Ausflug mit dem Handwerk entlang der Mosel
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Nr. 191
11. Juli 2015
www.handwerk-special.deEs schmeckt ...
Ein Duft von frisch Gebackenem weht durch die historischen
Gassen von Winningen. Hier hat Bäckermeister Andreas
Pistono seine Bäckerei und Konditorei, die er mit seinem jun-
gen Team in die Zukunft führt.
Kompromisslos hohe Qualität in der Fertigung seiner Produkte
hat sich Andreas Pistono nach der Geschäftsübernahme 2014
zum Motto seiner Unternehmensphilosophie gemacht. „Die Leh-
re habe ich bei der Bäckerei Gassen in Koblenz-Arzheim absol-
viert,“ erzählt der Hüne, „bevor ich noch eine Konditorenlehre in
Boppard anhing.“ Gut aufgestellt, wissen heute die Kunden seine
Backwaren, die fast ausschließlich aus natürlichen Zutaten gefer-
tigt werden, zu schätzen.
Ein Blick in die Auslage: verschiedene Ciabatta-Variationen und
sein neues Camembert-Cranberry-Brot, in das man am liebsten
direkt reinbeißen möchte. Aber auch an verlockenden Süßwaren,
wie Erdbeertörtchen, Nussecken und verschiedenen Teilchen
mangelt es nicht. Darüber hinaus pflegt er sorgsam ein uraltes
Winninger Brauchtum: Zum Neujahrstag bekommen die Buben
ein Pferd mit Reiter gebacken und die Mädchen einen Kranz.
Gegenüber dem Verkaufsbereich ist eine kleine gemütliche
Sitzecke in die Räumlichkeit integriert, wo Gäste sich zu Le-
ckereien und einem Getränk niederlassen können. Kaum ist die
Frage nach den Auswirkungen vom Moselradweg auf die Bä-
ckerei gestellt, öffnet sich die Tür und vier Radfahrer kommen
herein. Mutter mit Tochter und deren Partner aus Stolberg auf
gemeinsamer Radreise zur Silbernen und Goldenen Hochzeit
entlang der Mosel – origineller gehts nicht. Da lässt sich der
Bäckermeister auch gerne mal dazu nieder und redet mit den
Menschen über deren Erlebnisse auf dem Flussradweg und na-
türlich auch darüber, wie seine Backwaren ankommen. Denn das
Kunden-Echo sind dem Handwerksmeister und seinem Team
wichtig. Insofern freut es sie ganz besonders, wenn es viel Lob
und Anerkennung für das leckere Angebot gibt ...
Leckereien aus dem Hause Pistono
Radelndes Finale
zum Rhein
Der Blick in die Karte verrät:
Hatzenport liegt neben Müden
alsNächstesaufunsererRadtour.
Hier lohnt für gut konditionierte
Radfahrer der Abstecher hinauf
zum berühmtesten Bollwerk der
Region. Burg Elz lässt bitten.
Auf einen Giebel, Erker oder
Türmchen mehr oder weniger
kommt es hier nicht mehr an.
Entscheidend ist, dass mit die-
sem bereits im 12. Jahrhundert
begonnenen Bauwerk etwas
geschaffen wurde, was den
Namen Bilder-Buch-Burg ohne
jeden Abstrich verdient. Nicht
ohne Grund zierte sie jahrelang
den 500-DM-Schein.
Bleibt man auf der Hauptroute,
so gelangt man nach Kobern-
Gondorf mit der über die Lande
hinaus bekannten Matthias-Ka-
pelle. Wir rasten vor dem
Stammschloss der Fürsten von
Leyen, der einzigenWasserburg
an der Mosel. Wie jede kleine
undgrößereOrtschaftamStrome
hat natürlich auch Winningen
einen Besuch verdient. Hier
dreht sich alles um die „Hex“:
Weinhex, Hexenhügel und der
Weinhexbrunnen, der malerisch
von Fachwerkbauten umgeben
ist. Legendär sind aber auch
die alljährlichen Weinfeste mit
grandiosem Abschlussfeuer-
werk. Wir treten wieder kräftig
in die Pedale, wechseln in Güls
auf die andere Uferseite und
rollen weiter zum Deutschen
Eck.ImAbendlichtschiebensich
gemütlich dieWasser der Mosel
in den Rhein ... der gelungene
Abschluss einer wundervollen
Tour.
Bäckerei + Konditorei A. Pistono, Winningen
Übernahme 2014 | Meisterbetrieb | 6 Mitarbeiter | Ciabatta-Variationen,
Camembert-Cranberry Brote | natürliche Produkte | Tel. 02606/ 979 040
Andreas Pistono in der 2014 übernommenen Winninger Bäckerei.
Scharfe Sache
Senfmüller Wolfgang Steffens stellt nach original Rezepten
aus dem Jahre 1520 und 1820 Gourmet-Senfsorten her. Durch
einen Glücksfall erwarb er die technischen Denkmäler 1997.
Nach umfangreicher Restaurierung mahlen jetzt wieder die
525 Kilogramm schweren Lavabasaltsteine – seit 2001 in Co-
chem und seit 2009 auch in Köln.
„Die Mischung bestimmt den Geschmack“, erzählt Produktions-
leiter Detlef Golm stolz. „Nach einem Mühlenrezept aus dem
Mittelalter wird der Maischebrei nach einem wohl gehüteten
Geheimnis aus Senfmehl, Essig oder Wein gemischt. Hier in
Cochem wird Senf noch auf traditionelle Art ohne jegliche Zu-
satzstoffe hergestellt. Die Senfpflanze, ein Wildkraut mit gelber
Blüte, wird allerdings schon lange nicht mehr in Deutschland
angebaut. Wir importieren die Senfkörner aus Kanada.“
„Mit der Senfmühle anno 1810 wird die Maische zwischen die
beiden schweren Mühlsteine gepumpt und kalt vermahlen. Der
wertvolle Gehalt des ganzen Senfkorns mit seinen ätherischen
Ölen und natürlichen Inhaltsstoffen bleibt durch dieses Kalt-
mahlverfahren ganz erhalten. Danach muss der Senf noch zwei
Tage ruhen, bevor er in die Steintöpfe aus dem Westerwald ab-
gefüllt wird. Gekühlt ist er so zwei Jahre haltbar“, erklärt Detlef
Golm. Mittlerweile gibt es neun verschiedene Sorten. Neben
dem Historischen Senf und Mühlen-Senf über Riesling-Senf
„Cochem“ bis zum Indisch-Curry-Senf. Pro Tag werden hier
180 kg Senf hergestellt. Bei täglichen Führungen durch die
Produktionsräume erfahren die Gäste viel Interessantes – und
bei der Verkostung den Gaumenkitzel schlechthin. Durch den
Moselradweg kommen auch immer wieder viele Radfahrer ins
Senfmuseum. Gewichtsbedingt lassen sie sich ihre Senffavoriten
unkompliziert frei Haus liefern. Ein ganz besondere Gast ist
dabei Detlef Golm in Erinnerung geblieben: „Zwei Jahre nach
seinem ersten Besuch in Cochem kam ein US-Amerikaner mit
einem leeren Senftopf aus unserer Senfmühle und ließ sich den
wieder auffüllen...“, berichtet er mit einem Lächeln im Gesicht.
Cochemer Mühle gibt ihren Senf dazu
Historische Senfmühle Steffens, Cochem
Gegr. 2001 | 6 Mitarbeiter | Produzierendes Senfmuseum | Führungen,
kostenlose Senfprobe, Verkauf | Tel. 02671/ 607 665,
www.senfmuehle.netIn der Cochemer Senfmühle wird täglich frisch produ-
ziert und können Besucher probekosten.