Handwerk Special Nr. 81 vom 30. Mai 2001 - page 8

Gerd Meurer präsentierte
auf der Handwerksmesse
seine patentierte Wand-
heizung (u.) und das Prin-
zip des Lehmbaus (o.).
Natürlich & ökologisch: Die verschiedenen Handwerke schaffen Lebensqualität.
Ménage à deux
Wenn der Spargel mit dem
Schinken eine Liaison eingeht
Es ist eine
gute Idee...
...mein Handwerk zu
erlernen, weil ich gerne
in Bewegung bin, eine
sitzende Tätigkeit wäre
nichts für mich. Außer-
dem gefällt es mir Kun-
den zu beraten und die
Fleisch- und Wurstwaren
appetitlich zu dekorieren
- das Auge isst ja mit.
Heike Koch, 17 Jahre,
Fleischereifachverkäufe-
rin im 2. Lehrjahr beim
Ausbildungsbetrieb Hel-
mut Prangenberg, Asbach.
Eines ist auf keinen Fall zu über-
sehen, wenn die Sonne zum
Ausflug einlädt: Der Spargel,
edles Gemüse für Feinschme-
cker, hat im Moment Konjunk-
tur. Über weite Strecken kann
man die Felder sehen, überall
wird die Delikatesse erntefrisch
angeboten.DochwaswäreSpar-
gel ohne raffinierte Soßen, jun-
ge Kartoffeln und schließlich
würzigen Schinken? Handwerk
special fragte Obermeister der
Fleischer-Innnungen im Kam-
merbezirk nach dem besten
Schinken für jungen Spargel.
Der Klassiker
„Mein Favorit ist nach wie vor
ein saftiger, gekochter Hinter-
schinken zum Spargel“, be-
schreibt Willi Thiesen aus
Adenau, Obermeister im Kreis
Ahrweiler und „Spargelfan“,
seine Vorliebe. Daneben findet
man imSortiment des Fleischer-
meisters auch noch viele andere
Sorten Schinken, die durchaus
„spargelkompatibel“ sind. Ob
roh oder gekocht, fein über Bu-
chenholz geräuchert
oder nach alter Eifeler Traditi-
on hergestellt - „der Kunde ent-
scheidet, welcher Schinken es
zum Spargel sein darf“, so
Theisen. Als Beilage zu
Spargel und Schinken
empfiehlt er junge Kar-
toffeln, das Ganze wird mit
zerlassener Butter abgerundet.
Von allem etwas
Obermeister Karl-Andreas
Hutter aus Bremm/Mosel be-
treibt ein Restaurant, bei dem
natürlich auch tagesfrischer
Spargel auf derMenükarte steht.
Er bietet den Gästen zum deli-
katen Gemüse eine gemischte
Schinkenplatte an, dazu Peter-
silienkartoffeln und Soße nach
Wahl. An erster Stelle rangiert
auch hier die zerlassene Butter
zumSpargel, daneben empfiehlt
er die klassische Sauce Hollan-
daise. „Wer will, kann natürlich
nur rohen oder nur gekochten
Schinken zum Spargel bestel-
len“, erzählt Hutter, für den der
Kundenwunsch an erster Stelle
steht. Er selbst
bevorzugt eineMischung
aus verschiedenen Schinken-
sorten.
Ausgefallene Alternativen
In der Fleischerei von Robert
Balzer, Obermeister in Bad
Kreuznach, geht es zur Spargel-
saison immer hoch her. „Die
nächsten Spargelfelder begin-
nen nur zehn Kilometer von uns
entfernt und erstrecken sich
dann über etliche Quadratkilo-
meter“, erklärt Stefan Balzer,
Sohn des Obermeisters und sei-
nes Zeichens ebenfalls Flei-
schermeister, den frühsommer-
lichen Andrang. Die Spargel-
kenner in Bad Kreuznach las-
sen sich
den Schinken immer etwas di-
cker schneiden, „so kommt die
Mischung der beiden Ge-
schmacksrichtungen von Spar-
gel und Schinken besser zur
Geltung“. Für Balzer selbst steht
gekochtesKassler hoch imKurs.
Wenn ihm nach kräftigem Aro-
ma ist, genießt er Pfeffer-
schinken zumSpargel. Auch für
diejenigen, die einmal etwas
anderes ausprobieren wollen,
hat der Fleischermeister einen
Tipp: „Ebenfalls zu empfehlen
sind gekochte Schweinsnüss-
chen und Grillschinken“, so der
Juniorchef.
Schinken
in allen
Variatio-
nen ist
immer
eine gute
Wahl
zum
Spargel.
Nicht zuletzt die malerischen Fachwerkhäuser machen den Reiz des
Mittelrheins aus. Ohne Handwerker, die sie sachkundig restaurie-
ren, würde ein großer Teil der regionalen Identität verloren gehen.
Einer von denen, die etwas von historischer Bausubstanz verstehen,
ist Gerd Meurer aus Koblenz.
Patenter Lehmbaumeister
Gerd Meurer setzt auf Kreativität im Bereich natürliches Bauen
außen in neuem Glanz erstrah-
len lassen kann. Zur Angebots-
palette gehören hier Lehmbau,
Lehmputz und Zellulosedäm-
mung. Vorteil des natürlichen
Materials ist die gute Umwelt-
verträglichkeit, von der auch
Allergiker profitieren. Meurer
erklärt warum: „Lehmbaustoffe
sind offenporig und ungiftig,
sie atmen und schaffen ein an-
genehmes Wohnklima.“
VonAnfang an arbeiteteMeurer
mit Lehm auch als Wand-
heizungssystem. Dabei werden
flexible Rohre verlegt, auf die
der Lehmputz aufgetragenwird.
Im Gegensatz zur Wärme, die
durch herkömmliche Heizkör-
per erzeugt wird, schafft die
Strahlungswärme eine behagli-
chere Wohnatmosphäre. „Die
Luftumwälzung, die Zugluft
erzeugt, entfällt, da die Wärme
gleichmäßig von den Wänden
abstrahlt“, erklärt er den we-
sentlichen Unterschied. Beson-
ders gut geeignet ist diesesHeiz-
system für Niedrigenergie- und
Holzhäuser, da dasWasser nicht
so stark erhitzt werden muss.
Nachteil der Wandheizungen
waren bisher die relativ aufwän-
digen Verputz- und Montage-
arbeiten.Der findigeLehmbauer
hatte auch hier eine Lösung pa-
rat. Er entwickelte ein Fertig-
bauteil: „EinElement aus Lehm,
durchzogen von Warmwasser
führenden Röhren“, erklärt er
das seit diesem Jahr patentierte
System.
Im letzten Jahr gründete Gerd
Meurer dieFirmaWEMsystem-
bau. Ziel war es Interessenten
Produkte anzubieten, deren
Komponenten aufeinander ab-
gestimmt sind und die Suche
nach passendenKombinationen
der natürlichen Baustoffe und
Heiztechniken erleichtern.Seit
der diesjährigen Handwerks-
messe kann man im alten Floß-
herrenhaus neben dem Bundes-
preis für Handwerk in der Denk-
malpflege, dem Umweltpreis
desLandesRheinland-Pfalz und
dem 1. Preis für Neues Unter-
nehmertum Köln (NUK) auch
den Messepreis der HwK Ko-
blenz bewundern.
Mit seinemBetrieb „Natürliches
Bauen“hat er sichüber dieStadt-
grenzen hinaus einen Namen
gemacht. Nun geht er mit einer
patentierten Lehmheizung neue
Wege - mit einemMaterial, das
schonvonunserenUrahnen zum
Hausbau genutzt wurde.
Seit der Betriebsgründung 1996
setzt Gerd Meurer auf die Wie-
derherstellung alter Bausub-
stanz und auf ökologische Kon-
zepte bei Neubauten. Dazu ge-
hört der Einsatz von Lehm.
„Lehm ist ein sehr vielseitiges
Material“, so Meurer, „er kann
als Bausubstanz und als Putz
genutzt werden“. Wie man es
im Betriebssitz und Wohnhaus
begutachten kann: Das Floßher-
renhaus (erbaut 1679) inNeuen-
dorf steht dafür, wie man Altes
mit „altem“ Material innen wie
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