Handwerk Special Nr. 131 vom 4. Juli 2009 - page 23

Sportliches Handwerk: Spitzenleistungen, nicht nur bei der Arbeit
Nr. 131
4. Juli 2009
Von Bockenau an den Stiefel
„Mein Traum ist es,
mit meinem Rennrad
von Bockenau über die
Alpen an den Stiefel
nach Italien zu fahren“,
sagt Kfz-Mechaniker-
meister Edmund Bett.
Und er sagt es mit blitzenden
Augen. Der 56-Jährige, der
seit 1982 in Bockenau bei Bad
Kreuznach eine Kfz-Werkstatt
führt, ist Rennradfahrer aus
Leidenschaft.
Mindestens dreimal die Woche
zieht es Edmund Bett auf sein
Rennrad. Dann trainiert er hinter
dem ehemaligen Steinbruch in
seinem Wohnort. Rund 6.000
Trainingskilometer absolviert
er auf seinem nur sieben Kilo-
gramm schweren Bike. „Das ist
weit mehr als ein Hobby. Das
ist Faszination pur“, gesteht
er. Große Touren ist er bereits
erfolgreich„geradelt“. So fuhr er
einen der schwierigstenWettbe-
werbe, die „Tour Transalp“, 850
Kilometer von Oberammergau
über die Alpen an den Gardasee.
„Die Wettkämpfe unter Gleich-
Kfz-Mechanikermeister Edmund Bett ist Biker aus Leidenschaft
Der Kampf gegen sich selbst
„Trial fahren ist sehr viel
Kopfarbeit. Man ist allein
mit dem Rad und kämpft
gegen sich selbst“,
sagt Sascha
Nachtsheim aus
Rüber im Maifeld.
Der 27-jährige Tischlergeselle
ist begeisterter Trialfahrer – und
ein sehr erfolgreicher dazu.
„Trial fahren ist
das Befah-
ren von
Tischlergeselle Sascha Nachtsheim ist in seiner Freizeit ein begeisterter Trialfahrer
bestimmten Sektionen (Stre-
cken) mit Hindernissen, ohne
vorheriges Üben dieser Sek-
tionen und möglichst ohne
Fehler. Dabei kommt es nicht
auf die Geschwindigkeit an,
sondern auf Geschicklichkeit,
Gleichgewichtsverhalten und
Gewichtsverlagerung. Ziel ist
das Beherrschen des Fahrrades
in jeder Situation durch Hilfe
des eigenen Körpergewichtes.
Für Fahrfehler, zum Beispiel
das Abstützen mit den Füßen,
ein Sturz oder das Verlassen der
vorgeschriebenenFahrspur,wer-
den Punkte abgezogen“, erklärt
Nachtsheim seinen Sport. Er
betreibt ihn seit zwölf Jahren.
Er war 2008 Hessenmeister,
15. im Worldcup und 21. bei
der Weltmeisterschaft. Seine
Ziele sind: Podiumsplatz bei
den Deutschen Meisterschaften
2010, unter den ersten Zehn im
WeltcupseinundderGewinnder
NorddeutschenMeisterschaften.
Dafür trainiert der Tischlerge-
selle fünfmal in der Woche.
Die Stufen am Deutschen Eck
gehören zur Trainingsstrecke
des Trialfahrers. Er schafft es,
1,25 Meter hoch aus dem Stand
zu springen. „Man bekommt im
Laufe der Jahre ein Gespür für
dasRadunddasMachbare“, sagt
er.„IchgenießedieFreiheit,mei-
ne physischen und psychischen
Grenzen auszuloten“, fügt er
hinzu.
Beruflich
im Tritt
Tischlermeister Sebastian Mül-
ler aus Mülheim-Kärlich, Inha-
ber der Tischlerei Müller und
Chef von Sascha Nachtsheim,
betrachtet die Freizeitgestaltung
seines Mitarbeiters s p o r t -
lich. „Ausfälle
durch etwaige
Sportunfälle sind natürlich
schlecht für den Betrieb. Aber
Sascha ist schon so lange dabei
und kann die Risiken seines
Hobbys gut einschätzen. Ich
mache ihm keine Vorschriften.“
„Tischler ist mein Wunschbe-
ruf. Die Schreinerei Müller ist
überwiegend im hochwertigen
Innenausbau tätig. Das gefällt
mir sehr gut. Ich lebe vonmeiner
Arbeit und nicht vom Trial fa-
hren“, unterstreicht auch Sascha
Nachtsheim. Deshalb hat er
auch den Meisterbrief in seinem
Handwerk fest im Blick.
Steckbrief: Schreinerei Müller, Mülheim-Kärlich
Gegr. 2009 | 9 Mitarb. (1 Lehrl.) | Innenausbau, Fenster, Türen,
Parkett | Tel.: 02630/ 966844 |
Sucht die sportliche
Herausforderung: Sas-
cha Nachtsheim.
Gleichgewicht
und Geschick-
lichkeit trainiert
Tischlerge-
selle Sascha
regelmäßig,
um beim Trial
fahren erfolg-
reich zu sein.
Steckbrief: Edmund Bett, Bockenau
Gegr. 1982 | zwei Meister | freie Kfz-Werkstatt, Reparaturen aller
Klassen | Tel.: 06758/ 7736 | Fax: 06758/ 6561
gesinnten motivieren mich. Sie
geben mir Orientierung und
zeigenmir,wie fit ichbinundwo
ich stehe“, schätzt er ein.
Erst mit 38 Jahren entdeckte er
seine Liebe zum Fahrradrenn-
sport. Rennen war er bis dato
auchgefahren,allerdingsaufvier
Rädern. „Ich bin überwiegend
Bergrennen gefahren und habe
auch vordere Plätze belegt“, er-
zählter.MitderSelbstständigkeit
undFamiliengründunggingeine
längereMotorsportpause einher,
bis Edmund Bett aufs Rennrad
umstieg. Auch einen „Ausflug“
auf dem Mountainbike beim
„Ischgl Ironbike“ imPaznauntal
indenTirolerAlpenhat er inzwi-
schen erfolgreichbewältigt.Den
Rundkurs von30Kilometernmit
vielen gefährlichen Abfahrten
und Abgründen absolvierte er in
1Stunde und 38Minuten und be-
legte unter den 150Teilnehmern
einen Platz im ersten Drittel des
Feldes,inseinerAltersklasseden
fünften Platz. „Der Unterschied
zwischen einem Rennrad und
einem Mountainbike ist enorm,
etwa sowie Formel 1 und Rallye
fahren“, erklärt Bett. Und dass
er seinemRennrad, mit dem er
bereits unzählige Marathons
(200-220Kilometer) in Italien
und Österreich bestritten hat,
treu bleibt.
Die Passion für Radrennen
hat sich auf Sohn Matthias,
der als Kfz-Technikermei-
ster seinen Vater in der
Werkstatt unterstützt, nicht
übertragen. Ihn interes-
sieren eher Oldtimertrak-
toren. Ehefrau Brigitte
bringt für dasHobby ihres
Mannes viel Verständnis
auf. „Ohne sie läuft nichts.
Sie stärkt mir den Rücken und
hält ihn mir frei, im Büro und
beim Rennsport“, bedankt sich
Edmund Bett bei seiner Frau.
Für den Kfz-Mechaniker-
meister Edmund Bett ist
der Rennradsport „Faszina-
tion pur“ und ein guter Aus-
gleich zum Arbeitsalltag.
Kosten senken
Maßnahmen zur Kosten-
senkung sind nicht nur
in Krisenzeiten gefragt.
ÜberdasProgramm„VerMat“
des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie
zur Förderung von einzelbe-
trieblichen Beratungen und
Materialeffizienznetzwerken
informierteineVeranstaltung
am 8. Juli von 17 bis 19 Uhr
im HwK-Metall- und Tech-
nologiezentrum in Koblenz.
Denn Kostenfaktor Nummer
eins im produzierenden Ge-
werbe ist nicht das Personal,
sondern das Material. Er ist
mit rund 45 Prozent mehr
als doppelt so hoch wie der
des Personals. In der Infor-
mationsveranstaltung wird
mithilfevonPraxisbeispielen
aufgezeigt,wieUnternehmen
durch externe, geförderteBe-
ratung die Materialeffizienz
deutlich verbessern konnten
undwie eine solcheBeratung
im eigenen Betrieb genutzt
werden kann.
Informationen zum För-
derprogramm und Anmel-
dung zur Informations-
veranstaltung, Tel.: 0261/
398-572, Fax: -988, E-Mail:
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24
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