Handwerk Special Nr. 169 vom 27. April 2013 - page 12-13

Ausbau-Handwerk veredelt Rohbau – Engagement im Ehrenamt
12
Nr. 169
27. April 2013
Saubere Sache: Handwerk verleiht Gebäuden neuen Glanz
13
Nr. 169
27. April 2013
Von der Fassade bis zum Fußboden
„Uns bringt keiner die Ar-
beit. Wir müssen unsere
Arbeitsaufträge akquirie-
ren und sie beim Kunden
vor Ort erledigen“, sagt
Gebäudereinigermeister
Armin K. Reimann aus
Niederelbert.
Der 45-Jährige führt zusammen
mit seiner Mutter Anneliese
ein Westerwälder Gebäude-
reinigungsunternehmen. Die
Mitarbeiter sind zur Baustel-
lenend- und Glasreinigung
quer durch Europa unterwegs.
Hauseigentümer sind bekannte
Personen aus Showbusiness und
Politik, deren Namen Reimann
diskreter Weise nicht nennen
möchte.
Als Anneliese Reimann mit
ihrem inzwischen verstorbenen
Ehemann vor 40 Jahren den Be-
triebgründete, genügtenanfangs
Eimer, Tücher und einfachste
Haushaltsreiniger. „Wir wollten
ein Dienstleistungsunterneh-
men gründen, haben dem Rat
von Freunden vertraut, einen
Meister eingestellt und los ging
es. Mein Mann hat nachts Fir-
men angeschrieben und unsere
Dienstleistungen angeboten und
Westerwälder Gebäudereinigung Reimann ist europaweit im Einsatz
Stuckateure
sind kreativ und packen an
Stuckateure verlei-
hen Gebäuden und
Räumen eine indivi-
duelle, unverwech-
selbare Note. Mit Hil-
fe traditioneller und
moderner Techniken
bearbeiten sie Innen-
wände und -decken,
Fußböden und kom-
plette Fassaden.
Schönheit der Dämmung
„Wenn ich ein Auto kaufe,
erhalte ich eine zentime-
terdicke Anleitung, in der
jedes Knöpfchen seiten-
lang erklärt ist. Bei dem
komplexen technischen
Apparat ‚Gebäude‘ gibt‘s
keine Bedienungsanlei-
tung dazu.“ Mit diesem
Vergleich lenkt Thorsten
Weber den Blick auf eine
immer wichtigere Aufga-
be für sein Handwerk: die
Beratung.
Seit fast 25 Jahren führt der 48-
jährige Stuckateurmeister den
Familienbetrieb aus Oberraden
im Westerwald in der vierten
Generation. Und erlebt dabei
selbst, wie sich sein Handwerk
immer weiter entwickelt. Mit
denerfolgreichabgeschlossenen
Fortbildungen zum Gebäude-
energieberater im Handwerk
sowie zur Fachkraft für Sanie-
rung von Feuchteschäden und
Schimmel gibt er seine Antwort
auf die neuen Anforderungen.
Zudem ist sein Rat als durch
Stuckateurmeister Thorsten Weber und sein vielseitiges Handwerk
Steckbrief:WeberAusbau–Fassade,Oberraden
Gegr.1914 | 5Mitarb. | Innen-u.Außenputz,Schimmelpilz-u.energe-
tischeSanierung | Tel.:02634/956100 |
I
nfos
DasLeistungsspektrumumfasst
die Herstellung und Sanierung
von Innen- und Außenputz
sowie Tätigkeiten des Innen-
ausbaus, insbesondere des Tro-
ckenbaus. Mit der Ausführung
von Wärmedämmverbundsys­
temen sowie derDämmung von
Wänden, Dächern und Keller-
decken tragen Stuckateure zur
Energieeinsparung und zum
Klimaschutzbei.ModerneBau-
technik und umweltfreundliche
neue Materialien erleichtern
die Arbeit und helfen, die viel-
seitigen Aufgaben zu lösen.
Mit Sinn für künstlerische
Stilelemente am Bau tragen die
Stuckateure Verantwortung im
wie ein Gebäude funktioniert.“
Dabei spielen die verwendeten
Materialienundihrebauphysika-
lischen Eigenschaften imBezug
ge- und erklärtwerden, also etwa
vom Dach zu den Fenstern und
abschließend–wennnoch erfor-
derlich – zur Fassade.“ Ähnlich
Maschi-
nen- und
Handar-
beit: Nach
Fertigstel-
lung des
Rohbaus
rückt der
Stuckateur
an. Hier
tragen
Mitarbei-
ter von
Thorsten
Weber den
Unterputz
auf und
glätten
ihn, an-
schließend
werden in
dem Ba-
dezimmer
die Wände
gefliest.
– Markus Bersch Stuckgeschäft, Aarstraße 2, 56412
– Klaus Busch und Alf Harmel GbR Stuckgeschäft,
Waldbornstr.9,56856Zell,Tel.:06542/41170,
– GEWOGmbHPutz-Stuck-Trockenbau,IndenSieben
Morgen19, 56077Koblenz, Tel.: 0261/ 61875,
– Hein-SpanGmbHStuck-Putz-Estrich, Pfingstweg9,
56869 Mastershausen, Tel.: 06545/ 910444,
– Gebr.Kessler Putz- undStuckgeschäftGmbH, Peter-
Friedhofen-Str., 56191 Weitersburg, Tel.: 02622/
2284,
– Andreas Kessler GmbH & Co. KG Bau- und Putz-
unternehmen, Rheinstraße 62, 56170 Bendorf, Tel.:
02622/ 92670,
– Jürgen Klamser Putz- und Stuckgeschäft, Friedrich-
Ebert-Str. 32, 56179 Vallendar, Tel.: 0261/ 62338,
– KarlKramostaStuckateurmeister, Erlenhof 1, 56645
Nickenich, Tel.: 02632/ 81164
– WalterLangenfeld, Stuckateurmeister, Bierlingsweg
13, 56736 Kottenheim, Tel.: 02651/ 43723,
– Leclerc bauArt GmbH Putz Stuck Trockenbau, Ju-
chaczstrße6a, 56203Höhr-Genzhausen, Tel.: 02624/
Die Stuckateur-Innung Mittelrhein
Weitere Informationen bei der Stuckateur-Innung Mittelrhein, Hoevelstraße 19, 56073 Koblenz,
Tel.: 0261/ 40630-0, Internet:
Zur Stuckateur-InnungMittelrhein gehören folgende 19Betriebe aus denKreisenAhrweiler, Altenkirchen,
Cochem-Zell, Mayen-Koblenz, Rhein-Hunsrück, Rhein-Lahn und Westerwald sowie der Stadt Koblenz:
947469,
– KarlHeinzManhillenGmbH&Co.KG,Katharinastr.
13, 53501Grafschaft, Tel.: 02641/ 21652, khm.dm@
web.de
– Müller &Montada Putz GmbH, Kirchstr. 28, 56745
– Gebr.MüllerGmbHPutz- undStuckgeschäft, Kirch-
straße 10a, 56745 Volkesfeld, Tel.: 02655/ 960168,
– Christof Nemnich Stuckateurmeister, Krämergasse
28,56357Miehlen,Tel.:06772/8914,
de
– Rheinard GmbH Stuck-Putz-Trockenbau, Schil-
lerring 30, 56626 Andernach, Tel.: 02632/ 92660,
– Guido Schönberger Stuckateurmeister, Südstraße 4,
– JürgenSteinStuckateurmeister,Peter-Friedhofen-Str.
6, 56191 Weitersburg, Tel.: 02622/ 15443,
– Thorsten Weber Stuckateurmeister, Mittelstr. 7,
– Christian Weiler Stuckateurmeister, Rudolf-Die-
sel-Str. 12, 56637 Plaidt, Tel.: 02632/ 6666,
Fachleute für energetische Ertüchtigung
Wie ist Ihre Innung auf-
gestellt, wo sehen Sie erste
Aufgaben?
Der Innung gehören aktuell 19
Betriebe an – viel zu wenig,
wenn man den großen In-
nungsbezirkbetrachtet.Wir als
Innung müssen hinterfragen,
wo der Mitgliederschwund
herrührt und wie wir unserer-
seits gegensteuern können.
Eine Ursache liegt sicher
darin, dass unser Beruf ein
Schnittmengen-Handwerk ist.
Über die Ausübung verwand-
ter Handwerke sind etliche
Betriebe bereits in deren In-
nungen organisiert. Den ande-
renmüssenwir unsmit unseren
Angeboten und den Vorteilen
der Innungsmitgliedschaft
bewusster präsentieren.
Dazugehörtbeispielsweise?
... dass wir zunächst unsere
Innungsveranstaltungen, die
ja immer auch einen fachlichen
Schwerpunkt haben, gezielt
für Gäste öffnen. Öffentlich-
keit herzustellen, ist der erste
Schritt, umwahrgenommen zu
werden. Wichtig erscheint mir
auch, dass wir das Miteinander
unter den am Bau beteiligten
Handwerken fördern, gleich-
zeitig aber das Bewusstsein
über unser eigenes Berufsbild
schärfen. Wir sind nicht nur
die Künstler, die Schlösser und
Kirchen restaurieren – das auch.
Viel mehr sind wir diejenigen,
dienachErstelleneinesRohbaus
an Innen- undAußenwänden, an
Fußböden undDecken entschei-
dend für den weiteren Ausbau
zuständig sind. Hinzu kom-
men bei Modernisierungen die
Facharbeiten zur energetischen
Ertüchtigung eines Gebäudes
oder auch die denkmalgerechte
Sanierung.
Wie steht’s um den beruf-
lichen Nachwuchs?
Aktuell erlernen33Lehrlinge im
KammerbezirkunserHandwerk.
Das ist zu wenig, wenn wir als
eigenständiger Beruf bestehen
wollen. Wir müssen in die
Schulen oder zu Publikumsver-
anstaltungen gehen und uns mit
unseren vielseitigen Leistungen
präsentieren. Unsere jüngste
Stuckateurmeister Thorsten Weber ist neuer Obermeister der
Stuckateur-Innung Mittelrhein. Im Gespräch mit Handwerk
Special beschreibt er seine Vorstellungen und Ziele.
der Handwerkskammer und den
Ausbildern aus dem Bauzentrum
an einen Tisch setzen, um ge-
meinsam die Fachkräftefrage zu
gestalten.
Beteiligung an den Altbautagen
in Koblenz hat gezeigt, dass wir
dadurch etwas bewegen können.
Ich denke aber auch daran, dass wir
uns mit den Ausbildungsberatern
beurteilt der Stuckateurmei-
ster die später relativierten
Meldungen zu Defiziten
bei der Brandsicherheit von
Außendämmungen: „Bei
entsprechender Material-
auswahl entsteht ein nicht
brennbares Wärmedämm-
verbundsystem. Auch auf
die vorschriftsmäßige Ver-
arbeitung kommt es an, was
eigentlichinvielenBereichen
Voraussetzung ist.“
GernewürdeThorstenWeber
sein Wissen und Können an
Lehrlinge weitergeben. Es
fehlt aber an der Nachfrage.
„Wir arbeiten mit modernen,
mit komplexen Steuerungen
versehenen Maschinen bei-
spielsweise zum Auftragen
desUnter- oderGrobputzes“,
wirbt der Obermeister bei
jungen Frauen und Männern
für die technische neben der
gestalterischen Seite seines
Handwerk.EinPraktikumvor
LehrbeginnhilftinjedemFall
bei der Einschätzung, ob der
Beruf passt: „Denn die Mi-
schung macht’s, die Vielfalt
und der Abwechslungsreich-
tum unserer Tätigkeiten. Zuerst
kommen Putz oder Dämmung
auf dieWand. Danach verleihen
wir ihnen Schönheit.“
die HwK Koblenz
öffentlich bestell-
ter und vereidigter
Sachverständiger
gefragt.
„Wir können heute
aus einer Fülle tra-
ditioneller, aber auch
moderner Baustoffe
schöpfen. Sie weiten
unserBerufsbild aus.
Die künstlerische
und gestalterische
auf das Gesamt der
Gebäudesubstanz
die entscheidende
Rolle.
Deshalb könnten oft
auch entsprechende
Veröffentlichungen
zum finanziellen
Ertrag aus Maßnah-
men zur Steigerung
der Energieeffizienz
nicht stimmen – und
wurden dann wider-
Seite, mit der wir durch Be-
schichtungen, Spachteltech-
niken oder die Farbgebung
unverwechselbareAkzenteindie
Wohnräume bringen, findet ihr
Gegenüber auf der technischen
Seite“, erläutert der Handwerks-
meister. „Der Kunde erwartet
vonunsAntwortenaufdieFrage,
legt. „Ich muss jeden Einzelfall
genau prüfen, eine Bestands-
aufnahme erstellen, daraus die
Einzelschritte ableiten und das
Gesamtpaket kalkulieren.Wenn
sicheine energetischeSanierung
nicht rechnet, rate ich demKun-
den ehrlich ab. Manchmal muss
nur die richtige Reihenfolge
Stuckateurmeister
Thorsten Weber
Bei den Koblen-
zer Altbautagen
beantworteten
Thorsten Weber,
Jürgen Stein und
Christof Nemnich
(v.l.) von der Stu-
ckateur-Innung
Mittelrhein Fragen
zur Dämmung.
Moderne Inter-
pretation: Auf
der Gipskarton-
Unterdecke ver-
leihen Stuckpro-
file und eine als
venezianische
Spachteltechnik
ausgeführte
Marmorglätte ei-
nen besonderen
Akzent.
Foto:
Weber
Foto: Stuckateur-Innung
Bereich der Restaurierung alter
und erhaltenswerter Bausubstanz
und Denkmäler.
Die Ausbildung im Stuckateur-
handwerk dauert drei Jahre, nach
der Gesellenprüfung stehen der
Aufstieg zum Meister oder Tech-
niker oder ein Studium offen.
Fortbildungen wie beispielsweise
zur Schimmelpilzfachkraft oder
zum Restaurator ermöglichen
Spezialisierungen.
DernächsteMeistervorbereitungs-
kurs in Teilzeit (fr, 16-20.15 Uhr
& sa, 8-14.15 Uhr) beginnt am 7.
September in Koblenz und dauert
1 Jahr.
... und Anmeldung bei der HwK-Meisterakademie,
Tel.: 0261/ 398-314,
ich bin putzen gegangen. In
zahlreichen Seminaren haben
wir uns das notwendige Know-
howerworben“, erinnert sichdie
rüstige 68-Jährige.
Heute machen Industrie- und
Unterhaltsreinigung 80 Prozent
der Reimann-Aufträge aus. Die
Zusammenarbeit mit einem
namhaften Fertighaushersteller,
der auch in die Handwerksrolle
der HwK Koblenz eingetragen
ist, sichert zusätzlich attraktive
Aufträge. Gereinigt wird fast
alles: Außenfassaden, Büros
undWarenhäuser,Teppicheoder
Polstermöbel. Gebäudereiniger
sind heute mit modernen Hoch-
leistungsmaschinen, zum Teil
Bruder Friedhelm jun.“, betont
er. Reimann ist ehrenamtlich
im Gesellenprüfungsausschuss
der HwK Koblenz in seinem
Handwerk aktiv. „Gebäuderei-
niger ist ein Handwerks- und
Lehrberuf mit vielen Aufgaben
und Möglichkeiten. Die Ausbil-
dung dauert drei Jahre“, erklärt
er. 44 junge Leute sind aktuell
in der Lehrlingsrolle der HwK
eingetragen.Als Schlüsselquali-
fikation für seinHandwerknennt
Reimann neben der fachlichen
Seite deshalb auchdieFähigkeit,
mit Menschen umzugehen, ein
Gespür für die Wünsche der
Kunden zu entwickeln.
In diesem Zusammenhang plä-
diert Reimann für den Meister-
brief, der seit der Novellierung
der Handwerksordnung 2004
für die selbstständige Ausübung
seines Handwerks nicht mehr
erforderlich ist. „Kaufmän-
nische, betriebswirtschaftliche
Kenntnisse sind beispielsweise
beiderKalkulationvonObjekten
unverzichtbar.“
Steckbrief: Reimann Gebäudereinigung, Niederelbert
Gegr. 1973 | 240 Mitarb. | Industrie- u. Unterhaltsreinigung, Glas- u.
Sonderreinigung | Tel.: 02602/ 1554-0 |
mit Mikroelektronik, ausgestat-
tet.DieReinigungsmittelmüssen
entsprechenddosiert undmit den
Maschinen umweltschonend
eingesetzt werden.
ArminK.ReimannhatdasHand-
werk im elterlichen Betrieb von
der Pike auf gelernt. 1989 war er
mit 21 Jahrender jüngsteGebäu-
dereinigermeister in Deutsch-
land. Heute ist er Chef von 240
Mitarbeitern.„Wirsindtrotzdem
ein Familienbetrieb. Ehefrau
MartinaistebensoimBetriebwie
Armin K.
Reimann
und seine
Mutter
Anneliese
stehen für
das Anse-
hen ihrer
Gebäude-
reinigung.
Glasreinigung vom
Teich aus ...
Foto: Reimann
Kehrarbeiten im ganz
großen Stil ...
Foto: Reimann
Im sensiblen Lebens-
mittelbereich ...
Foto: Reimann
Maschinell nach Ge-
schäftsschluss ...
Foto: Reimann
... und immer wieder
auch von Hand ...
Foto: Reimann
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11 14,15,16,17,18,19,20,21,22,23,...24
Powered by FlippingBook