Handwerk Special Nr. 139 vom 22. Mai 2010 - page 11

Für Tischler beginnt am 26.
August ein Vollzeit-Meis­
terkurs in Koblenz. Der
Unterricht findet montags
bis freitags von 8 bis15.30
Uhr statt.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Individueller Innenausbau: Möbeldesign nach Wunsch
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Nr. 139
22. Mai 2010
HwK-Service
Das „Lebenswerk
loslassen“ können:
Betriebsbörse hilft bei
der Nachfolgersuche.
Viele Betriebsinhaber, die
keinen geeigneten Nachfol-
ger in der Familie haben,
sind unschlüssig, ob sie
ihren Betrieb gänzlich auf-
geben oder an einen externen
Nachfolgerübergebensollen.
Vielfach fehlt es hier an dem
nötigen Know-how, welche
Lösung für den Betrieb
die beste ist und wie eine
Betriebsübergabe erfolgen
könnte. Auch wenn aus rati-
onalen Überlegungen heraus
eine Betriebsübergabe als
notwendig erkannt wird, un-
terschätzen die Betroffenen
die emotionale Komponente
einer Übergabe. Das „Le-
benswerk übergeben“ ist ein
Schritt, der reiflich überlegt
und vorbereitet sein muss.
In diesen Fällen unterstützt
die Betriebsberatung der
HandwerkskammerKoblenz
denBetriebsübergeberbeider
Entscheidungsfindung und
informiert über die verschie-
denenMöglichkeitenvonder
Firmenwertermittlung bis zu
Finanzierungskonzepten.
DieBetriebsberater begleiten
eine Betriebsübergabe von
der Kontaktaufnahme mit
einem potenziellen Nach-
folger bis zur endgültigen
Betriebsübertragung. Im
EinzelfallnehmendieBerater
auch anBankgesprächen teil.
Bei der Suche nach einem
passenden Nachfolger hilft
einBlick indieBetriebsbörse
der Handwerkskammer, die
zu finden ist.
Die HwK-Betriebsberatung
hilft bei Fragen zur Be-
triebsnachfolge, Tel.: 0261/
398-251, Fax: -994, E-Mail:
Meisterkurs
Tischler
Info-Tel.: 0261/ 398-415
100 Jahre als „Holzwürmer“ Erfolg
Wie schafft es ein mit-
telständischer Betrieb,
sich 100 Jahre durchzu-
setzen? Hat Handwerk
nach wie vor goldenen
Boden? Welches Kon-
zept hat sich über die
Generationen behauptet?
Fragen, die sich stellen,
will man eine Erfolgs-
geschichte schreiben.
„Wir sind in allen Nischen
parat und bieten die gesamte
Leistungspalette unseres Hand-
werks“, sagt Dietmar Brodt,
Tischler und Diplom-Designer
aus Bornich. In der „Vielsei-
tigkeit und Kreativität“, in „der
Leidenschaft, mit Materialien,
FormenundFarbenzugestalten“
sieht er den Erfolg des Famili-
enunternehmens.Der 62-Jährige
führt den vor 100 Jahren ge-
gründeten Betrieb in der dritten
Generation. An seine Tischler-
lehre bei seinem Vater, Tisch-
lermeister Adolf Brodt, schloss
sicheinInnenarchitekturstudium
an. Der Diplom-Designer hat
mehrfach am Wettbewerb um
den Staatspreis für das Kunst-
handwerk in Rheinland-Pfalz
teilgenommen.
Wie alles
begann ...
„Innovation, Gestaltung und
Qualität sind für denErfolgeines
Unternehmens verantwortlich“,
ist Brodt überzeugt. „Es ist heute
allerdings stärker als früher
erforderlich, auf veränderte
wirtschaftliche Verhältnisse
flexibel zu reagieren“, betont
er. „Bei Firmengründung waren
Landwirtschaft und Weinbau
für den Lebensunterhalt gleich
bedeutsam. Von der Tischlerei
allein konnte man nicht leben.
Der Arbeitsraum des Großva-
ters war eine kleine Stube im
ersten Stock des Wohnhauses.
Per Karren wurden fertige Teile
zu den Kunden transportiert“,
weiß er aus Erzählungen. Immer
waren Bestattungen, wie üblich
auf dem Land, Aufgabenfeld
der Tischlerei. Nach dem Krieg
wurden viele neue Fenster in
Bornich benötigt.
Heute bilden der individuelle
Innenausbau, Restaurierung
undDenkmalpflege die Schwer-
punkte. Seit Dietmar Brodt 1982
den Betrieb von seinem Vater
übernahm, hat er immer wieder
neueWege inderGestaltungvon
Möbelnbeschritten.Bereits1994
Tischlerei Brodt aus Bornich bringt in 3. Generation Holz in die schönsten Formen
Steckbrief: Loreley Design, Bornich
Gegr. 1910 | 3 Mitarbeiter | Möbeldesign, Restaurierung,
Denkmalpflege | Tel.: 06771/ 2503 |
erwarb er als einer der ersten
Tischler seiner Größenordnung
(damals sechs Mitarbeiter) ein
CNC-Bearbeitungszentrum.Die
von ihm gefertigten Möbel aus
Platten kombiniert mit Alumini-
um sorgten 1997 auf der Kölner
Möbelmesse für Furore. „Die
Birke-Multilex-Platten wurden
mit der CNC-Fräse so angefräst,
dass die tiefer liegenden Schich-
ten und Leimfugen als gestalte-
risches Element sichtbar wur-
den“, erklärt er ihren optischen
Effekt. „Ich wollte zeigen, dass
mit CNC-Technik nicht nur ra-
tionelle und perfekte Fertigung
von einzelnen Möbeln möglich
war, sondern die moderne
Technologie dem Tischler neue
kreative Wege der Gestaltung
und Formgebung erschließt“,
betont er. „Dadurch haben wir
in den vergangenen Jahren
immer wieder interessante grö-
ßere Aufträge in verschiedenen
Großstädten erhalten, wie die
Realisierung von ausgefallenen
Empfangsthekenoder komplexe
Raumgestaltungen in Verwal-
tungsgebäuden.“
Brodts Steckstühle, die er Ende
der 90er Jahre entwickelte und
baute, sind ein weiteres Beispiel
für die fantasievolle Arbeit des
rührigenHolzspezialisten. „Alle
Stühle sind immer nur aus vier
Einzelteilenzusammengesteckt.
Manche sind nur verhakt, man-
chegeklemmt oder gespannt und
verharkt, andere mit witzigen
Ausfräsungen, wie der Pfauen-
stuhl, der in der Rückenlehne
Pfauenaugen aufweist“, erklärt
er. Auch Schränke und Regale
aus seiner Werkstatt entstanden
im Stecksystem. Als Kontrast
zum modernen Möbelbau ist
Dietmar Brodt auch im Re-
staurierungsbereich und in der
Denkmalpflege aktiv. Ein von
ihm restauriertes Wohnhaus in
Mainz gewann den Denkmal-
pflegepreis der Stadt.
Tradition bewahren,
Neues wagen
„Manmusssichregenundimmer
neugierigbleiben, Traditionelles
bewahren und Neues wagen“,
ist seine Devise. Wie sein Vater
hat er seine Arbeitsauffassung
auch an die fast 30 Lehrlinge
weitergegeben, die im Famili-
enbetrieb ausgebildet wurden.
Der zweite Lehrling ist schon
fast 35 Jahre im Unternehmen.
EinDankeschöngilt RoseBrodt.
DieFrauanDietmarBrodtsSeite
managt das Büro. „Die Unter-
nehmerfrau ist für den Erfolg
des Betriebes unverzichtbar“,
ist Brodt überzeugt.
Gern würde der Tischler und
Designer Kontakt zu einem
Kollegen aufbauen, der seinen
Betrieb weiterführt. Er ist in der
Betriebsbörse der Handwerks-
kammer Koblenz registriert.
„Meine Kinder haben sich be-
ruflich anders entschieden. Nur
werfürdas,wasermacht,brennt,
kann erfolgreich sein. Das lässt
sich nicht erzwingen!“
Drei, die den
Betrieb gut
kennen: Diet-
mar Brodt (l.)
führte den
Betrieb weiter,
als Vater Adolf
(M.) in den Ru-
hestand ging.
Nun sucht er
selbst einen
Nachfolger. An-
dreas Becker
arbeitet schon
seit 35 Jahren
bei der Tischle-
rei Brodt.
Schuppenschrank
Als
Steck-
system
kons­
truiert:
„Wein-
schiff“
aus der
Tisch-
lerei
Brodt.
Foto: privat
Foto: privat
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