Handwerk Special Nr. 180 vom 14. Juni 2014 - page 12-13

Alte Techniken und Werkstoffe neu interpretiert
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Nr. 180
14. Juni 2014
Unternehmerfrauen – unverzichtbare Co-Piloten im Betrieb
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Nr. 180
14. Juni 2014
Selbst die Dübel sind aus Holz
Hell, geräumig, natürlich
und klimaschonend sind
nur vier Attribute, mit de-
nen Zimmerermeister Fer-
dinand Schwaighofer aus
Hottenbach im Hunsrück
die Häuser aus Vollholz
beschreibt, die er indivi-
duell für seine Kunden
plant und aufbaut.
Der Handwerksmeister und
durch die Handwerkskammer
(HwK) Koblenz öffentlich
bestellte und vereidigte Sach-
verständige für Holzbau, betont,
dass „Vollholzhäuser die derzeit
besteökologischeBauformsind,
in der alle positiven Eigenschaf-
ten des Holzes perfekt genutzt
werden“.
Aus dem Hunsrück
nach Luxemburg
Alle Hölzer kommen aus zertifi-
zierten Wäldern in Deutschland
und Österreich. Die vorprodu-
zierten Fertigbauteile werden
direkt auf die Baustelle geliefert
und sind innerhalb kurzer Zeit
ohne Verwendung von schäd-
lichen Klebern und Leimen
Zimmerei Schwaighofer steht für Holzhäuser ohne Bauchemie
Holzbau Schwaighofer, Hottenbach
Gegr. 2000 | 7 Mitarbeiter | Häuser aus Vollholz, Zimmererarbeiten aller
Art | Tel. 06785/ 999606 |
Das schwimmende Dach
Wenn er sich an bestimmte und nicht alltägliche Aufträge er-
innert, strahlen seine Augen. Jedoch nicht nur dann spürt je-
der: Christian Gietz aus Beilstein an der Mosel ist Dachdecker
mit Leib und Seele. Der 55-Jährige lebt für seinen Beruf. Da
spielt es keine Rolle, welche Arbeiten er am Dach ausführt, ob
es sich beispielsweise um ein Turm-, Sattel- oder Walmdach
handelt und ob er Dachziegel oder Dachschiefer verwendet.
Dachdeckermeister Gietz ist Handwerker mit Leib und Seele
Arbeitskreise im Bereich der HwK Koblenz
I
nfos
Vorsitzende
Telefon
E-Mail
Internet
Altenkirchen
Petra Nickel, Wissen
02742/ 10 75
Bad Neuenahr-Ahrweiler Cornelia Adams, Niederzissen 02636/ 63 64
Bad Kreuznach
Ute Speth, Bad Kreuznach
0671/ 7 63 82
Birkenfeld
Heidi Schwaighofer, Hottenbach 06785/ 99 96 06
Kaisersesch-Cochem-Zell Britta Berenz, Cochem-Sehl
02671/ 48 08
Koblenz
Marion Mathy, Waldesch
02628/ 98 73 56
Montabaur
Barbara Kötter, Stahlhofen
02602/ 1 61 00
Neuwied
Petra Fuß, Kleinmaischeid
02689/ 53 92
Rhein-Hunsrück
Ingrid Gumm, Rheinböllen
06764/ 24 42
... und Beratung speziell für Frauen im Handwerk bei der HwK-Betriebsberatung, Tel. 0261/ 398-257, Fax -994,
E-Mail
r UFH-Landesverband Rheinland-Pfalz im Internet
aufgebaut. „Die
einzelnenBrett-
schichten wer-
den mit System
übereinander
gestapelt, mit
trockenenHolz-
dübeln unlösbar
verbunden und
wie ein Bauka-
stensystem zu-
sammengebaut.
Ein Vollholz-
Strahlenabschirmung, bietet
Schutz gegen Schimmel und
Kondensat und höchste Sicher-
heit bei Brand, Erdbeben und
Hochwasser“, nennt Schwaig-
hofer weitere Superlative.
HinzukommtdievölligeFreiheit
bei der Gestaltung. „Wir planen
individuell mit 3D-CAD-CAM
und koordinieren alle Gewerke.
Das Konzept ist schlüssig, die
Außenwändemit einemWärme-
durchgangskoeffizienten unter
0,15 lassenEinsparungen imEn-
ergieverbrauchbis zu80Prozent
zu, was sich auch imGeldbeutel
positiv bemerkbar macht“, sagt
er. Seine Begeisterung überträgt
er auf die Kunden. Schwaig-
hofers Massivholzhäuser findet
Nachgefragt
bei Heidi Schwaighofer
„Der Erfahrungsaus-
tausch mit den an-
deren Unternehmer-
frauen, die gemein-
samen Diskussionen
über unterschiedliche
Themen und die
Freude beim ge-
meinsamen Erleben,
treiben mich an“, so
Heidi Schwaighofer
aus Hottenbach.
Die49-JährigeistVorsitzendeimArbeitskreisUnternehmerfrauen
imHandwerk (UFH) Birkenfeld. 32Mitglieder zählt der vor zehn
JahrengegründeteArbeitskreis. „Wir treffenuns einmal imMonat.
Fachreferenten informieren uns über betriebswirtschaftliche oder
rechtliche Themen. Auch Datenverwaltung spielt eine wichtige
Rolle“, so die Betriebswirtin des Handwerks. Seit 2007 steht die
gelernteHauswirtschaftsmeisterinanderSpitzedesArbeitskreises.
Sie weiß, was es bedeutet, betriebsfremd plötzlich das Büro eines
selbstständigen Handwerksmeisters zu managen und ihm den
Rücken frei zu halten. Mit den Aufgaben ist sie gewachsen. In
Weiterbildungen zur Fachwirtin und zum Betriebswirt erwarb
sie notwendiges Rüstzeug. Schon lange verweist sie die Kunden
nicht mehr ausschließlich an ihren Mann, sondern ist kompetente
Ansprechpartnerin im Zimmereibetrieb Schwaighofer.
Im Arbeitskreis treffen sich die Frauen aus unterschiedlichen
Handwerksbetrieben und diskutieren allgemein gültige Fragen.
„Wir sehendieDingeoft aus einemanderenBlickwinkel als unsere
Männer und trotz aller Unterschiede gibt es viele Gemeinsam-
keiten“,weiß sie.Neben allenFachfragen steht auchYoga oder ein
mehrtägiger Ausflug nach Hamburg im Jahresarbeitsprogramm.
Zimmerer-
meister
Ferdinand
Schwaig-
hofer baut
mit Massiv-
holz. Durch
seine alpen-
ländischen
Wurzeln ist
er auch mit
alten Tech-
niken in der
Fassaden-
und Dach-
gestaltung
vertraut.
man in Rheinland-Pfalz, aber
auch in Hessen, Bayern, dem
Saarland und in Luxemburg.
Leidenschaft
für Holz
FerdinandSchwaighoferhateine
besondere Affinität zu Holz. „In
meiner österreichischen Heimat
habe ich während der Ausbil-
dung viele Weisheiten und alte
Handwerkstechniken rund um
den Holzbau erfahren“, sagt der
im Salzkammergut geborene
und aufgewachsene 47-Jährige.
„Hier war es selbstverständlich,
fürFassadenundDächeraufche-
mischen Holzschutz zu verzich-
ten und dafür auf die Material-
auswahl, richtige Verarbeitung,
entsprechendeKonstruktionund
denErntezeitpunktdesHolzeszu
achten“, betont er.
Mit dem Bau der Häuser aus
Vollholz setzt er seine Leiden-
schaft für den Naturwerkstoff
auch in Deutschland um. In
den Hunsrück kam er der Liebe
wegen. „Ich habe meine Frau
auf einer Alm kennengelernt,
wo sie als Touristin unterwegs
war“, erzählt er. In Deutschland
arbeitete er zunächst als ange-
stellter Zimmerer, erwarb 1998
den Meisterbrief und machte
sich 2000 selbstständig. Er
begann mit 3D-Konstruktionen
für Holzbaufirmen im Bereich
Holzrahmenbau. 2006 plante
und baute er das ersteWohnhaus
in Vollholzbauweise in Rhein-
land-Pfalz.
„Wir bauen aber nicht nur Holz­
häuser, sondern bieten auch
alle im Zimmererhandwerk
anfallenden Arbeiten an“, beru-
higt Schwaighofer Kunden, die
einen Dachstuhl oder Carport in
Auftraggebenmöchten. Auch in
haus garantiert besten Schall-
schutz, fast 100-prozentige
Bauen mit
Holz: Oben
ein Wohn-
haus in den
Weinbergen
des Mittel-
rheintales,
rechts
die Mon-
tage eines
massiven
Daches.
Fotos: privat
Und doch hängt am Naturmate-
rial Schiefer sein Herz. „Eine
Dacheindeckung mit Schiefer
sieht nicht nur edel aus, sondern
sie ist auch zeitlos und hat eine
Lebensdauer von 100 Jahren
und mehr. Dabei schimmert ein
Schieferdachkeineswegs immer
nurschwarzodergraublau.Auch
Schiefer in Rot- und Grüntönen
ist ein Naturprodukt und schil-
lert im Licht in verschiedenen
Nuancen. Das faszinierende am
fertigen Dach ist das Lichtspiel.
Je nach Sonneneinfall und
Lichtbrechung glänzt das Dach
immer wieder neu.“ Er erzählt
von Arbeiten mit Moselschiefer
am Bergfried der Reichsburg in
Cochem, die er im Hängegerüst
vorgenommen hat. „Da bedarf
es schon einer Topkondition,
die wir Dachdecker ja haben“,
schmunzelt Christian Gietz.
Ein Auftrag ganz anderer Art
führte den Dachdeckermeister
zur Meyer-Werft in Papenburg
an der Ems. Hier galt es, die
Sushi-Bar auf dem Kreuzfahrt-
Christian Gietz Bedachungen, Beilstein
Gegr. 1930 | 5 Mitarbeiter | Dachstuhlbau, Wärmeschutz, Reparaturen und
Wartung | Tel. 02673/ 1604 |
schiff Aida zu überdachen. „Die
Tonziegel wurden aus China
importiert und in aufwendiger
Handarbeit einzeln auf spezi-
ellem Mörtel gelegt. Man muss
immer das Gewicht imBlick ha-
ben. Schließlich handelt es sich
um ein schwimmendes Hotel.
Das war eine Detailarbeit, die
ihre Zeit brauchte, aber großen
Spaß gemacht hat“, erinnert er
sich. Und so fährt jetzt ein Dach,
„made by Gietz“ über die Welt-
meere. Auch im Freizeit- und
Ferienpark in Bad Bentheim
sowie imGolf- und Ferienresort
Cochem hat Dachdeckermeister
Gietz auf den Dächern von über
100, im ursprünglichen Land-
hausstil gebauten Villen für
Feriengäste seine Handschrift
hinterlassen.
Stefanie Gietz engagiert sich in Ausbildungsprojekten
und bei den Unternehmerfrauen im Handwerk.
Altes neu ent- und eingedeckt: Christian Gietz fertigt
eine Altdeutsche Schiefereindeckung in Senheim.
Kunstvolle Schiefer-Ornamenteindeckung bei einem alten Fach-
werkhaus in Beilstein: Hier hat das Team um Dachdeckermeister
Christian Gietz sein ganzes Können eingesetzt.
Foto: privat
mendGestaltungselement.Mein
Anspruch ist es, den Kunden
für sie passende Lösungen
anzubieten. Dabei geht es um
mehr als nur darum, Dächer zu
decken“, betont er. Diese Fir-
menphilosophie umfasst für den
Handwerksmeister nicht nur die
Gesamtpalette der angebotenen
Leistungen vom Keller bis zur
Schornsteinspitze.
Neben Solar- und Photovoltaik-
arbeiten, Aspekten von Schall-,
Wärme- und Blitzschutz sowie
Außenwandbekleidung liegt
ihm die Ausbildung des Nach-
wuchsesamHerzen.Über30jun-
geLeute habenbeiGietz gelernt,
einige habendieMeisterprüfung
erfolgreichabsolviert,andereein
Studiumangeschlossen.„Füruns
zählen Begeisterung und Moti-
vation für das Handwerk mehr
als beste Schulnoten. Wichtig
ist, dass die Jugendlichen mit
Herzblut in die Lehre starten.
Dieses Feuer muss der Lehrherr
schüren.“ ImDachdeckerbetrieb
ist ab August ein neuer Lehrling
herzlich willkommen!
Ehefrau Stefanie Gietz zieht
mit ihrem Mann an einem
Strang. Die 2. Vorsitzende im
Arbeitskreis der Unternehmer-
frauen im Handwerk (UFH)
Kaisersesch-Cochem-Zell, en-
gagiert sich auch in einem
Kooperationsprojekt „Paten für
Ausbildung“.Sieweiß:„Jugend-
liche brauchen jemanden, der
sichZeit für sie nimmt und ihnen
etwas zutraut.“ Die 51-Jährige
ist überzeugt, dass ein Hand-
werksbetrieb zur Vermittlung
von Schlüsselqualifikationen
optimal ist. „Das Team ist wie
eine Familie.“ Und so werden
bei den monatlichen Treffen der
Unternehmerfrauen neben fach-
lichen auch zwischenmensch-
liche Themen besprochen. Die
Fachwirtin für kaufmännische
Betriebsführung ist Gründungs-
mitglied im vor 14 Jahren ins
Leben gerufenen UFH. Ihm
gehören 35 Mitglieder an.
Übung macht den Meister: Christian Gietz (Mitte) mit sei-
nen Lehrlingen Manuel Mertens (l.) und Marius Coche.
der Denkmal-
pflege hat der
NameSchwaig­
ho f e r e i nen
guten Klang.
Seine Leistun-
gen werden bei
Restaurierung
und Sanierung
h i s t o r i s c h e r
Bausubstanz
geschätzt. So
wirkte er bei
der Sanierung
des Zentrums
für Restaurie-
rung und Denk-
malpflege der
HwK Koblenz
inHerrsteinmit.
Für Zimmerer beginnen in
Koblenz Meisterkurse in
Vollzeit (mo-fr, 8-15.30
Uhr) am 1. September und
in Teilzeit (fr&sa, 8-15
Uhr) am 21. November.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail
Meisterkurs
Zimmerer
Info-Tel. 0261/ 398-313
Ein Herz für
den Nachwuchs
Für Aufsehen sorgen immer
wieder besondere Ornamente
auf Dächern und an Fassaden.
Auch hier ist Christian Gietz
in seinem Element. Das zeigt
beispielsweise die kunstvolle
Ornamentschiefereindeckung
eines alten Fachwerkhauses in
Beilstein. „Das Dach ist zuneh-
Foto: privat
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