Handwerk Special Nr. 165 vom 1. Dezember 2012 - page 17

Handwerkskunst in der Schmuck- und Edelsteinregion Nahe
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Nr. 165
1. Dezember 2012
Unternehmen schätzen die Hilfe des AKs gegen Mobbing
Der Arbeitskreis gegen Mobbing e.V. – Initiative
zur Bewältigung von Konflikten am Arbeitsplatz
(AKM) kann sich zu seinem fast 20-jährigen Beste-
hen über eine Spende von Orthopädietechnik Jaeger
aus Lahnstein freuen. Thomas Jaeger (r.) hatte sich
über die Arbeit des AKM und dessen Hilfsangebote
informiert. Das Gespräch motivierte ihn dann, den
AKM mit einer Spende über 500 Euro zu unterstüt-
zen: „Gerade gemeinnützige Organisationen sind auf
Spenden angewiesen“, unterstrich Thomas Jaeger,
„sie leisten einen wichtigen gesellschaftlichen und
unternehmerischen Beitrag.“ Über die konkrete Hilfe
für Mobbingbetroffene hinaus, unterstützt der AKM
auchUnternehmenbeiderMobbingpräventionundbei
derbetrieblichenKonfliktbewältigung.ThomasJaeger
zeigte sich überzeugt, dass Unternehmen nur dann
erfolgreich sein könnten, wenn sie sich Konflikten
stellten und ihren Mitarbeiter eine gebührende Wert-
schätzung entgegenbrächten. Den Spendenscheck
nahmRechtsanwaltBurgfürdenAKMindenRäumen
von Orthopädietechnik Jaeger entgegen. Infos unter
Geschliffen weltweit begehrt
Überall im Haus und in
der Werkstatt von Edel-
steinschleifermeister
Erwin Moser aus
Fischbach/Nahe
funkelt und glitzert
es. Es sind Bergkris­
talle, die mit ihrem
Leuchten eine ma-
gische Anziehungs-
kraft ausüben.
Moser ist fasziniert von dem
Edelstein. „Er ist eisig und
feurig zugleich, und jeder Stein
ist ein Unikat“, schwärmt er.
Durch den richtigen Schliff gibt
ihmderMeister dasLicht, seinen
Schimmer und die Form. Mehr
als eine Tonne Bergkristall pro
Monat werden verarbeitet.
Der Bergkristall hat den 75-Jäh-
rigen ein Leben lang fasziniert.
Als Schleifer des kulturträch-
tigenSchmucksteins, demschon
Hildegard von Bingen Heilkraft
zusprach, hat er sich weltweit
einen Namen gemacht. Der
Louvre inParis, Tiffany, Chanel,
die königliche Familie Fahd von
Saudi-Arabien und Könige aus
dem Orient, deren Namen nicht
genannt werden dürfen, zählen
zu den Kunden. Auch einige der
Leuchter vonSchlossNymphen-
burg in München wurden in der
FischbacherEdelsteinschleiferei
restauriert. Zahlreiche Ehren-
und Filmpreise bekamen ihren
Schliff in Fischbach.
Alte Prunkstücke
glänzen neu
Obwohl Erwin Moser den
Betrieb bereits 2004 an seine
Tochter Petra Moser-Christof-
fel übergeben hat, ist er noch
täglich in der Werkstatt zu
finden. Hier arbeitet er an der
Seite seines Schwiegersohnes
Bernd Christoffel, ebenfalls
Edelsteinschleifermeister.Beide
haben sich unter anderen auf die
Herstellung und Restaurierung
von Kronleuchtern speziali-
siert. Immer wieder stehen
Ausbesserungsarbeiten an den
Kostbarkeiten in verschiedenen
Schlössern an.
Die Edelsteinschleifermeister
machensichvorOrteinBildoder
arbeitennachZeichnungen,Mus­
terteilen und Modellen. In der
Fischbacher Edelsteinschleiferei Moser bringt Bergkristalle auf Hochglanz
Steckbrief:EdelsteinschleifereiMoser,Fischbach
Gegr. 1965 | 3 Mitarbeiter | Kronleuchter mit Bergkristall, Kunst-
objekte, Schmuck | Tel.: 06784/ 2512 |
Schlei-
ferei wird
zerbrochener und
fehlender Bergkristallbe-
hangnachaltenSchleifmethoden
kopiert, damit später, wenn die
Teile am Kronleuchter hängen,
mit bloßen Auge keine Unter-
schiede zwischen alt und neu
erkennbarsind.JüngstesBeispiel
dafür sind die Restaurierungs-
arbeiten an einigen Lüstern im
Neuen Palais von Schloss Sans-
souci in Potsdam. Zum Einsatz
kam Bergkristall aus Madagas-
kar. „Die Rohsteine wurden auf
die entsprechende Größe zuge-
schnitten, auf Carbon-Rundum-
Rädern grob geschliffen und
nach Vorlage facettiert. Dann
erfolgtederFeinschliffaufeinem
Sandstein.ZurHochglanzpolitur
der Leuchterteile diente ein
spezielles Blei-Rad“, beschreibt
Moser die Arbeitsgänge. Jetzt
leuchten die alten Prunkstücke
in neuem Glanz.
Restaurator von
Sanssouci
Bereits Anfang der 1990er Jahre
brachte Moser Lüster aus Sans-
souci auf Hochglanz. „Die Kon-
takte wurden schon kurz nach
demFall derMauer geknüpft. Zu
DDR-Zeitenwurden Stücke, die
ersetztwerdenmussten, ausGlas
hergestellt, weil Bergkristall
nichtzubekommenwar“,erzählt
er. Die Edelsteinschleiferei von
der Nahe wurde immer wieder
mit Restaurierungsarbeiten in
Potsdam betraut. „Inzwischen
hat sich eine vertrauensvolleZu-
sammenarbeit entwickelt. Mein
Schwiegersohn und ich dürfen
uns im Schloss völlig frei und
ohne Aufsicht bewegen“, freut
sich der Bergkristallfachmann.
„DerBergkristall
soll angeblich vor
negativenEnergien
schützen und den ei-
genenStandpunktstär-
ken.FriedrichderGroße,
der das Schloss 1745 bis
1747 bauen ließ, war ja bekannt
dafür,seineMeinungstetsdurch-
gesetzt
zuhaben.
Sollte das
etwa an den
Bergkristall-
Leuchterngehangen
haben?“, lacht Moser.
Er war viele Jahre Sachverstän-
diger der HwK Koblenz und
wurde 2006 von der Kammer
für sein mehr als 40-jähriges
Engagement in der Aus- und
Weiterbildung im Handwerk
geehrt.
Prunkvolles Licht-
spiel: Der üppige
Behang mit
Bergkristal-
len macht
den Glanz
des Kron-
leuchters
aus.
Foto: privat
Mehr als eine Tonne Rohsteine im
Monat veredeln die Mosers zu viel­
fältigen Schmuckstücken, aber
auch zum Behang für Kronleuch-
ter wie in Schloss Sanssouci.
Edelsteinschleifermeister Bernd Chris­
toffel poliert das zerbrechliche Gut.
Edelsteinschleifermeister Erwin Moser
bringt Bohrungen ein.
Foto: AKM
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