Handwerk Special Nr. 181 vom 19. Juli 2014 - page 17

Gutes immer neu erfinden
Traditionsreiches Handwerk gestaltet aktiv seine Zukunft
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Nr. 181
19. Juli 2014
„Lasst euch etwas ein-
fallen!“ Die Einkaufsge-
wohnheiten stehen im
Wandel, das weiß man
im Fleischerhandwerk
nur zu gut. Mit eigenen
Geschmackskreationen
dagegen zu halten, lautet
die Antwort von Reimund
Schmidt, die er als Ober-
meister an seine Kollegen
in der Fleischer-Innung
Rhein-Nahe-Hunsrück, im
Alltag aber auch an sich
selbst richtet.
Gerade die Sommerzeit bietet
sich dafür an. Ob ein fruchtig-pi-
kanter Samba-Griller oder die
mediterrane Piemont-Variante:
Im Hause Zinnecker & Schmidt
gibt es die „Bratwurst des Mo-
nats“. Grillende Wiederholung-
stäter – auch aus der Steak-Frak-
tion – und ihre Gaumen werden
von den Fleischerprofis immer
neu überrascht. Die Grundlage
für die besondere Qualität der
Fleisch- und Wurstspezialitäten
liegt in der Regionalität. „Wir
arbeiten mit Landwirten aus un-
sererHeimat zusammen. Sie ste-
hen für artgerechte Tierhaltung
und natürliche Ernährung. Und
wir schlachten selbst. So bleiben
alle Wege kurz“, erläutert der
55-jährige Fleischermeister, der
auch Wildprodukte aus eigener
Jagd anbietet.
Auf halbem Weg zwischen
Pirmasens und Köln
Reimund Schmidts Wurzeln
liegen in der Land- und Vieh-
wirtschaft. Er hat also die fami-
Metzgerei Zinnecker & Schmidt besticht durch Regionalität
Metzgerei Zinnecker & Schmidt, Rheinböllen
Gegr. 1930 | 21 Mitarb. | 2 Filialen | eigene Schlachtung, Wildprodukte,
Mittagsmenü,Partyservice | Tel.06764/96 01 80 |
liäre Berufstradition erweitert,
was bereits bei den Zinneckers
Tradition hatte. Die entstammen
nämlich einer Bäckerfamilie
aus Pirmasens. Sohn Richard
erlernte als „Ausreißer“ das
Fleischerhandwerk, arbeitete
dann im Schlachthof in Köln
und lernte dort seine Frau Käthe
kennen. Gemeinsam mit ihr
gründete er 1930 eine eigene
Metzgerei, die 1944 zerstört
wurde. Nach den Kriegswirren
fand die Familie in Rheinböllen
wieder zusammen und pachtete
dort die Fleischerei Kurz, deren
Meister nicht aus dem Krieg
zurückgekehrt war.
Richard Zinnecker sen. bildete
in den Folgejahren den Sohn des
Hauses Karl Hermann Kurz und
seinen Sohn Richard jun. aus.
1953 eröffneten die Zinneckers
ihre eigene Fleischerei am heu-
tigenStandort undgründeten ein
halbes Jahr später eine Filiale in
Simmern, die von Maria Hübel
– der späteren Frau von Richard
jun. – geleitet wurde. Die zweite
Generation übernahm ab 1964
die Betriebsleitung.
Fleischer­
meister
Reimund
Schmidt be-
reitet Spezia­
litäten wie
den Hunsrü-
cker Rollbra-
ten vor.
„Die Frau für
alle Fälle“,
wie Reimund
Schmidt
liebevoll
seine Frau
Kornelia
nennt, leitet
den Verkauf,
plant den
Personalein-
satz und
organisiert
den Party-
service.
Die beiden
ersten Ge-
nerationen
Mitte der
1960er Jah-
re: Richard
jun. mit
Maria (v.l.)
und Käthe
Zinnecker
(r.). Mit dabei
langjährige
Mitarbeiter.
Foto: KHS RNH/Marianne Reuter-Benz
Handwerk als
Familiensache
Mit Tochter Kornelia Zinnecker
trat 1975 die dritteGeneration in
die Fleischerei ein. Sie erlernte
den Beruf der Fachverkäuferin,
bildete sichzurHandelsbetriebs-
wirtin fort.Und lernte „berufsbe-
gleitend“ den Fleischerlehrling
Reimund Schmidt kennen, den
ihre Eltern ab 1974 ausbil-
deten. 1981 legte dieser seine
Meisterprüfung ab. Inzwischen
verheiratet, übernahmenKorne-
lia und Reimund Schmidt 1991
das Ruder.
Kontinuierlich wurde an beiden
Standorten die Verkaufsfläche
ausgebaut und die Produktions-
technik erneuert. Das Sortiment
an Fleisch- und Wurstwaren er-
gänzte das Zinnecker-Schmidt-
Team um Käse- und Fisch-
spezialitäten, Feinkostsalate,
Heiße Theke, Tagesmenü und
Partyservice. 2013kamdiedritte
Filiale in Stromberg hinzu.
Und die Zukunft? Die vierte
GenerationmitSohnKarstenund
TochterKatjaistvomFach.Nach
dem Landessieg im Leistungs-
wettbewerb des Deutschen
Handwerks 2012 hat Karsten
Schmidt 2013 seineMeisterprü-
fung und 2014 den Geprüften
Betriebswirt (HwO) erfolgreich
abgeschlossen. Katja studiert
parallel zu ihrer betrieblichen
Ausbildung Foodmanagement
und Kulinarisitik in Stuttgart
und wird dann in den elterlichen
Betrieb zurückkehren. Geballte
Kompetenz also, um sich auch
in Zukunft Gutes und Leckeres
aus dem Fleischerhandwerk
einfallen zu lassen.
Wurstherstellung und
-verköstigung: Mit
einer Lebenden Werk-
statt zum Mitmachen
beteiligte sich die Flei-
scher-Innung Rhein-Na-
he-Hunsrück an einem
Aktionstag im HwK-Be-
rufsbildungszentrum
Bad Kreuznach. Am 27.
September startet dort
die „2. Ausbildungs-
messe Handwerk“.
Foto: privat
Premiere im neu eröffneten HwK-Zentrum für Ernährung und
Gesundheit: Karsten Schmidt wird 2012 Landessieger im
Leistungswettbewerb. Präsident Werner Wittlich, Landeslehr-
lingswart Bernd Groß und Alexander Zeitler vom Fleischerver-
band Rheinland-Rheinhessen (v.l.) gratulieren dazu.
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