Handwerk Special Nr. 180 vom 14. Juni 2014 - page 19

Familiär geführte Unternehmen leisten Großes
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Nr. 180
14. Juni 2014
Schütz setzt auf Wachstum
Wachstumspotenziale
ausloten, Unternehmens-
nachfolge sichern: Für
Tischlermeister Wolfgang
Schütz und seine Frau
Helma sind diese beiden
Punkte wesentliche Säu-
len einer langfristigen Un-
ternehmensplanung. Sie
selbst haben vorgemacht,
wie ein Handwerksbetrieb
mit Sitz im Westerwälder
Herschbach innerhalb
weniger Jahre eine er-
staunliche Entwicklung
nehmen kann.
„Unser Unternehmen ist keine
typische Schreinerei“, betont
Helma Schütz unter Hinweis auf
den hohen Spezialisierungsgrad
des Meisterbetriebs. Die Kun­
den kommen vor allem aus der
Keramikindustrie. Gefragt sind
zum Beispiel Lösungen für Prä­
sentationen und Messen.
Die Tischlerei Schütz kann dank
einesgroßenMaschinenparksdie
ausgefallensten Wünsche reali­
sieren. Infolge von konsequen­
ten Investitionen in modernste
Technikhat sichderHandwerks­
betrieb auch als Kooperations­
partner einen Namen gemacht.
Rund 300 Lkw-Ladungen ver­
lassen jährlich die Halle in der
Holzbachstraße, denn Familie
Schütz und ihre Mitarbeiter
können vieles zuschneiden, was
in manch anderem Betrieb eben
nicht möglich ist.
Tischlerei in Herschbach liefert aus dem Westerwald in alle Welt
Tischlerei Schütz GmbH, Herschbach
Gegr. 2000 | 17 Mitarbeiter | Sondermöbelbau, Industriezuschnitte |
Tel. 02626/ 92 34 00 |
„Wir haben ganz normal ange­
fangen“, erinnert sichWolfgang
Schütz und meint die kleine
Tischlerei, die er 2000 in Ebern­
hahn eröffnete. Dort baute er un­
teranderemMöbelundmontierte
sie direkt beimKunden.Undwie
der Zufall so spielte, arbeitete er
im Haus des Prokuristen eines
großenKeramikherstellers, kam
ins Gespräch und erfuhr, dass
die bisherige Partnerschreinerei
dieses Unternehmens aus Al­
tersgründen schließen würde.
Der Meister wurde gefragt,
ob er einspringen könnte. Der
Anfang war gemacht, der gute
Service des heute 57-Jährigen
sprach sich herum. Die Folge:
Der Viermannbetrieb muss­
te wachsen. Zunächst wurde
umfirmiert. 2007 folgte der
Umzug in die frei gewordene
Halle eines Möbelherstellers in
Herschbach. Die Entscheidung
zahlte sich aus: Schon im ersten
Jahr am neuen Standort wuchs
der Umsatz um 67 Prozent, die
Gesamtmenge des verarbeiteten
Holzes wuchs von 18.000 auf
50.000 Quadratmeter. Aktuell
sind es sogar mehr als 200.000
Quadratmeter.
Heute hat derHandwerksbetrieb
17Mitarbeiter. Es sind überwie­
gend junge Leute, die dennoch
ein eingespieltes Team bilden,
das in kurzer Zeit viel bewegen
kann. Und dafür, dass kauf­
männisch alles rund läuft, sorgt
GeschäftsführerinHelmaSchütz
(56), eine gelernteGroßhandels­
kauffrau. „Es gibt natürlich im­
mer wieder Momente, in denen
man sich fragt, warum man das
alles gemacht hat“, räumt das
Ehepaar Schütz ein – und liefert
die Antwort gleich mit. Denn in
der Tischlerei ist die Nachfolge
bestens geregelt. Die beiden
Im Zuschnitt realisieren die Schütz-Mitarbeiter auch
in ihren Ausmaßen ungewöhnliche Wünsche. Das Un-
ternehmen setzt auf modernste Maschinen, darunter
zwei CNC-Anlagen.
Familie Schütz hat einen erfolgreichen Handwerksbe­
trieb aufgebaut und die Nachfolge gesichert (v.l.): Se­
bastian Rimpler, Wolfgang, Helma und Benjamin Schütz.
Ein Schütz-Klassiker: Sondermöbel für die Präsenta-
tion von Fliesen, die in Metallschienen sicher positio-
niert werden.
Blick in die
Lackiererei
der Tischle-
rei Schütz.
Das Famili-
enunterneh-
men plant,
diesen Teil
des Betriebs
deutlich zu
vergrößern.
Söhne sind bereits fest ins Ma­
nagement eingebunden. Wäh­
rend Tischlermeister Benjamin
Schütz (30) die Werkstatt leitet,
übernimmt Sebastian Rimpler
(27), der Architektur (Master of
Arts) studiert hat, die Planung.
Dazu gehört auch die Präsenz im
Internet. „Da sindwir noch nicht
langevertreten“,räumtderGrün­
der ein, der sich über die ersten
erfolgreichen Firmenkontakte
über die virtuelleWelt freut. Das
Beispiel zeigt: Marketing über
die unterschiedlichsten Kanäle
wird für Handwerksbetriebe
immer wichtiger – und zu einer
Existenzfrage. Das hat auch
die Familie Schütz erkannt, die
trotzdeshohenSpezialisierungs­
gradesneueStandbeineaufbauen
will. Das erfordert allerdings
weitere Investitionen. Die Pläne
für eineErweiterungder Produk­
tionshalle und den Ausbau der
Lackiererei sind bereits fertig.
Doch bei Helma und Wolfgang
Schütz geht es nicht nur um
Technik. Sie wissen: Man muss
auch in Menschen investieren,
sie gegebenenfalls über Jahre
„aufbauen“. Deswegen bilden
sie aus Überzeugung aus und
geben auch denjenigen eine
Chance, die nicht die besten
Voraussetzungen mitbringen.
Denn Wolfgang Schütz hat die
Erfahrung gemacht, dass Abitu­
rienten nicht zwangsläufig gute
Tischler werden. „Man muss
Ziele haben und mit Höhen und
Tiefenumgehenkönnen“,betont
derMeister, der dies gemeinsam
mit seinerEhefrau immerwieder
vorgelebt hat.
Die Panoramaaufnahme veranschaulicht die Dimensionen der mit
feinster Technik gespickten Produktionshalle der Familie Schütz.
Foto: privat
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