Handwerk Special Nr. 67 vom 17. März 1999 - page 15

Bautechniken undMaterialien mit mehr Gestaltungsmöglichkeiten senken Kosten
Energiebewußtes Bauen
Bald geht´s los! 7.-13. Mai 1999
MESSE AM RHEIN: Handwerksmesse Koblenz
Ein helles Haus, so
zur Sonne stehend,
daß es dem Tagesab-
lauf folgt. Eine ein-
fache Geometrie, die
Harmonie und Pro-
portionen zeigt, ohne
überflüssige Ecken
Vorsprünge und Erker. Niedri-
ge Energiekosten und eine
Raumgestaltung ohne störende
Heizelemente. Fenster, die auf
der Südseite der Fassade die
Sonnenwärme einfangen.
Kurzum ein Niedrigenergie-
haus. So wünschten sich
Tischlermeister Georg Röser
und seine Frau Elke aus
Mendig ihr neues Wohn-
domizil.
Der Bendorfer Archikekt Heinz
J. Monreal nahm sich dieser
Aufgabean.„Ordnung
ohne Phantsie ist das
Eintönigeschlechthin.
Deshalb bestimmen
Vielfalt und Leben-
digkeit auch die geo-
metrische Ordnung
dieses Bauwerks. Ein
pfiffiger Grundriß,
klar und offen struk-
turiert spart Kosten
ohne an Komfort und
Ästhetik Abstriche machen zu
müssen. Solche Grundrisse bie-
ten Spielraum zur massiven Ko-
stensenkung, weil sie einfachere
Rohbaukonstruktionen erfor-
dern“, so der Architekt. „Ein
optimierter Wärmeschutz, spe-
zielle Wärmeschutzverglasung
und eine kostengünstige Lüf-
tungsanlage reduzierendieWär-
meabgabe an die Umwelt und
lassendenEnergieverbrauchsin-
ken“, ergänzt er.
Die transparenten Flächen der
Glasfassade, die sich nach Sü-
den öffnet und nach Norden
schließt, fallen ins Auge. Die
großzügige Offenheit des Hau-
ses assoziiert das Licht und sei-
ne Farben, stellt Bezüge der
Landschaft her, vermittelt Wei-
te und stellt unerläßliche Raum-
erfahrung her.
Kostensparender Bau
Der Stahlbetonskelettbau wur-
demit einem36 Zentimeter star-
kemMauerwerkausZiegelhohl-
blocksteinen ausgefacht. Bau-
Ingenieur Christian Kohlhaas
von der Andernacher Baufirma
Alois Kohlhaas & Söhne ver-
weist auf die dadurch „gewähr-
Niedrigenergiehäuser verbinden Kostenersparnis und ökologische Bauweise
Eine Fußbodenheizung im gan-
zen Haus sorgt für behagliche
Strahlungswärme und niedrige
Energiekosten. „Sie funktioniert
jedoch nur dann richtig, wenn
das Haus gut gedämmt ist“, so
Heizungsbaumeister Markus
Ockenfeld von der Firma Boch,
einem Sanitärfachbetrieb aus
Plaidt. Er verweist darauf, daß
„durch die gleichwarme Raum-
luft vom Fußboden bis zur Dek-
ke weder Staub noch Allergene
im Raum herumgewirbelt wer-
den. „Man hat nie das Gefühl,
daß es zieht. Die Fußboden-
heizung ist eineNiedrigtempera-
turheizung, diemit einemBrenn-
wertkesselkessel mit Gas betrie-
ben wird. Mit der Brennwert-
technik,demAusnutzenderWär-
me des Abgases, hat sich eine
weitereEnergiesparmöglichkeit
am Markt bewährt”, so Markus
Ockenfeld. Darüber hinaus setzt
der Bauherr auf dieNutzung von
Sonnenenergie zur Brauchwas-
sererwärmung.
Ein weiterer, wichtiger Aspekt:
AuchdasPortemonnaiederKun-
den wird durch die Bauweise
geschont. „Der berechnete Jah-
resheizwärmebedarfimNiedrig-
energiehaus bleibt immerhin 50
Prozent unter den Werten, wie
sie inder gültigenWärmeschutz-
verordnung von 1995 vorge-
schrieben werden. Der Bauherr
spart Heizkosten.
Und obwohl die Mehrkosten ei-
nesNiedrigenergiehausesgegen-
über der Normalbauweise, be-
zogen auf die Bauwerkskosten,
ca. zwei bis drei Prozent betra-
gen, amortisieren sich die Ko-
sten nach wenigen Jahren - so
das abschließende Fazit durch
Handwerksmeister Ockenfeld.
leistete hervorragende Wärme-
dämmfähigkeit. Diesen Effekt
bewirkt auch die Perimeterdäm-
mung unter der Bodenplatte so-
wie die Dämmung der tragen-
denWände von innen und außen
mit einemsechsZentimeter star-
kem Styrodur“, fügt Kohlhaas
hinzu. Er hat auch noch einen
Tip zur Kostensenkung parat.
„Anstelle wie üblich Mörtel zu
verwenden, wurden die Plan-
ziegel verklebt. Die Arbeit geht
schneller und Zeit ist bekannt-
lich Geld.“
Die Ausrichtung der Wohn- und
Hauptnutzräume nachSüdenbe-
dingt einen nicht unbedeuten-
den Energiespareffekt. Große
Fenster fangen jeden Sonnen-
strahl ein. „Bauherren sollten
sich darüber imKlaren sein, daß
ein Anteil von nur 20 Prozent
Fensterfläche im Norden bei 60
Prozent im Süden diese Kost-
ersparnis bewirken“, so der Ar-
chitekt. Nördlich gelegen sind
Eingang, Garage undNebenräu-
me.
„Eine wichtige Rolle beimWär-
meschutz erfüllen auch die Fen-
ster. Schließlichmachen sie rund
dreißig Prozent der Wandfläche
aus“, erklärt derBauherr, Schrei-
nermeister Georg Röser. Er hat
sich für Holzrahmen entschie-
den. „Sie dämmen sehr gut,müs-
sen allerdings alle paar Jahre neu
lasiert oder gestrichen werden.
Die Wärmeschutzverordnung
schreibt für Neubauten und die
Sanierung von vonAltbauten ei-
nen Glas -k-Wert von maximal
1,8W/m²Kvor. Empfehlenswert
sind jedoch Gläser mit einem k-
Wert von ca. 1,1 bis 1,3. Sie
dämmen ungefähr 30 Prozent
besser und kosten nur 10 Pro-
zent mehr je m²“, so der Schrei-
nermeister.
Nachgefragt
bei Gerhard Horn, Obermei-
ster Zentralheizungs- und
Lüftungsbauer-Innung:
Wann sollte der alte Heiz-
kessel ausgetauscht wer-
den?
Ich empfiehle zur Kosten-
einsparung eine jährliche
Wartung der Heizung und
rate zu einer Modernisie-
rung, wenn der Heizkessel
älter als 15 Jahre ist oder
mit konstant hohen Vorlauf-
temperaturen betrieben
werden muß. Temperaturen
über 20 Grad im Heizungs-
raum oder Abgasverluste
von über 10 Prozent sind
deutliche Indizien dafür,
daß die Heizung unwirt-
schaftlich arbeitet. Fragen
zum Thema werde ich als
Obermeister und meine
Kollegen aus der Innung
auch auf der MESSE AM
RHEIN: Handwerksmesse
Koblenz beantworten. Dort
präsentiert sich das Installa-
teur- und Heizungsbauer-
Innung gemeinsam mit
führenden Herstellern von
Heizgeräten in Halle 11. An
konkreten Beispielrechnun-
gen werden wir belegen,
wie sich Investitionen in die
Heizungs- und Isolierungs-
technik für den Bauherrn
lohnen.
Behaglichkeit im Winter
Tischlermeister
Georg Röser
Energiebewußt
Bauen
Der Mendiger
Handwerksmei-
ster Georg
Röser baute
zusammen mit
einem Archi-
tekten sein
eigenes Wohn-
haus in Niedrig-
energie-
bauweise. Das
Ergebnis: Ein
individuelles
Traumhaus mit
viel Licht und
wenig Energie-
verbrauch.
Der Wunsch vor der
Grundsteinlegung:
Das Haus soll so
ausgerichtet wer-
den, daß es dem
Lauf der Sonne
folgt. Der „Sonnen-
verfolger“ war
geboren.
Das Zentrum für Umwelt und
Arbeitssicherheit bietet Hand-
werkern, Architekten und
künftigen Bauherren mit einer
vierteiligen Fachveranstaltung
umfangreiche Informationen
zum Thema „Energiebewußtes
Bauen“. Die Veransaltung
findet statt am 25. Mai (Bau-
stofftechnik), 10. Juni (Bau-
konstruktion), 17. Juni (Tech-
nische Gebäudeausrüstung)
sowie 24. Juni (Alternative
Energienutzung).
Zeit: 17.30 - 20.30 Uhr.
Ort: Zentrum für Umwelt und
Arbeitssicherheit, August-
Horch-Straße 6.
Infos und Anmeldung: Tel.:
0261/398-655, Fax: -992, e-
mail:
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