Die junge Seite: Tipps zum erfolgreichen Berufseinstieg
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Nr. 169
27. April 2013
Wenn Schüler sägen, hämmern, schrauben . . .
„Was willst Du einmal
werden ...?“ – eine Fra-
ge, die sich jeder Mensch
irgendwann stellen muss,
die ihm – meistens im
Kindesalter erstmals
– auch durch andere ge-
stellt wird. Die Antwort ist
nicht immer leicht.
Denn Beruf bedeutet Zukunft,
Arbeit bedeutet Einkommen
und Anerkennung, die Be-
schäftigung ist somitwichtiger
Teil des Lebens.
AufihremWeginsBerufsleben
unterstützt die Handwerks-
kammer (HwK) Koblenz seit
Jahrzehnten Schülerinnen
und Schüler. Das Programm
dafür ist breit aufgestellt und
reicht von der Beratung über
Schülerfeste beim Handwerk
bis zu Ferienpraktika oder
Schülererkundungen im Rah-
men des Unterrichts.
Dass die so durchgeführte pra-
xisorientierte Berufsfindung
Spaß macht und den Schülern
weiterhilft, ihre Stärken und
Neigungen zu entdecken und
sich auszuprobieren, bestätigen
Dominik, Nico und Ibrahim.
Die 13-jährigen Schüler der
„Freiherr-vom-Stein-Schule“
Lahnstein haben in den HwK-
Ausbildungswerkstättenanzehn
TagenzuWerkzeugundMaterial
gegriffen und ihre Projektarbeit
– ein Windrad aus Holz und
Metall – ganz selbstständig
gefertigt. Das große Windrad
aus Metall musste ausgesägt
und geformt werden, der Mast
aus Holz gesägt und geschliffen.
Hebel übertragen die Kraft des
Windes auf einen Wetterhahn,
der sich bewegt. „Wir haben in
mehrerenWerkstättengearbeitet
und waren bei den Maurern,
Tischlern oder Metallbauern“,
erzählt Nico, der nun ganz genau
weiß, was er einmal werden
möchte: „Schreiner!“
„Für das Handwerk ist dieses
Angebot der Berufsfindung für
Schülerinteressantundwichtig“,
beschreibt Sonja Fleck-Wester
als HwK-Betreuerin auch mit
Blick auf den demografischen
Wandel und die Herausforde-
rungen der Wirtschaft bei der
Fachkräftesicherung.
EinePotenzialanalyseundEin-
zelgespräche mit den Ausbil-
dungsmeisterngibtAufschluss
zu Stärken und Schwächen der
Teilnehmer. „Wir können so
sehr gezielt auf berufliche Ent-
wicklungspotenziale eingehen
und den Jugendlichen helfen,
nicht nur den Traumberuf zu
finden, sondern auch in den
Gewerken eine Ausbildung
zu beginnen, in denen sie mit
ihren Voraussetzungen und
Fähigkeiten gut aufgehoben
sind“, beschreiben Präsident
WernerWittlich und Hauptge-
schäftsführerAlexanderBaden
die Bedeutung dieser Förder-
maßnahmen.DieHwKarbeitet
seitJahrzehntenerfolgreichmit
Schulverwaltung, Lehrern und
Schülern zusammen und hat
schon in vielen Fällen bei der
klaren Beantwortung weiter-
helfen können, geht es um die
Frage: „Was willst Du einmal
werden ...?“
Infos zum Schülerpraktikum
im Pädagogischen Zentrum
Handwerk, Tel.: 0261/ 398-
441, Fax: -979, E-Mail: pa@
hwk-koblenz.de
„Praktikum in jedem Fall“
Richtet der 25-jährige
Fritz Bess „seine“ Ma-
schine ein, huschen die
Finger über Tasten und
Knöpfe, wie anderswo
Smartphones bedient
werden. Selbst ein auf-
merksamer Beobachter
hat Probleme zu erken-
nen, was da gerade ge-
drückt und „ge-Enter-t“,
wurde. Was Fritz bedient,
ist allerdings kein kleines
Smartphone, sondern
eine tonnenschwere CNC-
Anlage, fast eine Million
Euro teuer.
„Für die Anlage musste der
Hallenboden aufgesägt und ein
Betonfundament neu gegos-
sen werden“, berichtet Uwe
Müller, Betriebsinhaber von
Modellbau Müller Prototyping
GmbH in Koblenz. Nun steht
die imposante, tonnenschwere
CNC-Bearbeitungsmaschine
ganz stabil auf mehr als einem
Meter Stahlbetonundarbeitet im
Tausendstel Millimeterbereich.
Vorausgesetzt, jeder Handgriff
von Fritz Bess sitzt, der hier mit
19 Jahren seine dreieinhalbjäh-
rige Ausbildung zum Feinwerk-
mechaniker begann. „Vor der
Lehrehabe icheinPraktikumab-
solviert und kann jedemSchüler
nur empfehlen:Macht das genau
so! Ihr lernt Arbeit und Betrieb
kennen, der Betrieb euch. Wenn
anschließend alle übereinstim-
mend sagen, dass es passt, sind
das ideale Voraussetzungen für
eine erfolgreiche Ausbildung“,
motiviert der junge Handwerker
den fachlichen Nachwuchs zum
Betriebspraktikum.
Er selbst wurde nach der Ausbil-
dung übernommen und ist heute
eine feste Größe im Betrieb.
Feinwerkmechaniker Fritz Bess über seinen Berufseinstieg
Weitere Informationen
zum Praktikum im Hand-
werk und zu freien Prak-
tikumsplätzen gibt die
Ausbildungsberatung der
Handwerkskammer Ko-
blenz. Hier wird auch die
Lehrstellenbörse geführt.
Aktuell weist sie 640 freie
Ausbildungsplätze aus.
Infos bei der HwK-Ausbil-
dungsberatung:
E-Mail:
lehrstellen
Praktikum
Infos zu freien Plätzen
Info-Tel.: 0261/ 398-333
Das schließt auch das Lob von
Chef Uwe Müller ein, der die
Fähigkeiten seines Mitarbeiters
gerne herausstellt, aber auch
darauf hinweist, wie wichtig
gerade in Nischenbereichen
die Ausbildung des fachlichen
Nachwuchses ist. „Wir sind auf
Speziallösungen imModell- und
Prototypenbereich ausgerichtet
und Fachkräfte in diesem Seg-
ment sindabsolut rar.GuteLeute
muss man suchen – oder selber
ausbilden.“
Dickes Ding: Fritz Bess an
einer tonnenschweren CNC-
Bearbeitungsmaschine.
Bianca Hanser ist Ös-
terreicherin und sam-
melt bei Modellbau
Müller über ein Aus-
landspraktikums wert-
volle Erfahrungen.
Fritz Bess, der Spezialist (links): Mit 19 be-
gann er eine Lehre als Feinwerkmechaniker
bei Modellbau Müller, absolvierte zuvor aber
ein Praktikum, „was ich jedem Jugendlichen
vor seiner Berufsentscheidung dringend
empfehle!“
Schüler der „Freiherr-vom-Stein-
Schule“ Lahnstein bei ihrem
Praktikum in den Werkstätten der
Handwerkskammer Koblenz, das
wertvolle Erkenntnisse bei der
Berufsfindung bringt.
Sitzt, passt und hat Luft:
Der 13-jährige Dominik
bei der Montage seines
Windrades aus Teilen,
die er alle selbst gefer-
tigt hat.
Aktuell werden drei Lehrlinge
beiMüllerausgebildet.Undauch
künftig wird der Handwerks-
betrieb diesen Ansatz bei der
Fachkräftesicherung verfolgen
– vorausgesetzt ein Praktikum.
„Uns ist neben den fachlichen
Fertigkeiten auch der Teamgeist
ganzwichtig. Der Lehrlingmuss
zu uns passen, sich selber hier
auch wohl fühlen“, unterstreicht
Müller und macht der Jugend
Mut, sich dieser Herausforde-
rung zu stellen.
Hier geht’s mit
dem Smart-
phone zum
Filmbeitrag
aus HwK-TV vom 17. April
2013 unter
com/user/hwktv
