Handwerk Special Nr. 115 vom 10. Februar 2007 - page 18

Erfolgreiche Frauen in technischen Handwerksberufen
10. Februar 2007
Nr. 115
Heavy Metal für Yvonne
Selbstständige Maschinenbautechnikerin beißt sich durch
„Wir haben die tradi-
tionellen Rollen ge-
tauscht. Ich gehe im
Blaumann und mein
‘Bankerfreund’ im An-
zug aus dem Haus“,
lacht Yvonne Broll aus
Dernau. Die 26-Jähri-
ge ist staatlich geprüf-
te Maschinenbautech-
nikerin. Seit April 2006
ist sie selbstständig.
„Ich bin sozusagen in derWerk-
statt meines Vaters, Schlosser-
meister Edi Broll, groß gewor-
den. Meine Schwester und ich
sind mit dem Betrieb, den mei-
ne Eltern aus dem Nichts hoch-
gezogen haben, mitgewachsen
und haben gelernt, mit anzu-
packen“, erzählt sie. „Angst,mir
die Hände schmutzig zu ma-
chen, hatte ich nie.“ Sie betont,
dass die Metallbauerlehre nach
dem Abitur deshalb für sie eine
folgerichtigeEntscheidungwar.
„Ich habe bewusst nicht bei
meinemVater gelernt, vielleicht
wäre er zu nachsichtig gewe-
sen“, meint sie.
Nach verkürzter Lehre kehrte
sie zunächst in den elterlichen
Betrieb zurück, um ihre prakti-
schen Fertigkeiten zu vertiefen.
Es folgten eine Technikeraus-
bildung, Fachrichtung Maschi-
Dass sie es als Frau im techni-
schen Beruf nicht immer leicht
hat, weiß sie seit der Lehrzeit.
„Ich war immer das einzige
Mädchen. Wenn ich heute auf
Baustellen gehe, glaubt man oft,
eine Praktikantin kommt. Und
in meinem Büro fragen mich
Kunden schon mal nach dem
Geschäftsführer“, sagt sie. Sie
weiß aber auch, dass eventuelle
Zweifler ihre Leistung akzep-
tieren. Schon in der Ausbildung
konnte sie mit guten Ergebnis-
sen überzeugen. „Ich bereue
nicht, mich durchgebissen zu
haben“, bekennt die junge Frau.
Ein Teil ihrer Ar-
beit ist die Kon-
struktion und der
BauvonMaschinen
für die Industrie. Es
handelt sich um
Einzel- und Son-
deranfertigungen,
die erheblicheLeis-
tungs- und Pro-
duktionssteigerun-
gen bringen. Der
Hauptteil ist zurzeit
jedoch die Planung,
Vorbereitung, Or-
ganisation und
Ausführung von
Metallbauarbeiten.
Für Privatkunden
konstruiert sie bei-
spielsweise auch
Geländer, Treppen
undBalkone, Über-
dachungen, Fenstergitter in
Edelstahl oder Stahlkombi-
nationen, die dann in Koopera-
tion mit der Werkstatt ihres
Vaters angefertigt, geliefert und
montiert werden. „Ich arbeite
bei Ausführung und Fertigung
auch selbst mit“, betont sie und
verrät ihr Motto: „Klasse statt
Masse!“
Für die Zukunft wünscht sich
Yvonne Broll ein Großbüro mit
Ausstellungsraum, wo sie ihre
Arbeitenpräsentierenkann. „Ich
möchte auch bald ausbilden,
vielleicht ja ein Mädchen.“
nenbau, an der Rheinischen
Akademie in Köln und darauf
aufbauend die Qualifikation
zum Technischen Betriebswirt.
„‘Was nun?’, habe ich mich
gefragt. Mein Vater ist noch zu
jung, um die Verantwortung für
seinen Betrieb mit fünf Mitar-
beitern, darunter zwei Lehrlin-
ge, auf mich zu übertragen.
Selbstständig arbeitenwollte ich
aber unbedingt“, begründet sie
ihren Schritt in die Selbststän-
digkeit.
Gegr. 2006 Maschinenbau, Geländer, Treppen Tel.: 02225/
7032355 E-Mail:
Steckbrief:MetallkonzepteBroll, Gelsdorf
Yvonne Broll zeigt ihr Können sowohl
mit dem Schmiedehammer als auch
beim Planen, Konstruieren und Ferti-
gen mit Hightechmaschinen.
Maßschuhe in modischer Optik – Kathrin Rosenbach ist mit 23 Jahren Orthopädieschuhmachermeisterin
„Mir ist wichtig, Men-
schen, die eine Geh-
behinderung haben,
mit Schuhen zu ver-
sorgen, die der aktuel-
len Mode entspre-
chen“, betont Kathrin
Rosenbach aus Ko-
blenz. Die 23-Jährige
hat gerade ihre Meis-
terprüfung im Ortho-
pädieschuhmacher-
handwerk als Beste
des Jahrgangs 2006
bestanden.
„Die Noten bestätigen mir,
dass ich beruflich auf einem
guten Weg bin“, sagt sie. Die
Liebe zum Beruf wurde ihr in
dieWiege gelegt. Vater Erwin
Rosenbach, Orthopädieschuh-
machermeister, ist seit 26 Jah-
Gegr.: 1981 45 Mitarb., 3 Lehrl. orthopäd. Schuhe, Einlagen,
Orthesen Tel.: 0261/ 133400-0
Steckbrief: Sporthopädie Rosenbach, Ko.
„Sie sehen, wie ich mich be-
ruflich entwickele und verfol-
gen meinen Werdegang. Sie
bekommen hautnah mit, wie
ich lerne und arbeite. Das ist
gut so“, betont sie.
Es ist in der Tat ein langer
Weg, bevor ein Gehbehinder-
ter auf gutem Fuß steht. Nach
dem computerunterstützten
Maßnehmen des Patienten-
fußes wird zunächst in der
Werkstatt ein Gipsab-
druck angefertigt und
danach ein Probe-
schuh gemacht. Passt
dieser, wird der Schaft
hergestellt. Videoge-
stützteLaufanalysen hel-
fen ebenfalls, den indivi-
duellen Schuh zu finden.
ren in Koblenz selbstständig.
„Ich habe immer in den Ferien
in der Werkstatt gejobbt“, er-
zählt Kathrin. DieMischung aus
handwerklichen Fertigkeiten,
anatomischen Kenntnissen und
der Arbeit mit Menschen gefällt
der jungen Frau. „Einfühlungs-
vermögen ist in unserem Beruf
wichtig und der Wille, Men-
schen beim schmerzfreien Ge-
hen zu helfen.“
Als Meisterin hat Kathrin Ro-
senbach noch stärkeren Kun-
denkontakt als bisher.
„Ich nehme
Maß, füh-
re Anpro-
ben durch
und kann di-
rekt mit dem
Kunden ent-
sprechende Möglichkeiten und
das optimal Machbare bespre-
chen. Schädigungen durch
Schuhe, die nicht richtig pas-
sen, können noch nach Jahren
zu Problemen im ganzen Kör-
per führen“, weiß sie. In ihrem
Vater sieht die junge Meisterin
„einen guten Ratgeber“, der sie
„langfristig auf die spätereÜber-
nahme der Firma vorbereitet“.
„Auch als Meisterin kann ich
noch lernen und muss prakti-
sche Erfahrungen sam-
meln, gerade auch in
der Zusammenarbeit
mit Ärzten und
Krankenkassen“,
weiß sie. Die Mitar-
beiter imBetriebken-
nen sie zum Teil
schon aus ihrer
Lehrzeit.
Kathrin Ro-
senbach
legte ihre
Meisterprü-
fung als
Jahrgangs-
beste ab.
Orthopädische Maß-
schuhe entstehen im
intensiven Dialog mit
den Kunden.
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