Handwerk Special Nr. 180 vom 14. Juni 2014 - page 21

Handwerks- und Maschinenarbeit – Service für Unternehmen
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Nr. 180
14. Juni 2014
Die Versicherungsexperten informieren: Altersarmut vorbeugen – mit betrieblicher Altersversorgung punkten
Deutschland steuert auf
einen akuten Fachkräfte-
mangel zu. Umso wich-
tiger ist es für Betriebe,
nicht nur geeignete, mo-
tivierte Fachkräfte zu fin-
den, sondern diese auch
langfristig zu halten. Und
diese achten nicht nur
auf die Bezahlung, son-
dern vermehrt stehen die
Zusatzleistungen ihres
Arbeitgebers im Fokus,
wie etwa die betriebliche
Altersversorgung (bAV).
Arbeitnehmer sollten mög-
lichstfrühdieVorteilederbAV
nutzen. Sie ist dankSteuer- und
Sozialversicherungseffekten
eine sehr lukrative Form der
Vorsorge. Jeder abhängig Be-
schäftigte hat prinzipiell einen
Rechtsanspruch darauf, dass
Teile seiner Entgeltansprü-
che für seine betriebliche
Altersversorgung verwendet
werden. Maximal können so bis
zu vier Prozent der Beitragsbe-
messungsgrenze (BBG) West
der gesetzlichen Rentenversi-
cherung, die 2014 bei 71.400
Euro liegt, steuer- und sozial-
versicherungsfrei in die Alters-
und Hinterbliebenenversorgung
fließen. Damit können Arbeit-
nehmergrundsätzlichverlangen,
dass jährlich bis zu 2.856 Euro
in eine bAV investiert werden.
Hier regelnVereinbarungen den
Durchführungsweg.
JederArbeitgeber ist gut beraten,
sich frühzeitig bei erfahrenen
Partnern wie der Signal Iduna
über den für ihn optimalen
Durchführungsweg für die bAV
in seinem Betrieb zu informie-
ren und diesen offensiv seinen
Mitarbeitern nahezubringen.
Spätestens dann, wenn seine
Beschäftigten ausdrücklich
eine Möglichkeit zur Entgelt-
umwandlung wünschen, muss
Branchen Umsetzungspartner
von tarifvertraglichen und
betrieblichen Regelungen zur
betrieblichen Altersversor-
gung. Die Angebotspalette
umfasst sowohl sicherheits- als
auch renditeorientierteVersor-
gungslösungen.
Altersarmut ist ein zentrales
Zukunftsproblem. Denn in
manchen Fällen ist die gesetz-
liche Rente geringer als die
staatliche Grundsicherung.
Aufgrund der demografischen
Entwicklung – die Bevölke-
rung wird immer älter – ist
das derzeitige Renten- und
Versorgungsniveaunichtmehr
aufrecht zu erhalten. Bereits
seit einigen Jahren wird das
Niveau der gesetzlichen Rente
aufgrund von Rentenreformen
kontinuierlich abgesenkt. Um
den Lebensstandard halten zu
können,mussprivatvorgesorgt
werden.
Eindrucksvolle Formen in
Metall
Wenn sich Lehrling
Eduard Gelwich aus Hof
an der Blechscheibe zu
schaffen macht, bindet
er sich mit einem breiten
Gürtel an der Drückbank
fest, damit er den nötigen
Halt hat und die Kraft
aufbringen kann, die er
benötigt. Er möchte Me-
tallbildner mit Fachrich-
tung Gürtler- und Metall-
drücktechnik werden und
wird in der Firma Helmut
Rübsamen in Bad Marien-
berg ausgebildet.
„Es ist in der Tat ein anstren-
gender Beruf. Wer den ganzen
Tag in derWerkstatt Metalle ge-
formt hat, fällt abends müde ins
Bett“, bestätigt ThomasRöttger.
„Es ist aber auch ein spannender
und erfüllender Beruf, der viele
Arbeitsmöglichkeiten bietet.“
Der Diplom-Ingenieur ist Ge-
schäftsführer des Westerwälder
Unternehmens. Der zertifizierte
Zulieferbetrieb formtMetalle al-
ler Art und Größen vornehmlich
für nationale und internationale
Industrieunternehmen aus dem
Fahrzeug- und Maschinenbau,
der Konsumgüterindustrie, dem
Heizungs- und Lüftungsbau,
oder der Elektrotechnik.
Mit seinen manuellen, hydrau-
lischen und automatischen
Drückmaschinen kann er hoch-
Westerwälder Zulieferbetrieb Helmut Rübsamen drückt Blech zu Hohlkörpern
H. Rübsamen GmbH & Co. KG, Bad Marienberg
Gegr. 1960 | 300 Mitarbeiter | Spezialprodukte für Heizungs-, Lüftungs-,
und Klimatechnik | Tel. 02661/ 98 51-0 |
er ihnen ein konkretes Angebot
unterbreiten. In tarifgebundenen
Arbeitsverhältnissen gilt dies
allerdings nur, wenn ein vorhan-
dener Tarifvertrag diese Mög-
lichkeit vorsieht. Der Arbeitge-
ber darf den Durchführungsweg
imRahmen der gesetzlichenBe-
stimmungen festlegen. Es stehen
dafürdieDirektversicherung,die
Pensionskasse, der Pensions­
fonds, diePensionszusage sowie
die Unterstützungskasse zur
Verfügung.
DemArbeitnehmer kommen die
Beiträge zur bAVzu100Prozent
zugute. Erst auf die späteren
Versorgungsleistungen muss er
Steuern und unter Umständen
Beiträge zur Kranken- und Pfle-
geversicherung bezahlen. Das
Unternehmen spart ebenfalls,
denn es fallen auf den Beitrag
keine Arbeitgeberanteile bei
den Sozialversicherungsbeiträ-
gen an. Die Beiträge sind als
Betriebsausgaben abzugsfähig.
Daher ist es für den Betrieb
sinnvoll, seinVergütungssystem
so zu gestalten, dass er geplante
individuelle Lohnerhöhungen
zumindest teilweise als Beiträge
zur bAV verwendet. Anderer-
seits kann der Arbeitnehmer
seine bAV auch allein mittels
Entgeltumwandlungfinanzieren.
Für kleine und mittlere Betriebe
bewährthabensichinsbesondere
die Durchführungswege Direkt-
versicherungundPensionskasse,
etwa über die Signal Iduna Pen-
sionskasse AG. Ihre Zweignie-
derlassungen „Pensionskasse
des Deutschen Handwerks“ und
„Pensionskasse des Deutschen
Handels“ dokumentieren die
bis heute enge Verbundenheit
der Versicherungsgruppe zu
Handwerk und Handel, in de-
nen der Allfinanzkonzern seine
Wurzeln hat. Die Signal Iduna
Pensionskasse AG ist in vielen
wertige Bauteile produzieren,
aber auchdenScheinwerfer oder
dieRadkappe für einenOldtimer
für den es keine Ersatzteilemehr
gibt. SechsMillionen Teile wer-
den jedes Jahr gefertigt. Dabei
ähnelt der Produktionsprozess
einer Töpferei. Statt des Tons,
der bei Rotationmit den Händen
in die richtige Form gebracht
wird, sindes hierMetallscheiben
verschiedenster Stärke, die mit
allerlei Geräten solange bear-
beitet, gedrückt und gebogen
werden, bis sie die gewünschte
Form haben. Die Arbeitsgeräte,
in Form von verschiedensten
Rollen und Spitzen, sehen wie
überdimensionierte Zangen und
Folterinstrumente aus.
„Das Metalldrücken ermöglicht
die Herstellung rotationssym­
metrischer Hohlkörper, die
auch sehr groß sein können. Wir
verformenHohlkörpervonbiszu
zwei Metern Durchmesser und
bis zu sechs Millimetern Dicke.
CNC-gesteuerte Drückmaschi-
nen und Pressen mit bis zu 700
Tonnen Presskraft ermöglichen
Großserien von Stanz- und
Ziehteilen. Die Umformung der
Metalle von Hand ist und bleibt
weiterhin fester Bestandteil un-
sererFirmenphilosophie“,betont
Thomas Röttger. So entstehen
kleinere Stückzahlen und Pro-
totypen auf Handdrückbänken.
Mit der manuellen Umformung
hat Firmengründer Helmut
Rübsamen 1960 begonnen. „Er
hat damals Geschenkartikel wie
Vasen und Windlichter herge-
stellt“, weiß JoachimTheiß. Der
Metalldrücker ist seit 1970 im
Betriebundwar der vierteMitar-
beiter,denRübsamennachseiner
Existenzgründung eingestellt
hatte.„DasUnternehmenistnach
und nach mit den zunehmenden
Aufträgen gewachsen. Vor 40
Jahren wurde die erste hydrau-
lische Drückmaschine gekauft.
Heute ist die Fertigungshalle
fast zwei Fußballfelder groß.
Handarbeit wurde jedoch immer
beibehalten.“ Er berichtet, dass
der Bedarf an Handwerksarbeit
im Bereich der Zulieferung an
die Industrie nach wie vor sehr
hoch ist.
Mit Körperkraft und Technikeinsatz bringt Lehrling
Eduard Gelwich Metall in Form.
Betriebsinhaber Thomas Röttger (r.) und „Altgeselle“
Joachim Theiß (l.) mit ihrem Lehrling Eduard Gelwich.
Angefangen hat-
te Helmut Rüb-
samen mit der
Herstellung von
Vasen, heute
fertigt das von
ihm gegründete
Unternehmen
hochtechnische
Metallkörper.
Foto: privat
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