Handwerk Special Nr. 81 vom 30. Mai 2001 - page 7

Elektrohandwerk: Die eigene Sparidee auch für andere / Tipp zur Finanzierung
Es ist eine
gute Idee...
„Wenn auf der Straße ein Fünf-Mark-Stück liegt, bückt sich jeder
danach. Deshalb verstehe ich nicht, dass mehrere hundert Mark, die
uns täglich inFormvonEnergie angebotenwerden, ignoriert werden.“
Energieeinsatz im Selbstversuch: Eine Unter-
nehmensphilosophie in Watt, Volt und Euro
Die Energie-
Einsammler
Wenn es etwas gibt,
das den an sich ruhi-
gen Menschen Rainer
Quirmbach (Bild) auf
Tourenbringt, dann ist
es nicht nur Energie-
verschwendung, son-
dern auch das Unver-
mögen, kostenlose E-
nergie einzusammeln.
Eine Antipathie, die
der Elektroinstallateurmeister
auslebt-berufsbedingt.Derselbst-
ständige Handwerksmeister aus
Wirges macht deshalb mit sei-
nem Unternehmen vor, wie das
geht mit dem Energie-Einsam-
meln. Diese technischeMeister-
leistung kombiniert er mit einem
neuen, modernen und „durchde-
signten“ Firmengebäude, das im
Wirgeser Gewerbegebiet Wei-
denbusch Werkstatt, Lager und
Verkaufsraumfür alleArten von
elektrischen Haushaltsgeräten
bietet.
SpannungsreicheErfolgsstory
Bald ist es 75 Jahre her, dass
Josef Schmitz, Großvater des
heutigenInhabersRainerQuirm-
bach,dasElektrounter-
nehmen gründete.
„Elektrizität war im
Gründungsjahr 1928
nicht überall selbstver-
ständlich, die Mög-
lichkeiten sie zu nut-
zen, steckten in den
Kinderschuhen“.Doch
so, wie sich aus dem1-
Mannbetrieb ein Un-
ternehmen mit 28Mit-
arbeitern, davon sieben Lehrlin-
gen (ab August sind es 9 in drei
Berufen) entwickelte, so setzte
auch der „Strom-Einsatz“ sei-
nen Siegeszug fort. Für das Un-
ternehmen erschloss sich ein
Riesenmarkt: Von kleinsten
Spannungen bis zu Starkstrom,
vom komplexen Gebäudeener-
giemanagement bis hin zumfah-
renden18-Tonnen-Baugerüstfür
die Tunnelauskleidung der ICE-
Strecke, von der Waschmaschi-
nenreparatur bis zum Verkauf
des neuen Breitbildfernsehgerä-
tes,vomneuestenHandybiszum
Solarmodul auf demDach. Letz-
tes Resultat dieser Entwicklung:
Ein 1200 qm großer Neubau, in
den fast 1,8 Mio. Mark inves-
tiert wurden.
Firmen-Philosophie erlebbar
Und genau dieser Neubau steht
für die Firmenphilosophie der
„Energie-Einsammler“: Alles,
was auf das 3200 qm große Fir-
menareal an Energie „nieder-
prasselt“ oder unter ihmschlum-
mert, wird genutzt. So in den
1400 Meter Rohren unter der
Erde. Erdenergie heißt das Zau-
berwort, das über eine Wärme-
pumpeTemperaturdifferenzenin
nutzbare Heizenergie umwan-
delt. Wer im tiefsten Winter
Löcher aushebt, weiß: Ab einer
bestimmten Tiefe ist der Boden
nicht mehr gefroren. Dieser
„Wärmevorrat“ wird genutzt. In
EuroundCent umgerechnet sind
das 400 Euro im Monat. „Nach
sieben Jahren amortisiert sich
die Investition in die Anlage“,
hat Energie-Experte Quirmbach
ausgerechnet. Auf dem Dach
sorgen die Solarzellen für zu-
sätzlichePower. ViaEIB-Steue-
rungen lässt sich das Energie-
management des gesamten Ge-
bäudes regeln, Licht und Hei-
zungen mit einem Schalter steu-
ern.
Technik schick verpackt
Viel Technik, die aber auch die
Gestaltung nicht zu kurz kom-
men lässt: So wurde ein striktes
Schema in den Räumlichkeiten
„durchgezogen“: Von derMate-
rialanlieferung über das Lager,
die Reparaturräume für Wasch-
maschinen („Bei Wasseralarm
ruft dasWarnsystem übers Han-
dy an...“), Fernseher, Staubsau-
ger, Mixer, Telefon... bis hin zu
demriesigen,zweietagigemVer-
kaufsraum.
So ist das, was anderswo blanke
Produktionsstätte ist, DIE Kun-
denwerbung schlechthin: archi-
tektonisch, technisch und mit
einer gehörigen Portion Idealis-
mus der Mitarbeiter ausgestat-
tet. Nicht nur Kunden mit ihren
defektenStaubsaugernkommen,
auchArchitekten,Bauherrenund
selbst Handwerker gehören zu
deninteressiertenBesuchernund
werden zu und von einer inzwi-
schen erfahrenen „Unterneh-
mens-Führung“ eingeladen.
Wege Richtung Zukunft
Die macht auch deutlich, wo in
ZukunftAbsatzmärkte erschlos-
sen werden: „Ein Drittel bei
Privatinvestoren,zweiDrittelbei
gewerblichen und kommuna-
len“. Darauf hat man sich einge-
stellt und bietet privaten Bau-
herren u.a. „Komplett-Bausät-
ze“ zum Selbstausbau mit an-
schließender Prüfung und Ab-
nahme an. „Der Bauherr kommt
mit den Bauplänen und wir se-
hen genau, was gebraucht wird
undstellenalleszusammen.“Die
guten Tipps zum Energie-Ein-
sammeln gibt´s gratis dazu.
Technisch und gestalterisch zieht sich ein Gesamtkonzept
durch das Unternehmen - vom Verkaufsraum bis zum Internet-
Auftritt unter
Oben:
Die
Elektro-
Crew um
Hand-
werks-
meister
Schmitz
(4.v.r.).
Reparatur,
Lager und
Verkauf
unter
einem
Dach.
Risikokapital statt
Bürgschaften?
DerAufbauvonUnternehmen
oder die Expansion kosten
Geld - Geld, das sich die Un-
ternehmen indenmeistenFäl-
len leihen müssen, auch im
Handwerk.
Kredite für Investitionen mit
hohen Marktrisiken und nicht
ausreichenden Kreditsicher-
heitenwerdenklassischerWei-
se mit Bürgschaften des Lan-
des Rheinland-Pfalz oder der
Kreditgarantie-Gemeinschaft
des rheinland-pfälzischen
Handwerks abgesichert. Nach
vergleichbarenKriterienwer-
den aber auch Beteiligungen
von so genannten Venture-
Capital-Gesellschaftengetrof-
fen,dieinnovativenUnterneh-
menoderNeugründungenBe-
teiligungskapital meist in
Form von stillen Beteiligun-
gen anbieten. Diese Finanzie-
rung ist, anders als bei Bürg-
schaften, eine Eigenkapital-
finanzierung. Eine Möglich-
keit, die auch Handwerksbe-
triebe nutzen können und die
eine Reihe von Vorteilen bie-
ten kann.
Infos dazu gibt die HwK Ko-
blenz, Tel.: 0261/398-249,
Fax: -983, Internet:
-koblenz.de
... mein Handwerk zu
erlernen, weil ohne Strom
nichts läuft und es des-
halb ein krisensicherer
Beruf ist. Es gibt keine
Fließbandarbeit. Außer-
dem arbeite ich gerne an
der frischen Luft.
Axel Henn, 21 Jahre,
Elektroinstallateur, 3.
Lehrjahr, Ausbildungs-
betrieb: Elektro-Simon,
Baumholder.
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