Handwerk Special Nr. 86 vom 17. April 2002 - page 6

Aus den HwK-Partnerschaftsprojekten: Zu Gast in Koblenz
17. April 2002
Nr. 86
Von aussen, durch die Augen
der rumänischen Betrachter,
sieht alles perfekt aus. Man
gewinnt Einsicht in eine Ge-
sellschaft, die das Handwerk
fördert und unterstützt und
sich um dessen zukünftige
Entwicklung kümmert. Man
wird sich dann bewusst, welche
lange Strecke noch vor uns
liegt und dass ohne eine aktive,
engagierte Unterstützung das
nicht bewältigt werden kann.
Die Meisterfeier mit ihrer
feierlichen Stimmung brachte
zum Ausdruck, wie angesehen
das Handwerk und der Hand-
werker in der deutschen Ge-
sellschaft ist.
Koblenzer Meisterfeier hat beeindruckt
Anna
Stroe ist
Mitarbei-
terin im
HwK-
Partner-
schafts-
projekt
Rumäni-
en.
So sehe ich das...
Begegnungen mit
osteuropäischer Seele
HwK-Partnerländer treffen sich beim Handwerk in Koblenz
Mit ihren Nationaltrach-
ten waren die Vertreter
aus den HwK-Partnerlän-
dern ein „Farbtupfer“ der
Meisterfeier, auf der sie
von HwK-Präsident
Karl-Heinz Scherhag,
MdB (in der Mitte von
links), Wirtschaftsminis-
ter Hans-Artur Bauck-
hage und Hauptge-
schäftsführer Karl-Jürgen
Wilbert begrüßt wurden.
Volles Haus in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle bei der Meisterfeier für die Jahrgän-
ge 2000 und 2001: Über 1500 Jungmeister erhielten an diesem Tag ihre Meisterbriefe.
Partnerschaft heißt auch Begegnung. Was ist besser geeignet eine
Brücke zu schlagen, als dies über die Menschen, ihr Leben und
Arbeiten, ihre Kunst und Kultur zu tun? Die Meisterfeier der Hand-
werkskammerKoblenzwarAnlassfürdenBesuchvonHandwerksmeis-
tern aus den Partnerländern der HwK und Persönlichkeiten von
Verbänden aus den Partnerschaftsprojekten. In ihren Nationaltrach-
ten sorgten die Gäste aus Rumänien, Mazedonien, Bulgarien, Bosnien
und Herzegowina, Montenegro und dem Kosovo für einen Farbtupfer
der besonderen Art.
„DieMeisterfeier hatmeine Fra-
ge, ob es sich lohnt ein Hand-
werk zu lernen, in vielen Facet-
ten beantwortet“, so Hajdar Ari-
fagic, Journalist aus Sarajevo.
„Es ist beeindruckend zu spü-
ren, welche Wertschätzung der
Meister in Deutschland erfährt
und welche Perspektiven sich
mit dem Meisterbrief erschlie-
ßen.“ Ermina Anautovic, Leite-
rin des Büros der HwK Koblenz
in Sarajewo, erzählt, dass die
Teilnehmer ihrer Gruppe ge-
merkt haben, was die HwK für
ihre Betriebe tut. Nazim Ajazaj
kommt aus dem Kosovo. Dort
arbeitet er alsTischler. „Wir sind
sehr zufrieden, dass die HwK
uns zur Meisterfeier eingeladen
hat“. Und er lässt in seine Seele
blicken als er sagt: „Es ist sehr,
sehr schwer in unserer Region
zu leben. Wir können arbeiten
und sind fleißige Leute, aber die
Rahmenbedingungen sindhart“.
Sein Gastgeschenk ist eine
Tracht.DasweißeLeinenistfest-
lich bestickt. „Alles ist echte
Handarbeit, eine Familientra-
dition“, erklärt er. „Meine Oma
hat vor 80 Jahren damit ange-
fangen an einer Nähmaschine
aus Holz, die mein Opa, der
Tischler war, gebaut hat“.
Fisnik Neziri, Optiker aus dem
Kosovo, war bei seinem Besuch
imHwK-Metall- und Technolo-
giezentrumvondenneuenTech-
nologien begeistert. „Von sol-
chenBedingungenkönnen
wir gegenwärtig nur träu-
men.“
Anna Stroe
HwK-Projekt Rumänien
Die 1977 geborene Bukare-
sterin absolvierte ein Wirt-
schaftsstudium und arbeitet
seit kurzem mit im HwK-
Partnerschaftsprojekt Ru-
mänien, das durch das
Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammen-
arbeit und Entwicklung
gefördert wird.
Namen & Fakten
Begrüßten gemein-
sam die Gäste:
HwK-Hauptge-
schäftsführer Karl-
Jürgen Wilbert
(Mitte) zusammen
mit Olivija Tasic aus
Skopje (rechts) und
Todor Totolakov aus
Bulgarien.
Durch die Anwesenheit lokaler
Persönlichkeiten wurde ge-
zeigt, dass das Handwerk sich
größter politischer Unterstüt-
zung erfreut. Denn das Hand-
werk muss nicht als altmodisch
angesehen werden, sondern
spiegelt etwas ganz Aktuelles
wieder, verbunden mit dem
technischen Fortschritt und
immer sich an die neuen Ver-
hältnisse anpassend.
Die Feier war mehr als ein
einfaches Abschlussfest.
Die Diskussionsrunden auf der
Feier haben das Leben des
Handwerkers aus mehreren
Winkeln beleuchtet, damit die
neuen Meister einsehen kön-
nen, was auf sie zukommen
wird; es ist ungeheuer viel
Arbeit, Verantwortung, doch
auch Freiheit, Zufriedenheit
und Ansehen.
Diese Gespräche, wie übrigens
die Feier als Ganzes, sollten
aber auch kommunikations-
politische Zwecke erfüllen und
das Image des Handwerkers
stärken. So könnte die Meister-
feier als eine riesengroße Wer-
beveranstaltung angesehen
werden. Doch der rumänische
Betrachter stellt sich immer die
Frage: Was kann denn verbes-
sert werden in dieser aus seiner
Sicht perfekten Ordnung? Und
denkt mit Nachdenklichkeit
und Traurigkeit an die Verhält-
nisse im eigenen Land.
zu den
HwK-Auslandsprojekten
Die HwK Koblenz unter-
stützt die Entwicklung von
Handwerk und Mittelstand
in internationalen Partner-
schaften. Projekte in den
Bereichen Selbstverwal-
tung und Berufsbildung
führt sie über ihre Tochter-
gesellschaft, die Ost-West
GmbH, zugunsten von
Ländern Südost-Europas,
Asiens und Afrikas durch.
Damit fördert die HwK in
diesen Ländern Hilfe zur
Selbsthilfe, schafft aber
auch Wirtschaftskontakte
zu ihren Mitgliedsbetrieben.
Infos über HwK-Projekte:
Tel. 0261/398-128, E-Mail:
Internet:
Hintergrund-Infos
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