Handwerk im Frühjahr vom 24. März 2007 - page 13

Anzeigen
Kloster
Schönau wird ein
Juwel
Zahlreiche Handwerksbetriebe aus der Region geben der Abtei ihren barocken Charakter zurück
Die letzten Dernbacher Schwestern
verließen 1986 die Abtei und Mön-
che leben schon seit mehr als 200
Jahren nicht mehr im Kloster
Schönau im Taunusort Strüth.
Dennoch war die im frühen 12.
Jahrhundert als Benediktinerabtei
gegründete Anlage bis zuletzt ein
Ort der Begegnung für zahlreiche
Christen.
Die Gemeinde St. Florin feierte dort
regelmäßig die Heilige Messe, an-
dere Gläubige kamen zu Einkehr-
tagen ins Kloster. Doch seit andert-
halb Jahren ruht das gemeinschaft-
liche Leben. Stattdessen sanieren
zahlreiche Handwerksbetriebe aus
der Region die Abtei, die zwischen-
zeitlich sogar einzustürzen drohte.
Wenige Jahre ist es her, da musste
Diakon Peter Fischer als Pfarrbe-
auftragter für St. Florin mit ansehen,
wie Risse, die sich im Laufe der Jah-
re im Gemäuer des Kreuzgangs ge-
bildet hatten, immer tiefer und zahl-
reicher wurden. Nicht zuletzt des-
halb ließ das Land Rheinland-Pfalz,
dem die Unterhaltung des Klosters
obliegt, über die Diezer Niederlas-
sung des zuständigen Landes-
betriebes Liegenschafts- und Baube-
treuung (LBB) eine baustatische Un-
tersuchung durchführen. Das mehr
als beunruhigende Ergebnis derAna-
lyse: Das Dach über dem Konvent-
gebäude drohte einzustürzen. Außer-
dem stellte sich heraus, dass auch ein
Großteil der anderen Gebäudeteile
gründlich saniert werden musste.
Kostenpunkt für die komplette Bau-
maßnahme: rund 5,6 Millionen
Euro.
Handwerker packten zu
„In einem ersten Schritt begannen
wir 2005 damit, die Einsturz gefähr-
dete Decke abzusichern“, erinnert
sich LBB-Bauleiterin Marion Sa-
tony-Koch. Dies geschah mithilfe
von Stahlträgern und Zugelementen.
Nachdem von oben kein Unheil
mehr drohte, machten sich viele
Handwerksbetriebe aus der Region
daran, das heruntergekommene Kon-
vent- sowie das Prälaturgebäude auf
Vordermann zu bringen. Besonders
akribisch gingen die Maurer und
Stuckateure, Elektriker, Maler und
Steinmetze vomMiehlener
Steinmetzbetrieb Korn-
messer (links) verlegen im
Kreuzgang des Klosters ein
Sandsteinpflaster. Auch
neue Stufen setzten die
Handwerker.
Elektroinstallateur Patrick Haas (Elektro Fuchs)
installiert im Kloster die neue Beleuchtung.
Kloster Schönau im Taunusort
Strüth: Die Abtei aus dem 12. Jahrhundert wird rundum saniert.
Im oberen Stockwerk arbei-
tet Geselle Sven Emmel-
Schäfer (rechts) vom Bau-
unternehmen Matzkeit-Fi-
scher in Limburg das alte
Mauerwerk auf.
„Vielseitigkeit ist unsere Stärke, die solide Ausbildung unseres Teams das
Fundament für den Erfolg des Betriebes“, ist Malermeister Willi Wilhelmi
aus Urmitz überzeugt. Der Obermeister der Innung Farbe, Gestaltung,
Bautenschutz Mittelrhein berichtet, dass seine acht Mitarbeiter bis auf eine
Ausnahme in seinem Betrieb gelernt haben. „Wir bilden unsere Fachkräfte
am liebsten selbst aus. Das entspricht unserem Qualitätsanspruch“, betont
Wilhelmi. Sohn Christoph, inzwischen selbst Maler- und Lackierermeister,
bildet dabei keine Ausnahme. Seine Qualifikation zum Betriebswirt des
Handwerks bei der Handwerkskammer Koblenz hat der 25-Jährige vor kur-
zem erfolgreich beendet und ist damit ebenfalls in die Fußstapfen des Va-
ters getreten. Jetzt ist er im Familienbetrieb für das Ressort Design und
Ausführung verantwortlich.
Der 1942 gegründete Betrieb steht bereits in der dritten Generation und
bietet die gesamte Leistungspalette des Malerhandwerks. Schöne Fassa-
den für private und gewerbliche Kunden erhielten Auszeichnungen durch
die Städte Koblenz, Bendorf und Mülheim-Kärlich in Fassaden- und Ge-
staltungswettbewerben.
Solide Ausbildung ist Fundament des Erfolgs
Malerbetrieb Wilhelmi zeigt Facettenreichtum
Steckbrief: Malerbetrieb Wilhelmi, Urmitz
Gegr. 1942
|
Anstriche, Bautenschutz, Wärmedämmung, Denkmalpflege
8 Mitarbeiter
|
Tel.: 02630/ 7353
|
Auch in der Denkmalpflege und Restauration hat sich der Malerbetrieb
einen Namen gemacht. „Kulturerbe wird oft mit Füßen getreten. Nicht fach-
gerechtes Sanieren alter Gemäuer bedeutet deren Ende. Gerade unserem
Berufsstand kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Jeder Handgriff muss
überlegt und gezielt eingesetzt werden“, begründet Wilhelmi sein Engage-
ment, Werte zu erhalten. Als staatlich geprüfter Restaurator erwarb er die
dazu notwendige Kompetenz. Restaurierte Kirchen und historische Fach-
werkhäuser in der ganzen Region tragen die Handschrift des Urmitzer Un-
ternehmens. Aktuelles Beispiel ist die Restaurierung des Andernacher Stadt-
museums „Haus von der Leyen“. „Hier können wir die gesamte Bandbreite
unseres Könnens zeigen“, freut sich Wilhelmi und verweist unter anderem
auf zahlreiche Vergoldungen. „Die Wärmedämmung in zu restaurierenden
denkmalgeschützten Gebäuden bedeutet darüber hinaus immer eine beson-
dere Herausforderung. Sie erfordert genaue bauphysikalische Kenntnisse
und den Einsatz ausgewählter Materialien“, weiß er. Auch auf diesem Ge-
biet wird Christoph Wilhelmi nachziehen.
Die „Schokoladenseite“ des Andernacher Stadtmuseums: Das Unterneh-
men von Malermeister Willi Wilhelmi sorgte für den Fassadenanstrich.
Sowohl Willi Wilhelmi (rechts) als auch sein Sohn Christoph sind Maler-
meister und haben „ihren“ Betriebswirt des Handwerks gemacht.
Altes
Schloss in
neuem
Glanz
Handwerker restaurieren Schloss Stolzenfels - Großprojekt im Vorfeld der Bundesgartenschau 2011
Auf die Restaurierung historischer Bausubstanz spezialisiert: Maurer vom
Bauunternehmen Otto Thelen aus Oberfell/ Mosel stemmen den Putz an der
Fassade von Schloss Stolzenfels bei Koblenz ab.
Das HwK-Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege in Herrstein bietet
als Lehrgang u. a. die Qualifizierung zum Restaurator im Handwerk für Mau-
rer, Maler, Lackierer und Tischler an. Neben Grundlagen der handwerkli-
chen Restaurierung stehen der Umgang mit historischen Materialien und Ar-
beitstechniken sowie Sanierungstechniken auf dem Stundenplan.
Infos und Anmeldung: Tel.: 06785/ 9731-761, E-Mail:
Neuer Kurs in Herrstein: Restaurator
Es gehört zu den herausragenden
Baudenkmälern imWelterbe Obe-
res Mittelrheintal: Schloss Stolzen-
fels will sich bei der Bundesgarten-
schau 2011 in Koblenz von seiner
schönsten Seite zeigen. Deshalb ha-
ben Handwerker mit umfassenden
Renovierungsarbeiten begonnen.
Der ersten handwerklichen Spitzen-
leistung begegnet man schon auf
dem Fußweg zum Schloss: Um wei-
te Teile der Fassade herum haben
Profis von Spezialgerüstbau Löhr
ein hohes Baugerüst montiert. „Die
jetzt begonnenen Arbeiten sind der
Auftakt der statischen Sicherung
und der Außensanierung des Schlos-
ses“, erklärt Albert Diehl, Leiter der
Bauabteilung der Generaldirektion
Kulturelles Erbe, Direktion Burgen,
Schlösser, Altertümer. „Die histo-
rische Bausubstanz wird instand ge-
setzt, der Entrée-Bereich neu geord-
net, der Lennésche Park wiederher-
gestellt.“ Verantwortlich für dieAus-
führung des Projektes ist der Lan-
desbetrieb für Liegenschafts- und
Baubetreuung (LBB), der auchAuf-
träge an Handwerksbetriebe ver-
gibt. Einer davon ist das Bauunter-
nehmen Thelen aus Oberfell. „Wir
stemmen den vorhandenen Putz an
der Bruchsteinmauer ab, damit das
Mauerwerk wieder atmen kann“, er-
klärt Maurermeister und Betriebsin-
haber Otto Thelen. Mit einer Beein-
trächtigung ihres Stolzenfels-Be-
suchs müssen Touristen übrigens
nicht rechnen. Denn zum einen ist
eine Besichtigung nach wie vor un-
eingeschränkt möglich, zum ande-
ren bietet sich gerade jetzt die Mög-
lichkeit, dem ein oder anderen Res-
taurierungsfachmann über die Schul-
ter zu schauen. „Die Sanierung ist
vor einigen Wochen angelaufen,
doch der größte Teil der Instandset-
zungsarbeiten folgt erst in den kom-
menden Jahren“, sagt LBB-Projekt-
leiter Manfred Bullinger. Wie gründ-
lich diese ausfallen werden, lässt die
Höhe der bereitgestellten Mittel er-
ahnen: Insgesamt 15 Millionen Euro
hat das Land Rheinland-Pfalz laut
LBB für die Renovierung von
Schloss Stolzenfels reserviert.
Tischler bei der Aufarbeitung
des historischen Kreuzgangs
vor. Dies hatte so zu gesche-
hen, dass der barocke Charak-
ter der Architektur wieder
zum Vorschein kam.
„Bei der Restaurierung
von Kirchen haben wir
schon öfter mitgeholfen,
aber in einem Kloster ar-
beiten wir zum ersten Mal“,
erzählt Steinmetzgeselle Udo
Walther vom Miehlener Stein-
metzbetrieb Kornmesser. Groß-
flächige Platten aus hellem Sand-
stein haben die Kornmesser-Mit-
arbeiter im Kreuzgang verlegt,
sie setzten neue Stufen und be-
festigten Sockelleisten.
Während drei Steinmetze die
letzten Platten verfugen, be-
ginnt Elektroinstallateur
Patrick Haas damit,
Pendelleuchten an der
Decke des Kreuz-
gangs zu befestigen.
„Unser Betrieb ist
für die Beleuchtung
im ganzen Gebäude
zuständig“, erzählt der
Geselle, der bei Elektro Fuchs
in Laurenburg beschäftigt ist. An-
dere aufwändige Elektro-
arbeiten im Kloster
führten Mitarbeiter der
Albert Pulte GmbH in
Montabaur aus. Und
auch Profis von der
Tischlerei Zils aus
Eschbach und
Zimmerer der
Braubacher Holz-
bauWagnerGmbH
gingen bei der Ar-
beit so sorgsam
vor, dass es tat-
sächlich gelang, den
historischen Charak-
ter des Gemäuers
zu erhalten.
Voraussichtlich im Sommer 2008
werden zur Freude von Diakon Fi-
scher und seiner Gemeinde sämtli-
che Sanierungsarbeiten im Kloster
abgeschlossen sein. „Wenn alles fer-
tig ist, werden wir ein großes Fest
in Strüth feiern. Das steht jetzt schon
fest“, kündigen Peter Fischer und
Bauleiterin Marion Satony-Koch
schon mal an.
Weiterbildung
Fachwerkbau
Um Sicherung, Sanierung und Mo-
dernisierung von Fachwerkbauten
geht es in einem HwK-Weiterbil-
dungskurs ab 21. Juni an drei Tagen.
Gearbeitet wird an einemhistorischen
Fachwerkhaus von 1715. Kursinhalte
sind Materialkunde und die An-
wendung fachgerechter Techniken.
Infos und Anmeldung bei der
HwK Koblenz, Tel.: 06785/ 97
31-0,
1...,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12 14,15,16
Powered by FlippingBook