Brauerhandwerk an einem historischen Ort
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Nr. 191
11. Juli 2015
www.handwerk-special.deFerienworkshops beim Handwerk
Kinder und Jugendliche können bei der Handwerkskammer
(HwK) Koblenz in den Ferien zu Juniortechnikern werden und
die Welt des Handwerks kennenlernen. Es finden Workshops
für Nahrungsmittel, unter dem Titel „Jeans und Krawatte“, im
Bereich Grafikdesign, PC-Systemtechnik und Kfz-Mechatronik
ab 27. Juli in Koblenz (montags bis mittwochs, 9-16 Uhr) statt.
Infos und Anmeldemöglichkeiten bei der HwK, 0261/ 398-322.
Da braut sich was zusamme
n …
1516 erlassen die Bayern-
herzöge Wilhelm IV. und
Ludwig X. ihr Reinheits-
gebot für das Brauen von
Bier: Allein Gerste, Hop-
fen und Wasser dürfen
verwendet werden.
In der Geschichte der Abtei
Marienstatt bei Hachenburg im
Westerwald ist seit mehr als 650
Jahren auch die des Bierbrauens
dokumentiert. Seit 1362 taucht
diese immer wieder in den
Chroniken auf. 1578 wurde den
Mönchen nebenWein auch Bier
gereicht. 1869 war der Bau des
Pilgerheims (heutigesBrauhaus)
und 1898 begann der Betrieb der
ersten Brauerei. Doch bereits
Im Kloster Marienstatt wird seit 1362 Bier gebraut
Marienstätter Brauhaus, Abtei Marienstatt
1898 Gründung der ersten Brauerei | Brauhausführungen, verschiedene
Biersorten, Saisonbiere | Tel. 02662/ 95 35 300,
www.abtei-marienstatt.deAm 7. September beginnt
im Zentrum für Ernährung
und Gesundheit der Hand-
werkskammer Koblenz ein
Weiterbildungslehrgang
zur Verkaufsleiterin im
Lebensmittelhandwerk. Der
Lehrgang findet montags
bis freitags, 8.30 – 15.30
Uhr statt.
Infos & Anmeldung bei der
HwK Koblenz:
Weiterbildung
Verkaufsleiterin
Info-Tel. 0261/ 398-322
Brauermeister Gerd Siebel bei der Arbeit am Sudkessel.
zehn Jahre später musste die
Brauerei wegen „Unwirtschaft-
lichkeit“ wieder geschlossen
werden – fast ein Jahrhundert
lang. 2004 öffnet eine kleine,
moderne Hausbrauerei mit um-
gebauter Brauhausgaststätte. Es
ist unter anderem dieWirkungs-
stätte von Gerd Siebel, der hier
bis zu dreimal wöchentlich nach
deutschem Reinheitsgebot im
Sudkessel das einbringt, was die
Gäste rund vier Wochen später
als Marienstatter „Dunkles“,
„Helles“, als saisonale Spezial-
biere„Schwarzes“,„Fastenbier“,
„JosephBier“oder„Weihnachts-
bier“genießenkönnen. 800Liter
Bier entstehen pro Braugang,
wöchentlich bis zu 2.400 Liter.
Der 54-jährige Brauermeister
ist gebürtiger Münsterländer
und betreut in seiner Heimat
eine weitere Brauerei. So ist er
viel unterwegs, „aber das war
schon immer so“. In Holland,
China, Japan, Russland oder
in der Schweiz hat er schon im
SinnedeutscherBraukulturseine
Spuren hinterlassen. Doch das
Kloster im Westerwald, sagt er,
„das hat seine eigeneAtmosphä-
re und immer wenn ich hierher
fahre, sind das ganz besondere
Erlebnisse!“
Seit mehr als 800 Jahren domi-
nieren Ruhe, Konzentration auf
das Wesentliche und Entschleu-
nigungdiesen religiösenOrt, der
auchimmereinerdesHandwerks
war. Und so gilt für die Produkte
desBrauhausesunddesKlosters:
„Mit allen Sinnen genießen“.
Tausende von Besuchern der
Klosteranlage und des Brau-
hauses mit Biergarten lassen
sich Sommer wie Winter von
derAtmosphäre verzaubern. Für
Gerd Siebel bedeutet das nicht
nur Höchstleistung zwischen
Sudkessel, Läuterbottich oder
Bierkeller – es ist auch Beleg
für ein hochqualitatives und
wohlschmeckendes Nahrungs-
mittel, das aus rein natürlichen
Zutaten besteht und nach dem
ältesten, noch immer gültigen
Lebensmittelgesetz der Welt
hergestellt wird. Im nächsten
Jahr feiert diesesReinheitsgebot
seinen500.Geburtstagundeines
ist auch für die Zukunft sicher:
Die Nachfrage wird bleiben,
auch und ganz besonders bei
Bieren, die in reiner Handarbeit
so gebraut werden, wie im Ma-
rienstätter Brauhaus.
Handwerkliche Spitzenleistung
im Kloster Marienstatt – dafür
steht auch eine Treppe samt
Portal, die ein Mönch in 25-jäh-
riger Schnitzarbeit erstellt hat.
Blick auf die Klosteranlage
Marienstatt (bei Hachenburg).
Brauhaus und Biergarten in idyllischer Lage.