Handwerk Special Nr. 121 vom 12. April 2008 - page 33

Erfolg und Liebesglück im Tischlerhandwerk
Nr. 121
12. April 2008
„Hölzernes“ Liebesglück
Nicht nur die Liebe zu-
einander verbindet Ute
Hoffmann und Till Kyn­
ast: Ihre gemeinsame
Liebe gilt dem Holz.
„Kennen gelernt haben wir uns
im Tischlermeisterkurs vor drei
Jahren“, schmunzelt die junge
Tischlermeisterin. Nachdem
die beiden zunächst noch in
einigem Abstand voneinander
die Meisterschulbank drückten,
wurden aus den anfänglich
kurzen Unterrichtsgesprächen
längere Pausengespräche und
schließlich folgte das erste große
Date. „Als es dann ernster zwi-
schen uns wurde, haben wir uns
direktnebeneinandergesetztund
dafür die komplette Sitzordnung
Doppelt hält besser: Tischlerpärchen mit zwei Meistertiteln
Ökologischer Holzbau aus Meisterhand
„Alle Holzhäuser, die wir
bauen, planen wir auch
selbst“, bringt Christoph
Blum das Besondere
seines Unternehmens auf
den Punkt. Bereits seit 20
Jahren besteht nun sein
Handwerksbetrieb, den
er selbst mit gerade mal
21 Jahren gegründet hat.
„Gerade in der Entstehungspha-
sehabeichdenBeratungsservice
derHandwerkskammerKoblenz
gerne in Anspruch genommen.
Da gab es soviel, an das man
denken musste“, blickt
der heute 42-Jährige
nachdenklich, aber
auch stolz zurück.
Vom jüngsten Zimmerermeister zum erfolgreichen Unternehmer
Bereits sein Vater war im Zim-
mererhandwerk tätig, sodass
Christoph Blum „in gewisser
Weise vorbelastet war.“ Nach
seiner Lehrzeit ging er für zwei
Jahre in die Schweiz, um bei
einem der renommiertesten
Holzbaubetriebe zusätzliches
Know-how im modernen Holz-
bau zu erwerben. Danach ging
es punktwendend mit der Meis­
terschule weiter, die er damals
als jüngster Zimmerermei-
ster Deutschlands abschloss.
1988 gründete Blum seinen
Betrieb „Blum Holzbau“ in
Neuwied-Gladbach. Das Un-
ternehmen zählt heute 25
Mitarbeiter, aktuell sind
vierdavonLehrlinge.„Wir
habenimmerschongroßen
Wert darauf gelegt, fleißig
auszubilden“, bekräftigt der
Zimmerermeister sein En-
gagementinderLehrlingsausbil-
dung.Aucheinengegenwärtigen
Meisterschüler hat Christoph
Blums Betrieb vorzuweisen:
Martin Buchholz bereitet sich
nicht nur auf seinen Meisterab-
schluss vor, sondern ist auch
stellvertretender Betriebsleiter.
Rund 400
Häuser gebaut
Neben den handwerklichen
Arbeiten übernimmt der Be-
trieb aus Neuwied-Gladbach
auch die gesamte Bauplanung
im Vorfeld: Ein eigenes Archi-
tekturbüro mit drei Architekten
ist für die Entwurfsarbeiten
verantwortlich. Zwei haben vor
ihrem Architekturstudium eine
Lehre zumZimmerer absolviert,
einer ist gelernter Schreiner.
An erster Stelle steht
für Zimmerermeister Blum das
ThemaÖkologie: „Bei uns gibt es
keineHäuservonderStange.Und
unsere Bauweise ist besonders
umweltverträglich.“ Dafür gab es
sogar schon einen Preis: Das von
HolzbauBlumgebautePassivhaus
in Koblenz-Asterstein erhielt für
sein gelungenes Energiesparkon-
zept die Auszeichnung „Projekt
des Winters 2007/2008“. Die
einzelnen Hausbestandteile wer-
denindereigenenFertigungshalle
soweitvormontiert,dasssiespäter
vorOrtnurnochzusammengefügt
werdenmüssen. „So schaffen wir
es, ein Haus innerhalb von einem
Tag regendicht zu bekommen“,
erläutert der Vater von vier Kin-
dernstolzdasErfolgsrezeptseines
Unternehmens. Rund 400Häuser
hat Holzbau Blum in der Region
Koblenz gebaut. Mit seinen drei
Standbeinen - Neubau, Aufsto-
ckung, Modernisierung - schafft
es der Betrieb, eine gleichmäßige
Auftragsauslastung zu erreichen.
Damit die Fachkenntnisse seiner
Mannschaft immer auf der Höhe
der Zeit sind, werden regelmäßig
interne Schulungen vorgenom-
men.„GeradeimHolzbauhatsich
in den letzten 15 Jahren einiges
getan: Bei denDämmstoffen bei-
spielsweisegreiftmanheutzutage
nurnochseltenaufGlasfasernzu-
rück.Stattdessensindökologische
DämmstoffewieHolzfasernoder
Flachs richtungsweisend.“
der Klasse über den Haufen
geworfen“, erinnert sich Till
Kynast mit einem Lächeln.
Zwei Wege
zum Ziel
Nach ihrer Lehre nahm Ute
Hoffmann an einemGewinnspiel
im Rahmen der Aktion „Morgen
Meister!“derHandwerkskammer
Koblenz teil - und gewann! Ihr
PreisbestandauseinemGutschein
für die Teilnahme an einem
Meisterkurs. „Daswar Schicksal,
denn ich hatte mir schon länger
vorgenommen, den Meistertitel
zuerwerben.“JungmeisterKynast
ist durch seinenVater zumTisch-
lerhandwerk gekommen. Als
passionierter Heimwerker hatte
dieser seinen Sohn schon früh
ans Handwerk herangeführt und
seine Liebe zum Holz entfacht.
„MichfasziniertdieVielseitigkeit
dieses Berufes. Manwird ständig
gefordert: Neue Ideen und neue
Lösungen brauchen eigenstän-
diges und kreatives Denken“,
erklärt Till Kynast. Nachdem er
einige Jahre Luxusreisemobile
ausgestattet hatte, stand für ihn
fest, dass er wieder zur vollen
BandbreitedesTischlerberufszu-
rückkehrenwollte.„Dersicherste
Weg dahin führt einfach über den
Meisterbrief“, begründet Kynast
seine Entscheidung.
Zu zweit bereiteten sich die ange-
henden Tischlermeister auf ihre
Prüfungenvor,bautensichgegen-
seitigauf,wennesmalnichtsogut
lief und planten gemeinsam ihre
Meisterstücke. „Nach unserem
erfolgreichen Abschluss sind wir
ziemlichzügigzusammengezogen
- und immer noch glücklich“, fü-
gen die beiden verschmitzt hinzu.
Ihre berufliche Zukunft hat mitt-
lerweileauchkonkreteZügeange-
nommen:TillKynast
arbeitet als Meister
in einer Schreine-
rei. Ute Hoffmann
hat sich mit ihrem
Meisterbrief in die
Selbstständigkeit
begeben. Ihr kleines
Unternehmen „Kre-
ativquadrat“ erstellt Entwürfe
für besondere Auftragsarbeiten,
die sie dann an eine Schreinerei
weiterleitet. „Und zur Entspan-
nung koche ich abends für uns
beide was Leckeres“, lacht die
23-Jährige Hobbyköchin – Liebe
gehtebenauchbeiTischlerndurch
den Magen.
Christoph Blum, Geschäftsführer von
Blum Holzbau in Neuwied-Gladbach.
Steckbrief: Holzbau Blum, Neuwied-Gladbach
Gegr. 1988 | Holzhäuser: Architektur, Planung, Ausführung, Umbau |
25 Mitarb. (4 Lehrl.) | Tel.: 02631/ 92440 |
Mitarbeiter Johannes
Nick bei der Arbeit.
DasTischler­
pärchen:
Ute Hoff-
mann und
Till Kynast.
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