Handwerk Special Nr. 131 vom 4. Juli 2009 - page 12

Vorgestellt: Seltenes Handwerk und Leistungen des Nachwuchses
Nr. 131
4. Juli 2009
Vorgestellt
Lehrling Nummer 1
Berufs-Premiere:
Erstmals wird
im Bezirk der
HwK Koblenz mit
Marcel Schmitt
eine Fachkraft für
Holz- und Bauten-
schutzarbeiten
ausgebildet.
„Mein Vater ist Mau­
rermeister und Fliesen-,
Platten- und Mosaikle­
ger. Ich habe schon oft
in unserem Betrieb ge­
schnuppert und Spaß an
handwerklicher Arbeit,
wollte aber einen völlig
neuen Beruf lernen“,
erzählt Marcel Schmitt
I
nfos
aus Wahlrod im Westerwald. Der 17-jährige Realschüler wurde
von einem Ausbildungsberater der Handwerkskammer Koblenz
beraten und fündig. Jetzt ist er im ersten Lehrjahr als Fachkraft
für Holz- und Bautenschutzarbeiten.
Die Ausbildungsordnung ist seit August 2007 in Kraft. Marcel
ist der erste Jugendliche, der in der Lehrlingsrolle der HwK
Koblenz in diesem Handwerk eingetragen ist. Die Ausbildung
dauert zwei Jahre. Fachkräfte für Holz- undBautenschutzarbeiten
arbeiten in Betrieben des Holz- und Bautenschutzgewerbes des
Handwerks und der Industrie. Nach zwei Jahren kann man sich
in einemweiteren Ausbildungsjahr zumHolz- oder Bautenschüt­
zer qualifizieren. Marcel Schmitt lernt im ISOTEC Fachbetrieb
Abdichtungstechnik Ludwig in Nordhofen/Ww. „Ich wollte
ausbilden und habe dafür den Ausbildereignungsschein bei der
HwK erworben“, so Wieland Ludwig. Der 51-Jährige hat sich
über 20 Jahre mit Bauschäden befasst. Seit sechs Jahren ist er
selbstständig. „Feuchtigkeit imHaus kannzudauerhaftenSchäden
amGebäude führen. Tritt Schimmel auf, ist sogar die Gesundheit
gefährdet. Wir machen den gesamten Wohnbereich vom Keller
bis zumDachmit unterschiedlichenVerfahrendauerhaft trocken“,
beschreibt er die Schwerpunktaufgaben seines Unternehmens.
Ermutigt, einenLehrling imneugeordnetenBeruf auszubilden, hat
ihn ein beratendes Gesprächmit einemHwK-Ausbildungsberater
im Rahmen der Initiative ProBeEins.
Seit 2007 führt die Handwerkskammer in den Landkreisen Wes­
terwald, Birkenfeld, Bad Kreuznach und Mayen-Koblenz die
Initiative ProBeEins auf dem Ausbildungsmarkt durch. Ein Ziel
ist es, den Fachkräftenachwuchs in Berufen zulassungsfreier
Handwerke oder handwerksähnlicher Gewerbe langfristig zu
sichern. ProBeEins soll helfen, die Ausbildungsbereitschaft klei­
ner und mittlerer Unternehmen, die bisher wenig oder gar nicht
ausgebildet haben, zu steigern. Eswirdals JOBSTARTER-Projekt
aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
und des Europäischen Sozialfonds gefördert.
Marcel Schmitt absolvierte vor Ausbildungsbeginn ein vierwö­
chiges Praktikum im Fachbetrieb. „Ein Lehrling muss hellwach
und flexibel einsetzbar sein. Eine feuchte Wand kümmert sich
nicht um Uhrzeiten. Während des Praktikums bekommt man ein
Gespür für den Bewerber“, so Wieland Ludwig. „Vom Lehrling
erwarte ich auch ein gewisses Maß an Leidensfähigkeit, denn wir
arbeiten auchbei schlechtemWetter. Der Lehrlingmuss neugierig
sein. Jeder Tag ist bei uns anders, auch wenn er sich wiederholt“,
lacht der Firmenchef. Marcel findet Spaß an der Lehre. Seine
berufliche Zukunft sieht er optimistisch. „Vielleicht hänge ich
noch ein Jahr an und werde Holz- oder Bautenschüzer. Ich kann
auch später den elterlichen Betrieb weiterführen.“
zum Jobstarter-Projekt ProBeEins bei der
HwK, Tel.: 0261/ 398-323.
Ausstellung im HwK-Zentrum: Sehen, was der Tischlernachwuchs alles kann
Mit ihren Prüfungsstücken haben die frisch gebackenen
Tischlergesellen nicht nur Fachkompetenz nachgewiesen,
sondern sich auch gestalterisch mit ihrem Handwerk ausein-
andergesetzt. Eine Ausstellung präsentiert die Ergebnisse.
Im Kompetenzzentrum für
Gestaltung, Fertigung und
Kommunikation der Hand­
werkskammer Koblenz sind
am 5. Juli von 11 bis 17 Uhr im
Flurbereich des zweiten Ober­
geschosses die aktuellen Ge­
sellenstücke aus dem Tischler­
neuen Medien und zu mo­
dernen Herstellungsverfahren
informiert.
Weitere Infos zur Aus-
stellung der Tischler-Ge-
sellenstücke, Tel.: 0261/
398-585, Fax: -986, E-Mail:
Dienst für Ross und Reiter
Guido Netzer aus Ober-
lahr/Westerwald hat
sich im Juni in einem
im wahrsten Sinne des
Wortes „sattelfesten“
Beruf selbstständig ge-
macht. Der 45-Jährige
ist Sattlermeister.
Er bringt mit seinen hand­
werklichen Fertigkeiten nicht
nur Pferd und Reiter auf Trab,
sondern fertigt und richtet in
seiner Werkstatt eine Vielzahl
von Artikeln. Dazu gehören
unter anderem Taschen, Gürtel
und Schulranzen. Ausgefallene
Aufträge, beispielsweise eine
Tasche für den Bogen eines
Sportschützen,führterbeson­
ders gern aus. „Ich verwende
bei meiner Arbeit überwie­
gend pflanzlich gegerbtes
Rindsleder aus Deutschland“,
so Netzer.
Qualität der Arbeit
ist Triebkraft
Ursprünglich hat Guido Netzer
Kfz-Mechaniker gelernt. In die­
sem Handwerk hat er auch den
Meisterbrieferworben.Kontakte
mit einem bekannten Sattler
veranlassten den leidenschaft­
lichen Reiter schließlich dazu,
das Handwerk zu wechseln.
Er sammelte mehrere Jahre
praktische Erfahrungen und
legte 1998 die Meisterprüfung
im Sattlerhandwerk ab.
„Ich liebe den Geruch von
Naturmaterial wie Leder und
Guido Netzer: Selbstständig
in „sattelfestem“ Beruf
Steckbrief: Guido Netzer, Oberlahr/Ww.
Gegr. 2009 | Sättel für Profireiter und Reitsportfreunde, Beschläge,
Taschen, Gürtel | Tel.: 02685/ 986574 |
Sattel ist auch
Schmuckstück
„Beim Sattel kommt es auf die
perfekte Passform für Pferd und
Reiter an“, erklärt er. Zunächst
schneidet der Sattlermeister das
Leder nach einer bestimmten
Designvorgabe zu. Dann kre­
iert er Verzierungen, schneidet
oder schlägt sie in das Leder.
Danach werden die Lederteile
auf dem Grundgestell aus Holz
oder Kunststoff von Hand
angebracht. Beschläge aus
unterschiedlichem Material,
von Meister Netzer selbst
entworfen, sinddieKrö­
nung. „Der Sattel ist
auch ein Schmuck­
stück für das Pferd
undverrät viel über
den Reiter“, weiß
Netzer. Im kommen­
denJahrmöchteerseine
Erfahrungen auch an
einen Lehrling weiter­
geben.„MeinTraum
ist es, noch 20
Jahre in
meiner
Werk­
s t a t t
schöne
Sättelzu
bauen, im­
mer gefordert
zu werden und gefragt
zu sein.“
Holz. Es fasziniert mich, damit
zu arbeiten. Die Qualität meiner
Arbeit war für mich Triebkraft,
dieSelbstständigkeit zuwagen“,
sagt er. Reitsportläden, Profirei­
terundTrainerkennterausseiner
Arbeit im Angestelltenverhält­
nis. Über einen ersten Auftrag
– eine Sattelserie für einen
Reitsportladen in der Schweiz
– freut er sich bereits.
Guido Netzer beim Nähen eines Sattels.
Alles reine Handarbeit.
handwerkausgestellt.EinAbbild
der erbrachten Leistungen, aber
auch eine Anerkennung für das
Potenzial des handwerklichen
Nachwuchses. Ergänzt wird die
Ausstellung von einem breit
gefächerten HwK-Beratungs­
angebot, das über Themen der
Gestaltung, des Designs, der
Sattler-
meister
Guido
Netzer
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