Handwerk Special Nr. 181 vom 19. Juli 2014 - page 11

Unikate aus der Begegnung von Handwerk und Kunst
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Nr. 181
19. Juli 2014
Sichtbar gemachte Zusammenarbeit: Die Sprache der Technik überwindet Grenzen und Meere
Während der Bundesgartenschau 2011 standen
sie im Garten der Koblenzer Partnerstädte, jetzt
haben fünf Metall-Silhouetten, die Austin/Texas
symbolisieren, ihren Platz vor dem HwK-Zentrum
für Ernährung und Gesundheit gefunden.
MargieTiedtvonderStädtepartnerschaftKoblenz-Austin
auf texanischer Seite, Michael Wolf, Vorsitzender der
hiesigen Partnerschaft, und HwK-Hauptgeschäftsführer
Alexander Baden weihten jetzt eine Bronzetafel ein,
die die enge Zusammenarbeit zwischen dem Austin
Community Collage (ACC) und der HwKdokumentiert.
Die Idee zu den Metallfiguren entstand im Vorfeld der
Buga. Die Entwürfe stammen aus dem Schweißbereich
des ACC und wurden bei der HwK realisiert. Die trans­
atlantische Kompatibilität der genutzten Programme
ermöglichte eine konstruktive Bearbeitung der Daten für
das Laserschneiden und die Klärung statischer Belange
für dasAufstellen der Figuren inKoblenz. Die gelungene
nationalen Lehrlingsaustausch mit amerikanischen
und westeuropäischen Partnern. Bereits seit 1996
wurden junge Amerikaner in Handwerksunterneh-
men im nördlichen Rheinland-Pfalz ausgebildet
– ein Pilotprojekt, das es in diesem Umfang bis
dato nicht gab. Junge deutsche Handwerker reisten
ihrerseits nach Texas, wo sie in Unternehmen der
Hightech-Branche und am ACC lernten.
Herz hängt an Hammer und Meißel
„Mein Herz hängt an Ham-
mer und Meißel. Mit den
traditionellen Werkzeugen
bearbeite ich besonders
gern Basaltlava oder
Sandstein aus der Eifel
und hauche dem Natur-
gestein sozusagen Leben
ein. Dabei kann ich mich
ausdrücken und ein Stück
von mir einbringen“, so
Steinmetz- und Steinbild-
hauermeister Friedhelm
Weber aus Ulmen.
Naturstein ist die Leidenschaft
des 49-Jährigen. Seit 35 Jahren
bestimmt er seine berufliche
Entwicklung. Nach Lehrzeit im
KlosterMariaLaachundErwerb
des Meisterbriefes übernahm er
1994 den elterlichen Betrieb in
der vierten Generation.
In der Eifel verwurzelt, ist der
Steinbildhauermeister über-
zeugt, dass besonders heimische
Materialien mit ihren einzig-
artigen Farben und Strukturen
solch markante Akzente setzen
können. „Stein verbindet Natur
undKunst auf Dauer. Naturstein
ist zeitlos, beständig und von
langer Lebensdauer“, sagt er.
Weber verweist auf handwerk-
licheUnikate, die dieGärtenvon
privatenKundenoderöffentliche
Plätze schmücken.
Steinbildhauermeister Friedhelm Weber haucht Steinen Leben ein
So spiegelt der Gevenicher
Breitzähner eine Sage wider:
„Die Gemeinden Gevenich und
Faid stritteneinst über denBesitz
einesmächtigenHochwaldes.Da
griff einGevenicher zueinerList
undschwordabeieinenMeineid.
Doch der Betrug flog auf und der
Meineidige fand keine Ruhe.
Ganz im Gegenteil, die Augen
traten ihm vor Angst aus den
Höhlen und die hervortretenden
Zähne ließen ihn zum Unhold
werden“, erklärt Weber die von
ihm gestaltete Brunnenfigur.
Und weil man glaubt, dass der
Ortsname Schmitt vom Beruf
des Schmieds abstammt, gab
der Handwerksmeister der
mächtigen Basaltlavasäule als
Quellstein im gepflasterten
Brunnenbecken der Eifelge-
meinde die entsprechendeForm.
Für Friedhelm Weber ist Stein
nicht kalt, sondern von natür-
licher Schönheit. Es reizt ihn
Steine zu „lesen“ und diese dann
in die richtige Form zu bringen.
Von Fürsten und
Vierbeinern
Gern erinnert sich Weber an die
Figurengruppe imFürstengarten
vonBadBertrich, die den letzten
Kurfürsten von Trier Clemens
Wenzeslaus und seine Schwes­
ter Kunigunde darstellt. „Ich
war im Mittelrhein-Museum
und habe die Ausstellung ‘Der
letzte Kurfürst’ studiert, um
mich in die Geschichte zurück
zuversetzen.“Sonstdienenmeist
Bilder alsVorlage, manchesmal
aber auch lebende Objekte. So
hat er für einen Hundeliebhaber
dessen Vierbeiner in Basaltlava
und Udelfanger Sandstein nach-
empfunden. „Ich fertige keine
Massenware. Alles, was meine
Werkstatt verlässt, findet man
in der Form kein zweites Mal.“
Das bezieht Weber auch auf
Grabmale, die er so individuell
gestaltet, wie es der Verstorbene
war. So schmückt beispielsweise
ein aus Schraubenschlüsseln
geformtes Sandsteinrelief das
Grab eines Mechanikers. Mit
Restaurierungen hat er sich ein
weiteres Standbein geschaffen.
„Es ist schön, Werke früherer
Kollegen in Stand zu setzen und
für die nächsten Generationen
zu erhalten“, so Weber. Altäre
in mehreren Kirchen tragen
seine Handschrift. Aber auch
Bronzefiguren wie die drei Co-
chemer Originale, ein Portrait
der Schriftstellerin Clara Viebig
oder der Alfer Baachspautzer
sind sein Metier.
FriedhelmWeber ist vonHerzen
Steinbildhauermeister.DieLiebe
zumBeruf gibt er regelmäßig an
seine Lehrlinge weiter. „Wissen
muss man dem Nachwuchs ver-
mitteln.NursogibtesFachkräfte
auf dem Arbeitsmarkt.“ Und er
sagt auch: „Man kennt mich in
der Region und schätzt meine
Arbeit. Die gute Auftragslage
bestätigt das.“
Die Sage des mein-
eidigen „Breitzäh-
ners“ von Geve-
nich hat Steinbild­
hauermeister
Friedhelm Weber
in einer Brunnen­
skulptur verewigt.
Steinbildhauermeister Friedh. Weber, Ulmen
Gegr. 1934 | 2 Mitarbeiter | Natursteinarbeiten, Skulpturen, Grabmale,
Restaurierungen | Tel. 02676/ 3 58
Ob in echter Handarbeit
oder mit maschineller
Unterstützung – Meis­
ter Friedhelm Weber
führt gekonnt Ham-
mer und Meißel.
Zwei Models und ihre modellierten Ebenbilder.
Foto: privat
Foto: privat
Eine Bron-
zetafel do-
kumentiert
die enge
Zusammen-
arbeit der
HwK mit
dem Austin
Community
Collage.
Texas in
Koblenz:
Garten
der Part-
nerstädte
während
der Buga
2011.
Montage auf der Buga unterstrich einmal mehr: Die
Sprache der Technik ist grenzenlos!
Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit
führt die Kammer zahlreiche Projekte in den Be-
reichen Selbstverwaltung und Berufsbildung in
Südost-Europa, Asien undAfrika durch, organisiert
und begleitet Berufsbildungsprojekte und den inter-
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