Handwerk Special Nr. 165 vom 1. Dezember 2012 - page 11

Ein Fachgespräch: Kosten senken und Klima schützen
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Nr. 165
1. Dezember 2012
„Sensiblen Umgang
mit Ressourcen
neu erlernen“
Energieeffizienz ist in aller Munde. In den Konzepten der
Bundesregierung und der Europäischen Union spielt
sie eine Schlüsselrolle für die Bewältigung anstehender
Klimaprobleme. Mit neuen Ansätzen sollen die steigenden
Kosten für Energie aufgefangen und gleichzeitig das Klima
geschützt werden.
E-Handwerk zu Energiewende, Energiesparen und -effizienz
Im Grunde genommen geht es
um den sensiblen Umgang mit
Ressourcen,denwirneuerlernen
müssen.
Welche Bedeutung kommt
bei dieser Thematik dem
Handwerk zu?
Ob erneuerbare Energien, kli-
maschonende Techniken oder
intelligente Infrastruktur, ohne
das Handwerk geht es nicht.
Elektrofachbetriebe beispiels-
weise stehen Kunden mit Rat
undTat zur Seite,wenn es darum
geht, die Heizungsanalage zu
erneuern und eine Wärmepum-
pe einzusetzen oder darum,
eine Fotovoltaik-Anlage zu
installieren. Auch so genannte
Smart-Grid-Lösungen, alsoalles
rundumdasThema intelligentes
Stromnetz, sind hier zu nennen.
Mit unserem fachlichen Know-
how leisten wir einen wichtigen
Beitrag dazu, Energie effizient
nutzbar zu machen, Energie
einzusparen – und natürlich
auch, Energie zu gewinnen.
Schließlich denken heutzutage
immer mehr Menschen darüber
nach, sich selbst mit Energie zu
versorgen, um unabhängig von
Stromanbietern zu sein.
Das eigene Kraftwerk im
Garten oder Keller – ist
das nicht Zukunftsmusik?
mithohenLeistungenundbeider
Beleuchtung sparen. Den deut-
lichüberwiegendenAnteilmacht
die Raumwärme aus, von der
oftmals einGroßteil durchDach,
Wände, Fenster oder Türen
entweicht. Auch alte Heizkessel
oderfalscheingestellteUmwälz-
pumpen treiben den Strom- und
Wärmever-
brauch in
die Höhe.
BeimStrom
kann man
bei Geräten
zum Küh-
len, Gefrie-
ren, Wa -
schen und
T r o c k n e n
am meisten
einsparen.
Diese Ge-
r ä t e ve r -
brauchen etwas über die Hälfte
des Haushaltsstroms. Moderne
Waschmaschinen benötigen
dabei nur nochhalb soviel Strom
wie vor zwanzig Jahren. Es lohnt
sichalsomitunterdurchaus,neue
Geräte anzuschaffen.
Bringen moderne Energie­
sparlampen und LEDs
wirklich etwas?
Ja. Energiesparlampen verbrau-
chen rund 80 Prozent weniger
Strom als die alten Glühlampen.
Die höheren Anschaffungskos­
ten machen sich dabei über die
Lebensdauer bezahlt. Übrigens:
Die extremstromsparendeLED-
Technik kann inzwischen auch
warmes und atmosphärisches
Licht erzeugen, ähnlich der
Glühlampe. Zudem sind die
modernen Leuchtmittel nicht
nur in vielen Varianten erhält-
lich, sondern mittlerweile auch
dimmbar – Argumente, die
selbst Anhänger der Glühbirne
überzeugen dürften. Am besten
also einfach mal beim Elektro-
fachbetrieb nachfragen, welche
Lichtkonzepte und Lösungen
sich anbieten.
Was kann man noch tun,
um die Stromrechnung zu
senken?
Zunächst einmal sollten alle
„Stromfresser“ identifiziert
werden. Auch dabei sind Fach-
betriebegernebehilflich. Zudem
gilt es, Leerlaufverluste zu
vermeiden. Viele kleine Ver-
braucher – etwa Set-Top-Boxen
für den Fernseher – treiben den
Stromverbrauch in die Höhe.
Sie verbrauchen Energie, ohne
dass man es merkt. Der Grund:
Transformatoren, die nicht vom
Netz getrennt sind, obwohl das
Gerät eigentlich ausgeschaltet
ist. An der Wärme, die diese
abgeben oder am ständigen
Brummen lässt sich das schnell
erkennen. Abhilfe verschaffen
ein einfacher Zwischenstecker
mit Schalter oder eine schaltbare
Steckdosenleiste.
Tipps und Checks
Umfassende Informa­
tionen rund um die
Themenkomplexe Energie­
effizienz und Energiesparen mit
Tipps, Checklisten und diversen
Online-Tools (Checks & Rechner)
bietet der Fachverband Elektro-
und Informationstechnik Hessen/
Rheinland-Pfalz (FEHR) auf seinen
Internetseiten:
Was dran ist am neuen Zau-
berwort, welche Rolle dem
Handwerk zukommt und wie
jeder Energie sparen kann, das
erläutert Christoph Hansen,
Obermeister der Innung für
Elektro-,Gebäude-undInforma-
tionstechnik Rhein-Mosel und
Vizepräsident des Fachverbands
Elektro- und Informationstech-
nik Hessen/Rheinland-Pfalz.
Energieeffizienz – was
heißt das eigentlich?
Energieeffizienz ist ein Maß
für den Aufwand, der betrieben
wird, um einen festgelegten
Nutzen zu erreichen. Je we-
niger Energie für die gleiche
Leistung benötigt wird, desto
höher ist die Energieeffizienz.
In jedem Haushalt wird Energie
eingesetzt, um eine bestimmte
Leistung zu erhalten. Etwa eine
warme Wohnung im Winter.
Wenn das Gebäude im Hinblick
aufdenEnergieverbrauchintelli-
gent gebaut oder saniert wurde,
dann wird natürlich wesentlich
weniger Energie verbraucht, um
dieses Ziel zu erreichen.
Energieeffizienz bedeutet
also immer auch Energie­
sparen?
Im Prinzip schon. Energieeffi-
zienz und Energieeinsparung
sind zwar nicht das Gleiche,
das Ergebnis aber schon: ein
geringerer Energieverbrauch.
Energieeffizienz lässt sich in
erster Linie durch effizientere
Technik steigern. Diese allein
reicht aber nicht aus. Auch das
Nutzungsverhalten, also die
Gewohnheiten der Verbraucher
sindentscheidend.Jedereinzelne
ist aufgerufen, aktiv zu werden
und wo immer möglich Energie
einzusparen. Oft helfen schon
kleine Dinge: Nicht überall
im Haus muss abends Licht
brennen, wenn sich die Familie
nur im Wohnzimmer aufhält.
Die Betriebe aus dem E-Handwerk gehen in Sachen Energieberatung in die Offen-
sive, wie hier während der Nacht der Technik in Koblenz: Obermeister Christoph
Hansen (l.) im Gespräch mit Besuchern und Zulieferern des Handwerks.
Foto: P!ELmedia
So gesehen hat die Zukunft
bereits begonnen. Längst haben
Verbraucher die Möglichkeit,
selbst Stromerzeuger zuwerden.
Dezentrale Erzeugungsanlagen
wie Blockheizkraftwerke, Fo-
tovoltaik-undWindkraftanlagen
gewinnen eine immer größere
Bedeutung. Bislang wurden
Blockheiz-
kraftwerke
v o r z u g s -
we i s e i n
großen Ge-
bäudekom-
plexen ein-
gesetzt, et-
wa in Kran-
kenhäusern
oder Wohn-
siedlungen.
Mittlerwei-
le gibt es
aber auch
schon interessante Lösungen für
Ein- und Zweifamilienhäuser,
die ohneweiteres imheimischen
Keller untergebracht werden
können. In den kommenden
Jahren wird sich auf diesem
Sektor sehr viel tun, die entspre-
chenden Technologien werden
für Otto-Normal-Verbraucher
immer interessanter. Gerne in-
formieren die Fachbetriebe des
Elektrohandwerks hier über ent-
sprechende Möglichkeiten der
Planung und Umsetzung, über
Fördermittel und so weiter.
Wie können Eigentümer
die Energieeffizienz ihres
Gebäudes verbessern?
Grundsätzlich gibt es zwei
wesentliche Ansatzpunkte: eine
bessereDämmungdesGebäudes
und eine effizientere Technik.
Am meisten Energie lässt sich
bei der Erzeugung von warmem
Wasser, bei Haushaltsgeräten
Für Elektrotechniker be-
ginnt am 29. April 2013
der nächste Vollzeit-Meis­
terkurs (mo-fr, 8.15-15.15
Uhr) in Koblenz.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Meisterkurs
Elektrotechniker
Info-Tel.: 0261/ 398-314
Am 15. Februar 2013 startet
die Fortbildung zum Gebäu-
deenergieberater (fr, 16.30-
20.45 Uhr & sa, 8.30-12.45
Uhr) in Koblenz. Inhalte:
Bauwerke/-konstruktion,
technische Anlagen, Mo-
dernisierungsplanung
Infos & Anmeldung beim
HwK-Umweltzentrum:
E-Mail:
Fortbildung
Gebäudeenergieberater
Info-Tel.: 0261/ 398-653
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