Handwerk Special Nr. 121 vom 12. April 2008 - page 24

Meisterbetrieb des Kfz-Handwerks / Frühe & späte Jungmeister
Nr. 121
12. April 2008
Ältester Meister
„Ich wollte schon früher meinenMeistertitel erwerben, aber immer
wieder kametwas dazwischen“, erklärt JürgenSamland sein „reifes
Meister-Alter“. „Mit 57 hat es nun endlich geklappt“, freut sich der
frisch gekürte Kraftfahrzeugtechnikermeister.
Seit 39 Jahren ist er bei den Stadtwerken Rüsselsheim angestellt
und hat es bis zum Werkstattleiter geschafft. Heute ist er verant-
wortlich für den gesamten Fuhrpark, der hauptsächlich aus Bussen
besteht. In den neunziger Jahren erarbeitete sich Jürgen Samland
die Spezialkenntnisse für die Wartung von Erdgasfahrzeugen,
denn der Fuhrpark wird zu 88 Prozent mit Erdgas betrieben. Neben
seinen Hauptaufgaben lag ihmbesonders die Arbeit mit den jungen
Kollegen am Herzen. „Ich habe mich immer um unsere Lehrlinge
gekümmert, mich mit ihren Problemen beschäftigt.“ Er bedauert,
dass er dafür in seiner heutigen Position keine Zeit mehr hat. Er
selbst begann seine Kfz-Mechanikerlehre bereits mit 13 Jahren.
„Das war damals so üblich“, erinnert er sich. Früh übernahm er
Verantwortung in seinem Beruf und achtete stets darauf, sich wei-
terzubilden. „Wenn ich eine Sache angehe, muss ich sie zu hundert
Prozentmachen. Leider bleibt dann für andereDingeweniger Zeit“,
erzählt der leidenschaftliche Cellospieler.
Um den Meisterkurs zu besuchen, pendelte Samland jeden Tag
von Büttelborn bei Darmstadt nach Koblenz. „Natürlich hatte
ich zu Beginn des Meisterkurses ein flaues Gefühl im Magen.
Schließlich war ich wegen meines Alters ein Außenseiter“, gibt er
offen zu. Außerdem hatte er sich acht Jahre lang vorwiegend mit
verwaltenden Aufgaben beschäftigt und befürchtete, dass seine
praktischenKenntnisseeingerostetseinkönnten.Dochschnellstellte
sich heraus, dass er mit seinen jungen Kollegen ein gutes Team
bildete. „Es ist alles gut gelaufen und ich würde es sofort wieder
machen“, bekräftigt der jung gebliebene Kfz-Meister.
Spätes Meisterglück: Es hat geklappt ...
Der Jüngste von allen
Frühes Meisterglück:
Mit 19 Jahren am Ziel
ner Meisterprü-
fung war Braun-
ert 19 Jahre jung
und damit der
jüngste Meister-
kursteilnehmer in
2006/2007. Über
seinen Vater, der
seit 20 Jahren als
Straßenbaupolier
arbeitet, hatte er
früh Kontakt zu
diesem Handwerksberuf. „Mir
gefällt besonders, dass ich den
ganzen Tag draußen arbeite“,
erklärt der junge
S t r aßenbaue r -
meister enthusia-
stisch.
Für die Dauer des
Meisterkurseszog
er damals nach Koblenz. „So
hatte ich die Chance, die Regi-
on Koblenz kennen zu lernen“,
Lockruf an zwei Räder
Das freundliche Früh-
lingswetter ist traditionell
der Weckruf einer motori-
sierten Spezies, die man
im Winter eher selten im
Straßenverkehr findet: Die
Zweiräder sind wieder da!
Vom Fahrrad bis zur Rennma-
schine - die Freiluftsaison ruft.
„Und lockt - das bekommen wir
deutlich zu spüren“, weiß Hand-
werksmeister undGeschäftsfüh-
rerStefanMitschkeausKoblenz.
In seinemFamilienunternehmen
werden motorisierte Zweiräder
verkauft und repariert. „Mit
steigendenTemperaturenisteine
Nachfrage in beiden Bereichen
deutlich zu spüren.“
Über ein halbes Jahrhundert ist
der Betrieb als Spezialist für
Zweiräder in Koblenz-Ehren-
breitstein für die Kunden und
ihre Zweiräder da. Das Angebot
hat sich dabei so rasant weiter-
entwickelt, wie die Zweiräder
Handwerker wecken Roller und Motorräder aus Winterschlaf
selbst: Wartungs- und Inspek-
tionsarbeiten, Reparaturen und
Motorinstandsetzungen an 2-
und 4-Taktern, Unfallinstand-
setzung, Hauptuntersuchung für
alle Zweiräder wie auch Abgas-
untersuchung - all das bestimmt
denAlltagder sechsMitarbeiter,
darunter zwei Handwerksmeis­
ter. Vielfältig sind auch die
Patienten, die hier wieder flott
gemacht werden. Ob 30 Jahre
alte Vespa oder moderne Renn-
maschine– jedemkanngeholfen
werden. „Die Roller undMotor-
räder haben eine mehrmonatige
Standzeit hinter sich, da ist es ein
Beitrag für mehr Sicherheit und
Fahrvergnügen, alles vomFach-
mann durchsehen zu lassen“,
macht StefanMitschke deutlich.
Doch auch beim Verkauf neuer
Zweiräder brummt es. Dabei
sind Exoten wie Fahrräder mit
Tretunterstützung per Batterie
oder kleinemVerbrennungsmo-
tor ebenso wie leistungsstarke
und flotte Roller
mit drei Rädern,
die man mit einem
Kfz-Führerschein
fahren darf.
Kraft-
fahrzeug-
techniker-
meister mit
57 Jahren:
Jürgen
Samland.
schmunzelt er. Mit seinem neu
erworbenen Meistertitel fand
er dann schnell wieder einen
Arbeitsplatz. Den Meistertitel
sieht er als Grundstein für seine
Zukunft: „In einigen Jahren
möchte ich mich selbstständig
machen. Doch bevor es soweit
ist, mache ich zusätzlich noch
meinen Abschluss als Betriebs-
wirt des Handwerks bei der
Handwerkskammer Koblenz.“
Momentan arbeitet der Stra-
ßenbauermeister aus der Süd-
westpfalz an einem großen
Parkplatzprojekt. „Es ist schon
ein sehr befriedigendes Gefühl,
wenn man abends das Ergebnis
seiner Arbeit vor sich sieht.“
Geschäftsführer, Kfz-Mechanikermeister und Be-
triebswirt des Handwerks Stefan Mitschke.
Kfz-Technikermeister und Betriebswirt des Hand-
werks Iwica Ziemann sorgt bei „Zweirad Mitschke”
auch dafür, dass diese 30 Jahre alte Vesper surrt.
Steckbrief: Zweirad Mitschke, Koblenz
Gegründet 1952 | Verkauf, Reparatur, Wartung & Unfallinstand­
setzung von Zweirädern | 6 Mitarbeiter | Tel.: 0261/ 73 33 0
Christoph Braunert,
jüngster Meister.
„Nach dem Abschluss meiner
Lehre konnte ich nicht direkt
übernommen werden“, erin-
nert sich Christoph Braunert
aus Schauerberg in der Pfalz.
„Aber anstatt mich hängen zu
lassen, habe ich die Chance
ergriffen, meinen Meistertitel
im Straßenbauerhandwerk
zu machen und damit mein
Schicksal selbst in die Hand zu
nehmen.“ Zum Zeitpunkt sei-
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