Handwerk im Frühjahr vom 28. Februar 2009 - page 3

BUGA 2011 - Finanzspritze für die Region
Gespräch mit Geschäftsführer Hanspeter Faas
Als sich Koblenz um die Ausrichtung der Bundesgarten-
schau 2011 bewarb, konnte niemand vorhersehen, dass
jetzt, in Zeiten der Finanzkrise und des wirtschaftlichen
Abschwungs, die damit verbundenen Investitionen zu ei-
ner willkommenen Stärkungsspritze für die Wirtschaft
der Region werden würden. Genau das aber sind sie, wie
das Gespräch von „Handwerk im Frühjahr“ mit Hans-
peter Faas, dem Geschäftsführer der BUGA, bestätigt.
Löwenanteil für heimische Betriebe
„Mich haben die Zahlen selbst überrascht“, meint der
1954 im schwäbischen Lörrach Geborene, der nach einer
Gärtnerlehre Gartenbau und Landespflege studierte, 1980
an der ersten grenzübergreifenden Landesgartenschau im
baden-württembergischen Ulm und im bayerischen Neu-
Ulm beteiligt und zuletzt Geschäftsführer der BUGA in
München war. Bei den bisherigen Ausschreibungen seien
84 Prozent des gesamten Auftragsvolumens an Betriebe
aus der unmittelbaren Region, „also aus Koblenz und
den Kreisen Mayen-Koblenz und Rhein-Lahn“ gegan-
gen. Wenn man von Rheinland-Pfalz ausgehe, seien dies
sogar 90 Prozent, trotz der geforderten europaweiten
Ausschreibungen bei größeren Aufträgen. „Eine bessere
regionale Wirtschaftsförderung ist kaum vorstellbar“,
kommentiert Faas. Das entspreche auch den Münchner
Erfahrungen. „Dort haben sich bei einer Umfrage die ein-
heimischen Betriebe eher für eine zweite BUGA als für
eine zweite Fußball-WM ausgesprochen.“
Dynamik für Investition
Immerhin gehe es bei der BUGA in Koblenz um ein Ge-
samtvolumen von 102 Millionen Euro und das ergebe bis
2011 ein monatliches Investitionsaufkommen von 1,5 bis
2 Millionen Euro. „Wenn wir alles zusammenrechnen,
was Stadt und Land und Privatleute zusätzlich investie-
ren, in die Restaurierung staatlicher Baudenkmäler, in
den Straßenbau, in den Bau neuer Hotels oder in die
Restaurierung von Privathäusern, dann kommen wir auf
einen Betrag von insgesamt 300 bis 400 Millionen Euro.“
Da zeige sich mittlerweile eine „geradezu unglaubliche
Dynamik“.
Schön sei auch, wie das Handwerk mitziehe, erklärt Faas
und nennt als ein Beispiel die Bäckerei Hommen, die
ein eigenes dreieckiges, aufs Deutsche Eck anspielendes
BUGA-Brot kreierte. „Als sie bei uns um die Erlaubnis
dafür fragten, versprachen sie uns von jedem verkauften
Brot – übrigens ausgesprochen schmackhaft! – 20 Cent,
die wir für die Einrichtung von Spielmöglichkeiten ver-
wenden sollten. Und seit mehr als einem Jahr erhalten
wir jeden Monat von der Bäckerei einige hundert Euro
für diesen Zweck.“
Ein Koblenzer Tischlermeister baute den „BUGA-Ses-
sel“, der jetzt in den Imagekampagne-Sendungen des
Offenen Kanals über die Gartenschau eine wichtige
Rolle spielt, weil alle Interviewpartner auf eben diesem
Sitzmöbel befragt werden. „Handwerksbetriebe werden
bei den Ausschreibungen der kommenden Monate noch
mehr Möglichkeiten zum Einstieg finden“, prognostiziert
Faas. Dann nämlich, wenn die großen Brocken wie Tief-
garage vor dem Schloss, die Veränderungen am Clemens­
platz und am Konrad-Adenauer-Ufer ausgeführt sind und
es mehr um die Feinheiten geht. „Wir haben bewusst
schon bei den bisherigen Ausschreibungen die Lose ge-
splittet, damit auch kleinere und mittlere Unternehmen
die Chance haben, sich zu bewerben.“
Handwerk auf der BUGA
Und natürlich wird das Handwerk bei der Bundesgarten-
schau selbst präsent sein. Beispielsweise bei der in der
Festung Ehrenbreitstein geplanten Ausstellung über Ke-
ramik in ihrer ganzen Bandbreite bis hin zur technischen
Keramik. Ein Thema, das in der Region verankert sei,
erklärt Faas, wie die Stein- oder Holzbearbeitung. Eine
Bundesgartenschau brauche diese regionale Verankerung
für ein eigenes, unverwechselbares Gesicht. Das Hand-
werk, die Handwerkskammer seien deshalb als Partner
hochwillkommen.
Die BUGA
kommt. Die
Anzeichen
dafür mehren
sich unübersehbar.
An den unterschiedlichsten
Stellen der Stadt beginnen die Bau-
arbeiten für die Großveranstaltung,
die das Gesicht von Koblenz verän-
dern wird und das nicht nur für ein
paar Monate, sondern dauerhaft.
Unter den Handwerksfirmen, die
bei dieser Verschönerungskur in
großem Stil mitwirken, ist auch die
Horst Schulz Bauunternehmung
GmbH. Sie arbeitet gegenwärtig an
der UmgestaltungdesSchlossgartens
zum Rheinufer hin und an der des
Clemensplatzes.
Dass die BUGA kommt, gesteht
Diplom-IngenieurWolfgangSchulz,
zusammen mit seinem Bruder
Thomas einer der Geschäftsführer
des 1956 vom Vater Horst Schulz
gegründeten, 1990 in eine GmbH
umgewandelten Unternehmens, zu,
erweise sich gerade jetzt in einer
auch für den Bausektor nicht eben
einfachen wirtschaftlichen Phase als
positiv. „Ohne die Bundesgarten-
schauhättenwir vielleicht nicht diese
Aufträge mit einemGesamtvolumen
von rund2,3MillionenEuroerhalten,
die uns dabei helfen, möglicher-
weise zurückgehende private oder
öffentliche Nachfrage im Tief- und
Hochbausektor zu kompensieren.“
Insgesamt aber, so Schulz, habe man
nicht zu klagen, „die BUGA ist nur
eines unserer Spielfelder“. Immerhin
gehört der rund 80 Mitarbeiter, dar-
unter stets sechs Lehrlinge zählende
BetriebzudengrößtenseinerBranche
in der Region.
Aktiv hoch und tief
„Unsere wichtigsten Auftraggeber
sind Städte und Kommunen, die
Industrie und die Versorgungsunter-
nehmen in einem Umkreis von etwa
50 bis 60 Kilometern“, erklärt er.
„Wir haben unsere eigene Firmen-
philosophie, und die lautet: ‚Der
Schulz macht’s!’“, betont Wolfgang
Schulz. „Deshalb sind wir immer auf
der Suche nach den technisch besten
Lösungen, denn wer aufgehört hat
besser zu werden, hat aufgehört gut
zu sein.“
Ganz einfach, räumt er ein, sei das
nicht immer, besonders bei öffent-
lichen Ausschreibungen, bei denen
es um den billigsten Bieter geht.
Qualität undLeistungsfähigkeit kann
„der Schulz“ gleichbei Clemensplatz
und Schlossgarten wieder zeigen,
wo unterschiedlichste Arbeiten
auszuführen sind. Rund um den
Clemensplatz,derzusammenmitdem
benachbarten Reichenspergerplatz
von parkenden Autos befreit und
zur grünen Achse ausgebaut wird,
geht es um neue Hausanschlüsse,
den Grundausbau bzw. Ausbau von
Straßen und Verkehrsnebenflächen,
barrierefreie Fußgängerüberfüh-
rungen an der KreuzungKarmeliter-,
Post-undClemensstraße,umStraßen-
beleuchtung und Signalanlagen und
die Herstellung von Asphalt- bzw.
Pflasterflächen.
BeimSchlossgarten,indemdieFirma
Schulz in Arbeitsgemeinschaft mit
der Firma Nuppeney, zuständig für
die Bepflanzung, auftritt, müssen
Wege angelegt, die Leitungssysteme
für Entwässerung, Wasser- und
Stromversorgungverlegt unddarüber
hinaus Natursteinmauern neu erstellt
bzw. historische Bruchsteinmauern
saniert werden. Der letzte Schulz-
Streich für die BUGA wird dies aber
sicher nicht sein. „Wir werden uns
natürlich auch bei den weiteren Aus-
schreibungen. z. B. im Rahmen der
Festungssanierung, beteiligen. Mal
abwarten, was dabei rumkommt.“
Steckbrief: Schulz Bauuntern., Koblenz
Gegr. 1956
|
80Mitarbeiter
|
Hoch-,Tief-, Garten- und Landschaftsbau, Planung,
Beratung
|
Tel.: 0261/ 92289-13
|
3
„Der
Schulz
macht’s“
... und sorgt für die BUGA-Verschönerung von Clemensplatz und Schlossgarten
Zurzeit sieht
der Schloss-
garten noch
wie eine
Mondlandschaft
aus. Doch wenn die
Truppen der Bauun-
ternehmung Schulz
abrücken, kann die
BUGA kommen.
Platz zum
BUGA
-Promenieren
Sonntag Bau übernimmt die Sanierung der Mauern am Konrad-Adenauer-Ufer
Für den Laien sieht es wie ein nicht
ganz ungefährlicher Balanceakt aus.
Ein großer Bagger der Bauunterneh-
mung Sonntag schaufelt inmitten von
Schlamm und Matsch nur wenige Zen-
timeter vom Rand entfernt über dem
Rhein Erde auf einen Lastkraftwagen.
VoreinigenWochenhaben,unterbro-
chendurchdielangeFrostperiode,die
Arbeiten amKonrad-Adenauer-Ufer
begonnen. Das gehört zwar nicht zu
den Kernbereichen der Bundesgar-
tenschau, verbindet aber zwei dieser
Bereiche, nämlich das Schloss und
den Blumenhof und wird deshalb
jetzt auch „BUGA-fit“ gemacht und
aufpoliert.
Der erste Schritt ist die Sanierung der
Ufermauern.ZudergehörtdieAbsen-
kung der bisherigenMauer zwischen
Stresemannstraße
und Rheinkavalier
(= eine erhöhteGeschützstellung, die
TeilderpreußischenFestungsanlagen
um die Stadt war) um einen Meter.
Das erleichtert künftig Rollstuhlfah-
rern oder Familien mit Kinderwagen
den treppenlosen Einstieg in die
Rheinschiffflotte.ZwischenRheinka-
valier und Deutschem Eck hingegen
muss die existierendeMauer vor dem
Abrutschen bewahrt werden. Eine
technisch anspruchsvolle Aufgabe,
muss doch unter der Wasseroberflä-
che eine Bohrpfahlwand mit einem
3.400 Tonnen schweren Kopfbalken
errichtetwerden–genaudasRichtige
für die Sonntags.
1932 legteKastor Sonntag inNieder-
Gondershausen im Hunsrück mit
einem „Bauunternehmungsgewer-
be“ den Grundstein für das seitdem
kontinuierlich gewachsene, im
Bundesgebiet und im benachbarten
Ausland agierende Unternehmen.
In Dörth, wohin die Zentrale 1988
aus Kapazitätsgründen umgesiedelt
wurde, und in seiner 1964 zunächst
in Bingen, später in den Stadtteil
Kempten verlagerten Niederlassung
beschäftigt es mehr als 220 Mitar-
beiter, darunter 50 Werkpoliere und
Maschinenmeister und rund 50 Spe-
zialbaufacharbeiter. Seit den 1960er
Jahren nahmen Tief-, Straßen- und
Ingenieurbau immer breiteren Raum
ein – nicht umsonst, brachten doch
gerade in diesen Jahren Städte und
Kommunen ihre Netze für die Strom-,
Gas- und Wasserversorgung auf
Vordermann.BesteVoraussetzungen
für Josef Sonntag, der 1959 nach dem
Ingenieurstudium in den väterlichen
Betrieb eingestiegen war.
Und die Aufwärtsentwicklung hält
auch in der dritten Generation an,
für die Bernd und Marion Sonntag
stehen, beide Diplom-Ingenieure,
der eine für die technische Leitung
der Baugruppe zuständig, die
andere fürs Controlling und für
Personalfragen.
BeiderSanierungderUfermauern
am Konrad Adenauer-Ufer wird
nicht nur mit modernster Tech-
nik, sondern auch nachhaltig
gearbeitet. Notwendige Er-
gänzungen im Teil zwischen
Rheinbastion und Deutschem
Eck können mit den Steinen
ausgeführt werden, die durch die
Absenkung der Mauern im anderen
Teil anfallen. „Die Bundesgarten-
schau ist für uns ein wirtschaftlich
wichtiges Ereignis und somit von
großerBedeutung.Gerade für diehier
anfallenden,mituntersehranspruchs-
vollenBaumaßnahmen,indenenviele
Gewerke ineinandergreifen, sind
wir mit unserem Leistungsspektrum
prädestiniert“,erklärtIrisSonntag,für
die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Steckbrief: Sonntag Bau, Dörth
Gegr. 1932
|
220 Mitarbeiter, (12 Lehrlinge)
|
Rohrvortrieb, Ingenieur-Tief-
bau, Kanalbau
|
Tel.: 06747/ 9309-0
|
Hanspeter Faas auf einer der Baustellen, die den Weg für
die BUGA 2011 bereiten.
Mit dem Bagger und viel Know-how
treibt das Team von Sonntag Bau die
Arbeiten an den Koblenzer Ufermau-
ern voran.
Wenn Dächer zu
Oasen
werden ...
... könnte Jüngling Garten- und Landschaftsbau in Reifferscheid im Spiel sein
Was gibt’s Schöneres als dann,
wenn draußen noch klirrende Käl-
te herrscht und nur Eisblumen
wachsen, herzerwärmend von lauen
Frühlingstagen auf einem paradie-
sischen Fleckchen Erde zu träumen,
das einem ganz allein gehört?
Und dabei zu pla-
nen, wie man dieses
F l e ckchen noch
schöner, einladender
gestalten könnte.
Vielleicht mit einem
Gartenteich, einer
neuen Terrasse oder
einer Treppenanlage
aus Naturstein. Der
Ort für ein solch
paradiesischesFleck-
chen findet sich sogar
hoch droben auf dem Dach. Dabei
muss es, wie Michaela Jüngling, seit
1995Geschäftsführerinvon Jüngling
GaLa-Bau in Reifferscheid in der
Eifel, nicht nur die obligate Dachbe-
grünung sein. Mit dem Können, das
sie und ihre 35 Mitarbeiter in dem
1964 von ihrem Vater gegründeten
Betrieb besitzen, lässt sich selbst dort
ein „richtiger“ Garten etablieren mit
üppigemGrün,Natursteinfindlingen,
Sitzgelegenheiten und dem alles
belebenden Wasser.
Preisgekrönte Gartenschau
Das Leistungsspektrum des im Stra-
ßenbauerhandwerk eingetragenen
Betriebes reicht von anspruchsvollen
Privatgärten bis zur Garten- und
BaumpflegeundzumBaukompletter
Spiel- und Sportplätze. Gerade diese
Vielfalt macht den Landschaftsbau
für Jugendliche alsAusbildungsberuf
interessant. „Viele kommen zu uns
mit der Vorstellung, etwas Kreatives
imFreienmachen zuwollen“, erzählt
dieGeschäftsführerin.„Denenerkläre
ich, dass unser Beruf vor allem mit
Kreativität bei der präzisen Umset-
zung dessen, was andere geplant
oder sich vorgestellt haben, zu tun
hat. Außerhalb der Pflanzsaison steht
nicht das Gärtnern im Vordergrund,
sondern eher Tiefbau- undPflasterar-
beiten.“Obes umdieBefestigungdes
Terrains unter und um die Tribünen
auf dem benachbarten Nürburgring
geht oder um die Außenanlagen der
neuen HwK-Ahr-Akademie.
Steckbrief:JünglingGaLa-Bau,Reifferscheid
Gegr. 1964
|
35 Mitarbeiter, (1 Meister, 7 Lehrlinge)
|
Straßenbau, Garten-
und Landschaftsbau
|
Tel.: 02691/ 9218-0
|
Ihr Können durften die Jünglings
1979 bei der Bundesgartenschau in
Bonn zeigen, bei der ihre Beiträge
Preisegewannenoder bei derLandes-
gartenschau 2004 in Trier, wo sie für
die Ausführung des markanten Was-
serbandes undder Plaza amkünftigen
Wohngebiet und die Umgebung des
„Turm Luxemburg“ verantwortlich
waren. „Natürlich würden wir auch
beiderBundesgartenschauinKoblenz
gernebeidengroßenLosendabeisein.
Vorerst sind Musterflächen für die
Bodenbeläge und Suchschachtungen
für den altenBaumbestand imSpiel.“
Geschäftsführerin
Michaela Jüngling
Auch die Außenanlagen der neuen HwK-Ahr-Akademie profitierte vom
Fachwissen der Jünglings. Vor allem auf Genauigkeit kommt es bei der Ar-
beit von GaLa-Bau an - Kreativität spielt meist nur eine Nebenrolle.
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