Handwerk im Frühjahr vom 28. Februar 2009 - page 5

Neue Zinnen für das Schloss
Bauunternehmung Meurer aus Kobern-Gondorf
Das Arbeiten mit Naturstein ist
auch eine der Spezialitäten der
Bauunternehmung Meurer.
Das Kobern-Gondorfer Unterneh-
men, das 1934 in Oberfell von
Maurermeister Martin Meurer
gegründet wurde und heute in
der dritten Generation von Ralf
Meurer geführt wird, arbeitete be-
reits bei der Sanierung des Klau-
sengebäudes mit, dem Eingang
zur Schlossanlage, sorgte dort für
einen barrierefreien Zugang zum
neu gestalteten Veranstaltungs-
saal und für erneuerte Hangstütz-
mauern.
Sobald es die Temperaturen
wieder einigermaßen zulassen,
wird der 40 Mitarbeiter zählende
Betrieb, der neben Natursteinar-
beiten klassischen Tiefbau, In-
genieurbau und Betonbogenbrü-
ckenbau und -sanierung anbietet,
die Arbeiten am Zinnenkranz des
Schlosses wieder aufnehmen. Die
Zinnen werden dann neu aufge-
mauert und mit der ursprünglich
vorhandenen Sandsteinabdeckung
versehen. Der Kalkmörtel, der
dabei eingesetzt wird, braucht
mindestens fünf Grad Plus zum
Abbinden.
Arbeitskreise der
HwK Koblenz
Rat undHilfe oder einfach ein Forum
zum Gedankenaustausch finden
HandwerkerindenHwK-Arbeitskrei-
sen. Die Themen reichen von A wie
AusbildungbisWwieWerkvertrags-
recht. Die nächsten Termine:
Denkmalpflege – EnEV im histo-
rischen Gebäudebestand, 29.03.,
18 Uhr; Denkmalpflege auf der
BUGA 2011, 25.06., 18 Uhr
Energiesparendes Bauen – Dach-
dämmung, 30.04., 18 Uhr
Export/Import – Arbeiten über
Grenzen hinweg, 10.03., 17 Uhr
Gebäude-Energieberater – Energie-
ausweis, 22.04., 18 Uhr
Junge Technologien – LED & Co.,
28.04., 18 Uhr
Kommunalpolitik – Regionalinitia-
tiven, 10.03., 18 Uhr
Sachverständigenwesen – münd-
liches Gutachten, 29.04., 18 Uhr
VOB/Werkvertragsrecht – Novel-
lierungen, 22.04., 17 Uhr
Informationen und Anmeldung
zu allen Arbeitskreisen, Tel.:
0261/ 398-331, Fax: -989, E-
Mail:
Schönheitskur für
Stolzenfels
Handwerker wirken bei der Restaurierung von Schloss Stolzenfels mit
„Sämtliche Meister und Ge-
sellen, welche bei der
Herstellung der
Burg thätig ge-
wesen, brachten
Ihren Königlichen
Majestäten ...ei-
nen glänzenden
Fackelzug ...“
1850 schildert
Robert Dohme in
seiner „Beschrei-
bung der Burg
Schlossrestaurierung dank Handwerk
Viele Handwerksbetriebe aus der Region sind an den Restaurierungsarbeiten am Schloss Stolzenfels beteiligt.
Dazu zählen:
Gerüstbau Frank Löhr aus Koblenz, unter anderem zuständig für das Anbringen von Bau- und Schutz-
zäune; Grünewald Dachtechnik aus Bruttig-Fankel, Klempnerarbeiten am Wehrgang und im Rosengarten; J. + M.
Baumann, Bau- und Möbeltischlerei aus Brandscheid, aktiv bei der Einhausung der Teehalle; Löser + Anspach GmbH,
Gebäude­energietechnik aus Koblenz, Sanitärarbeiten in der Hausmeisterwohnung; Alfons Müller GmbH, Tischlerei
aus Koblenz-Moselweiß, Fensterinstandsetzung; Horst Schulz Bauunternehmung GmbH aus Koblenz, unter anderem
zuständig für den Rohrleitungsbau im Umschlussgarten; Wagner Holzbau aus Braubach, Zimmerei und Tischlerei, er-
neuern Parkett, Dielen, Holzdecken.
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Meisterkurse
für Zimmerer
Der nächste HwK-Meisterkurs für
Zimmerer in Teilzeit beginnt am 18.
September, freitags von 16 bis 20.15
Uhr und samstags von 8 bis 13.30
Uhr, der nächste Vollzeitkurs am 19.
Oktober, montags bis freitags von 8
bis 15.30 Uhr, beide in Koblenz.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/ 398-415, Fax: -990, E-
Mail:
Wer mit dem Blick auf die Rheinburg
arbeitet, die am heilsten alle Stürme der
Zeiten überstanden hat, bei dem kann
es vielleicht gar nicht ausbleiben, dass
er sich auch in seinem Beruf mit Ge-
schichte, vor allem mit der Erhaltung
historischer Bausubstanz beschäftigt.
Hoch über dem Hof von Holzbau
Wagner in Braubach thront trutzig
die Marksburg, zum Greifen nah
–und tatsächlich istRestaurierungein
wichtiges Standbein für den Betrieb,
der seinerseits schonmit einer langen
Geschichte aufwarten kann.
1890 gründete ihn Karl Wagner als
Zimmerei mit Schreinerei und Trep-
penbau, nicht ganz zufällig gleich
neben dem Dachsenhäuser Bach,
der zunächst noch mit seiner Was-
serkraft das gleichfalls zum Betrieb
gehörige Sägewerk in Gang hielt.
1949 übernahm Fritz Wagner die
Leitung der Geschäfte, 1981 trat ihm
Zimmerermeister Erwin Spriesters-
bach zur Seite und drei Jahre später
übernahm dessen Sohn Reimund die
Leitung der Zimmerei. Seit 1996,
seit dem Ausscheiden des Vaters,
ist er Geschäftsführer des weiter als
„HolzbauWagner“ firmierendenBe-
triebes. „Wir haben schon mehrfach
aufderMarksburggearbeitet“,erzählt
Spriestersbach, dessen Sohn sich
gerade bei der Handwerkskammer
Koblenz auf seine Meisterprüfung
zum Zimmerermeister vorbereitet.
„Das letzte Mal nach dem Brand,
als das Gebäude mit dem Restaura-
tionsbetrieb arg in Mitleidenschaft
gezogen war.“
Die Liste der Referenzobjekte ist
lang, reicht vom Mut-
ter-Beethoven-Haus in
Ehrenbreitstein über
das Engerser Schloss,
wo Holzbau Wagner
die alten Treppen und
Türen restaurierte und
aufarbeitete, über das
„Wirtshaus an der
Lahn“ bis zu sakralen
Bauwerken, von der
Kastor- und der Herz-
Jesu-KircheinKoblenz,
wo die Braubacher die
runde Dachkonstrukti-
on für den Choranbau
lieferten, bis zum Klos-
ter Arnstein. Eines der
wichtigsten Projekte
war der Pfalzgrafenstein bei Kaub,
eine ungewöhnliche Baustelle. „Wir
haben Material und Arbeiter per
Schiff hin transportiert, mussten
Schutzkleidung tragen, da die Holz-
teile in den 60er Jahrenmit toxischen
Mittelnbehandeltwordenwaren“, er-
innert sich Reimund Spriestersbach.
Eineder Spezialitäten ist derNachbau
historischerFenster,etwafürdieBurg
Sooneck wie für Schloss Stolzenfels.
Dass Holzbau Wagner auch hier bei
den Restaurierungsarbeiten dabei
ist, ist schon fast selbstverständlich.
Steckbrief: Holzbau Wagner, Braubach
Gegr. 1890
|
20Mitarbeiter, darunter 2Meister und 5Auszubildende
|
Zimmerer-
und Tischlerarbeiten
|
Tel. 02627/ 224
|
Auch bei der Dachkonstruktion
für den Choranbau der Herz-Jesu-
Kirche in Koblenz hatte die Mann-
schaft von Holzbau Wagner ihre
fachkundigen Hände im Spiel.
Alles muss genau passen: Holzbau Wagner bei der
Arbeit auf der Burg Pfalzgrafenstein.
Im Schatten der
Burg
Holzbau Wagner in Braubach - ein Spezialist in Sachen Restaurierung
Probleme, die sich imLaufe der Jahr-
hundertenochverschärften.DieWind
undWetterausgesetzteNordwestecke
des Schlosses und der mediterrane
Pergola-Garten entpuppten sich als
besondere Achillesferse. Die erste
Phase der vonder Landesbaubehörde
Koblenz betreuten Restaurierung
zielt auf eine grundlegende statische
Sanierung u. a. durch Mauerwerks-
verpressungen ab, umfasst außerdem
eine Schönheitskur für die Fassade
und die Wiederherstellung der das
Schloss umgebenden Parkanlagen.
Diese Abschnitte sollen zur Buga
2011 abgeschlossen sein.
Laufende Handwerksarbeiten auf Schloss Stolzenfels: „Steine aufpoliert“
Lahnsteiner Steinmetz und Steinbildhauer Karl-Heinz Lemke
Im Pergola-Garten, der in den durch Pläne bzw. Aquarelle von Caspar
Scheuren dokumentierten Originalzustand zurückversetzt werden soll,
arbeitet der Lahnsteiner Steinmetz und Steinbildhauer Karl-Heinz Lemke,
Mitglied des Arbeitskreises Denkmalpflege der Handwerkskammer Ko-
blenz.
Ein Spezialist in Sachen Natursteinsanierung, der nicht nur den Brunnen,
das Herzstück des Gartens, restauriert, sondern, zusammen mit Daniel
Birtel, der bei ihm gelernt hat und sich bei der HwK auf seine Meister-
prüfung vorbereitet, auch bei der Rekonstruktion der malerischen Grotten
im Park aktiv ist. „1957, als ich in Münster gelernt habe, ergab sich die
Restaurierung von historischer Bausubstanz quasi von selbst. Schließlich
mussten die Kriegsschäden beseitigt werden“, erklärt Lemke, der sich
1978 in Lahnstein selbstständig machte. Die Liste der Bauwerke, an deren
Restaurierung er mitarbeitete, ist lang, reicht vom Wappen in der Pagerie
der Festung Ehrenbreitstein – „Das war meine erste restauratorische Arbeit
am Rhein!“ – über das Kurfürstliche Schloss, das Fort Konstantin, das
Engerser Schloss und die Burg Namedy bis zum Bahnhof Rolandseck, zur
Villa Balmoral in Bad Ems und zum Kloster St. Matthias in Trier.
Strom und Telefon für Stolzenfels
Elektro Pretz aus Koblenz
Weniger auf den ersten Blick
sichtbar sind die Arbeiten, die
Elektro Pretz, gleichfalls ein häu-
figer bei der Restaurierung von
Baudenkmälern mitwirkendes
Koblenzer Unternehmen mit rund
100 Mitarbwweitern, in Stolzen-
fels beisteuert.
Die Leistungen umfassen unter
anderem die Lieferung von Bau­
strom und die Sanierung der
Strom- und Telefonleitungen.
„Das sind schon eigene Be-
dingungen, unter denen unsere
Mitarbeiter bei historischen Ge-
bäuden arbeiten müssen“, erklärt
Rainer Lamberti, der den 1920 in
Koblenz gegründeten, mehrfach
auch für seine Qualität in Sachen
„Ausbildung“ ausgezeichneten
Betrieb mit dem Elektromeister
Jürgen Sänger seit 2000 führt.
„Nicht nur, weil man sich an die
genauen Vorgaben der Denkmal-
pfleger halten muss, sondern weil
man für die einzelnen Bauphasen
quasi immer auf Abruf bereit-
stehen muss. Das kann man ei-
gentlich nur als größerer Betrieb
gewährleisten.“
Karl-Heinz Lemke ist Spezialist für Na-
tursteinrestaurierung und verhilft zusam-
men mit Daniel Birtel (r.) dem Brunnen
im Schlossgarten zu altem Glanz.
Für neue Hangstützmauern und einen
verbesserten Zugang zu den Schloss-
gebäuden war die Bauunternehmung
Meurer zuständig. Das Ergebnis kann
sich sehen lassen (s. u.).
Viele Lehrlinge haben bei Elektro
Pretz schon erfolgreich ihren Weg ins
Elektrohandwerk gefunden.
Rainer Lamberti (r.) und Jürgen
Sänger führen das Unternehmen
Elektro Pretz seit dem Jahr 2000.
Kalkputztechnik
Eine aus der Region um Mar-
rakesch stammende Kalkputz-
technik, „Marokkanischer
Tadelakt“ genannt, lässt die
heimischen vier Wände zur
Wohlfühloase werden. Ein
zweitägiges Seminar der HwK
Koblenz bietet am 13. und 14.
März, jeweils von 9 bis 16 Uhr,
im Zentrum für Restaurierung
und Denkmalpflege in Herrstein
den optimalen Einstieg in Theo-
rie und Praxis des Tadelaktes.
Dank seiner physikalischen und
chemischen Eigenschaften ist
dieser Kalkputz vielseitig in
allen Wohnbereichen einsetzbar
und zaubert eine faszinierende,
leicht wellige und wasserdichte
Oberfläche.
Die mit natürlichen Pigmenten
eingefärbte Tadelaktmasse wird
mit der Kelle aufgetragen, an-
schließend geglättet, mit einem
Achat verdichtet und poliert.
Informationen zu den Lehr-
gängen im HwK-Zentrum für
Restaurierung und Denkmal-
pflege in Herrstein, Tel.: 06785/
9731-761, Fax: -769, E-Mail:
ter-
net:
Historische Fakten
Schloss Stolzenfels
1823hattedieStadtKoblenz,nicht
ganz uneigennützig, die Ruine
der Mitte des 13. Jahrhunderts
vomTrierer ErzbischofArnold II.
von Isenburg gegründeten, im 14.
Jahrhundert vondenErzbischöfen
KunoundWerner vonFalkenstein
ausgebauten und im Pfälzischen
Erbfolgekrieg 1689 zerstörten
Burg dem preußischen Kron-
prinzenund späterenKönigFried-
rich Wilhelm IV. geschenkt.
Der ließ sie ab 1836 nach den
Plänen Karl Friedrich Schinkels
aus- und wieder aufbauen, im
Stil der englischen Neogotik
– eine romantische Wohnburg
wie aus dem Bilderbuch, turm-
und zinnengekrönt, im Inneren
versehen mit dem Komfort des
19. Jahrhunderts, ein Gesamt-
kunstwerk aus Architektur und
Kunsthandwerk.
Stolzenfels“ auch die Rolle der am
Schlossbau beteiligten Handwerker
beiderprunkvollenEinweihungsfeier
am 14. September 1842. 167 Jahre
später ist eine umfassende Restaurie-
rung des Schlosses im Gange – und
wieder ist das Handwerk aus der
Region entscheidend beteiligt.
Schönheit, an der zunehmend der
Zahn der Zeit zu nagen begann. Bei
der auf schwierigem
felsigemUntergrund
errichteten Burg
zeigtensichschonim
Mittelalter statische
1,2,3,4 6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,...16
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