Handwerk Special Nr. 81 vom 30. Mai 2001 - page 5

Die Brennstoffzelle kommt: Strom und Wärme im Haus ab 2003, Bus-Antrieb ab 2002, PKW ab 2004
Das Zentrum für Umwelt und
Arbeitssicherheit der HwK Ko-
blenz hat diesen Trend längst
erkannt und im Rahmen der
Handwerksmesse Koblenz am
3. Mai einen Fachkongress zur
Brennstoffzellentechnologieini-
tiiert. Die Resonanz war sowohl
bei den Handwerkern, Techno-
logieforschern- und Produzen-
ten als auch der Politik groß,
selbst aus Bayern, Baden-Wür-
tenberg oder Niedersachsen wa-
ren interessierte Handwerker in
die Rhein-Mosel-Stadt gekom-
men, um sich neueste Informa-
tionen rund um die Schlüssel-
technologie in der Versorgung
mit Elektrizität und Wärme der
Zukunft abzuholen.
In erster Linie sind es die SHK-
Handwerke, aber auch für Elek-
trotechniker und Kfz-Techniker
wird die Brennstoffzellentech-
nologie in Zukunft starke Ein-
flüsse auf die Arbeit haben.
Erste Prototypen laufen, so beim
Heizungsanlagenbauer Vaillant
oder dem Autobauer Mercedes-
Benz. Es ist jetzt nur noch eine
Frage der Zeit, wann die Brenn-
stoffzellentechnologie ihrenSie-
geszug auf breiter Front zugüns-
Brennstoffzelle soll technolo-
gischen Durchbruch bringen
Autarke Versorgung mit Wärme & Strom: Riesenmarkt fürs Handwerk
Eine simple chemische Reaktion soll auch handwerklich ganz groß
rauskommen: Die Verbindung aus Sauerstoff und Wasserstoff ist
gleichzeitig die Verbindung von Hightech, industrieller Fertigung und
handwerklicher Leistung. Verbindungen, die in der Zukunftstechnolo-
gie Brennstoffzelle zusammenlaufen.
tigenPreisen antretenwird. 2003
soll die Marktreife erreicht wer-
den, so die Entwicklungsingi-
nieure von Vaillant. Und auch
Mercedes will seine Wagen -
Prototypen fahren bereits, so die
A-Klasse - inwenigen Jahren als
Serie auf die Straße schicken.
Chance fürs Handwerk
Doch ohne das Handwerk wird
die neue Technik nicht laufen,
denn die Entwicklung ist eine
Sache, die Beratung, Montage,
Wartung und Reparatur vor Ort
eine andere. Für das Handwerk
eineHerausforderungundChan-
ce, sich bereits heute einen Zu-
kunftsmarkt zu sichern. Schon
in acht Jahren soll der europa-
weite Umsatz mit der Technolo-
gie und allen damit verbunde-
nen Dienstleistungen allein im
häuslichen Bereich 2,5 Mrd.
Euro betragen – so die Vaillant-
Schätzungen. Bereits heute ar-
beitet deshalb der weltweit täti-
ge Heizungsanlagenbauer mit
dem Handwerk eng zusammen,
hat Kooperationen mit Fachver-
bänden geschlossen und bietet
inAbstimmungmit Handwerks-
verbänden und Handwerkern
Schulungen an.
Mit dem Kongress „Zukunfts-
technologie Brennstoffzelle –
Energieträger Wasserstoff“ hat
das HwK-Zentrum für Umwelt
und Arbeitssicherheit den Dia-
log und das Beratungs- und In-
formationsangebot für und mit
Handwerkern fortgesetzt. Die
HwK-Experten sehenbesonders
in der Verbindung von Kosten-
senkung, Energieerzeugung mit
hohem Wirkungsgrad (über 60
Prozent; herkömmliche Ver-
brennungsmotoren ca. 20 Pro-
zent)undUmweltverträglichkeit
(als „Abfallprodukt“ entsteht
Wasser) von Brennstoffzellen
die große Chance, bei der künf-
tigen Energieversorgung eine
Top-Position einzunehmen.
Flexibler Einsatz
Und auch die Flexibilität spricht
dafür: Ob Handy, Laptop, Hei-
zung und Strom im Haus oder
Auto – die Brennstoffzelle lässt
sich je nach Leistungsabfrage
beliebig dimensionieren, die
Technik passt damit auch in
kleinste Räume.
Eine Entwicklung, von der Sir
WilliamGrove vor über 160 Jah-
rennur träumenkonnte:Der eng-
lischePhysiker entdeckte bereits
1839 das Wirkungsprinzip der
Stromerzeugung aus Wasser-
stoff, schon bald könnte seine
Arbeit dieweltweiteEnergiever-
sorgung verändern.
Auf der Handwerksmesse Koblenz konnten sich
Besucher bereits heute über die Zukunftstechnologie
Brennstoffzelle informieren: Eine Anlage „versorgte“
die Technologie-Messehalle 1 mit Strom und Wärme.
Das Reaktionsprodukt Wasser wurde über einen
Solarkreislauf (im Bild dargestellt durch eine Lampe;
rechts) wieder in seine Ausgangstoffe Wasserstoff
und Sauerstoff getrennt. Genau so könnte die autarke
Strom- und Wärmeversorgung privater Haushalte
funktionieren.
Brennstoffzelle auf vier Rädern unterwegs
Die Mitfahrer werden es nicht spüren, ob nun ein herkömmlicher
Verbrennungsmotor oder die neue Brennstoffzelle ihr Auto antreibt:
Geschwindigkeit und Reichweite seien wie bei einem „normalen“
Fahrzeug, so DaimlerChrysler als Entwickler von
„necar5“, eine A-Klasse mit Brennstoff-
zellenantrieb. Nur dort, wo heute Abgase
in die Luft geblasen werden, soll es künf-
tig ganz normales Wasser „tröpfeln“,
denn als chemisches Produkt der Reak-
tion zwischen Wasserstoff und Sauer-
stoff entsteht H
²
O - also Wasser. Seit
1990 forscht der deutsche Autobauer
an der Technologie, die 2004 in die
PKW-Serie gehen soll. Ab 2002 will
man Busse mit der neuen Technik in
den Verkehr schicken.
Auch andere Fahrzeugbauer treiben ihre Forschungs- und Entwick-
lungsarbeit in Richtung Brennstoffzelle voran. Das Prinzip ist iden-
tisch, allein bei der Wahl des „Kraftstoffs“ als Träger des Wasser-
stoffs ist die Auswahl vielschichtig.
Zur Technik
Brennstoffzellen wandeln di-
rekt chemische in elektrische
Energie um. Sie bestehen aus
zwei Elektroden (Anode und
Kathode) mit einem dazwi-
schen befindlichenElektroly-
ten, der eine direkte chemi-
scheReaktion verhindert. Die
Anodewirdmit einemBrenn-
stoff (z. B. Wasserstoff), die
Kathodemit einemOxidanten
(Sauerstoff) versorgt. Der
Brennstoff wird an der Anode
oxididiert, dabei findet eine
Elektronenabgabe statt, ander
Kathode eine Reduktion und
damit eineElektronenaufnah-
me. Von der Anode zur Ka-
thode fließt über den äußeren
Leiter ein Elektronenstrom
(äußerer Stromkreislauf), der
elektrisch genutzt wird. Der
korrespondierene Ladungs-
strom in der Brennstoffzelle
erfolgt über einen Ionenstrom
(innerer Stromkreislauf).
Das Prinzip ist ähnlich dem
des Ablaufes in Batterien, nur
dass inderBrennstoffzelle die
Elektroden selbst nicht um-
gewandelt, also nicht entla-
den werden.
beim HwK-Zentrum für Um-
welt und Arbeitssicherheit,
Tel. 0261/398-651, Fax: -992,
email:
Internet:
(mit Links zu web-Adressen
zur Brennstoffzelle und Infos
zum HwK-Kongress).
Infos & Unterlagen
1,2,3,4 6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,...22
Powered by FlippingBook