Aus-
stellung „Miteinander“.
An dieser
Stelle
finden Sie
auf den
folgenden
Seiten
Informa-
tionen
rund um die
100-Jahr-
feier der
HwK Koblenz
im Schloss und
anderswo.
Die Ausstel-
lung im
Koblenzer
Schloss - da
muss man
hin! Michael
Bocklet, zu
sehen mit
dem Ausstel-
lungs-Plakat,
ist schon da.
Der Karosse-
rie- und
Fahrzeugbauer-
meister und
Innungs-
obermeister
aus Koblenz
wird seine
Arbeit, sein
Handwerk
den Besu-
chern vor-
stellen.
1. Jahrhundert n.Chr.:
Römer bringen ersten
Bauboom am Mittelrhein.
Unter Kaiser Domitian
(81-96 n. Chr.) wird der
Ausbau des Limes einge-
leitet. Die etwa 120 m ho-
hen Wachttürme stehen
auf einer Steinbasis - eine
bisher unbekannte Bau-
technik. Auch bei den
Häusern setzen sich zu-
nehmend stabiles Fach-
werk oder Steinmauern
durch.
Hier gibt es auf jeder
Seite Informatives zur
Geschichte des Hand-
werks im Norden von
Rheinland-Pfalz.
Steinernes zum Besitzen
AufdenweitenRasenflächenvor
demSchloss, auf denen sich frü-
her die aristokratische Gesell-
schaft ergangen haben mag oder
die sie mit ihren Kutschen um-
rundete, wird jetzt gearbeitet,
dass der Steinstaub fliegt. Stein-
metze und –bildhauer sind eifrig
an einemWerk, das, wie ich den
Informationen entnehmen kann,
nach seiner Fertigstellung von
den Koblenzern und natürlich
auch von allen Besuchern wirk-
lich „besessen“ werden wird.
Eine steinerne Sitzgruppe aus
hellemJuramarmor(„Derkommt
aus demAltmühltal,“ erzähltmir
auf meine Frage hin ein Stein-
metz), und dunkler Basaltlava
aus der Eifel. Aufgestellt wer-
den sollendie elegant geschwun-
genen,vonSteinmetz-undStein-
bildhauermeister Frank Knipp
aus Güls entworfenen Sitzob-
jekte nach der Ausstellung am
Peter-Altmeier-Ufer, erfahre ich
von denmit Sägen, Meißeln und
PoliermaschinenemsigWirken-
den.AktiveDemonstrationgleich
aller drei Ausstellungsbereiche,
denn das, an dem hier miteinan-
der gearbeitet wird, erleichtert
später das miteinander Wohnen
und Leben. Die Einstimmung in
die Ausstellung ist gelungen,
macht neugierig auf mehr.
Ausstellung fein inszeniert
DrinnenhatAusstellungsmacher
Heiko Bartels, „Vorflieger“ der
renommierten Designergruppe
„Kunstflug“ und Professor für
Produktdesign an der Universi-
tät Weimar, das Schloss für die
Ausstellung inszeniert. Schließ-
lich ist allein das großzügige,
weiträumige Treppenhaus ja
schon eine Bühne, die Inszenie-
rung verlangt. Der „Vorhang“
verbirgt indiesemFall allerdings
nichts, sondern verhüllt nur reiz-
voll, transparente Gazebahnen,
bedrucktmitHandwerksberufen
und handwerksähnlichen Ge-
werben. Selbst wenn man sich
nicht die Mühe macht, alles zu
entziffern: Eine erste Ahnung
von der Vielfalt desHandwerks-
wird bereits hier sehr deutlich,
eineAhnungvondem,wasHand-
werk und Handwerker für eine
Gesellschaft bedeuten, und das
nicht erst seit hundert Jahren,
seit den Tagen, in denen die
Geburtsstunde auch der Hand-
werkskammer Koblenz schlug.
MultimedialaufSpurensuche
Bevor ich auf der Treppe nach
oben schreite (jawohl, schreite!
Eine solche Treppe geht man
nicht einfach nach oben, son-
dern man fühlt sich auf ihr ent-
weder ganz kleinoder ganz groß,
wird zumMitspieler auch in die-
ser Ausstellungsinszenierung),
sehe ich mich erst einmal im
Forsetzung auf der nächsten
Seite
100 Jahre Handwerkskammer Koblenz
Die Ausstellung „Buch und
Handwerk“ wird am Sonntag,
24. 9., 11.00 Uhr, im Kreis-
museum Neuwied eröffnet.
Sie ist bis zum 5. 11. zu se-
hen. Ausgefallene Exemplare
aus 500 Jahren Buchgeschich-
te werden gezeigt, in einer le-
benden Werkstatt kann man
Buchdruckern und Buchbin-
dern über die Schulter sehen.
Vorträge rund ums Buch
runden die Ausstellung ab.
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