Handwerk Special Nr. 165 vom 1. Dezember 2012 - page 4

Wechsel im HwK-Präsidium: Auf Ulrich Ferber folgt Joachim Noll
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Nr. 165
1. Dezember 2012
Vorgestellt
Joachim Noll, neuer HwK-Vize
Große Spuren
und eigene Ak-
zente: Joachim
Noll ist Nachfol-
ger Ulrich Fer-
bers. Wir stellen
ihn vor.
Wie groß die Spuren
sind, die HwK-Vizeprä-
sident Ulrich Ferber im
Handwerk, in der Hand-
werkskammer (HwK)
Koblenzhinterlassenhat,
weißNachfolgerJoachim
Nollwohl besser als jeder
andere: Beide kennen
„Immer mit Spaß dabei“
Der 20. November 2012
war für Kfz-Mechaniker-
meister Ulrich Ferber aus
Bendorf ein besonderer
Tag. Als die Vollversamm-
lung der Handwerkskam-
mer (HwK) Koblenz tagte,
war er zum letzten Mal
dabei.
Seit 1989 gehörte er dem höchs­
ten Gremium des Handwerks
imNorden von Rheinland-Pfalz
an, seit 1994 als Vizepräsident
der Arbeitnehmervertreter. Ein
Vierteljahrhundert imEhrenamt
der HwK Koblenz – welches
Resümee zieht er? Was war ihm
wichtig? Wie sehen seine Pläne
für die Zukunft aus?
Ulrich Ferber –
der Vizepräsident
„Das Ehrenamt hat mir immer
Spaßgemachtunddeshalbschei-
de ich auch mit etwas Wehmut
aus der Vollversammlung“,
bekennt er. Das Ehrenamt war
für ihn eine „Bürgerpflicht“,
der er sich gern und engagiert
gestellt hat. Besonders am
Herzen lag Ulrich Ferber die
Jugend. Berufsausbildung und
Nachwuchsförderung waren für
ihn auch an seinem Arbeitsplatz
bei Mercedes-Benz in Koblenz
die wichtigsten Themen. „Jun-
gen Leuten Wissen weiter zu
geben, ihnen mögliche Wege
zu zeigen und dann ihren Wer-
degang zu beobachten, hat mich
angetrieben.“
Ferber betont: „Die Jugend-
lichen sind heute nicht dümmer
als wir damals. Man muss sich
aber um sie kümmern und ihnen
gegebenenfalls auf die Sprünge
helfen.“Mit Blick auf die demo-
grafische Entwicklung und die
Im Gespräch mit Ulrich Ferber, 18 Jahre HwK-Vizepräsident
sich seit Jahren, haben viele Gemeinsamkeiten in der beruflichen
Biografie ... und doch macht der „Neue“ schnell klar: Große
Spuren und eigene, neue Akzente schließen sich nicht aus. Die
Vollversammlung der HwK Koblenz wählte am 20. November
den 45-jährigen Kfz-Mechanikermeister einstimmig zum neuen
Vizepräsidenten der Arbeitnehmer.
Ruhiges Auftreten, ein geduldiger Zuhörer, der seinerseits ge-
radlinig Ziele verfolgt und sie auch erreicht – das ist Joachim
Noll. 45 Jahre, in Stebach (Westerwald) zu Hause, begeisterter
Sportler und Handwerker gleichermaßen. In seinem Betrieb, der
Mercedes-Benz-NiederlassungKoblenz, ist er für dieAusbildung
Jugendlicher verantwortlich. Hier wurde er selbst zwischen 1982
und 1986 zum Kfz-Schlosser ausgebildet.
Heute hat Noll, der 1994 seine Meisterprüfung ablegte, 36
Lehrlinge in den drei Ausbildungsberufen Kfz-Mechatroniker,
Mechaniker für Karosserieinstandhaltungstechnik sowie Fahr-
zeuglackierer unter seinen Fittichen. Darunter sind auch zwei
Gehörlose, für die sich Noll in besonderer Weise einsetzt. „Das
Thema Ausbildung liegt mir am Herzen“, macht er klar und sieht
die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen als Bereicherung,
„die sehr viel Spaß macht!“ Joachim Noll strahlt insgesamt eine
positive Lebenseinstellung aus – ob beruflich, imhandwerklichen
Ehrenamt oder privat.
„Ich braucheMenschen ummich herum, treffemich oft und gerne
mit Freunden und verbringe viel Zeit mit ihnen“, beschreibt er
sich als Privatmensch, für den die 14- und 17-jährigen Töchter
einen besonderen Stellenwert haben. „Auch das hält jung!“, lä-
chelt er, der in seiner Freizeit leidenschaftlicher Motorradfahrer
ist, aktiver Sportler auf dem Fahrrad, Kochen und Essen aber im
gleichenAtemzug als das nennt, was das Leben für ihn lebenswert
macht. Das breite „Spektrum Noll“ beschreibt wahrscheinlich
am besten die Liebe zur Musik. „Ganz nach Stimmung höre ich
Klassik oder Pop, Blues oder Rock – alles zu seiner Zeit, aber
dann leidenschaftlich gern.“
Eine Ausgeglichenheit, die er auch in Beruf und Ehrenamt ein-
bringt. Joachim Noll ist seit 2002 Mitglied und Vorsitzender in
mehreren Prüfungsausschüssen, gehört seit 1999 der HwK-Voll-
versammlungan,seit2009demVorstand.Geradlinigkeit,Fairness,
Zielstrebigkeit, Emotionen da, wo sie angebracht sind, und das
AbwägenimSinnedesgesamtenHandwerks–daszeichnetihnaus.
„Unaufgeregtes, aber entschlossenes Handeln“ – so beschreibt es
UlrichFerber, der JoachimNoll seit vielen Jahren alsKollegen bei
damit verbundeneVerschiebung
zwischen Lehrstellenangebot
und -nachfrage ist es Ferber
wichtig, dass sich dasHandwerk
attraktiv präsentiert. Die Image-
kampagne: „DasHandwerk. Die
Wirtschaftsmacht. Von Neben-
an.“, muss noch stärker greifen.
„Das gilt auch für die Präsenz
der Handwerksbetriebe in der
Öffentlichkeit“, fordert er.
Ferber thematisiert den Min-
destlohn, die Forderung der
Arbeitnehmer nach einer Lohn­
untergrenze für alle Beschäf-
tigten. „Hier ist der Dialog mit
der Politik gefragt.“
Der Blick zurück von Vizeprä-
sident Ferber ist auch der Blick
auf ein stets faires und ehrliches
Miteinander zwischen den
Vertretern der Arbeitgeber und
Arbeitnehmer in der Vollver-
sammlung der HwK Koblenz.
„Es ging uns immer um die
Betriebe, um das Handwerk.
Manchmal hat man sich auch
gerauft, konnte sich aber immer
wieder in die Augen sehen.
Unangenehme Fragen sind das
Salz in der Suppe und müssen
sein. Siewurden sachlichgeklärt
und jeder hat dem anderen, wie
man so sagt, dieNase imGesicht
gelassen.“
Wo sieht er das Handwerk in der
Zukunft? „Ich bin leider kein
Hellseher“, lacht er. „Aber ohne
Handwerk geht gar nichts!“
Ulrich Ferber –
rein privat
„Ich falle in kein Loch und
habe genügend Hobbys, die
mich ausfüllen“, sagt Ulrich
Ferber. Er nennt Fotografieren,
Lesen, Motorradfahren und
die Beschäftigung mit der Mo-
delleisenbahn. Als Mitglied im
Verein Brexbachtalbahn setzt
er sich für die Erhaltung der his­
torischen Bahn auf der Strecke
zwischen Neuwied, Bendorf
und Siershahn im Westerwald
ein. Haus und Garten bieten ihm
genügendAufgabenunddiezwei
Enkeltöchter wissen ihren Opa
zu beschäftigen.
Ist Ulrich Ferber glücklich? „Ich
bin ein zufriedener Mensch. Ich
bin gesund, habe Familie, einen
tollen Beruf, sympathische
NachbarnundguteFreunde.Das
ist Luxus, denmannicht fürGeld
kaufen kann.“ Angst vor dem
Alter hat der 63-Jährigenicht.
„Alles hat seine Zeit. Man
muss loslassen können.“
Gibt es eine Person der Zeit-
geschichte, die Ulrich Ferber
gerne einmal zu sich einladen
würde?„HelmutSchmidt,nur
das Rauchen müsste er ein-
schränken“, so die spontane
Antwort.AmAltkanzlermag
erdiedirekte,anpackendeArt
und die Fähigkeit, komplexe
Sachverhalte verständlich
zu erklären. Eigenschaften,
die er schätzt und selbst lebt.
Wichtigtuerei ist ihm fremd.
IhmgefallenVerlässlichkeit und
Bescheidenheit.UlrichFerberist
mit sich im Reinen.
Das Präsidium der HwK Koblenz mit den beiden
Arbeitnehmervertretern Ulrich Ferber (rechts, bishe-
riger Vizepräsident) und dem „Neuen“, Joachim Noll
(links), Präsident Werner Wittlich (2.v.l.) sowie Peter
Giraths (Vizepräsident Arbeitgeber).
Geschenk zum Abscheid: Ulrich Ferber erhält aus
den Händen von HwK-Hauptgeschäftsführer Alexan-
der Baden und Präsident Werner Wittlich (von rechts)
zwei Motorrad-Pneus zur „sicheren Ausübung“ sei-
nes Hobbys, dem Motorradfahren.
Mercedes-
Benz kennt
und wie er
im Ausbil-
d u n g s b e -
reich tätig
war. Beide
s i nd Mi t -
glieder der
IG Metall,
beide sind
K f z ’ l e r ,
beide sind
Handwerks-
meister. Die
Nachfolgeist
also bei Joa-
chim Noll in
besten Hän-
den!
Vollversammlung der HwK Koblenz
mit dem neuen Vizepräsidenten Joa-
chim Noll (Mitte) und Karl-Heinz Müller
(rechts), neues Vorstandsmitglied der
Kammer aus dem Arbeitnehmerflügel.
Foto: P!ELmedia
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