Handwerk Special Nr. 131 vom 4. Juli 2009 - page 7

Nr. 131
4. Juli 2009
Aktiver Vulkan
Wenn es um die Wurst geht, führt
für viele Menschen aus dem
Maifeld und der Pellenz kein
Weg an der Thomas-Vulkan-
Metzgerei in Kruft vorbei. Der
Name Thomas hat einen guten
Klang in der Region und im
Fleischerhandwerk generell
– und das seit 150 Jahren.
„Was ich anbiete, muss mir
auch selbst schmecken“, betont
Fleischermeister Gunther Thomas. Der 49-Jährige
führt den Betrieb seit 1994. „Unsere Vulkan-Metzgerei ist immer
aktiv“, lacht er. Der stellvertretende Obermeister der Fleischerin-
nung Mayen sprüht vor Ideen. Seit zwölf Jahren gibt es nur bei
Thomas die im Raum Mayen-Andernach beliebte Vulkan-Wurst.
Vulkan-Grillwürste und zahlreiche interessante Fleisch- und
Wurstspezialitäten, teilweise nach von Generationen überlie-
ferten Rezepturen, kommen hinzu. Nach der Renovierung des
seinem Geschäft angegliederten Gasthauses „Zur Linde“ möchte
er später auch hier heimische Spezialitäten anbieten.
„In Anlehnung an die zunehmend touristische Erschließung der
Vulkaneifel machen wir Handwerker uns Gedanken, wie wir mit
unseren Produkten die Region stärken können. So entstand die
Idee mit der Vulkan-Wurst. Der Name unterstreicht die Identifi-
kation mit der Gegend“, erklärt Thomas. Er verweist auf Vulkan-
bäckerei und Vulkanbrauerei in der Eifel. Die Vulkan-Wurst ist
eine magere, grobe Brühwurst, die mit regionalen Kräutern ge-
würzt ist. „Sie ist immer noch ein Renner, herzhaft und würzig“,
freut sich der Fleischermeister. Freitags gibt es den hausgemach-
ten Thomas-Döppekuchen. Auch dann stehen die Leute in Kruft
und in den Filialen Schlange.
Qualität steht für Gunther Thomas an erster Stelle. Sie beginnt
schonbeiderAuswahlderSchlachttiere,dieerausschließlich
bei ihm bekannten Bauern kauft. „Die Erinnerung an gute
Qualität hält beim Kunden länger als die kurze Freude
über kleine Preise“, ist er überzeugt. Er appelliert an die
Verbraucher, generell dieWirtschaftskraft Handwerk zu
stärken, insbesondere da das EU-Recht immer wieder
neueAuflagenfürdasFleischerhandwerkfordert.
„Blüht unserHandwerk, blüht unser Land“,
zitiertereinenSpruch,denihmschon
sein Vater mit auf den Weg gab.
Im Krufter Stammhaus werden
25 Schweine und zwei bis drei
Bullen pro Woche geschlachtet
und zu über 100 Wurstsorten,
SülzenundFleischkreationen
verarbeitet. Thomas liefert
seine Spezialitäten in die Fi-
lialen Mendig, Ochtendung,
AndernachundNeuwied.Le-
bensgefährtin Gisela Hilger,
gelernte Fleischereifachver-
käuferin,managtdenVerkauf
und die Betreuung der Filia-
len.Mitdem25-jährigenSohn
steht bereits die sechsteGeneration in
d
en Startlöchern.
Thomas-Vulkan-Metzgerei in Kruft
Gebirge aus Stahl und Glas
Fenster, vorkragende
Glaserker und -aufbauten
durchbrechen in leucht-
endem Wasserblau den
wuchtigen, in sich zerklüf-
teten, mit Natursteinen
verkleideten Baukörper.
Wie ein von Titanen hingewor-
fenes Gebirge sieht das gerade
eröffnete Besucherzentrum des
GeysirsinAndernachaus.Essoll
die Assoziation an vulkanisches
Gestein wecken, durch das sich
die denweltweit höchstenKalt-
wassergeysir im benachbarten
Namedy bis zu 60Meter hoch-
treibenden Kohlensäureatome
den Weg bahnen.
Genau den soll der Besucher
im Zentrum spielerisch-mit-
erlebend nachvollziehen und
dabei Kenntnisse über die phy-
sikalischen und geologischen
Grundlagen der Fontäne erwer-
ben können. Entscheidend mit
an der Realisierung des vom
Andernacher Architekturbüro
Rumpf geplanten Besucherzen-
trums beteiligt waren regionale
Handwerksbetriebe. So das
Bauunternehmen Meurer aus
Neuwied, zuständig für die
Beton- und Maurerarbeiten.
„Das Spannende an diesem
Projekt war, dass es hier so gut
wie keine rechtenWinkel, keine
wirklichen Senkrechten, aber
acht Bauachsen gibt“, kommen-
tiert Diplom-Ingenieur Thomas
Weland, der mit seinem Bruder
Stefan, gleichfalls Dipl.-Ing.,
den1920vomGroßvater, Ehren­
innungsobermeister Weinand
Meurer inNeuwiedgegründeten
Betrieb leitet. „Da mussten un-
sere Schalungsspezialisten für
die Betonverschalung höchst
kreative Konstruktionen bauen,
um die Schrägen, die gewollten
Risse und Spalten imBaukörper
umzusetzen.“
Gut, dass das Bauen im großen
Format seit drei Generationen
zumtäglichenBrot desBetriebes
gehört. Wie das „Bauen im
Bestand“, die Modernisierung
und/oder Erweiterung beste-
Handwerker der Region bauten Geysir-Besucherzentrum Andernach
Steckbrief: Bauunternehmen Meurer, Neuwied
Gegr. 1920 | 53 Mitarbeiter (3 Meister, 1 Lehrl.) | Industrie-, Ge-
werbebau | Tel.: 02631/ 31313 |
Steckbrief: Rosstäuscher GmbH, Diez
Gegr. 1974 | 32 Mitarb. (3 M., 10 L.) | Metall-, Stahlbau, Fassaden,
Sonderkonstruktionen | Tel.:06432/69130 |
hender Gebäude. „In jüngster
Vergangenheit haben wir an
Bauobjekten gearbeitet, die vor
40oder 50 Jahrenvonuns gebaut
und nun neuenNutzerbedürfnis-
sen angepasst wurden.“
Keine rechten Winkel, keine
geraden Kanten. Mit dieser
kniffligenAufgabemussten sich
auchdieHandwerkerbeidenglä-
sernen „Augen“ des steinernen
Riesen„herumschlagen“.„Com-
puter sind natürlich hilfreich,
aber trotzdem mussten wir für
dieses Objekt unsere gesamten
Kenntnisse in Geometrie und
Stereometrie aktivieren“, erklärt
Heinz Rosstäuscher, gelernter
Maschinenbauer undSeniorchef
des gleichnamigen Metallbau-
betriebes in Diez. Zu dessen
Spezialitäten gehört gerade der
Bau anspruchsvoller Stahl- und
Glaskonstruktionen. „Wir haben
ja schon viel in dieser Richtung
gemacht“, so Rosstäuscher, der
vor 35 Jahren als Ein-Mann-
Schlosserei angefangen hatte
Die Spezialitäten der
Vulkan-Metzgerei gibt´s
auch in praktischen
Vorratsdosen.
Fleischermeister
Gunther Thomas
lässt sich für seine
Kundschaft immer
neue Wurstkreati-
onen einfallen.
Einen Besuch Wert: Handwerk der Region
und dessen Söhne und Schwie-
gertöchter nun gleichfalls im
Betrieb mitarbeiten. „Aber so
etwasUngewöhnlicheswarnoch
nicht dabei.“
„So etwas“, bei dem nicht mit
vorgefertigtenTeilenoder Scha-
blonengearbeitetwerdenkonnte,
sondern für jedes Element, für
den wie eine Felsnase vorsprin-
genden Treppenhauserker, für
das wie ein Schiffsbug zum
Rhein hin ausgerichtete spitz-
winklige Panoramafenster oder
für den gläsernen Dachaufbau
mit seiner herrlichen Rundum-
sicht, musste maßgeschneidert
eine eigene Lösung gefunden
werden. „Da war es nur gut, dass
wir mit Glasermeister Jochen
Wenzlitschke, mit dem wir seit
Langem zusammenarbeiten,
einen Fachmann im Boot
hatten, der ein Tüftler ist.“
Das neue
Geysir-
Zentrum
verdankt
seine ein-
zigartige
Form den
Bauleis-
tungen
regionaler
Hand-
werks-
be-
triebe.
Anspruchsvolle Glas-
konstruktionen am Gey-
sir-Zentrum.
Steckbrief: Thomas-Vulkan-Metzgerei, Kruft
Gegr.1859 | 25Mitarbeiter (4 Lehrlinge) | 4 Filialen, Spezialität: Vul-
kan-Wurst | Tel.: 02652/ 92850 |
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