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Ausbildungsaktion am 17.9. / Präsident Krautscheid im Interview

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Nr. 191

11. Juli 2015

www.handwerk-special.de

Hände hoch fürs Handwerk

Der bundesweite „Tag des Handwerks“ am 18. September

2015 wirft seine Schatten voraus und wird begleitet von meh-

reren Aktionen und Veranstaltungen, die ein Ziel verfolgen:

Die „Wirtschaftsmacht von nebenan“ wird im Rampenlicht

stehen und stellt sich vor und dar. Der Nachwuchswerbung

kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu, den die Wirt-

schaftsförderungsgesellschaft Westerwald (WFG) auf beson-

dere Weise in den Mittelpunkt ihrer Aktion „Hände hoch fürs

Handwerk“ am 17. September stellt: Promis wechseln einen

Tag den Arbeitsplatz im Büro, in Bürger- oder Landratsämtern

oder Parlamenten mit dem des Handwerks, tauschen Anzug

gegen Latzhose, Zimmermannskluft oder Kittel und steigen

auf Dächer, greifen zu Schere und Kamm, backen oder malen.

Aktionstag: Am 17.9. werden 20 Promis zu Handwerkern

Nachgefragt

zu aktuellen Handwerksthemen

DieAusbildungimHandwerk:NeueInitiativen

und Aktionen sollen Jugendliche wie auch die

breiteÖffentlichkeitansprechen.Dabeibringen

sich Prominente aus der Politik ebenso ein, wie

auch Förderprogramme von Bund und Land

unterstützend wirken (mehr Hintergrundinfor-

mationen dazu im Beitrag „Hände hoch!“ auf

dieser Seite). Denn dieHerausforderungen, die

sich aus dem demografischen Wandel für die

Wirtschaft ergeben, werden längst vomHand-

werkwahrgenommenundaktivbearbeitet.Mit

Erfolg,wieeineZahlbeeindruckendzeigt:Fast

zweiProzentmehrLehrverträgewurdenbislang

2015 gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen

(Stand 1. Juli 2015).

Herr Krautscheid, die Zahl neuer Lehrverhältnisse steigt

– eine kleine Sensation, die worauf zurückzuführen ist?

KlapperngehörtzumHandwerk,unddasmeineichwörtlich.Wirsindnie

müde geworden und werden es auch weiterhin nicht, auf die Werte und

Möglichkeiteneinzugehen,diesichmiteinerhandwerklichenAusbildung

verbinden.Das kommt inderÖffentlichkeit immermehr an. ImErgebnis

ist das nun erreichte Plus neuer Ausbildungsverhältnisse im Handwerk

des Kammerbezirks also kein Zufall oder ein Wunder, sondern auf eine

VielzahlkonkreterInitiativen,aufdiedirekteAnsprachederJugendlichen

und die Attraktivität des Handwerks selbst zurückzuführen. Dass wir

nun zum zweiten Mal in Folge gegen den Bundestrend mehr Lehrlinge

im Handwerk begrüßen dürfen, freut uns natürlich und es zeigt, dass

wir wirklich etwas gegen den Fachkräftemangel unternehmen können.

Dochausruhendarfsichdeshalbnunniemand.DieAusbildungssituation

bleibt für die nächsten Jahre die größte Herausforderung der Wirtschaft

und auch für das Handwerk.

Dazu passt auch die Aktion „Hände hoch fürs Handwerk!“.

Wie sehen die Inhalte aus und wie bringt sich die Kammer ein?

Diese Initiative der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwald ist

sehr zu loben und sie wird zusammen mit dem Handwerk vor Ort, mit

den Innungen, der Kreishandwerkerschaft und der Handwerkskammer

Koblenz durchgeführt. Ich finde es Klasse, wenn eine Wirtschaftsför-

derungsgesellschaft solche Ideen umsetzt: Prominente aus der Politik

wechseln für einen Tag die Perspektive und tauschen den Anzug gegen

die Bäckerkluft, den Blaumann oder Kittel. Bürgermeister, Landräte,

AbgeordnetederParlamentevonLand,BundundsogarEUwerdendann

zu Malern, Kfz-Mechatronikern, Dachdeckern oder Orthopädietechni-

kern, an ihrer Seite jeweils Schüler einer Schule. Das ist Handwerk zum

Anfassen und Erleben.

Seitens des Handwerks gibt es einen Vorschlag, der die

Flüchtlingssituation und Fachkräftesicherung verbindet.

Können Sie Inhalte nennen?

Das Handwerk in Rheinland-Pfalz fordert ein insgesamt sechsjähriges

Bleiberecht für Flüchtlinge. Dazu haben wir das Konzept „1+3+2 -

Strategie für Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz“ erarbeitet und auch in die

BeratungendesOvalenTischesbeiderLandesregierungeingebracht.Die

Zahlen „1+3+2“ stehen für einjährige schulische Berufsvorbereitung an

Berufsbildenden Schulen, was eine Verzahnung von Sprachvermittlung

undberufsbezogenemUnterrichteinschließt,dreiJahreBerufsausbildung

sowie zwei Jahre Anschlussbleiberecht. Die Zahl der in Deutschland

ankommenden Flüchtlinge steigt stark an. In unserem Bundesland

werden für 2015 rund 16.000 Flüchtlinge erwartet. Die handwerklichen

Betriebe stehen einer Beschäftigung von Flüchtlingen offen gegenüber.

Da die Berufsausbildung immer mit persönlichen, zeitlichen, sachlichen

und monetären Investitionen einhergeht, die erst nach der Berufsausbil-

dung ihre Früchte tragen, benötigen die Ausbildungsbetriebe insoweit

Planungssicherheit, dass der Flüchtling bei Beginn der Ausbildung ein

sprachliches und idealerweise auch ein fachliches Fundament vorweist,

auf das aufgebaut werden kann. Des Weiteren muss sichergestellt sein,

dass der Auszubildende für die Dauer der Berufsausbildung in der Bun-

desrepublik verweilen darf und darüber hinaus dem Unternehmen nach

erfolgreichemAbschluss als Fachkraft für den Zeitraumvonmindestens

zweiJahrenzurVerfügungsteht,sodasssichdieAusbildungsinvestitionen

auszahlen. Das wäre eine glatte Win-Win-Situation für alle Beteiligten!

Foto: P!ELmedia

HwK-Präsident

Kurt Krautscheid

HandwerkimKammerbezirkhat

sich langfristig darauf vorberei-

tet. Eine Vielzahl von Projekten

und Beratungsleistungen zielt

auf die Ansprache Jugendlicher

ab, sie für das Handwerk zu ge-

winnen. „Die Ausbildung in un-

seren19.600Mitgliedsbetrieben

lässt sich über Zahlen sehr gut

nachvollziehen und gegen des

Bundestrend sind sie stabil“, ist

sicherlicheinewichtigeAussage

der Kammerspitze, für die in der

Vergangenheit und Zukunft viel

getanwurde undweiterhinwird.

„Hände hoch fürs Handwerk“

wird entsprechend durch die

HwK Koblenz unterstützt, denn

die Idee in der Region Wester-

wald Handwerksunternehmen

und prominente Politiker für

einen Tag über gemeinsame

Arbeits- und Produktionsabläufe

zusammenzubringen, Schulen in

diese besondere Zusammenarbeit

einzubinden,machtbereitsimVor-

feld Schlagzeilen und der Spruch

„KlapperngehörtzumHandwerk“

ist wörtlich zu nehmen.

Der Aktionstag am 17. Sep-

tember wird flankiert durch

Kinospots sowie das Netzwerk

Facebook. Modern, innovativ

und jugendnah – so stellt sich

das Handwerk dar, was sich

auch in Spots mit jungen Hand-

werkern niederschlagen wird,

die in Kinos der Region gezeigt

werden. Dabei wird viel Wert

auf Authentizität gelegt und

Handwerkslehrlinge stellen in

diesen Kurzfilmen ihren Alltag,

ihreBerufe, sich selbst – kurzum

das Leben als Handwerker vor.

Im Rahmen der Auftaktveran-

staltung riefWFG-Mitarbeiterin

Katharina Schlag Jugendliche

auf, sichalsHautdarsteller dieser

Kinospots zu bewerben und „die

Werkstatt mit der Leinwand zu

tauschen. Probiert Euch auch

hier aus! Meldet Euch bei uns!“

Am bundesweiten „Tag des

Handwerks“ (18. September)

wird die „Wirtschaftsmacht

von nebenan“ einladen, sich zu

informieren, verwöhnen und

unterhalten zu lassen. Offene

Werkstätten, Veranstaltungen

und Aktionen beim Handwerk

– so im Rahmen des Koblenzer

Kunsthandwerkermarktes – sol-

len Lust auf diesen vielseitigen

Wirtschaftsbereich machen und

seine Werte darstellen.

Mehr Infos zur Initiative

„Hände hoch fürs Handwerk“

bei der Wirtschaftsförde-

rungsgesellschaft Westerwald,

Tel. 02602/ 124-588,

www.wfg-ww.de

20 Prominente aus der Politik,

darunter Europaabgeordnete,

Mitglieder desBundes-wie auch

Landtages, der Kommunalpoli-

tik und der Arbeitsverwaltung

wurden im Vorfeld angespro-

chen „und haben ohne lange

zu zögern zugesagt, mit ihrem

Einsatz als Handwerker ein

deutlichesBekenntnis für diesen

interessantenundsympathischen

Wirtschaftsbereich abzugeben“,

informierte jüngstWilfriedNoll,

WFG-Geschäftsführer, im Rah-

men einerAuftaktveranstaltung,

in die sich auch die Spitze der

Handwerkskammer (HwK)

Koblenz einbrachte.

„Wir finden die Idee sehr gut

und freuen uns natürlich über

diese Form der Unterstützung,

die dem Handwerk eindeutig

zugutekommt“, unterstreichen

Präsident Kurt Krautscheid und

HauptgeschäftsführerAlexander

Baden. Die Nachwuchssiche-

rung stellt eine der größten

Herausforderungen der deut-

schen Wirtschaft dar und das

Über Ziele und Inhalte des Aktionstages „Hände hoch fürs Handwerk“ am 17. Sep-

tember wurde – ganz authentisch – in einer Werkstatt (Zimmerei Schlag & Pröbstl)

informiert. Dabei griffen Handwerker und Initiatoren gemeinsam zum Werkzeug.