Handwerk Special Nr. 131 vom 4. Juli 2009 - page 13

Für Maler, Fachrichtung
Fahrzeuglackierer, beginnt
am 25.9. ein Teilzeitmeis­
terkurs, am 12.10. ein Voll­
zeit-, am 9.10. nochmals ein
Teilzeitkurs in Koblenz.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Nr. 131
4. Juli 2009
Norbert Theis ist
nicht nur der Eigen-
tümer des Stadt-
schreiberhauses,
sondern auch noch
„Scheine-Millionär“.
340 Millionen Mark
Inflationsgeldfandder
Handwerksmeister bei der Re­
novierung des Stadtschreiber-
Hauses in einer Türwölbung
im Treppenhaus. Das Geld
hatte der Kreuznacher Bauun­
ternehmer Wilhelm Metzger
zusammen mit einer Notiz
für den ehrlichen Finder bei
Renovierungsarbeiten im Jahr
1931 im Gebäude versteckt.
„Auch wir werden einem alten
Brauch gemäß ein Dokument
unserer Zeit für die Zukunft
hinterlassen“, verrät Theis.
Wo und was es genau ist – das
wirdmandannbei der nächsten
Renovierung wissen ...
Meisterkurs
Maler
Info-Tel.: 0261/ 398-415
„Wer keine Vergangen-
heit hat, hat auch keine
Zukunft“, ist Maler- und
Lackierermeister Norbert
Theis aus Pfaffen-Schwa-
benheim überzeugt.
Der 47-jährige Obermeister der
Maler-undLackiererinnungBad
Kreuznach ist Eigentümer des
prächtig sanierten Stadtschrei­
berhauses, eines im Jahr 1540
errichteten Gebäudes in der Bad
Kreuznacher Altstadt. Er hat das
über Jahrzehntevernachlässigte,
historischwertvolleKulturdenk­
mal mit dem Kauf nicht nur vor
dem Abbruch gerettet, sondern
durch fachgerechte Restaurie­
rung dafür gesorgt, dass es in
optimalem authentischen Glanz
erstrahlt. Norbert Theis und sein
Team haben unzählige Arbeits­
stunden hineingesteckt, um den
Umbauperfekt indas historische
Gebäudeensemble rund um die
Nikolauskirche anzupassen.
Bad Kreuznacher
Geschichte neu beleben
„Der Gedanke, Zeugnisse der
Vergangenheit für die nachfol­
gende Generation zu erhalten,
alte Mauern mit neuem Leben
zu füllen, treibt mich an. Ich bin
Denkmalschützer aus Passion“,
betont Theis. Als Spezialist, seit
über20JahrenInhaberderMaler-
und Denkmalpflegewerkstätten
Theis, hat er unter anderem
bei der Sanierung des Mainzer
Doms mitgewirkt. Der Innungs­
obermeister ist Vorsitzender der
Fördergemeinschaft Kirchen,
KlosteranlagenundKulturdenk­
mäler Pfaffen-Schwabenheim,
die sich in Zusammenarbeit mit
dem Landesamt für Denkmal­
pflege, Bistum und Kirchenver­
waltung engagiert, das Erbe der
Vorfahren zu bewahren. Mit der
RestaurierungdesStadtschrei­
berhauses verwirklichte sich
Norbert Theis einenbaulichen
Traum. „Es war die Faszinati­
on, Geschichte wieder zu be­
Handwerk verwandelt Ruine in Prachtbau
Vom hässlichen Entlein zum ...
leben.“ Obwohl seine
Frau ihn vomKauf des
baufälligen Hauses
am E i e r ­
m a r k t
abriet,
schritt
T h e i s
zwei Ta­
ge, nach­
dem er das Haus gesehen hatte,
zur Tat.
Mitte Februar 2008 begannen
in Zusammenarbeit mit dem
Architekten Ernst Meyer aus
Pfaffen-Schwabenheim und der
Denkmalpflegebehörde dieUm­
bau- und Sanierungsarbeiten.
Spielen in
der 1. Liga
„Das Haus war so marode und
heruntergekommen, dass es kurz
vor dem Einsturz stand. 260
Tonnen Schutt wurden heraus­
gefahren.Durchüber Jahrzehnte
eindringendesRegenwasser hat­
ten sich selbst dicke Eichenbal­
ken in nichts aufgelöst“, erzählt
Theis. Maurermeister
Peter Baumgärtner aus
Bretzenheim, Obermeister
der Baugewerksinnung Bad
Kreuznach, hat mit seinen
Mitarbeitern das 500 Jahre
alte Mauerwerk wieder instand
gesetzt, dabei Gefache und Zwi­
schenwände gemauert.
„DiebesondereHerausforderung
bestand darin, mit nach histo­
rischem Vorbild hergestellten
Materialien, beispielsweiseSpe­
zialmörtel oder Ziegelsteinen,
zu arbeiten. Bauen und erhalten
haben auchmit Herz und Gefühl
zu tun und mit Aufmerksamkeit
und Liebe“, weiß der Hand­
werksmeister.
eingezogene Holzträger an der
Innenseite dienen der Stabili­
sierung des Fachwerkes. Das
Dachgebälk wurde komplett
erneuert und an der Straßen- und
Rückseite mit Spitzgauben er­
gänzt.DieEindeckungvonFirst,
Grate und Gauben mit Schiefer
sowie die Verkleidung der Gie­
belseite mit dem Naturmaterial
übernahm Dachdeckermeister
Hans Albert Hofmann aus Pfaf­
fen-Schwabenheim, Obermeis­
ter der Dachdeckerinnung Bad
Kreuznach. „Wir Obermeister
und Handwerker aus der Region
habenmit der Sanierunggezeigt,
was wir ‚drauf’ haben. Wir spie­
len in der 1. Liga“, betont er.
Theis und seine Mitarbeiter
haben zunächst die Decken
aufgrund der Brandschutzbe­
stimmungen mit Brandschutz­
plattenverkleidet.Anschließend
stellten sie die historische Optik
der Gefache mit Kalkputz
wieder her. Das Fachwerk
wurde mit Leinöl-Farben nach
historischen Farbvorgaben
gestrichen. „Handwerkliches
Geschick und Leidenschaft
muss man aufbringen, um ein
derartiges Sanierungskonzept
erfolgreich zuEnde zu bringen“,
so Theis.
Inzwischen hat er in der ersten
Etage das historische Stadt­
schreiberzimmer mit Möbeln
aus dem 19. Jahrhundert einge­
richtet. „Unterlagen bezeugen,
dass das Stadtarchiv unter fran­
zösischer Verwaltung von 1804
bis 1819 im Stadtschreiberhaus
untergebracht war“, weiß er.
Gut vorstellen kann man sich
diesen Raum, in dem Details
wie Spiegel, Leuchter, Sekretär
und Stühle für ein traumhaft
ansprechendesAmbientesorgen,
künftig auch als Trauzimmer.
Eine „Architekturwerkstatt“und
Heilpraktiker-Praxis haben hier
bereits ein Domizil bezogen.
Norbert Theis selbst wird das
Dachgeschoss nutzen. Und, wer
in einem Haus mit Geschichte
wohnen oder arbeiten möchte:
Für das dritte Obergeschoss
werden noch Mieter gesucht!
340 Millionen für ehrlichen Finder
Steckbrief: Norbert Theis, Pfaffen-Schwabenheim
Gegr. 1987 | 30 Mitarbeiter (3 Lehrlinge) | Altbausanierung, Maler-,
Putz- u. Stuckarbeiten | Tel.: 06701/ 7877 |
Ernst Meyer und
Norbert Theis (v.l.)
mit unverhofftem
„Geldsegen“: Im
Haus versteckte der
Vorbesitzer 340 Mio.
Mark Inflationsgeld.
Vom hässlichen Entlein zum
schönen Schwan: Das 1540 er-
baute Haus in Bad Kreuznach.
260 Tonnen Schutt wurden bei
der Restaurierung beseitigt.
Experten des Handwerks gefragt: 500 Jahre altes Haus saniert
So sieht es auch
Parkettleger­
meister Man­
fred Jung aus
Hüffelsheim,
der die Parkett­
böden aus Holz­
e i c h e nd i e l e n
nach altem Vor­
bild verlegt hat.
Zimmerermeis­
ter Bruno Eder
ausHackenheim
und sein Team
haben tragende
Bauteile wie
Deckenbalken,
ja, ganze Fach­
werkwände aus­
getauscht und
zimmermanns­
mäßig neu her­
gerichtet. Neu
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