Handwerk Special Nr. 121 vom 12. April 2008 - page 20

Internationale Partnerschaftsprojekte der HwK Koblenz
Nr. 121
12. April 2008
Vortrag
Beitrag der Kammern für Frieden
Die Erfah-
rungen der
HwK mit dem
Bürgerkrieg
im ehema-
ligen Jugosla-
wien waren
Thema einer
Veranstaltung
in Sri Lanka.
WelcheAuswirkungenhatKriegbzw.Bürgerkrieg
auf die Entwicklung eines Landes im zivilen
Bereich? Wie verändert sich die Gesellschaft,
wie die Wirtschaft unter diesen Einflüssen? Und
was können Organisationen wie Kammern der
Wirtschaft für ihreUnternehmen, dieGesellschaft
insgesamt leisten, umdieSituation zuverbessern?
Aus deutscher Sicht Themen ohne eine aktuelle
Nachrichtenlage im eigenen Land. Ganz anders
in Sri Lanka, wo dieWaffenstillstandsabkommen
zwischen den bewaffneten Tamilen im Norden
des Landes als einer Bürgerkriegspartei und der
Regierung in Colombo auf der anderen Seite
beendet wurden.
DieGefahreinerEskalationmilitärischerAuseinandersetzungenist
seitdemwesentlichgestiegen.DiemilitärischeAuseinandersetzung
imNordendesLandesistseitdemeskaliert-mitAusstrahlungskraft
über die Krisenregion hinaus. Für das Partnerschaftsprojekt der
Handwerkskammer Koblenz und die Wirtschaftsorganisationen
vor Ort, mit denen die HwK zusammenarbeitet, eine Situation,
mit der man sich aktiv auseinandersetzt.
In einem Vortrag Ende Februar ging Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen
Wilbert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz,
im Rahmen des 13. „Business for Peace Forums” der Federation
of Chambers of Commerce and Industry of Sri Lanka (FCCISL;
Partnerorganisation der HwK in Sri Lanka) auf die neue Situa-
tion ein. Das Thema an diesem Abend: „Beitrag der Kammern
zum Frieden und Wiederaufbau - Erfahrungen einer deutschen
Kammer auf dem Balkan“. Die Zahl von fast 100 hochkarä-
tigen Teilnehmern verschiedener politischer Strömungen, aus
Wirtschaftsorganisationen, von Stiftungen und der Diplomatie
waren ein deutlicher Beleg, wie ernst das Thema in Sri Lanka
wahrgenommen wird.
Wilbert griff in seinem Vortrag die Erfahrungen der Handwerks-
kammer Koblenzmit denBürgerkriegsauswirkungen in den Staa-
ten des ehemaligen Jugoslawiens auf, denen die HwK Koblenz
bei Projektstart und auch darüber hinaus gegenüberstand. Doch
auch die Erfahrungen im Nachkriegsdeutschland spielten eine
Rolle. Der Koblenzer Hauptgeschäftsführer plädierte in seinem
Vortrag u.a. für ein Wirtschaftssystem, das den Einzelnen in den
Mittelpunkt stellt, indem es etwa individuelle Qualifikationen
wie z. B. den Gesellen oder Meister ermöglicht, statt sich nur auf
die Optimierung eines breit angelegten Produktionsprozesses zu
konzentrieren. Ein Vortrag, der bei den Gästen sehr gut ankam
und im Anschluss zu einer lebhaften Diskussion führte. Er war
Anstoß zu einem Dialog, den die verschiedenen Organisationen
weiterführen werden und der auch in der Presse des Inselstaates
ein starkes Echo auslöste.
Das „Business for Peace Forum“ gehört zur Friedensinitiative
der HwK-Partnerschaftsorganisation Federation of Chambers of
Commerce and Industry of Sri Lanka, die verschiedene Parteien
zu Wort kommen lässt, aber auch konkrete Hilfe für vom Bür-
gerkrieg betroffene Betriebe sowie Warenlieferungen in den von
den Tamilen besetzten Norden des Landes organisiert.
Mazedoniens Meisterbriefe
Jüngst hat das kleine
Land Mazedonien im
westlichen Balkan mit der
Verschiebung des NATO-
Beitritts, verbunden mit
Konflikten um den Namen
Mazedonien, Schlagzeilen
gemacht. Doch es gibt
auch andere, durchaus
positive Nachrichten mit
Blick auf das Partner-
schaftsprojekt, in das
sich die HwK Koblenz seit
acht Jahren einbringt.
So erhielten vor wenigen Tagen
im Rahmen einer Feier 80 Un-
ternehmer ihreMeisterbriefe. Es
sinddieerstenMeisterbriefenach
fast 50 Jahren, als die traditionell
starken Handwerkerverbände
unter dasDach der zentralistisch
geführten Wirtschaftskammern
eingegliedert wurden und ihre
Tätigkeit nahezu einstellten.
Handwerk in Mazedonien hat
auch in den Jahren und Jahr-
zehnten danach überlebt. Da-
her war es nur natürlich, dass
nach dem Zusammenbruch des
Sozialismus und dem Zerfall
Jugoslawiensdiemazedonischen
Handwerker wieder eine eigene
Organisationhabenunddie alten
Traditionen betrieblicher Aus-
bildung wiederbeleben wollten.
Auf diesem Weg hat die HwK
Koblenz das mazedonische
Handwerk seit 2000 begleitet.
Der anschließende Weg war
nicht immer einfach, denn ein
Handwerksgesetz konnte bei-
spielsweiseerstimdrittenAnlauf
2004verabschiedetwerden.Um-
so erfreulicher sind die jüngsten
Erfolge. Wer heute die Regio-
nale Handwerkskammer in der
Hauptstadt Skopje besucht, die
größteundambestenorganisierte
Selbstverwaltung, stellt schnell
Deutsch-mazedonische Partnerschaft zum Nutzen des Handwerks
Feierliche Übergabe der ersten Meisterbriefe an
mazedonische Handwerker seit über 50 Jahren
durch Trifon Kostovski, Oberbürgermeister von
Skopje (2.v.l.), sowie Nikola Petrov, Präsident der
Handwerkskammer Skopje. Den ersten Ehrenmeis­
terbrief Mazedoniens erhielt Karl-Jürgen Wilbert
(Bildmitte).
fest, dass das deutsch-mazedo-
nische Partnerschaftsprojekt in
vielenBereichenpositiveSpuren
hinterlassen hat. Die Kammer
erwirtschaftet 80 Prozent ihres
Budgets nicht aus den Beiträgen
der 5.000 Mitgliedsbetriebe,
sondern aus Dienstleistungen,
Seminaren oder Beratungsan-
geboten.
Auch wenn das Handwerk als
eine tragende Säule der maze-
donischenWirtschaft einewich-
tige Rolle spielt, hat es weitere
Entwicklungspotenziale. In der
öffentlichen Wahrnehmung
konnte es sein Image bereits
enorm verbessern.
DasAnsehendermazedonischen
Handwerker imLand ist deutlich
positiver als früher, das Hand-
werk gilt längst als flexibel und
kreativ.Undvorallem:Esschafft
und sichert Arbeitsplätze!
Berufsbildung gesetzlich
geregelt
Das imJahr 2006verabschiedete
Berufsbildungsgesetz hatte eine
wesentlich leichtere Geburt als
das Handwerksgesetz und ist für
das Handwerk ein voller Erfolg.
In seineAusarbeitunghaben sich
VertreterderHandwerkskammer
eingebracht und es wurde eine
praxisorientierte Ausbildung
festgelegt. Die Meisterprüfung
wurde als die höchste Stufe
handwerklicher Ausbildung
im Gesetz festgeschrieben. Die
Organisation undDurchführung
der Meisterprüfung sowie der
betrieblichenAusbildung junger
Menschen obliegt laut Gesetz
den Handwerkskammern.
Die Verleihung der ersten
Meisterbriefe am 12. März
2008 markierte einen wichtigen
Punkt in der handwerkspoli-
tischen Entwicklung Mazedo-
niens. Überreicht wurden sie
auf ausdrücklichen Wunsch der
mazedonischen Handwerker
durch den Hauptgeschäftsfüh-
rer der HwK Koblenz, Dr. h. c.
mult. Karl-Jürgen Wilbert. Als
Zeichen der Anerkennung und
des Dankes der Handwerker
Mazedoniens wurde ihm der
symbolische Meisterbrief Nr. 1
überreicht. Für den hohen Stel-
lenwert der Feier stand auch die
TeilnahmedesVizeministers für
Bildung undWirtschaft, des neu
gewählten Oberbürgermeisters
von Skopje, der Abgeordneten
aller Fraktionen und des Deut-
schen Botschafters in Skopje.
Die historische Altstadt von Skopje ist geprägt von
vielen kleinen Werkstätten, die meisten aus dem
Gold- und Silberschmiedehandwerk.
Idee und Verantwortung: Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert
Redaktion:
Jörg Diester, Markus Gaida, Beate Holewa, Anne Bach
Layout:
Jörg Diester, Markus Gaida, Rouven Wangelin
Mitarbeit an dieser Ausgabe: Andrea Petry, Danielle Schmid, Katja Vogt
Fotos:
Piel media (Titel), Frey Pressebild, HwK Koblenz
Herausgeber: Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56063
in Verbindung mit demMittelrhein-Verlag Koblenz
Anzeigen:
MRV-Anzeigen, August-Horch-Str. 28, 56070 Koblenz,
Christoph Lind (verantwortl.), Tel.: 0261/ 892-470
Techn. Herstellung: Industrie Dienstleistungsgesellschaft mbH., 56070 Koblenz
Impressum
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