Handwerk in der Region Ahrweiler
Nr. 121
12. April 2008
Verwandlungen
Am Anfang stand ein ganz normales Einfamilienhaus, typisch frü-
he 1960er Jahre, eineinhalbgeschossig, Spitzdach, große Fenster.
Heizkosten, die zum Frieren verdammen oder dazu, sich bei jeder
Abrechnung die Haare zu raufen. Das gleiche Haus ein paar Tage
später, nicht mehr wiederzuerkennen. An die Stelle des Spitzdaches
ist eine vollwertige zweite Etage getreten, ein aufgesetzter, durch die
hölzerneVerkleidungakzentuierterWürfel,PfiffstattBiederkeit.Der
erhaltene untere Bauteil hat eine wärmedämmende Haut erhalten.
Die Verwandlung des langweiligen Entleins in einen schmucken
Hausschwan ist Werk der Adams Holzbau - Fertigbau GmbH in
Niederzissen. Ein Zimmererbetrieb, zu dessen Leistungspalette u.
a. Modernisierungen und Aufstockungen in Holzrahmenbauweise
gehören. Zimmerermeister Reinhard Adams, seit vergangenem Jahr
auch Obermeister der Innung, führt ihn in der fünften Generation.
Hervorgegangen ist er „aus einer kleinen Werkstatt im Dorf gleich
neben demWohnhaus der Großeltern“. In den 60er Jahrenwechselte
der Senior, Toni Adams, an den Ortsrand von Niederzissen. Der
Umzug ermöglichte räumlich nahezu ungebremstes Wachstum auf
25.000 Quadratmeter Betriebsgelände.
Seitden90erJahrenistdieSpezialisierungaufdenHolzrahmenbaudas
wichtigsteStandbeindesUnternehmens,das50Mitarbeiterbeschäftigt,
darunter sechs Auszubildende, vier Meister und drei Ingenieure. Fast
allesindausgebildeteZimmerer,vielehabenimBetriebgelerntundsind
ihmseit langem treu. Auch 2007, als wegen derMehrwertsteuererhö-
hungunddemWegfall derEigenheimzulagederWohnungsbaumarkt
regelrecht einbrach, wurde niemand entlassen.
Aufstockung ist eine ihrer Spezialitäten
Spatenstich Ahr-Akademie
Mit dem Spatenstich
ist der Baubeginn der
Ahr-Akademie der Hand-
werkskammer Koblenz
in der ehemaligen Post
an der Wilhelmstraße in
Ahrweiler vollzogen.
Über 100 Prominente aus Po-
litik und Wirtschaft, allen vo-
ran der rheinland-pfälzische
Wirtschaftsminister Hendrik
Hering, waren der Einladung
zum Spatenstich gefolgt. „Der
Standort im Stadtteil Ahrweiler
ist richtiggewählt.DasAnbieten
eines umfangreichenBeratungs-
und Dienstleistungsangebotes,
die Aus- und Weiterbildung vor
Ort spielt imLeistungsspektrum
derHwKeinewichtigeRolle“,so
Karl-Heinz Scherhag, Präsident
der HwK Koblenz.
„DemgewerblichenMittelstand
und dem Handwerk, der breiten
Basis der Regionalwirtschaft im
LandkreisAhrweiler unddenan-
grenzendenländlichenRegionen
fehlten bisher die gewünschten
Hilfestellungen zur Selbsthilfe
und zur Weiterentwicklung. Für
dieRegionundaufdenEinzelfall
individuell abgestimmt bieten
wirmit derAhr-Akademie unser
umfangreichesKnow-how“, un-
terstrich die Kammerspitze.
Startschuss für neues Schulungs- & Servicecenter in Ahrweiler
„Das Handwerk ist und bleibt ein
attraktiver Arbeitgeber. Aller-
dingsreichtesinderTatnichtaus,
an zentralen Orten vertreten zu
sein“, soder rheinland-pfälzische
Wirtschaftsminister Hendrik He-
ring, als er den ersten Spatenstich
setzte. „Das Handwerk muss mit
seinen Berufsbildungseinrich-
tungen auch in der Fläche präsent
sein.DieLandesregierungfördert
daher Existenzgründungen, Neu-
ansiedlungen,Erweiterungenund
Umstellungsmaßnahmen von
BetriebensowiedenAusbauwirt-
schaftsnaher Infrastruktur.“
„In das Projekt Ahr-Akademie
ist vonmeiner Seite viel Herzblut
geflossen“, so Kreishandwerks-
meister Peter Gieraths von der
Kreishandwerkerschaft Ahrwei-
ler. Er bedankte sich bei Haupt-
geschäftsführer Karl-Jürgen
Wilbert, der „immer Zuversicht
versprühte“,unddemLandRhein-
land-Pfalz.„Ichwünschemir,dass
die Ahr-Akademie nicht nur ein
Ort des Lernens, des Beratens
und des Helfens wird, sondern
ein Haus der Begegnungen und
des Austauschs.“
Die Ahr-Akademie ist ein Ange-
bot für die Wirtschaft, für 1.800
ansässige Handwerksunterneh-
men mit 13.000 Beschäftigten
und 800 Lehrlingen. Über 100
Trainingsplätze werden für die
VermittlungvonFührungswissen
und Kommunikationstechniken
vor Ort in Bad Neuenahr-Ahr-
weiler zur Verfügung stehen. Die
Handwerkskammer wird in Ko-
operation mit weiteren Partnern
nicht nur eine Schulungsstätte
für Aus- und Weiterbildung re-
alisieren, sondern ein modernes,
kundenorientiertes Servicecenter
aufbauen. Neben der Kreishand-
werkerschaft werden mittel-
standsnahe Unternehmen aus
der Versicherungsbranche und
Steuer- sowie Rechtsberater das
Angebot abrunden.
Die Architektengemeinschaft
Annette Bartsch und Armin
Schmitz aus Bad-Neuenahr
hat in ihren Entwürfen eine
Synthese zwischen Alt und Neu
gefunden und das geforderte
Raumprogramm von ca. 1.300
Quadratmetern in funktionalen
und freundlichen Räumen um-
gesetzt. Als Investitionssumme
sind aktuell 4 Millionen Euro
veranschlagt. Das Land Rhein-
land-Pfalz beteiligt sich mit 30
Prozent an den bildungsrele-
vanten Kosten.
„Die HwK nimmt mit ihrem
Anteil eine erhebliche finan-
zielle Herausforderung an und
übernimmt hier eine überdurch-
schnittliche Verantwortung für
den Ausbau des Standortes.
Dochwirdenken,esistgutinves
tiertes Geld. Die Märkte in der
nahe gelegenen Metropolregion
Bonn-Köln fordern die Leis
tungsfähigkeit der ansässigen
Unternehmen der mittelstän-
dischen Wirtschaft heraus“, so
Wilbert und Scherhag.
Nahmen gemeinsam den Spatenstich für die Ahr-Akademie
vor: Präsident Karl-Heinz Scherhag, Kreishandwerksmeister
Peter Gieraths, Wirtschaftsminister Hendrik Hering, Haupt-
geschäftsführer Karl-Jürgen Wilbert und die Erste Kreisbei-
geordnete des Ahrkreises Ingrid Näkel-Surges (v.l.).
Zimmerermeister Reinhard Adams führt das
Familienunternehmen in der fünften Generation
- erfolgreich auch auf internationalen Märkten.
Ganz, meint Adams, habe sich der Markt noch nicht erholt; wich-
tiger als der Neubau von Wohnhäusern seien Modernisierungen
und Aufstockungen, An- und Umbauten, vor allem aber auch der
Bau von Gewerbeobjekten. „Da haben die Investoren gemerkt, dass
der Holzrahmenbau eine echte und schnelle Alternative ist.“ Mit
vorgefertigten Elementen lassen sich selbst große Fertigungshallen
oder Bürogebäude in kurzer Zeit errichten.
Am Anfang stehen Entwurf und Planung mit CAD-Programmen,
in der Halle nebenan werden die Einzelteile zu größeren Elementen
montiert. Bis zu drei Meter breit und vier Meter hoch dürfen die Ele-
mente sein, um sie per Lkw zur Baustelle transportieren zu können.
Die liegt meist im 200-Kilometer-Radius, aber auch schon mal in
anderen Teilen Europas, in der Slowakei, wo man den Dachstuhl für
ein Schloss lieferte oder in Südfrankreich auf einem alten Weingut.
„Bei solchen Aufträgen ist natürlich ein besonders exaktes Aufmaß
vor Ort Voraussetzung, um passende Lösungen liefern zu können.“
Und die Möglichkeit, dank eines großen Mitarbeiterstabes auch
mal bis zu fünfzehn Leute auf einer Baustelle einsetzen zu können.
I
nfos
Steckbrief: Adams Holzbau, Niederzissen
Meisterbetr., gegr. 1840 | 50 Mitarbeiter (6 Lehrlinge, 4 Meister, 3
Ingenieure) | Holzrahmenbauweise |
Modell der Ahr-
Akademie
zur Ahr-Akademie der HwK Koblenz, Tel.:
0261/398-601, E-Mail:
