Handwerk im Frühjahr vom 24. März 2007 - page 9

Anzeigen
Mehrgeschosser zum
Vernaschen
30-jährige Konditormeisterin Lilli Wetztel und ihre Vorliebe für kreative Hochzeitstorten
„Kreativität ist mir wichtig und
ohne die geht es in meinem Beruf
nicht“, betont Konditormeisterin
Lilli Wetztel aus Polch. Seit Sep-
tember 2006 ist die 30-Jährige
selbstständig.
„Ich wollte zunächst ‚kleine Bröt-
chen backen’ und dabei unabhän-
gig und frei sein, auch frei von
hohen Bankkrediten im Na-
cken“, begründet die
junge Meisterin
ihren Start in
der „Backstube“
ihres Wohnhau-
ses. „Hier kann ich Familie und Be-
ruf bestens verbinden“, so die Mut-
ter einer Tochter.
Torten im Trend
Die Spezialität der jungen Meiste-
rin sind Torten für jede Gelegenheit.
Ob Geburtstagsfeiern oder andere
Jubiläen, Lillis Konditorei lässt kei-
ne Wünsche offen. Am liebsten sind
ihr die Kunden, die kaum konkrete
Vorstellungen haben, wie die Torte
aussehen soll. Dann sprudelt Lilli
Wetztel nur so vor Ideen. Ihr per-
sönlicher Liebling: Hochzeitstorten.
Eine siebenstöckige Torte für 220
Personen war bislang ihr „größtes
Werk“. „Der unterste Boden hatte
einen knappen Meter Durchmesser.
Jede Etage war anders belegt und
verziert“, erzählt sie. Die Kunden
können bei ihr in Fotoalben schnup-
pern und ihre Torte auswählen
oder mit der Meisterin neu
kreieren.
Immer sonntags hat
sie ihre Backstube im
Haus für alle, die spontan vor-
beischauen und ihren Gaumen
zum Kaffee verwöhnen möch-
ten, geöffnet. Auch
Pralinen kön-
nen dann pro-
b i e r t
wer-
den.
„Ich habe dann immer
vier bis fünf Torten zur
Auswahl. Sonst bleibt es
aber vorerst bei der Ar-
beit auf Bestellung“,
sagt sie. Diese Ar-
beitsweise er-
leichtert ihr
die Kal-
kulation.
S p ä t e r
möchte
L i l l i
Wetztel
ein ei-
genes Café
eröffnen. „Ein
Traum“, gesteht sie. Zufriedene Kun-
den ermutigen sie zu diesem Schritt.
„Es liegt wahrscheinlich an unserer
Mentalität, alles genau abzuwägen
und eher auf Sicherheit zu gehen“,
betont die junge Frau. Vor 15 Jah-
ren kam sie mit den Eltern aus Ka-
sachstan nach Deutschland. „Es war
nicht immer einfach, sich ohne aus-
reichende Sprachkenntnisse hier zu-
rechtzufinden“, erinnert sie sich an
den Beginn. Mit der Selbstständig-
keit möchte sie anderen Mut ma-
chen. „Glückliche Familie, Meister-
brief, eigene Backstube, besser geht
es nicht!“, meint sie.
Steckbrief: Lillis Konditorei, Polch-Rutsch
Meisterbetrieb
|
gegründet 2006
|
Spezialität: Torten-Sonderanferti-
gungen
|
Tel.: 02654/ 964043
|
E-Mail:
Meisterkurse
beginnen
Die nächsten Meistervorbereitungs-
kurse für Bäcker, Konditoren sowie
Fleischer beginnen bei der Meister-
akademie der HwK Koblenz am 22.
Oktober (in Koblenz).
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/ 398-400, Fax: -990, E-
Mail:
Neustart
in der
Mühle
Müllermeister startete mit seiner Mühle als Handwerker und Gastronom durch
„Jedes Ende bietet auch die Chan-
ce zu einem neuen Beginn“, ist
Willi Ahlersmeyer aus Lehmen/
Mosel überzeugt. Der inzwischen
80-jährige Müllermeister weiß,
wovon er spricht. Mit 31 Jahren
musste er sich zwangsweise beruf-
lich neu orientieren.
Die geliebte Mühle zur Pension um-
gebaut, wurde neuer Arbeitsplatz.
„Ich war gern Handwerksmeister“,
sagt er und verweist auf seinen Meis-
terbrief, der noch immer einen Eh-
renplatz einnimmt. „Aber nicht im-
mer reifen alle Blütenträume“, re-
sümiert er. Sicher ist er sich jedoch,
dass bestimmte „in dieser Zeit er-
worbene Tugenden wie Fleiß, Biss
und Engagement meinen zweiten
Berufsstart positiv bestimmt haben“.
Das Müllerhandwerk hat Ahlersme-
yer mit 14 Jahren in der Lehmener
Nothenmühle bei seinem Vater ge-
lernt. „Ein abwechslungsreicher Be-
ruf, bei dem es nie langweilig wur-
de“, schätzt er ein. Der Erwerb des
Meisterbriefes war für ihn nach den
Gesellenjahren „selbstverständlich
und folgerichtig“. Die Getreidemüh-
le, nach dem gleichnamigen Fluss
benannt, betrieb er nach dem Tod
des Vaters bis 1957. „Die Bauern
brachten ihr Getreide mit dem Fuhr-
werk. An die 50 Mühlen gab es da-
mals im Kreis“, weiß er.
1957 wurde die Nothenmühle ar-
beitslos. Das große „Mühlenster-
ben“ nach dem 2. Weltkrieg begrün-
det Willi Ahlersmeyer mit Struktur-
veränderungen in der Landwirt-
schaft und dem damit verbundenen
Höfesterben. In der Schließung vie-
ler kleiner Bäckereien, die dem
Preisdruck großer
H a n d e l s k e t t e n
nicht standhiel-
ten, sieht er ei-
nen weiteren
Grund.
Sprungbrett für die Mühle
Mit einer staatlichen Abfindung
gab es für die Nothenmühle ein
Sprungbrett. „Wir haben rea-
giert, die Mühle umgebaut,
Fremdenzimmer eingerichtet
und Vollpension angeboten“, erzählt
Ahlersmeyer. ‚Ferien auf dem Bau-
ernhof’ hieß der Slogan, unter dem
Ahlersmeyer fortan seine Gäste
empfing. „Sicher hat die idyllische
Lage dazu beigetragen, dass im Ver-
lauf der Jahre zahlreiche Besucher
bei uns eingekehrt sind und sich die
schmackhafte Kost meiner Frau An-
gela schmecken ließen“, fügt er hin-
zu.
Heute lebt der inzwischen verwitwe-
te Senior mit seinem Sohn Mathias,
einem gelernten Landmaschinen-
schlosser, und dem Appenzeller
Sennenhund Bobby weiter auf dem
Mühlengelände, von dem noch im-
mer ein Hauch Romantik ausgeht.
Willi Ahlersmeyer mit seinem Meisterbrief, den er
vor über 50 Jahren
bei der
HwK Ko-
blenz für
das Müller-
handwerk
erhielt.
Müllerhandwerk
In die Handwerksrolle der HwK
Koblenz sind aktuell 10 Müller-
betriebe eingetragen. Auch
wenn deren Zahl in den letzten
Jahrzehnten zurückgegangen ist -
mit ihrem Angebot liegen die
Mühlen im Trend. Verarbeitung
von Hand, das Wissen um die
Herkunft der Ausgangsmate-
rialien machen nicht nur
gesundheitsbewusste Verbrau-
cher zu Kunden, sondern auch
eine Reihe von handwerklichen
Bäckereien. Da schmeckt nicht
nur das Handwerk besonders
gut, sondern auch das Wissen
um den Erhalt einer jahrhunder-
tealten Tradition - damit auch in
Zukunft jedes Kind weiß, wovon
es singt, wenn es heißt „Es klap-
pert die Mühle ...“.
Hoch hinaus, dekorativ und lecker:
Die handwerkliche Leidenschaft
von Konditormeisterin Lilli Wetztel
gehört den Hochzeitstorten.
Seit
1912
gut im
Geschäft
Familienbetrieb Salker aus Alf an der Mosel verbindet Fleischerei und Gastlichkeit
Schier endlos erscheinende Wein-
berge und die sanft dahinfließende
Mosel sind Kulisse für den maleri-
schen Winzerort Alf. Hier lebt und
arbeitet Fleischermeister Stefan
Salker. Seit 1912 verbindet der
Familienbetrieb die Fleischerei
mit einer Gaststätte.
Hier werden nach alter Rezeptur
Fleisch- undWurstwaren hergestellt.
„Pullfleck“, sauer eingelegter
Schweinemagen mit Bratensoße auf-
gekocht, ist noch immer Spezialität
des Hauses. Schnitzel gibt es in 15
verschiedenen Varianten.
„Mein Großvater, Fleischermeister
Stephan Becker, hat die Zeichen des
Tourismus früh erkannt und im Haus
einen Gastraum eingerichtet. Die
Gäste wussten die Küche meiner
Großmutter zu schätzen. Der dazu
servierte Wein heimischer Winzer
rundete das Menü ab“, erzählt Sal-
ker. Der 59-Jährige betont, dass sich
bis heute am Konzept „eigentlich
nichts geändert hat“. Seit 1985 sorgt
er gemeinsam mit Bruder Josef,
ebenfalls Meister, für Fleisch- und
Wurstwaren. Ehefrau Lucia und die
Schwägerin sind die guten Geister
in Küche und Gastraum.
Verbundenheit auf dem Land
Nach wie vor bringen Touristen die
Haupteinnahmen. Bis zu 50 Mittag-
essen verlassen zur Saison täglich
die Küche. Im Winter gibt es einen
Mittagstisch mit täglich wechseln-
den Menüs im Abonnentenangebot.
Gern berät Fleischermeister Salker
auch die Kunden aus Alf und den
umliegenden Ortschaften über die
Zubereitung von Fleisch und hat
Tipps und Rezepte parat. Wer aus-
wärts wohnt oder eine größere Be-
stellung hat, kann den „Bringe-Ser-
vice“ nutzen. „Man kennt sich im
ländlichen Raum. Das ist verpflich-
tend, trägt aber auch zur Existenz-
sicherung bei“, ist Stefan Salker
überzeugt.
Der Handwerker verschweigt jedoch
nicht, dass er auch schon mal ans
Aufgeben gedacht hat, immer dann,
wenn es mit dem Hochwasser zu
stark war. „1993 stand das Wasser
4,50 m hoch. Auf der ganzen ersten
Etage war Land unter. Gerade etwas
erholt, waren wir vier Jahre später
erneut betroffen“, erinnert er sich
und ergänzt, dass sich „die Familie
dann immer gegenseitig Mut macht,
die Tradition des Betriebes zu be-
wahren“. Inzwischen wurde ein
Hochwasserschutz um den Moselort
gebaut, der die bestehende Gefahr
mindert, jedoch nicht ausschließt.
„Doch, wir leben inzwischen damit.
Wenn das örtliche Handwerk nicht
weitermacht, können die Dörfer
nicht überleben“, ist er überzeugt.
Stefan Salker aus Alf: Wenn der Fleischermeister über fast 100 Unterneh-
mensjahre spricht, nennt er auch Problemphasen wie die des Hochwassers.
Steckbrief: Stefan Salker, Alf/Mosel
Meisterbetrieb
|
gegründet 1912
|
Fleischerei mit Gasthaus
|
5 Mit-
arbeiter
|
Tel.: 06542/ 2702
Mehr Sicherheit im Straßenverkehr
Handwerkslehrlinge stellen sich ganz nüchtern den Auswirkungen von Alkohol
„Ein Gläschen kann nicht scha-
den“ lautet eine „Weisheit“, der
leider immer wieder eine andere
folgt. Es hat doch geschadet -
dem Fahrzeug, anderen Verkehrs-
teilnehmern, schlimmstenfalls
der Gesundheit.
Niemand sollte testen, was er nach
dem ein oder anderen Gläschen am
Steuer noch zustande bringt. Um
Jugendliche für dieses Thema zu
sensibilisieren, wurde im Bauzent-
rum der HwK Lehrlingen das Steu-
er in einer Alkoholsimulation in die
Hand gedrückt.WelcheAuswirkung
hat Alkohol auf die Verkehrssicher-
heit? Im Test wurden Reaktionszei-
ten und -verhalten im nüchternen
Zustand und dann nach einer fiktiv
konsumiertenAlkoholmenge ermit-
telt. Die Unfähigkeit, unter
Alkoholeinfluss bei auftretenden
Gefahren sein volles Reaktions-
vermögen einzusetzen, bekam durch
die interaktive Realbildsicht-
simulation einen direkten Bezug zur
Realität. Die 90-minütige Schulung
soll künftig für Lehrlinge fester Be-
standteil ihrer überbetrieblichen Un-
terweisung in den Berufsbildungs-
zentren der HwK werden.
Im Alkoholsimulator griffen Lehrlinge bei der HwK ins Lenkrad und konnten
so praxisnah erfahren, wie u.a. die Reaktionsgeschwindigkeit rapide nachlässt.
Weiterbildung
Verkaufsleiter
Für Fachverkäufer/innen im Nah-
rungsmittelhandwerk bietet die HwK-
Weiterbildung einen Lehrgang zum
„Verkaufsleiter“. Inhalte des 420-
Stunden-Angebotes, das an drei
Abenden/Woche durchgeführt wird,
sind Schulungen für Führungsaufga-
ben (Filialbetreuung, Organisation,
Personalplanung), Werbung und De-
koration, Buchführung und Kalkula-
tion, Verkaufspsychologie und -ge-
spräche, Wissen um die Hygiene-
verordnung und das Infektions-
schutzgesetz u.a. Der Teilzeitlehr-
gang findet in Koblenz statt.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Weiterbildung, Tel.: 0261/
398-115, Fax: -990, E-Mail:
1,2,3,4,5,6,7,8 10,11,12,13,14,15,16
Powered by FlippingBook