Handwerk Special Nr. 169 vom 27. April 2013 - page 7

Regionales Handwerk erobert globale Märkte
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Nr. 169
27. April 2013
Wie einst Rom
Loth: Wohnträume als Exportschlager
Internationale Märkte
Partnerschaftsprojekte
der Handwerkskammer
(HwK) Koblenz in Bulga-
rien, Mazedonien, Bos-
nien und Herzegowina,
Montenegro, Vietnam, Sri
Lanka, Kambodscha oder
Laos ... in 20 Nationen
rund um den Globus
hat das Handwerk aus
der Wirtschaftsregion
Mittelrhein seine Spuren
hinterlassen und die Wirt-
schaft vor Ort unterstützt,
zugleich Handwerksun-
ternehmen aus dem Kam-
merbezirk auf ihrem Weg
ins Ausland begleitet.
Für HwK-Präsident Werner
Wittlich und Hauptgeschäfts-
führer Alexander Baden war die
Veranstaltung„wirtschaft.entwi-
ckelt.global“inZusammenarbeit
mit dem Bundesministerium für
wirtschaftlicheZusammenarbeit
und Entwicklung (BMZ) auch
eine Zäsur der internationalen
Ausrichtung des regionalen
Handwerks. Über 50Betriebsin-
haber folgten der Einladung ins
Zentrum für Ernährung und Ge-
sundheit und informierten sich
über neueFörderprogramme des
Bundes beim Weg in Entwick-
lungs- und Schwellenländer.
GudrunKopp, Parlamentarische
Staatssekretärin beim BMZ,
betonte in Koblenz: „Eines der
Kernziele unserer Politik ist die
nachhaltige Entwicklung von
stabilen Märkten in Schwellen-
und Entwicklungsländern. Das
deutsche Handwerk möchten
wir verstärkt in diese Arbeit
einbinden. Am Ende können
alle profitieren: Die Menschen
HwK und BMZ informieren über Chancen in Schwellenländern
In Zeiten globaler Wirt-
schaftsnetze endet der
Auftragshorizont deutscher
Handwerksbetriebe nicht
an den Grenzen – so auch
im Fall von Loth-Haus (Re-
portage auf dieser Seite).
Umfangreiche, kostenlose
Unterstützung beim Weg
ins Ausland erhielt der
Handwerksbetrieb von der
HwK-Außenwirtschaftsbe-
ratung.
Infos bei der HwK Koblenz:
E-Mail:
HwK-Beratung
Außenwirtschaft
Info-Tel.: 0261/ 398-241
in unseren Partnerländern haben
die Chance auf Beschäftigung
und Entwicklung, deutsche
Handwerksbetriebe erhalten
Zugang zu neuen Märkten und
der deutsche Steuerzahler wird
entlastet. Deshalb bekennt sich
die deutsche Entwicklungszu-
sammenarbeit ausdrücklich zu
mehr Wirtschaft, mehr Investi­
tionen und mehr Zusammenar-
beit mit Privaten.“
Inhalte, die sich seit Jahrzehnten
auch in den internationalen
HwK-Partnerschaftsprojekten
wiederfinden,„denndieGlobali-
sierung geht auch amHandwerk
nicht vorbei“, wie Werner Witt-
lich betonte. Alexander Baden
gab einen Überblick über die
Projektarbeit der HwK, bei der
immer „die berufliche Erst- und
Weiterbildung im Mittelpunkt
stand“. Zahlreiche Auszeich-
nungen im In- und Ausland und
auch das Lob von Gudrun Kopp
andiesemAbend seienBeleg für
die hohe Qualität und Nachhal-
tigkeit der geleisteten Arbeit,
„diewir auch alsAnsporn für die
Zukunft verstehen“. Baden und
Wittlich lobten stellvertretend
für eine gute und zielorientierte
Zusammenarbeit das BMZ, die
Stiftung SEQUA, die Deutsche
Gesellschaft für Internationale
Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.
sowie Förderer wie die EU oder
die Robert-Bosch-Stiftung in
Stuttgart.
Die Neuausrichtung der Ent-
wicklungspolitik des Bundes
zielt verstärkt darauf ab, die
Wirtschaft intensiver in die
Entwicklungszusammenarbeit
einzubeziehen. Insbesondere
der deutsche Mittelstand wird
durch Förderprogramme des
BMZ indieEntwicklungspolitik
eingebunden.
Mehr Infos zu den internatio­
nalen Projekten der HwK
Koblenz über ihre Ost-West-
GmbH, Tel.: 0261/ 398-128, E-
Mail:
Werner Wittlich (rechts) und Alexander Baden (links)
mit Staatssekretärin Gudrun Kopp bei der Veranstal-
tung „wirtschaft.entwickelt.global“.
Volles Haus bei der gemeinsamen Veranstaltung von
HwK und BMZ. Sie schloss nicht nur Informationen
aus erster Hand ein, sondern auch die Möglichkeit,
nachzufragen – wovon das Publikum gerne Gebrauch
machte.
Dass der Westerwald nicht Westerwiese oder Westerwüste
heißt, hat sicherlich mit seinem Baumbestand zu tun. Vor
Jahrhunderten galten die Wälder als kaum durchdringbar.
Und doch boten sie bereits den Kelten oder Römern das, was
man für den Bau von Siedlungen, Verkehrswegen, Befesti-
gungen und sogar den weltberühmten Limes nutzte: Holz.
Mit dem arbeitet die Familie Loth aus Niederelbert im Wester-
wald noch heute sehr erfolgreich. Das Zimmererunternehmen,
im Jahr 1900 gegründet, hat mit den Römern eines gemeinsam:
Man errichtet exzellente Bauten und expandiert – das ganz fried-
lich und Richtung Südwesten.
Denn der Familienbetrieb ist seit 2008 mit Niedrigenergie- und
Passivhäusern auch in Luxemburg und Frankreich erfolgreich.
„Der luxemburgische Markt ist anspruchsvoll, wirtschaftlich für
uns aber hochinteressant“, sind sich Wolfgang Loth und Ehefrau
Doris wie auch Sohn Manuel einig. Der jüngste Loth stellt die
vierte Generation im Traditionsunternehmen, das 30 Mitarbeiter
zählt, darunter vier Lehrlinge, drei Meister und drei Architekten.
Jährlich werden im Betrieb 30 bis 40 Häuser geplant, die Einzel-
teile in der Holzbearbeitung vorbereitet und vor Ort zusammen-
gebaut. „Kein Haus wird zweimal gebaut“, stellt Wolfgang Loth
die Individualität jedes Auftrages heraus. Die Hälfte aller Auf-
träge geht heute nach Luxemburg – „einem Land mit Besonder-
heiten“, so Manuel Loth. Denn die Grundstückspreise variieren
zwischen 500 und 1.600 Euro pro Quadratmeter! Je nach Größe
des Grundstückes macht der Hausbau also nur einen Bruchteil
der Investition aus. „Die Einkommen in Luxemburg sind höher
als in Deutschland, sonst könnte sich dort niemand ein Eigen-
heim leisten“, erläutert Doris Loth.
Die schließen auch ein: Die Bereitschaft, mehr Geld ins Haus zu
investieren, ist durchaus vorhanden, aber ebenso der Anspruch
an die handwerkliche Leistung und den Service. Wer bereit ist,
beispielsweise einen 24-Stunden-Service zu bieten und erstklas-
sige Arbeit abliefert, kann sich aber auf solvente und zuverläs-
sige Kunden freuen. Oft schließt das auch langjährigen Kontakt
weit über Hausplanung und -bau mit ein. So wurden Loths jüngst
zur Erstkommunionfeier durch eine Familie eingeladen, für die
man vor Jahren gebaut hatte. Natürlich mit Westerwälder Holz
... so wie es vor fast 2000 Jahren schon die Römer taten.
Geschäftsführer Wolfgang Loth (von links) mit
Ehefrau Doris und Sohn Manuel Loth, ebenfalls
Geschäftsführer im Familienunternehmen, das seit
2008 mit Niedrigenergie- und Passivhäusern auch in
Luxemburg erfolgreich ist.
Steckbrief: Loth-Haus GmbH, Niederelbert
Gegr. 1900 | 30 Mitarbeiter | Planung, Entwurf, Fertigung und
Montage von Holzhäusern | Tel.: 02602/ 3856 |
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