Handwerk Special Nr. 115 vom 10. Februar 2007 - page 9

10. Februar 2007
Nr. 115
80 aktive Jahre / Lehrlingsaustausch / HwK-Aktionstag am 10.2.
Zimmerermeister mit Leib und Seele: Berthold Höhn ist 80 Jahre
Handwerk ist mein Leben
„Manchmal frag ich mich, wie viele Tonnen Holz ich
wohl schon auf meinem Buckel getragen habe. Kräne
und Stapler gab es ja damals nicht. Alles wurde von
Hand verladen. Wenn es hoch hinausging, haben meine
Mitarbeiter von unten geschoben“, erzählt Zimmerer-
meister Berthold Höhn aus Kölbingen. Der rüstige Se-
nior, Ehrenobermeister der Zimmererinnung Wester-
wald, kann auf 80 erfüllte Lebensjahre zurückschauen.
Er sagt, dass die Arbeit ihn im-
mer fit gehalten hat. Er sagt
auch, dass er stolz ist auf das,
was er in 60 Jahren aufgebaut
hat und was er nun bei Sohn
Volker, Zimmerermeister, und
Tochter Kornelia, Bürokauf-
frau, in guten Händen weiß. 10
Mitarbeiter, darunter ein Lehr-
ling, bilden das Team der We-
sterwälder Firma „Holzbau
Höhn“. „Ich fahre aber immer
noch Baustellen ab und sehe,
was geschafft wird. Das Zim-
mererhandwerk ist halt mein
Leben“, bekennt er.
Handwerk mit Tradition
und Veränderung
Angefangen hat alles in einem
Schuppen auf dem ehemaligen
Dreschplatz der GemeindeKöl-
bingen, denBertholdHöhn dem
Grafen von Walderdorff aus
Molsberg 1952 abgekauft hat-
te. „Hier habe ich als Jung-
meister mit einer Säge begon-
nen. Die Sägeblätter wurden ge-
stohlen und der Betrieb stand
gleich wieder vor dem Aus.
Glücklicherweise wurde der
Dieb geschnappt“, erinnert sich
Höhn. Gezimmert wurde im
Freien. „Melanie, meine Frau,
hat oft nachts die Kleidung der
Männer getrocknet“, weiß er.
„Wenn ein Dachstuhl stand,
haben wir uns ehrlich gefreut,
da war auch Herzblut dabei“, ist
Höhn überzeugt.
Überzeugt ist er auch, dass „eine
gute Frau für den selbstständi-
genHandwerksmeister das Salz
Gegr. 1952 Holzrahmenbau, Innenausbau, Hallenbau 10
Mitarbeiter, ein Lehrling Tel.: 02663/ 7272
Steckbrief: Holzbau Höhn, Kölbingen
in der Suppe ist“. Dass der „kon-
ventionelle Holzbau heute aber
nicht mehr ausreicht, um den
Zimmereibetrieb am Leben zu
halten“, ist dem Handwerks-
senior ebenso klar. Ist er doch
immer noch „mitten drin“. Die
Landsiedlung Koblenz in den
50er Jahrenmit demBau schlüs-
selfertiger Bauernhöfe trug zum
Wachsen der Firma bei. Alte
Fotos an den Bürowänden do-
kumentieren die kontinuierliche
Vergrößerung der Bauhallen.
Holzrahmenbau alsAusbauhaus
und schlüsselfertig, Innenaus-
und Hallenbau gehören heute
zur Angebotspalette, die über-
wiegend private Kunden aus
dem Main-Taunus-Kreis und
dem Raum Köln-Düsseldorf
schätzen.
Engagiert in Ausbildung
und Ehrenamt
Berufsethos weiter zu geben,
war immer „dasDing“ vonBert-
hold Höhn. Und auszubilden
Ehrensache. An die 90 Lehrlin-
ge waren es im eigenen Betrieb.
„Zieht Fachkräfte heran, gebt
Wissen weiter und jungen Leu-
ten ihreChance“, hat er als lang-
jähriger Obermeister der
Zimmererinnung Westerwald
und Vorstandsmitglied zahlrei-
cher handwerkspolitischer Gre-
mien seine Berufskollegen im-
mer wieder aufgefordert. „Wer
etwas bewegen will, muss sich
engagieren“, begründet er seine
ehrenamtliche Tätigkeit über
Jahrzehnte.
Nicht nur alsMitglied derHwK-
Vollversammlung und Gutach-
ter für das Zimmererhandwerk
zählte seine Stimme. „Ich habe
von meinemVater nicht nur das
Handwerk gelernt“, betont Vol-
ker Höhn, der als Obermeister
der Zimmererinnung auch des-
sen ehrenamtliche Arbeit fort-
führt.
Damals und heute: Bert-
hold Höhn in den 60er
Jahren und den 90ern. Ein
Mann, der anpacken kann
und will, ist er bis heute
geblieben. Trotz seiner 80
Jahre ist er regelmäßig auf
den Bauplätzen des Unter-
nehmens unterwegs.
Dobrimir
Ivanov aus
Slivien in Bul-
garien erlernt
im Kastel-
launer Auto-
haus Scherer
den Beruf des
Kfz-Mecha-
tronikers.
„Ich bin glücklich, in
Deutschland eine
Handwerkslehre ma-
chen zu können. Die
Deutschen sind die
besten Handwerker
in Europa“, freut sich
Dobrimir Ivanov.
Der 22-jährige Bul-
gare aus Slivien am
Schwarzen Meer
wird im Autohaus
Scherer in Kastellaun
Vorgestellt
Zur Lehre nach Deutschland
I
nfos
10.2. im City-Büro: Altbausanierung
HwK-Aktionstag
„Altbausanierung – Energetische Optimierung historischer
Bausubstanz“ lautet das Thema des nächsten Aktionstages im
HwK-City-Büro Koblenz (Friedrich-Ebert-Ring 31) am
Samstag, 10. Februar, von 8 bis 13 Uhr. Experten der HwK
informieren über Strategien zur Grundlagenermittlung und
Qualitätssicherung bei der Sanierung und Modernisierung
historischer Bauten. Dabei legen sie einen Schwerpunkt
insbesondere auf die energetischen Gesichtspunkte und die
öffentlichen Förderprogramme. Fachvorträge und eine
Exkursion zu einer beispielhaften Baustelle runden das
Angebot an diesem Morgen ab.
In der Sicherung historischer Bausubstanzen eröffnen sich
neue Marktchancen für Bau- und Ausbaubetriebe. Aufgrund
knapper werdender Ressourcen, aber auch aufgrund der
demografischen Entwicklung kommt der Reaktivierung und
Revitalisierung des Gebäudebestandes - nicht nur aus
kulturellen, sondern auch aus wirtschaftlichen, ökologischen
und sozialen Gesichtspunkten - wachsende Bedeutung zu.
Kompetente Ansprechpartner geben wertvolle Tipps zur
Erfassung und Bewertung der Bausubstanz.
Infos und Anmeldung beim HwK-Zentrum für Restaurierung
zum Kfz-Mechatroniker ausgebildet. Eigentlich kam Dobri-
mir nach dem Abitur zum Studium an die Technische Hoch-
schule nach Aachen. „Das Studium war es aber nicht. Ich
wollte lieber praktisch arbeiten. Im Internet bin ich auf die
Handwerkskammer Koblenz gestoßen und habe mich dort
über Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk erkundigt“, er-
zählt er. Den Studienabbruch hat er „noch keinen Augenblick
bereut. Ich bin den Ausbildungsberatern der HwK sehr dank-
bar, dass sie mir auf den richtigen Weg geholfen haben“.
„Ein sehr lernwilliger junger Mann mit großem technischen
Verständnis“, lobt ihn sein Ausbilder, Kfz-Mechanikermeister
Wilfried Ludwig. Er verweist auch auf die persönlichen Tu-
genden wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit seines Lehr-
lings. „Dobrimir möchte in seine Heimat zurück. Er hätte
sonst gute Chancen, im Unternehmen übernommen zu wer-
den“, so Ludwig. Er erzählt, dass er Dobrimir „förmlich drän-
gen musste, seinen Resturlaub zu nehmen“. „Ich möchte noch
soviel lernen und denke immer, dass ich etwas versäume,
wenn ich nicht in der Firma bin“, bestätigt Dobrimir. Deshalb
hat er sich erst einmal mit Fachliteratur versorgt, „um auch im
Urlaub so dicht wie möglich am Geschehen zu sein“. Wie se-
hen seine Zukunftspläne nach der Lehre aus? „Ich würde gern
den deutschen Meisterbrief erwerben und dann nach Bulgari-
en zurückkehren“, so die spontane Antwort.
Als Lehrling im Ausland arbeiten: Infos
zu HwK-Programmen Tel.: 0261/ 398-223
Berthold Höhn mit 80
Jahren.
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